Praxis Bass
Von den drei Preamp-Styles, die das Classic zur Auswahl bietet, ist der Fender Preamp ohne Frage am besten für den E-Bass geeignet. Ich werde mich deshalb auf dieses Modell beschränken und den Preamp-Wahlschalter im Praxistest in der Stellung “Bass” belassen.
Zur Feinabstimmung der Klangnuancen bietet das Sansamp Classic insgesamt acht sogenannte Character-Switches, die mittig auf der Front des Pedals sitzen. Mit Blick auf die extrem dicht nebeneinander platzierten Miniatur-Schalter wird sicher jedem sofort klar, dass sich das Pedal nicht gerade ideal für radikale Klangveränderungen während einer Live-Performance eignet.
In der Tat wird dann in der Bedienungsanleitung auch erklärt, dass die Einstellung während des Gigs konstant bleiben sollte, nachdem der bevorzugte Sound mit den kleinen Schaltern gefunden wurde. Es handelt sich beim Klassiker von Tech21 also um das Gegenmodell zu den modernen “Preset-Schleudern”, mit denen man für jeden Song den passenden Sound auf Abruf zur Verfügung hat.
Dennoch hätte es meiner Meinung nach nicht geschadet, wenn Tech21 das Interface bei der Neuauflage etwas anwenderfreundlicher gestaltet hätte – die Character-Schalter sind wirklich nur für Feinmotoriker mit extrem grazilen Fingern einigermaßen gut zu bedienen.
Aber wie auch immer, kommen wir zum Kapitel “Sound” und hören uns anhand der folgenden Audiobeispiele an, was das Sansamp Classic für uns Tieftöner so zu bieten hat. Ich habe für die Audios ausschließlich Beispiel-Einstellungen aus der Bedienungsanleitung des Sansamp Classic verwendet und nur leichte Anpassungen vorgenommen, damit die Sounds mit meinem passiven Jazz Bass gut funktionieren.
Wir starten mit zwei cleanen Sounds, die sich im Charakter schon ziemlich unterscheiden: Beim ersten Beispiel waren die Character-Switches Low-Drive, Clane-Amp, Vintage-Tubes und Close-Miking aktiv. Das Resultat ist ein eher milder und vintageartiger Sound, der nicht zuletzt durch die Boxensimulation “Close-Miking” sehr voll und organisch klingt.
Der zweite Sound ist deutlich präsenter und direkter, obwohl ich den oberen Bereich mit dem High-Regler schon deutlich zurückgenommen habe. Für die Soundveränderung ist im Wesentlichen die Character-Einstellung verantwortlich – bei der Aufnahme stand jetzt nur noch der Clean-Amp-Switch in der Position “ON”. Hier wird sehr schön deutlich, wie stark sich der Sound alleine mit den kleinen Schaltern in verschiedene Richtungen formen lässt.
Im nächsten Clip hört ihr einen weiteren schönen Vintage-Sound, beim welchem abermals die Character-Einstellung des Clips “Clean1” zum Einsatz kommt. Durch eine deutliche Absenkung der Hochmitten und der Höhen mit den Reglern “Presence” und “High” wirkt der Sound hier allerdings noch ein wenig milder wärmer:
Tech21 ist davon überzeugt, dass man mit dem Sansamp Classic auch den legendären Röhrenboliden aus dem Hause Ampeg nachahmen kann. Nachfolgend hört ihr die beiden Beispieleinstellungen “Ampeg SVT” und Ampeg SVT heavy”, die ich tatsächlich ziemlich überzeugend finde.
Beim zweiten, etwas dezenter angezerrten Sound kommt zusätzlich zu den Character-Switches Low-Drive, Clane-Amp und Vintage-Tubes der Mid Boost I zum Einsatz. Die Obertöne rücken dementsprechend deutlicher in den Vordergrund und der Sound besitzt nun auch mehr Biss.
Für dich ausgesucht
Damit sind wir schon mitten im Thema “Overdrive-Sounds” angelangt und verschaffen uns einen Eindruck davon, was das Pedal für die Freunde der härteren Gangarten zu bieten hat.
Im ersten Clip hört ihr einen fettern, aber noch eher mäßig verzerrten Sound, bei dem lediglich die Character-Switches Clean Amp und Close Miking auf “Off” stehen – alle anderen sind aktiv. Ein sehr organisch und warm klingender Overdrive-Sound für klassische Rock-Genres, wie ich finde.
Im letzten Beispiel geht es dann etwas heftiger zur Sache: Die Mitten sind durch den Character-Switch II jetzt deutlich aggressiver; außerdem habe ich den Zerrgrad mit dem Amplifier Drive Regler (auf Stellung 12 Uhr) etwas verstärkt. Der böse Overdrive-Sound passt hervorragend zu einem guten alten Preci und setzt sich selbst im heftigsten Bandsound noch sehr gut durch.