Praxis
Die Konsole wird für den ersten Praxischeck zunächst via USB mit einem MacBook verkabelt. Dabei fällt mir auf, dass der Stecker für meine Begriffe etwas wackelig in der Buchse sitzt. Hier hätte eine Vertiefung Abhilfe schaffen können. Da es zum Erscheinen des Geräts bereits in den News-Meldungen unter anderem zu lesen war, dass Tiësto einige DJ-Kurse beigesteuert hat, zunächst gleich mal der Ausflug zur Website. Den Zugriff auf die Tutorials und einige weitere Inhalte der Website bekommt man erst nach Abschluss einer Registrierung, die auch für die Next-Beat-Version der Beatport DJ-Umgebung vorausgesetzt wird.
The next beat Website
Gesagt, getan und nachdem üblichen Prozedere öffnet sich der gespannt erwartete Tutorial-Kosmos. Allerdings stammen die Videos hier nicht von Tiësto selbst, sondern von DJ Mike Williams, der einige für Einsteiger nützliche Clips bereitstellt:
- Essentials Videos
- Intermediate Videos
- Setup Videos
Themen also, die die sich mit der Einrichtung und Bedienung des Geräts beschäftigen, Tipps zum Mixen geben und für die entsprechenden DJ-Programme nützlich sind.
Für die ersten Schritte in Richtung DJing keine schlechte Sache, besonders wenn man es nicht mag, Handbücher zu lesen. Die gibt’s für den next beat übrigens nicht, was ich persönlich etwas schade finde.
The next beat und Beatport DJ
Beatport DJ ist eine DJ-App, die im Browser läuft und in Verbindung mit einem Beatport Link-Abo, das 30 Tage kostenlos ist, ermöglicht sofort mit dem Beatport-Katalog zu mixen, ohne zuvor Tracks zu kaufen. In erster Linie ist dieses Angebot auf elektronische Genres gemünzt.
Für dich ausgesucht
Über den Next-Beat-Login wird ein spezielles Beatport-DJ-Layout realisiert, bei dem ihr auch das Audio-Routing für euren Controller konfigurieren könnt. Zunächst aber zur Software. Diese kommt mit grundlegenden DJ-Funktionen, 10 Effekten, Loops und Hotcues etc.
Das Web-Interface ist in einen Lern- und einen Play-Bereich unterteilt. Erstgenannter ermöglicht es, mit ein paar kostenlosen Tracks in die Materie einzusteigen. Letztgenannter umfasst den Katalog von 6 Millionen Titeln, benötigt aber besagtes Abo, um mit diesen in voller Länge aufzulegen und nicht begrenzt auf 2 Minuten.
Der Musik-Browser ist übersichtlich gestaltet und hat neben DJ-Charts, Genres und Playlisten diverse erkundenswerte Kurationen wie Trending Labels und Artists zu bieten.
Audio Setup und Performance
Allerdings muss ich anmerken, dass mir das 4-Kanal-Audio-Setup über die Isometrische Boxenanordnung in den „Audio-MIDI-Settings“ am Mac nicht zusagt. Zum einen, weil die Gesamtlautstärke des Master- und Kopfhörerausgangs somit auch vom Systemlautstärkeregler abhängig ist, da das Next-Beat-Interface als Systeminterface zur Audioausgabe deklariert werden muss. Hier war dann nur eine (für mich) adäquate Kopfhörerlautstärke zu realisieren, indem der MacOS Systemlautstärkeregler weit aufgerissen wird, was dazu geführt hat, dass beim Öffnen des Lautstärkereglers der Monitorboxen auch diese ziemlich laut tönten. Das separate Pegeln der „Master und Headphone Speaker“ hatte unter macOs BigSur hier leider keine weiteren Auswirkungen.
Hinzu kommt, dass es im Test-Umfeld wiederholt Probleme mit dem Buffering der Beatport-Tracks gab respektive MIDI am Controller lief, die ausgewählten Tracks indes nicht. Auch hatte ich auf einem Windows-Rechner damit zu kämpfen, dass die Play Umgebung wegen Session-Timeout trotz An- und Abmeldung nicht starten wollte (selbst nach einigen Tagen war der Fehler noch da, obwohl Cache und Cookies gelöscht wurden).
Eventuell ist dies als Momentaufnahme zu betrachten und man muss dabei berücksichtigen, dass sich die Beatport DJ App noch im Betastadium befindet. Bis dahin würde ich persönlich aber eher, sollte ich das Beatport Link Abo nutzen wollen, dieses innerhalb einer DJ-Software realisieren. Zwei weitere Programme, zu denen ich gleich kommen werde, sind ja diesbezüglich noch mit im Rennen. Allerdings muss DJ für das Beatport Streaming innerhalb einer DJ-Software dann (Stand: 12.01.2023) mindestens das Advanced Abo abschließen, sprich 14,99 Euro statt 9,99 Euro Basic pro Monat zahlen. Dies nur am Rande.
The next beat und Algoriddim
Mehr Funktionen bietet euch die Algoriddim Djay App. Auch hier könnt ihr euer Beatport-Abo nutzen, jedoch gibt es auch noch andere Streaming-Anbieter, falls ihr lieber Mainstream, Pop, Open-Source oder sonst etwas auflegt.
Neben dem Desktop/Laptop-Rechner könnt ihr mit DJAY so auch mit dem Tablet auflegen, falls ihr nicht die Mac-Version zu nutzen gedenkt (die Windows-Version funktioniert leider nicht von Haus aus mit dem next beat).
Mobile versus Laptop
Für das mobile Endgerät hat man sich eines besonderen Kniffes bedient. Audio kommt über Kabel, MIDI über Bluetooth. Der Hersteller legt dafür eine spezielle Strippe zur Verbindung mit dem Master- und Cue-Input am Controller bei, sodass bei Nutzung von Smartphone oder Tablet „vorgehört“ werden kann. Ihr kennt das Prinzip vielleicht vom Traktor-Split-Kabel (hier gibt’s unseren Workshop „Auflegen mit dem iPad“).
Ihr schließt einfach die mitgelieferte Lösung via Miniklinke an den Klinkenausgang des Smartphones oder Tablets an, so verfügbar. Ansonsten ist der Audioadapter von Apple eine Option. Dann werden der rechte und der linke Audiokanal separat in die Konsole geschickt, allerdings wieder auf zwei Kanäle verteilt. Der DJ erhält somit einen Vorhörkanal und einen Masterkanal, dabei gehen jedoch Stereoeffekte wie Panning verloren.
MIDI wird konzeptionell wie gesagt über Bluetooth realisiert. Die Verzögerungen sind dabei kaum wahrnehmbar. Habt ihr noch eine Powerbank für den DJ-Controller im Gepäck, seid ihr als Smartphone-DJ sogar stromunabhängig unterwegs. Dazu noch eine akkubetriebene PA-Box und der Rooftop-Gig kann starten.
Algoriddim Djay Po AI
Mit Algoriddim Djay bekommt ihr eine erprobte, äußerst leistungsfähige DJ-Software offeriert, die über viele tolle Features verfügt. Darunter Effekte, Loops, Cues, Videomixing, Sample-Player und mehr, die sich mit dem DJ-Controller gut steuern lassen. Ihr könnt dabei auch zwischen verschiedenen Layouts wählen, beispielsweise mit Wellenformen oder Turntables.
Wer sich für ein Pro-Abo entscheidet, bekommt zudem erweiterte FX und Neural Mix Option zum Stem-Mixing bzw. Live-Remixing. DJAY Music bringt zudem seit dem Update 4.1 etwa 1000 Tracks unterschiedlicher Genres wie House, Techno, Disco, Drum´n´Bass, Hip-Hop, R&B etc. zum Mixen mit. Klasse.
Mir persönlich sagt das Auflegen mit Algoriddim Djay Pro AI und diesem Controller via USB-Verbindung mehr zu, als mit dem Beatport/NextBeat Web-Interface oder Smartphone. Die Möglichkeiten sind im ersten Fall umfangreicher und man ist nicht auf eine Internetverbindung angewiesen. Im zweiten Fall spricht mich die Mono-Split-Lösung nicht so sehr an.
The next beat und Virtual DJ
Für die Nutzung des Next Beat wäre normalerweise entweder eine Pro Infinity Version erforderlich, die aktuell mit 348 Euro zubuche schlägt, oder ein Pro-Abo oder die Einzelcontroller-Lizenz für 116,- Euro. Ausprobieren ginge zwar auch so, denn der Controller kann bei jedem Neustart von VDJ für 10 Minuten genutzt werden. Aber Achtung:
Per E-Mail an den Next-Beat-Hersteller lässt sich – kostenlos – ein zusätzlicher Lizenzcode für Virtual DJ anfordern (Stand 01/2023). Es handelt sich dabei um eine Virtual DJ LE-Version, die an den Controller gebundelt ist.
Was die Bedienung und Performance in Verbindung mit Virtual DJ (Test erfolgte mit der Pro Infinity Version) angeht – das klappt plug’n’play und auch hier könnt ihr Musik von Streaming-Anbietern wie Tidal, Soundcloud und Beatport nutzen. Zudem offeriert das Programm in der vollen Ausbaustufe auch Videomixing, Broadcasting und DVS.
Konkurrenten
Der Next-Beat-Controller kostet 239,- Euro (Preise Stand 01/2023) und hat natürlich auch Mitbewerber in seinem Preissegment, die es ebenfalls auf einen Platz in eurem DJ-Setup abgesehen haben. Dazu zählen besonders der DJ-Control Inpulse von Hercules (279,- Euro) und auch der Native Instruments Traktor S2 MK3 (279,- Euro).
Vor dem Hintergrund das Optik, Design und Haptik immer auch eine persönliche Geschmacksfrage sind, unterscheiden sich die Kandidaten aber auch in Hinblick auf die mitgelieferte Software, Workflow und die Anschlussmöglichkeiten.
So kommt der Hercules DJControl Inpulse 500 inkl. Serato DJ Lite und DJUCED, bietet AUX-In und Klinkenausgänge, Tutorials und Sound-Content von Hercules, ermöglicht aber keine Tablet-Option oder Smartphone DJing.
NI Kontrol S2 MK3 hingegen offeriert eine iOS-Schnittstelle, ist dabei auf Traktor ausgelegt, das in Form der Traktor Pro 3 Vollversion für PC/MAC sowie als Traktor DJ 2 App für iPad in Erscheinung tritt.
The next beat – mögliche Alternativen
the next beat | Traktor Kontrol S2 | Hercules Inpulse 500 | |
Decks | 2 | 2 | 2 |
Inputs | 1x L/R Cinch , 1x 6,3 mm Klinke (Mikrofon) | 1x Mike 6,3 mm Klinke | Balanced-Mikrofon, Aux-Miniklinke, Aux-Cinch, Hercules Add-on |
Outputs | 2x L/R Cinch (Master, Tablet)Kopfhörer 6,3 und 3,5 mm | Master (3,5 mm und Cinch L/R), Kopfhörer 3,5 mm | Master Klinke, LR/Cinch, Kopfhörer 6,3 und 3,5 mm |
Bluetooth | ja/ja | nein | nein |
IOS/Android | ja/ja | ja/nein | nein |
Software | BeatportDJ, Djay, VDJ | Traktor | Serato, Djuiced |
Sonstiges | Pads, FX, Tablet-Preview-Routing | Pads, Mixer-Fx, iOS-Buchse | separate Mike und Aux-Sektion, Mixer FX, Pads, Beatmatching Guide |