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The Sound of Casa Teatro Ragazzi e Giovani, Turin

In meinem letzten Beitrag berichtete ich euch von meinen Erlebnissen mit der Performance-Gruppe She She Pop im Sherover Theatre in Jerusalem. In diesem Artikel geht es um die Einrichtung und Durchführung desselben Stückes, allerdings unter deutlich anderen Bedingungen im Casa Teatro Ragazzi e Giovani in Turin. Das „Festival Delle Colline Torinesi“ hatte uns eingeladen und die Kommunikation mit den örtlichen Technikern verlief vorbildlich. Demnach war mir im Vorfeld klar, was mich an Equipment erwarten würde. Dazu später mehr. Unser Spielort ist mit seinen 295 Sitzen deutlich „muggeliger“ als die Sherover Hall, daher fallen auch die technischen Anforderungen und Komponenten „dezenter“ aus. Wie sich dies im Detail darstellte? Einfach weiter lesen und ihr erfahrt es.

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Details

Eine Woche vor diesem Venue saß ich, wie ihr hier lesen könnt, an einem Yamaha CL5 in der Sherover Hall in Jerusalem. In Italien stellte man mir ein DM1000 vom gleichen Hersteller als Mischpult zur Verfügung. Moment, die haben doch eine App namens „File Converter“ im Repertoire, mit der sich bereits programmierte Desk-Files auf ein anderes Yamaha-Pult konvertieren lassen. Stimmt, doch bedauerlicherweise stellte sich heraus, dass ich die Dateien vom zuvor genutzten CL5 nicht zum DM1000 konvertieren konnte. Schade, somit musste ich die Show komplett neu programmieren.
Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden angesprochenen Pulten ist die Anzahl der vorhandenen Motorfader. Beim DM1000 sind es nur 16+1 und nicht 32+2 wie beim CL5. Da ich, wenn möglich, sehr gerne alles auf einem Layer habe (Inputs, Effekt-Returns und Output-Master), hieß es hier „Reduce to the Max“. In diesem Fall also vor allem, Kanäle zu pairen. Beim DM1000 muss man dazu nur einen der beiden Fader auf dem Custom-Layer platzieren und der andere läuft sozusagen identisch mit. Für das Stück „Frühlingsopfer“ habe ich sowohl die Stereo-Inputs vom Videozuspieler MacPro, als auch die von meinem MacBook intern gesplittet, also die jeweils identischen Signale nicht auf zwei, sondern auf vier Fader gelegt. Diese teilen sich dann nur den Preamp, lassen sich aber eben unterschiedlich bearbeiten, soll heißen EQ-en, delayen und routen – was ich speziell in diesem Stück gerne nutze. Demnach konnte ich hierdurch anstelle von acht einzelnen Fadern vier auf dem Custom-Layer platzieren.
Speziell beim DM1000 (und beim 01v96 von Yamaha) muss man sich allerdings einiger Bedienungsnachteile als Konsequenz des Pairens und Nutzens eines Custom-Layers bewusst sein. Verbindet man zwei Kanäle an besagten Pulten (was grundsätzlich nur mit 1-2,3-4 aber nicht in der Kombination 2-3,4-5 geht), hat dies einen absurden Effekt auf die Soundqualität. Das Signal wird deutlich leiser als im Normalzustand und verliert gefühlt etwas an Stereotiefe. Ebenso, liegt dann auf dem Custom-Layer offiziell nur die linke oder rechte Seite des Signals. Möchte ich jetzt Änderungen im Bus-Routing oder Panning vornehmen, muss ich über die normalen Faderbänke 1-16 oder 17-32 auch die dementsprechende Änderung am zweiten Stereo-Kanal vornehmen. Ganz schön viel Fachchinesisch, aber für jeden, der eines dieser beiden Digitalpulte bis ans Limit benutzen muss oder möchte, sehr wichtig zu wissen!
In diesem Fall konnte ich durch einen vergleichsweise langen Soundcheck und die Einrichtungszeit auf diese mir bekannten „Nachteile“ Rücksicht nehmen, alle dadurch nötigen Korrektureinstellungen vornehmen und hatte, nachdem auch die Outputs der Back-PA gepaired waren, fünf (!) Fader weniger auf dem Layer zu platzieren. Ein übersichtliches Layout, sozusagen.

Final beschriftetes Mischpult Yamaha DM1000
Final beschriftetes Mischpult Yamaha DM1000

Zu wenig Fliegen im Saal

Eine Sache, die in der technischen Vorkommunikation leider unterging, stellte sich dann doch als relativ große, sagen wir mal Herausforderung dar. Es gibt in dem Theater leider nur vergleichsweise wenig Hängemöglichkeiten, die auch das Gewicht der benötigten PA tragen können. Genauer gesagt nur eine. Die PA für das Festival, wie auch der Großteil des restlichen Equipments, wurde von einer Leihfirma gestellt. Pro Seite gab´s zwei Topteile d&b Q7 (horizontal als kleines Array) und je einen Q-Sub.
Am Abend vor der technischen Einrichtung unseres Stückes habe ich mir eine andere Performance im „Teatro“ angesehen, wo die Front-Anlage in einem sinnvollen Abstand und geeigneter Höhe zum Publikum hing und ich ging davon aus, dass dies für mich dann genau so sein würde. Da für unser Stück allerdings vier Projektionsschals auf eine sehr definierte Entfernung zu vier mitgebrachten Projektoren „geflogen“ werden mussten und zudem dahinter auch noch Licht in der gleichen Höhe, war dann leider klar, dass auch meine Anlage in dieser einzig beweg- und belastbaren Z-Brücke etwa in der Mitte der Bühne hängen musste.
Demnach musste ich die Lautsprecher anders winkeln und auch eine komplett andere Time-Alliance (Verzögerung der Lautsprecher zueinander) erstellen. Für die Einspielungen von Videodateien mit Ton kam mir die ungewöhnliche PA-Position sogar entgegen, da Bild und Sound dann tatsächlich nahezu von derselben Linie kamen.

Einzig möglicher Hängepunkt für Projektionsschals, Licht und Front-PA und gewöhnlich, aufgrund der Leinwandpositionen in der Mitte der Bühne.
Einzig möglicher Hängepunkt für Projektionsschals, Licht und Front-PA und gewöhnlich, aufgrund der Leinwandpositionen in der Mitte der Bühne.

Stützmikrofone oder nicht?

Hätte ich in diesem Theater allerdings so stark mit Stützmikrofonen arbeiten müssen, wie beim Gastspiel davor in Israel, hätte das fast ans Unmögliche gegrenzt. Die empfindlichen und hoch aufgerissenen Grenzflächen und Richtmikrofone hätten direkt auf die PA gezielt. So viele Frequenzen hätte man gar nicht ziehen können, damit es nicht koppelt und dann auch noch halbwegs erträgliche Sprachverstärkung aus den Boxen gekommen wäre. Daher ein Lob auf die Raumakustik des italienischen Theaters und auf die (der überschaubaren Größe geschuldeten) Schalltragfähigkeit.
Hinter den Darstellern und hinter einem Molton-Rücksetzer bauten wir zwei Fullrange-Lautsprecher auf

  1. um den Darstellern während der Musikeinspielung einen guten Monitorsound nicht nur von den Seiten zu gewährleisten
  2. um eine räumliche Tiefe zu erzeugen und auch die ersten beiden Publikums-Reihen noch abdecken zu können, jetzt wo die Anlage so weit hinten auf der Bühne hing.

Ebenso zielten zwei weitere Monitore an den Seiten der Bühne schräg nach vorn, klar für die Darsteller, aber eben auch um die ersten Publikumsreihen mit Sound zu versorgen. Zwei Subbässe standen noch auf der Nulllinie, sozusagen von der Show am Vorabend. Sie wurden von mir aber ebenso genutzt (dann zur weiter hinten hängenden Front-PA verzögert).

Fotostrecke: 2 Bilder … die Back-PA

Diese vier Lautsprecherebenen ging es dann an den zwei TE/Probetagen sehr sorgfältig zeitlich zueinander abzustimmen. Für zwei Szenen konnte ich schließlich doch nicht ganz auf Stützmikrofone verzichten und platzierte zwei Sennheiser ME66 nah in der Bühnenmitte links und rechts. Sie zielten dabei mehr von oben nach unten, um möglichst keine Feedbackschleife anzuregen. Durch diese technischen Tricksereien und natürlich aufgrund der herausragenden Performance der Darsteller wurde das Stück Frühlingsopfer der Gruppe She She Pop auch in Italien zu einem Erfolg.
Bis zum nächsten Mal
Euer Manuel Horstmann (Autor PA)

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