Schwer und schwer gesellt sich gern
Mit einem Kilogramm Abtropfgewicht ist das the t.bone RB 770 ein durchaus schweres Mikrofon. Wen es interessiert: Das ist noch lange nicht das Ende der Fahnenstange, manche AEAs und das Melodium 42Bn mit seinen dicken Alnico-Magneten sind weitaus wuchtiger. Dennoch ist für das RB 770 ein ordentliches, gerades Stativ nötig. Plant man dieOverhead-Nutzung bei Drumkit, den Reversebetrieb bei Vocals oder Instrumenten oder gar hohe Chor-, Orchester- oder Raummikrofonierung, sollte ein wirklich haltbares System zum Einsatz kommen. Es muss kein Starbird sein, aber ein ordentlicher Latch Lake, K&M oder dergleichen, vom Preis jeweils oberhalb des Mikrofons, sollte bei Galgenbetrieb schon Verwendung finden. Ein stabiler Ständer hätte auch einen anderen Grund: Das RB 770 ist nicht so aufwändig mit Gummi gedämpft. Je leichter das Stativ, desto geringer in der Regel die Trittschalldämpfung.
Materialien und Verarbeitung ok
Deutsche und japanische Mikrofone kann man reinen Gewissens als die am besten verarbeiteten bezeichnen. Das the t.bone RB 770, das zum Test vorlag, zeigte sich robust und ohne Fehler. Die Oberflächenbehandlungen durch die Schwarzverchromung und die Lackierung sind ordnungsgemäß, wenngleich keine Meisterstücke. Eingedenk des Preises geht das dies völlig in Ordnung.
RB 770 rauscht wenig
Durch die geringe Spannung, die bei Bewegungen des dünnen Metallbands im Magnetfeld erzeugt, ist das durch einen Preamp hochverstärkte Signal eines Bändchenmikros oft rauschiger als das von Kondensatormikrofonen. Das ist grundsätzlich auch beim RB 770 der Fall. An dem eher einfachen Audio-Interface wie dem, das ich für die Audiofiles benutzt habe, fällt der Unterschied zu passiven Bändchen aber absolut positiv aus. An hochwertigen Preamps war kein Unterschied zu den anderen Bändchen festzustellen.
Das t.bone RB 770 kann mit den Großen mitspielen
Dem ersten Eindruck nach sind die Klänge, die das t.bone an den Preamp kabelt, einem Coles 4038 gar nicht so unähnlich. Nun, Bändchen sprechen prinzipiell die gleiche Sprache. So ist auch das BR 770 leicht weich, mit einem runden, aber eher trockenen Bass, wenig Schärfe und zwar nicht sehr pegelstarken, aber dennoch durchaus luftigen Höhen. Im Vergleich zu den weiteren durchweg teureren Vergleichsmikrofonen AEA R84, Beyerdynamic M130, Stager SR-2N mkIII fällt das t.bone nicht negativ auf. Es kann durchaus mitspielen. Es gibt gleichwohl reichlich Unterschiede. Das AEA R84 klingt deutlich reicher und crisper, das Stager SR-2N ist saftiger im Oberbass und den Tiefmitten. Das Beyerdynamic M130 als notorisch natürlich und unaufgeregt klingendes Bändchen ebenfalls ein wenig dicker aufgestellt als das 770. Das t.bone RB 770 positioniert sich bei vielen Klangparametern schön in der Mitte. Es verbreitert S und T nicht so stark wie ein R84, ist aber auch nicht so schnell und knackig unterwegs wie das 4038. Greift man zu stärkeren EQs und Kompressoren, so zeigt sich, dass das Signal des RB 770 nicht ganz so tief editiert werden kann wie es bei den teureren Vertretern der Fall ist. Allerdings ist es bei Bändchen oft auch gar nicht nötig, exzessiv zu bearbeiten.
Der Proximity-Effect ist ausgeprägt, aber nicht so übertrieben, dass ich mich jetzt zu Vergleichen mit dem „Bass 770“ (einem Muscle Car…) hinreißen lassen könnte. Das Signal wird bei geringem Abstand dicker, fängt aber erst unterhalb von 10 cm an zu schwimmen und das Signal indifferent werden zu lassen. Dass die Höhen zu „leiden“ beginnen, findet schon bei etwas höheren Abständen statt. Beim File mit 10 cm Abstand ist das gut erkennen.
Für dich ausgesucht
Recht gut gelingt das „Nulling“, also das Verschwindenlassen von Bleed-Signalen wie benachbarten Instrumenten oder Reflexionen. Die Dämpfung bei 90 und 270° ist hoch, die Klangfärbung gering.
An vielen Quellen machte sich das RB 770 im Test sehr gut
Neben der menschlichen Stimme hat das Mikrofon auch an verschiedenen anderen Schallquellen zeigen können, was es leistet. Eine klassiche Aufgabe ist der Gitarrenamp. Es wird nicht verwundern, dass teurere Bändchen der Markenhersteller hier besonders bei cleanen Gitarren eine höhere Tiefe und Griffigkeit gezeigt haben. Allerdings sind die Unterschiede nicht riesig. Auch Holz- und Blechblasinstrumente wurden gut abgebildtet, die Akustikgitarre ebenfalls. Auch dort war vor allem das 4038 deutlich feingliedriger, dieses ist aber auch um „Welten“ teurer als das RB 770.