Praxis
Die Haptik von Handsender und Empfänger entsprechen der Preisklasse. Der Plastikschaft des ultraleichten Funkmikrofons ist nett anzusehen und liegt durchaus handschmeichelnd zwischen den Fingern. Doch auch wenn die Optik des TWS One HT in Richtung der höherwertigen Konkurrenz zielt, fühlt der Anwender hier einen deutlichen Unterschied zu teureren „Standardmodellen“. Das Batteriefach ist leicht zugänglich und mit eingelegten Batterien ist das Mikrofon sogar wunderbar ausbalanciert. Es liegt mit nahezu jeder Griffhaltung angenehm in der Hand und vermittelt zwar keinen wertigen, aber immerhin ein „sicheres Handhabungsgefühl“.
Gleiches lässt sich für den Empfänger sagen. Für meinen Geschmack wurde hier im Punkt Wertigkeit am deutlichsten gespart. So darf man beispielsweise bezweifeln, ob sein fragiler Volume-Regler eine halbjährige Welttournee (kleiner Scherz am Rande) über mehrere Kontinente überstehen würde. Im Proberaum oder beim Kneipen-Gig um die Ecke fällt so ein „Manko“ natürlich weniger bis gar nicht ins Gewicht. Aufgrund des kompakten und unprätentiösen Aufbaus beider Geräte fällt die Qualität der Fertigung aber an keiner Stelle so richtig negativ ins Gewicht. Einzig der An/Aus-Schalter des Funkmikrofons stellt für mich die größte Gefahr im praktischen Einsatz dar. Nicht nur, dass er kaum einrastet. Noch dazu ist sein Regelweg äußerst kurz und der Schieberegler selbst sehr leichtgängig. Außerdem wird auf der Bühne auch ein regelmäßiger Blick auf die Schalter-LED des Mikrofons nicht hilfreich sein, denn diese flackert beim Wechseln der Schalterposition lediglich kurz auf. Eine echte Statusanzeige stellt sie also nicht dar.
Funk- und Signalqualität
Das Pegelverhalten des Funksets ist gar nicht mal schlecht. Zwar ist die Ausgangsleistung deutlich schwächer als bei teureren, professionellen Geräten, doch lässt sich das Signal mit einem nachfolgenden Preamp problemlos auf einen ausreichenden Arbeitspegel bringen, ohne dass Rauschanteile störend ins Gewicht fallen würden. Überraschend gut verhält sich der Transmitter hinsichtlich Bewegungs- und Handgeräuschen. Ihre Übertragung ist vergleichsweise gering, sodass Künstler und/oder Sprecher sich ohne Probleme frei auf der Bühne oder im Raum bewegen können. Störendes Klopfen, Rascheln oder Knarzen konnte ich im Test nicht feststellen. Als Sender-Empfängerabstand für den Test der Funkstrecke habe ich auf eine Distanz von 5,50 Metern zurückgegriffen. Funk- und Signalqualität zeigen sich dabei auch in Bewegung stabil. Ein einfacher Test mit einer zeitgleich betriebenen Funkstrecke eines anderen Herstellers zeigt beim Testkandidaten keinerlei Einbußen in der Funk- oder Signalqualität. Was mir aber negativ auffällt, ist ein hochfrequentes „Fiepen“ des stationären Empfängers. Schaltet man den Handsender ein, wird dieser Dauerton nochmals etwas höher. Sicher wird das in einer lauteren Live-Umgebung nicht entscheidend sein, doch bei einer Präsentation im kleinen Seminarraum würde dieses Dauerpiepsen in meinen Augen zum Problem werden. Das gilt umso mehr, sollte noch ein zweites dieser Funksets parallel im Einsatz sein.
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Klang
Was mich am meisten erstaunt, ist der Klang des Funksets. Hier hätte ich dem TWS Vocal One am Wenigsten zugetraut. Aber eigene Vorurteile hin oder her: Für 49 Euro bekommt der Käufer einen ordentlichen Stimm-Sound geboten. Sicher, es handelt sich nicht um einen fein auflösenden High-End-Klang. Vielmehr bringt die Funkstrecke eine für Stimmen funktionale Frequenzverteilung mit: So sind beispielsweise die Bässe „rund“, wenngleich in der Nahbesprechung schon etwas „voll“ – insbesondere Sprechstimmen können hiervon profitieren. Eine deutliche Mittenanhebung (von 2-7 kHz) sorgt dafür, dass prägnante Frequenzanteile der menschlichen Stimme hervortreten. Dadurch wird das vom Funkmikrofon gelieferte Signal zweifellos auch im dichteren Mix eine gute Figur machen. Vollends erstaunt bin ich über den Frequenzbereich im Übergang von den oberen Mitten zu den Höhen. Hier sorgt das Mikrofon für eine dezent „matte“ Klangabbildung, die durchaus einen wertigen Charakter vermittelt. Wer hätte das gedacht?
Der plosive Charakter von Transienten wird vom TWS Vocal One HT nicht feinauflösend, sondern eher breit übertragen. Das Funkset bildet sie mehr druckvoll als filigran ab. Das soll aber nicht heißen, dass das charakteristische Schnalzen von [t]-Lauten im Signal komplett fehlen würde. Im Verhältnis zu den plosiven Anteilen spielen sie lediglich eine untergeordnete Rolle. Das mag mit einer gewissen Trägheit der Mikrofonmembran zusammenhängen. Das Gleiche lässt sich für die Umsetzung der Zischlaute nicht sagen. Sie kommen innerhalb des Stimmsignals gut zur Geltung und wirken ordentlich eingebunden. Hier hätte ich einen deutlich charakterloseren Sound erwartet.
Die Off-Axis-Besprechung des Funkmikrofons ist tadellos. Bis zu einem Winkel von 45 Grad lassen sich hier klanglich keine gravierenden Unterschiede feststellen. Jedoch gelangt das Mikrofon bei höherem Schalldruck an seine Grenzen. Im Audiobeispiel haben wir einen Test mit Heavy-Metal- und Hardrock-Vocals gemacht. Gerade an Stellen, an denen der Sänger stimmlich ein wenig Gas gibt, sind deutliche Verzerrungsanteile im Signal zu hören. Klanglich ist das Funkset damit nicht auf höchstem Niveau, kann sich unter Berücksichtigung des Preisniveaus aber sehen lassen. Wenngleich das TWS One HT kein allzu ausgewogenes Frequenzverhalten zeigt, bringt das Mikrofon Stimmen doch voll und präsent rüber.