Praxis
Bügel nicht so gut, fixes Kabel Geschmackssache
Ein Pärchen t.bone RB 500 kenne ich nicht nur aus diesem Test, sondern auch aus häufigem und langjährigem Einsatz im Studio eines befreundeten Musikers und Technikers. Defekte gab es dort keine zu vermelden, allerdings ist die Bügelkonstruktion etwas schwächlich, besonders die Verbindung zum Stativanschluss dürfte gerne etwas kräftiger sein. Eine einfache Schraube mit Unterlegplatte hält das gesamte Mikrofon und muss bei manchen Positionierungen nicht nur einfach das Gewicht aushalten, sondern bekommt es auch noch mit der Hebelwirkung des Mikrofonbodys zu tun. Über fixierte Kabel gibt es unterschiedliche Meinungen. AEA beispielsweise setzen darauf, ich selbst bin bei einigen AEA- und Stager-Mikros eigentlich oft froh darum, nicht immer noch ein Kabel suchen zu müssen, grummele aber, wenn ich dann doch verlängern muss und dafür Sorge zu tragen habe, dass das Kabel gut verstaut wird. Ärgerlich sind Kabelbrüche, die den Einsatz eines Lötkolbens nötig machen.
Warm? Sicher – aber mit Abstand zu teuren Mikros
Als Ribbon-Mic klassischen, passiven Aufbaus und eindeutigem Vintage-Look wird man kaum erwarten, dass es sonderlich spritzig zu Werke geht. Dem ist auch nicht so: Der merkliche Höhenabfall lässt das RB 500 warm wirken. Viele andere, deutlich teurere Mikrofone, ich denke hier vor allem an das AEA R84, sind im Bass allerdings deutlich fester, das RB 500 ist in den tiefen Frequenzbereichen etwas wolliger, runder – aber eben auch verzeihender und bauchiger. Die enorme Anreicherung der tiefen Frequenzen mit harmonischen Verzerrungen fällt beim RB 500 etwas moderater aus als beispielsweise beim Coles 4038, wodurch es im Vergleich etwas fahler und weniger charaktervoll wirkt. Ja, das war ein klares Plädoyer pro Coles, aber da spielt ja immer noch der Preis eine Rolle, nicht?
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Nahbesprechung wie bei den “großen”
Das t.bone-Bändchen zeigt sich bezüglich des anzuratenden Abstands wie ein alter Klassiker. Selbst die „großen“ AEA R44 und A440 strafen zu geringe Entfernung zur Schallquelle mit überbordendem und schwimmendem Bass. Das tut selten einem Klangbild gut. Anders sind hier viele modernere AEAs und etwa die Stager SR-2N, die auch bei zehn und 20 Zentimetern noch kontrolliert und vertretbar bassig spielen. Kommt das RB 500 also nicht für Homerecording, intim klingende Vocals und nahe Cabinet-Mikrofonierungen in Frage? Doch, allerdings wird man hier in meist am Preamp ein Hochpassfilter setzen wollen. Dann spielt es straffer und beherrschter.
Mitten leicht verrundend
Die Mitten lösen ganz ordentlich auf, sind aber natürlich alles andere als analytisch. Vielen Instrumentensignalen und auch so mancher Stimme tut es ganz gut, dass das Mikrofon im wichtigen Mittenbereich Signale eben nicht zackig-kantig, sondern leicht verrundend weitergibt.
Mit dem durchaus welligen grafischen Frequenzgang vor Augen könnte man in den Höhen eine sehr starke Färbung vermuten, die allerdings so extrem gar nicht ausfällt. Die Pegelrücknahme im Vergleich zu Kondensatormikrofonen ist beachtlich, die Detaildarstellung ist allerdings durchaus höher als bei vielen Tauchspulenmikrofonen. Allerdings zeigt sich hier, das erst ein hochwertiger Mikrofonvorverstärker dieses Potenzial ausschöpfen kann. Natürlicher ist etwas natürlicher das Beyerdynamic M130, akkurater das Stager SR-2N, bissiger, spritziger und crisper – wenn man bei Ribbons davon reden mag – das AEA R84. Insgesamt ist das t.bone RB 500 also genau da positioniert, wo man ein typisches Bändchenmikro verorten würde, was es einmal mehr als sinnvolles Einsteiger-Bändchenmikrofon ins Spiel bringt.
Patternstabil
Patternstabil ist das RB 500 als klassisches Ribbon natürlich, die Off-Axis-Rejection und die Färbung im seitlichen Bereich ist vergleichbar mit der des Coles 4038.
Bei Signalen mit mittlerem Pegel, wie etwa den mit dem Kölner Sänger Chul-Min Yoo aufgenommenen Vocals, zeigt sich das t.bone schön agil, bei höheren Pegeln schaffen es teurere Mikrofone dieses Bautyps jedoch besser, den Klang bei kurzzeitigen Peaks mit gezielter harmonischer Anreicherung etwas edler klingen zu lassen.