Praxis
Schwer und manchmal unpraktisch
Die Verarbeitung des the t.bone SC 1200 geht in Ordnung, die Rundungen sind recht präzise ausgeführt. Die dunkle Verchromung ist vernünftig ausgeführt, allerdings ist das Mikro dadurch recht empfindlich gegen Fingerabdrücke. Das schwere Mikrofon zu positionieren ist nicht immer einfach. Zunächst bedarf es eines ordentlichen Mikrofonstativs. Besonders bei Galgennutzung benötigt an eigentlich ein wirklich solides. Fun Fact: Im Test hing das Mikrofon an einem Triad-Orbit Starbird – dieser kostet ein Vielfaches des getesteten Mikrofons! Weil man beim Mikrofonieren oft mit Winkeln arbeitet, ist es natürlich begrüßenswert, dass das Mikrofon auf dem Bügel bewegt werden kann. Allerdings macht beim Rückwärtskippen der XLR-Stecker schnell einmal einen Strich durch die Rechnung, selbst dann, wenn es sich um einen gewinkelten handelt. Bei den Bändchenmikrofonen, die dieses Gehäuseform haben, wäre das im Regelfall einfach zu lösen, denn die Richtcharakteristik Acht lässt sich in den meisten Fällen einfach umdrehen und das Signal in der Phase invertieren. Natürlich kann man zum Kippen nach hinten das Kabel abziehen und nach dem Schwenk wieder einstecken, doch sollte dafür zur Sicherheit die Phantomspeisung am Preamp deaktiviert werden.
Kann sich mit teureren messen
Was die klanglichen Eigenschaften angeht, zeigt das SC 1200, dass es sich mit teureren Großmembran-Kondensatormikrofonen mit reiner Nierencharakteristik messen kann. Rode NT1-A, Aston Origin oder Lewitt LCT 440 Pure spielen qualitativ in der gleichen Liga, kosten aber (etwas) mehr. Allerdings ist das Rauschen des Rode und des Lewitt geringer, was bei manchen Anwendungen vorteilhaft sein kann, etwa als Raummikrofone. Dennoch: Dass vernünftige Materialien zu einem ordentlichen System zusammengefügtt wurden, ist unter anderem daran erkennbar, dass das Signal recht straff ist, dynamische Feinheiten für diese Preiskategorie gut aufgelöst darstellt und dabei nicht stark “verschmiert”. Im Test musste es sich bezüglich dieser Eigenschaften dem Mojave MA-201FET geschlagen geben, welches allerdings schon mit einem Vielfachen des Preises zu Buche schlägt und ebenfalls viel leistet für’s Geld. Vor allem auf den kurzen Konsonanten fällt auf, dass das 201FET ein wenig trockener und schneller kling. Nicht nur bei Stimmen, auch bei Schlaginstrumenten und Akustikgitarren kann sich das bemerkbar machen.
Das 1200 wirkt “vollständig”, ohne auffällige Überbetonungen oder Lücken. Auch im Nahbereich ist die Stimme nicht mumpfig, was daran liegt, dass das Mikrofon recht kräftige Höhen ausgibt. Im Homerecording ist das eine oft willkommene Eigenschaft, bei der Arbeit mit größeren Abständen nehmen dann schnell Raumreflexionen Überhand, wie die Audiobeispiele schon bei 30 Zentimetern Abstand verdeutlichen. Im Schärfebereich der Stimme nimmt das t.bone nicht so viel zurück wie viele andere moderne Großmembraner, allerdings gelingt es trotzdem, ein vernünftiges Stimmensignal einzufangen, ohne direkt stark mit dem EQ eingreifen oder gar einen De-Esser bemühen zu müssen.
Für dich ausgesucht
Auffallend unanfällig ist das the t.bone SC 1200 gegenüber Wellenfronten, die an anderen Mikrofonen Poppgeräusche auslösen können. In vielen Fällen kann auf ein Poppfilter verzichtet werden. Der Grund für diese positiven Eigenschaften ist vornehmlich in der Form des Mikrofons zu suchen. Allerdings hat diese auch Nachteile, denn der überall gleiche Radius nicht nur des Korbs, sondern des kompletten Mikrofonkorpus’, aber auch das Lochblech mit seinem homogenen Lochmuster tragen zur Bildung von Resonanzen bei, die man im Signal auch schwach erkennen kann. Damit steht das SC 1200 aber nicht alleine, es gibt so einige Mikrofone, bei denen das der Fall ist (und zu den Klangeigenschaften beiträgt).