Praxis
Mikrofon the t.bone SC 440 USB
Das Mikrofon macht beim Auspacken einen guten Eindruck. Vollständig aus Metall gefertigt und mit einem goldfarbenen Zierring versehen, tritt es vertrauenserweckend auf. Alle Bauteile wirken solide gefertigt und sauber verarbeitet. Da keine proprietären Treiber mitgeliefert werden, sondern stattdessen auf Plug&Play gesetzt wird, gelingt die Inbetriebnahme des USB-Mikrofons auf Anhieb. Aber Achtung! Bei der Kompatibilität des USB-Mikrofons müssen deutliche Abstriche gemacht werden. Zwar kann es problemlos unter Windows 2000/XP/Vista/Win7 und Mac OSX betrieben werden (dort etwa mit Garage Band und Logic). Es ist jedoch nicht kompatibel mit Windows 8 und 8.1. Das ist für manchen Interessenten sicher schon das Aus in Sachen Kaufentscheidung.
Mikrofonstativ Millenium MS-2003
Auch das Mikrofonstativ Millenium MS-2003 wirkt auf den ersten Blick brauchbar. Streben und Winkelelement sind aus Metall gefertigt und entsprechend solide. An den Fußenden bietet es mit Gummistoppern ausreichend Rutschfestigkeit und schont zugleich den Untergrund. Es lässt sich bis auf eine Höhe von knapp 1,60 m ausziehen und kann deshalb auch als Galgenstativ eingesetzt werden, da die meisten Podcast-Freunde ihre Episoden wohl an einem Schreibtisch aufzeichnen. Ehrlich gesagt leuchtet mir aber aus genau diesem Grund nicht ein, warum ein Podcast-Bundle ein Stativ benötigt, wie es für den Live- und Bühneneinsatz verwendet wird. Hätte es hier nicht auch ein deutlich kleineres Tischstativ getan? Wie auch immer… Erfreulich ist, dass als Bonus ein zusätzliches Reduziergewinde auf dem Galgenarm des Stativs steckt. Allerdings scheint dessen Gewinde nicht ganz sauber geschnitten worden zu sein. Es wirkt deshalb etwas grob. Beim Anschließen des USB-Kabels fällt mir zudem auf, dass zum Stativ keine Kabelführungsklemmen gehören. Das ist insofern ärgerlich, als dass das Kabel deshalb wenig flexibel verlegt werden muss.
Spinne, Popkiller und USB-Kabel
Die elastische Aufhängung des the t.bone SC 440 USB ist im Wesentlichen aus Blech und Gummibändern gefertigt und erlaubt eine schnelle, einfache und gut entkoppelte Aufstellung des Mikrofons. Der anklemmbare Popkiller t.bone MS 180 befindet sich zwar in einer etwas lieblosen Plastikverpackung, erfüllt jedoch mit einem Durchmesser von über 15 cm und seinem 20 cm langen elastischen Arm wunderbar seinen Zweck. Dank Schraubklemme lässt er sich ganz einfach anbringen. Jedoch ist er ausschließlich für die horizontale Anbringung konzipiert. An einem vertikalen Stativarm rutscht der Popfilter dagegen unaufhaltsam nach unten, ganz gleich, wie fest seine Justierschraube auch angezogen wird. Ein positiver Punkt, den der Popfilter mitbringt, ist ein Gelenk, mit dessen Hilfe sich der bespannte Rahmen nach vorn oder hinten abkippen lässt. Das ist eine feine Sache und erleichtert seine passgenaue Justierung.
Mitsamt Spinne, Kabel und Popschutz kommt das Setup auf ein Gewicht von deutlich über 800 g. Deshalb kann der Mikrofonarm des Galgenstativs nicht vollständig ausgefahren werden. Andernfalls zieht das Gewicht des Mikrofon/Spinne/Popkiller-Setups den Arm nach und nach in Richtung Fußboden. Denn – zu dumm – das Gelenk des Stativs lässt sich einfach nicht ausreichend fest einstellen. Hier wäre eine Rasterung des Winkelgelenks die Lösung. So aber werden die Aufstellmöglichkeiten des raumgreifenden Mikrofonstativs deutlich eingeschränkt.
Das USB-Kabel sollte mit seiner Länge von etwa 3 m in den meisten privaten Umgebungen ein müheloses Recording ermöglichen. Wem das nicht reicht, kann die Entfernung zwischen Mikrofon und Rechner mit Hilfe des zusätzlichen USB-Verlängerungskabels nochmals um weitere 3 m vergrößern. Der Rechner samt Recording-Software muss also nicht unmittelbar neben den Füßen des Sprechers stehen. Aber Halt! Da war doch noch etwas? Genau: Die maximale Kabellänge der USB-Spezifikation 2.0 beträgt lediglich 5 m. Na sowas … In meinem Studio habe ich die Erfahrung gemacht, dass USB-Kabellängen von 5 bis 10 m am besten ohne Zwischenverbindungen funktionieren oder besser noch per USB-Repeater unterstützt werden. Beides Faktoren, die das Bundle nicht bieten kann. Insofern kann die Signalübertragung mithilfe der im the t.bone SC 440 USB Podcast-Bundle enthaltenen USB-Kabel klappen – muss aber nicht.
Magix Samplitude11 Pro X Silver
Als Recording-Software liegt dem Podcast-Bundle Magix Samplitude Pro X Silver bei. Dabei handelt es sich um eine deutlich abgespeckte Light-Version des beliebten Softwarestudios. Auch wenn die Silver-Variante gegenüber der Vollversion einige Einschränkungen zu bieten hat, dürften Podcast-Neulinge mit dem Programm gut bedient sein. Immerhin lassen sich bis zu acht Spuren aufzeichnen und maximal je zwei Submix- und AUX-Busse anlegen. Bis zu vier Instrumente und vier Plug-Ins pro Spur lassen sich einsetzen. Die gleichzeitige Nutzung von vier Stereo- oder acht Mono-Eingängen lässt sogar Podcast-Interviewrunden möglich werden (sofern das Setup um ein entsprechendes Audio-Interface erweitert wird.). Einige bewährte Samplitude-Effekte zur Frequenz- oder Dynamikbearbeitung der Aufnahmen oder zur Aufbereitung mit Delay sind ebenfalls enthalten. Mit der Exportfunktion lassen sich WAV-, MP3- und weitere Dateiformate ausgeben. Das Programm unterstützt Multicore-Rechner und läuft sowohl auf 32-bit- als auch auf 64-bit-Systemen.
Das klingt soweit vielversprechend. Jedoch müssen auch hier Einschränkungen in Kauf genommen werden: Die Software ist nämlich nicht Mac-kompatibel. Der Versandhandel des Bundles geht wohl davon aus, dass Mac-User auf Garage Band zurückgreifen können werden. Außerdem ist die Samplerate der Recording-Projekte auf maximal 44,1 kHz begrenzt.
Für dich ausgesucht
Buch Das Recording-Studio
Beim beiliegenden Buch handelt es sich um einen kleinen zweisprachigen Ratgeber. Er vermittelt auf wenigen Seiten, worauf es bei den Bestandteilen von Recording-Setups ankommt. Zentrale Begriffe werden erläutert, wesentliche Aspekte von Audio-Computern und Studioakustik werden angeführt. In knapper Form erfährt der Laie hier in Kurzfassung, worauf es beim Recording zu achten gilt. Das Ganze ist angenehm übersichtlich gehalten und deshalb besonders für Einsteiger absolut praktisch.
Anschluss
Das Anschließen des Mikrofons funktioniert im Test reibungslos. Unter Windows 7 erscheint unmittelbar nach dem Einstecken des USB-Kabels in den Rechner der Ballon-Tipp “Installieren von Gerätetreibersoftware” gefolgt vom beruhigenden Pop-Up “Das Gerät kann jetzt verwendet werden”. Los geht’s, so dass wir zur Frage der Fragen kommen können, die da lautet…
Wie gut klingt günstig?
Zunächst mal kann ich festhalten, dass sich die Länge der miteinander kombinierten USB-Kabel im Test nicht negativ ausgewirkt hat. Die sechs Meter lange USB-Verbindung arbeitete zuverlässig und störte die Aufnahmen zu keiner Zeit. Soviel erstmal zu Theorie und Praxis der Kabellänge nach USB-Spezifikation.
Klanglich habe ich vom the t.bone SC 440 USB vor dem Test nicht allzu viel erwartet. Umso erstaunter bin ich, dass sich das Rauschen des Mikrofons einigermaßen in Grenzen hält. Dennoch ist hier unbedingt auf das richtige Maß von Mikrofonabstand und Anpassung der Mikrofonlautstärke im Rechner zu achten! Andernfalls ist der Signalpegel in der Recording-Software supergering. Auch wenn das Eigenrauschen des Mikrofons deutlich höher als bei teureren Konkurrenten ausfällt, lässt sich mit dem the t.bone SC 440 USB immer noch arbeiten.
Ein satter Nahbesprechungseffekt sorgt für einen vollen Stimmsound. Von übertriebenem Wummern keine Spur. S- und Zischlaute sind nicht fein aufgelöst, aber mit einer leichten Schärfe vorhanden. Die Frequenzen des Präsenzbereichs kommen einigermaßen zur Geltung und unterstützen die Sprachverständlichkeit in gewissem Maß. Insgesamt klingt das Mikrofon im Vergleich zu anderen USB-Kandidaten der Großmembran-Kategorie leider deutlich muffig, das Stimmsignal insgesamt ein wenig “belegt”. Aber auch wenn der Stimmklang, den das USB-Mikrofon abliefert nicht gerade feinsinnig daherkommt, ist es doch immer noch erstaunlich was heute für wenig Geld alles machbar ist.
Zunächst mal gab es im Test dank der elastischen Aufhängung via Spinne während der Aufnahmen zu keiner Zeit Probleme mit Körperschallübertragung. Erfreulicherweise bleibt der bescheidene Stimmklang auch bei einer Mikrofonbesprechung jenseits der Hauptachse immerhin recht stabil. Selbstverständlich wird das Signal leiser und der Nahbesprechungseffekt ist weniger deutlich ausgeprägt, keine Frage. Von einer deutlichen Änderung des Klangbilds aufgrund der Supernierencharakteristik des Mikrofons kann allerdings nicht die Rede sein. Somit eignet sich das the t.bone SC 440 USB durchaus auch für ungeübte Sprecher, die sich vorm Mikrofon auch mal in die eine oder andere Richtung bewegen.
Entferne ich mich auf einen Abstand von etwa 20 cm zum Mikrofon, fällt der Signalpegel aber doch rapide ab. Logischerweise fallen bei dieser Entfernung zum Mikrofon dann auch die Rauschanteile deutlicher ins Gewicht. Deshalb lässt sich das the t.bone SC 440 USB leider nicht sehr flexibel einsetzen. Die besten Ergebnisse erzielt man, wenn man dem Sprecher das Mikrofon direkt “auf die Nase klebt” – wie man so schön sagt. Dann bekommt man mit dem satten Nahbesprechungseffekt für wenig Geld einen immerhin brauchbaren Broadcast-Sound für Einsteiger… nicht mehr, aber eben auch nicht weniger.