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the t.bone SC1100 Test

Praxis

Auf Richtcharakteristik Niere gestellt, kann das preiswerte Werkzeug direkt verblüffen, denn offensichtlich muss man aufgrund des kleinen Wertes vor dem Eurozeichen keinen dumpfen, verwaschenen Sound in Kauf nehmen. Im Gegenteil: Das SC1100 ist erstaunlich spritzig und „kristallig“. Dies fällt vor allem bei scharfen Konsonanten wie dem “S” und dem “T” auf, aber auch Kombinationen wie “ks” (bei “makes” im Beispielfile). Es ist bei Mikrofonen nicht primär der Pegel, der über die Übertragungsqualität bei hohen Frequenzanteilen entscheidet, vielmehr ist hier die “Schnelligkeit” ausschlaggebend. Reine Pegelverhältnisse kann später zur Korrektur ein Equalizer verändern.

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Vocals Niere I Vocals Niere II Vocals Niere HPF Vocals Kugel Vocals Acht Vocals Vergleichsmikro I Vocals Vergleichsmikro II

Die Tatsache, dass die kritischen Laute so hochwertig übertragen werden, lässt sowohl Rückschlüsse auf eine ordentlich gefertigte Membran und deren Einspannung zu, als auch auf keine sonderlich schlimmen Malträtierungen des Signals durch die nachfolgende Elektronik. Selbst tiefer liegende Geräuschanteile wie die Wesentlichen des “F” profitieren davon. Im Mix wird man möglicherweise wieder etwas von der Klarheit und Offenheit zurücknehmen wollen. Immerhin hat man die Wahl! Ein starke Färbung der Vokale wird man beim t.bone nicht erwarten – und erhält sie auch nicht. Auch aus diesem Grund ist das SC gut Freund mit einem vernünftigen Röhren-Preamp, der dann seinen dünnen Klangschleier über das Signal werfen darf – wer das nicht will, nimmt eben einen “braven” Amp. Glücklicherweise hält sich die Kompression des Mikrofons in Grenzen, erst bei recht hohen Schalldrücken beginnt sie nach und nach nicht einmal unangenehm einzusetzen. Die Toleranz gegenüber massiven Schallfronten der Popp-Konsonanten “P” und “B” ist angenehm, außer bei geringem Abstand und frontalem Aufsprechen ist daher ein Popp-Filter möglicherweise verzichtbar. Schlecht designte oder mangelhaft umgesetzte Hochpassfilter werden in Mikrofonen auch der unteren Preiskategorie immer seltener. So auch hier: Das Filter des “T-Knochens” arbeitet sauber und bringt das Pass-Band nicht durcheinander.

Im Kontrast zu einem guten dynamischen Mikrofon (hier: ein vor allem in den USA nicht selten im Studio für Gesang eingesetztes Gerät) wird die konstruktionsbedingt höhere Klarheit des SC1100 deutlich. Allerdings kann man die Eigenschaften des t.bone auch in ein anderes Licht setzen: Besonders im Vergleich mit einem hervorragenden deutschen Vintage-Mikrofon lässt sich der Charakter des chinesischen Mikros auch als etwas “fundamentlos”, da mit eher schwachen Mitten bedacht, deuten. Auch hier gilt also: Der Geschmack, das Anwendungsfeld und nicht zuletzt die primär aufgezeichnete Stimme oder das Instrument entscheiden über “passend” oder “unpassend” – technisch ist das SC mehr als nur tauglich!

Damen-Stimmen haben bekanntlich deutlich höhere Grundtöne als die der Männer. Um auch im unteren Frequenzband dem Mikrofon etwas zum Fraß vorwerfen zu können, hat bonedo-Autor und Gitarrist Bassel El Hallak sein Zwölfsaiten-Orchester zur Hand genommen. Hier zeigt sich, dass es auch im höheren Bassbereich eine Überhöhung gibt. 

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12 Str. Niere 12 Str. Vergleichsmikro Nylonsaitengitarre 12 Str. Kugel 12 Str. Acht Vocals u0026 Guitar

Nun ist Linearität nicht für alle Mikrofone und Anwendungen ein Ideal, doch zeigt das SC1100 eine recht deutliche “Badewannen-Charakteristik”. Dieser HiFi-Sound mag auf den ersten Blick imposant erscheinen, doch hat er im Mix häufig den Griff zum Equalizer zur Folge. Für die solo gespielte Nylonsaiten-Gitarre hingegen ist das Mikrofon offensichtlich ein idealer Partner. Ob ein Einsteiger-Mikrofon nun unbedingt umschaltbare Richtcharakteristiken haben muss, oder ob das Geld statt in die zweite Kapsel und die Verschaltungselektronik lieber in etwas anderes investiert werden sollte, ist natürlich jedem zu entscheiden freigestellt. Ich kann dies pauschal nicht beantworten, bin aber eher der Meinung, dass für viele Einsteiger – die ja nun mal mit einem Kondenser im Budget-Bereich oftmals ihren “Erstkauf” tätigen – die Richtwirkung der Niere vorerst ausreichen sollte. Ich benutze zwar sehr gerne Achten für Vocals, manche Instrumente, an Amps und für verschiedene Stereofonie-Techniken, sehe es jedoch als begründet an, warum viele Hersteller teurerer Mikrofone zugunsten des Preises bei preiswerteren Ablegern im Regelfall zuerst auf die rückseitige Kapsel verzichten. Diese Argumentation aufrecht zu halten, fällt mir angesichts des SC1100 auch nicht sonderlich schwer, denn es zeigt sich, dass die beiden Charakteristiken, die das Signal der hinteren Nierenkapsel positiv oder negativ zu dem der vorderen (ergo zur Kugel oder zur Acht) hinzu mischen, klanglich gegen das reine Nierensignal der Hauptkapsel zurückfallen.

Besonders die Kugel klingt nach unangenehmen Phasenauslöschungen: Da ist ein dickes Loch im Frequenzgang, wo keines hingehört. Glücklicherweise wird diese Charakteristik generell recht selten eingesetzt – und wenn, dann meistens von Mikrofonen mit kleiner Membranfläche und dem Druckempfänger-Wandlerprinzip statt des hier verwendeten Druckgradientenempfänger-Prinzips. Immerhin: Die Acht klingt deutlich sauberer, aber längst nicht so knackig und voll, wie man es erwarten könnte. Auch hier macht sich eine Phasenverschiebung bemerkbar, die so sicher nicht im Sinne des Erfinders war. Es beruhigt mich aber zu wissen, dass die meisten User den Umschalter sicher sowieso auf Nierenposition “festlöten” werden. Überhaupt nicht festgelötet ist das Mikrofon auf dem Stativ dank seiner Spinne. Diese elastische Aufhängung erscheint ausreichend robust, verfügt über eine starke Vorspannung und – sehr wichtig – lässt sich vorzüglich auf- und abbauen und ausrichten. Insgesamt hätte ich ein solches Handling und eine derart hohe mechanische Verarbeitungsqualität von einem Mikro dieser Preisklasse nicht erwartet: Die Spinne ist klasse, die Materialien sind ordentlich, die Schalter laufen gut, die Gewinde sind ordentlich geschnitten. Nun gibt es ja einiges, was in beide Schalen der Waage geschmissen werden kann. Auf der Fazitseite wird zusammengerechnet.

Kommentieren
Profilbild von Fabian

Fabian sagt:

#1 - 03.04.2018 um 16:59 Uhr

0

Könnte es sich um einen Produktionsfehler handeln, dass die zweite Membran versehentlich in der Produktion Phasenverkehrt angeschlossen worden ist?
Mich reizt insbesondere die Kugel, da Gesang mit Kugel bei mancher Stimme einfach eine besondere Note hat.

    Profilbild von Nick (Redaktion Recording)

    Nick (Redaktion Recording) sagt:

    #1.1 - 04.04.2018 um 16:20 Uhr

    0

    Hallo Fabian,die zweite Membran bewirkt in gleicher Phasenlage gegen die Gegenelektrode die Richtcharakteristik Kugel, mit invertiertem Signal erhält man dann die Acht. Das Mikro wird immer noch angeboten, sodass Du es einfach mal ausprobieren kannst.Beste Grüße
    Nick Mavridis (Redaktion Recording)

    +1
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