Praxis
Bedienelemente im wahrsten Sinne symmetrisch
Es gibt eine einzige Sache, die bei der Bedienung des Culture Vulture etwas gewöhnungsbedürftig ist: Die Bedienlemente beider Kanäle sind spiegelbildlich angeordnet, wodurch man gerade am Anfang gerne einmal daneben greift. Ist diese Klippe aber umschifft, dann wartet das, was im englischen Sprachraum, also dort, wo das Gerät herkommt, „pure sonic bliss“ genannt wird. Der Culture Vulture zählt zu den wenigen Geräten, bei denen buchstäblich jede Einstellung brauchbar ist; vielleicht im Einzelfall nicht immer perfekt passend, aber doch zumindest wohlklingend und interessant. Und Möglichkeiten, das Ergebnis anzupassen bietet der Thermionic mehr als ausreichend. Es gibt nur wenige Verzerrer am Markt, die die gesamte Palette so gut beherrschen wie der Culture Vulture: Von leichter, ganz subtiler Sättigung bis hin zu völlig brachialer Zerstörung. Dabei sollte man das Gerät durchaus als „Instrument“ betrachten, als Kreativtool, das nicht nur Klänge im Mix verfeinern kann, sondern welches auch in der Songwriting-Phase Inspiration liefert, weil es Sounds transformieren, mit Energie aufladen kann.
Extrem vielseitig
Es lassen sich auf der einen Seite – das zeigen auch die Soundbeispiele – Leadvocals subtil anreichern. Das ist ein dezenter, aber ungemeint eleganter Effekt, der sich parallel zugemischt im Mix noch weiter verfeinern ließe als in diesem Beispiel. Zum anderen kann man aber auch Klänge gewaltig aufblasen. Ob man Bässen mehr Durchsetzungsfähigkeit verleiht, Leadvocals im letzten Rock-Refrain durch die Gitarrenwand fräsen lässt oder sich auf Drumloops beim Beat-Design austobt: Der Culture Vulture setzt keine Grenzen, diese existieren lediglich in der eigenen Vorstellungskraft.
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Immer volle Kontrolle
Nachhaltige Begeisterung stellt sich spätestens dann ein, wenn man sich den weichen Übergang zwischen subtiler Sättigung und voller Verzerrung anschaut. Der Culture Vulture lässt sich stets perfekt dosieren, auch das ein Vorteil einer hochwertigen Röhrenschaltung; kratzig klingt das Gerät immer nur dann, wenn es das auch wirklich soll! Vic Keary schreibt in der Einleitung des Manuals, man solle das Gerät nicht zu ernst nehmen. Und damit hat er Recht: Hier wird so in den Grundcharakter eines Klanges eingegriffen, dass man den Culture Vulture wirklich spielen kann wie ein Instrument – so weit man das über ein 19“-Gerät überhaupt sagen kann.