Erst vor kurzem hat Odin 2 von TheWaveWarden die Beta-Phase hinter sich gelassen und präsentiert sich nun als offizieller Open-Source-Synthesizer. Was den Aufbau, die Ausstattung, die Optik und selbst den Namen anbelangt, ist die Verwandtschaft zum bekannten Reason-Synth namens Thor absolut nicht von der Hand zu weisen. Aber gerade deshalb hat Odin 2 auch so viel zu bieten. Wie gut schlägt er sich im Test?
Details
Allgemeines
Odin 2 gibt es direkt auf der Seite des Herstellers, dort kann neben dem sehr ausführlichen Handbuch auch der gewünschte Installer unkompliziert heruntergeladen werden. Die Formate VST3, AU und LV2 stehen zur Verfügung, jeweils nur in 64 Bit. Das Plugin läuft damit unter Windows ab Vista, ab macOS 10.11 und unter Linux ohne Versionseinschränkungen.
Konzept und GUI
Odin 2 ist semimodularer subtraktiver Synthesizer und bietet zahlreiche Features, darunter: drei Oszillatoren, drei Filter, vier LFOs, vier Hüllkurven, vier Effekte, eine Modulations-Matrix, ein Step-Sequencer, ein XY-Pad und ein Arpeggiator. Klingt erst mal nach einer Standard-Ausstattung, kann sich aber bei einem Freeware-Synth zugleich durchaus sehen lassen.
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Richtig viel Synthesizer für Freeware: Odin.
Richtig interessant wird es allerdings, wenn man sich die verschiedenen Oszillator-Typen anschaut, elf Stück an der Zahl. Der Analog OSC bietet vier Wellenformen (Sawtooth, Pulse Wave, Triangle und Sine), der Wavetable OSC 35 verschiedene Wavetables, die jeweils aus vier einzelnen Wellen bestehen. Der Multi OSC nutzt vier Wellenformen kombiniert, der Vector OSC bietet ein X/Y-Pad fürs Sound-Design und der Chiptune OSC ermöglicht Sounds im 4-Bit-Style. Beim FM OSC wird die hörbare Klangerzeugung durch einen weiteren Oszillator moduliert, hinzu kommen der PM OSC (Phase Modulation) und ein Noise OSC. Zum Abschluss findet man bei Odin 2 noch drei weitere Oszillatoren, bei denen die Wellenform jeweils eingezeichnet werden kann (WaveDraw, ChipDraw und SpecDraw). Das ist eine absolut üppige Ausstattung für einen Freeware-Synth, die eine große Vielfalt an Sounds und Klängen verspricht.
Das Signal-Routing ist in Odin 2 außerdem flexibel, so kann in den Filtermodulen entschieden werden, welche Klangerzeuger dadurch bearbeitet oder an das nächste Filtermodul weitergeleitet werden, eine serielle Schaltung aller Module ist ebenfalls möglich. Das GUI erhält entsprechende optische Hinweise zum Signalweg. 13 Filter-Typen, die in zwei Einheiten einsetzbar sind, beinhalten auch Emulationen analoger Vorbilder (SEM-12, Diode Ladder, KRG-35), einen Kamm- und Formant-Filter, sowie einen Ring-Modulator.
Sound
Die beinhalteten Presets sind in klassische Sound-Kategorien eingeteilt wie Arps & Sequences, Atmospheres, Bass, Drones, Leads, Pads, Stabs und viele mehr. Alle Beispiele sind unbearbeitete Presets, nur das Modulationsrad und dessen vorbelegte Einstellungen habe ich zur Hilfe genommen.
Analog Particles erschafft eine schöne Synth-Atmosphäre mit einem interessanten rhythmischen Element, Darkness ist dagegen ein fieser Arp-Sound wie aus einem Industrial-Track, dem die Verwendung des Modulationrades noch mehr Leben einhaucht. Auch die LFO Keys wirken sehr lebendig und eignen sich super für einen LoFi-Beat. Lead Sinematic (kein Rechtschreibfehler) zeigt uns Odins Power in den tiefen Bereichen, der Bass im Beispiel ist nämlich satt, rund und warm. Bei Lead Square A wird die Geschwindigkeit des Wobble-Effektes wieder durch das Modulationsrad gesteuert und Alien Arp ist ein Chaotic-Effekt zum Spaß haben. Insgesamt eine überzeugende Klang-Leistung.
Fazit
Odin 2 von TheWaveWarden klingt gut und auch irgendwie eigenständig, was an den verbauten Klangerzeugern und Filtern liegen dürfte. Der Sound empfiehlt sich scheinbar eher für düsterere Stilistiken und Filmmusik, auch wenn die Presets zeigen, wie viel und was mit diesem Synth noch alles möglich ist. Auch bei der restlichen Ausstattung bietet der Freeware-Synth vieles zum Nulltarif, wofür man sonst Geld hinblättern muss. Also genau das Richtige für Klang-Tüftler, aufgrund des modularen Aufbaus sollten aber auch Einsteiger gut mit Odin 2 zurechtkommen.
Pro
- guter und individueller Sound
- üppige Ausstattung und dadurch viele Möglichkeiten
- flexibles Signal-Routing
- eigene Presets können abgespeichert werden
- skalierbares GUI (in zwei Stufen)
Contra
- Optik wirkt etwas altmodisch
Features
- Semimodularer Subtraktiv-Synthesizer
- drei Oszillator-Slots und elf Oszillatortypen
- drei Filter-Slots und 13 Filtertypen
- vier Effekte, LFOs und Hüllkurven
- X/Y-Pad
- Step-Sequencer und Arpeggiator
Preis
- TheWaveWarden Odin 2: kostenlos
- guter und individueller Sound
- üppige Ausstattung und dadurch viele Möglichkeiten
- flexibles Signal-Routing
- eigene Presets können abgespeichert werden
- skalierbares GUI (in zwei Stufen)
- Optik wirkt etwas altmodisch
Troublemaker sagt:
#1 - 14.08.2024 um 22:31 Uhr
Einer der flexibelsten Freeware-Synthesizer überhaupt. Im Gegensatz zu manch anderen Produkten ist es hier auch möglich, die Oszillatoren als Modulationsquelle einzusetzen. Die unterschiedlichen Filtertypen sind gut gelungen, das Diode Ladder- Filter ermöglicht z.B. TB303 Bässe überzeugend nachzubilden. Der Aussage, ODIN eigne sich v.a für düstere Sounds kann ich mich nicht anschliessen, schon allein durch die verschiedenen Oszillator und Filtertypen und die wirklich gelungene Modulationsmatrix wird's da nicht so rasch langweilig.