ANZEIGE

Thomann DP-26 Test

Praxis

Tastatur

Die Hammermechanik-Tastatur des Thomann DP-26 gefällt mir für ein so günstiges Digitalpiano recht gut und viel besser als die des Vorgängers. Zwar fühlen sich die Tasten etwas plastikmäßig an und sind weit entfernt von den aufwändigen Beschichtungen, die man bei höherklassigen Instrumenten heutzutage oft findet. Aber der Anschlag lässt sich gut kontrollieren und das Repetitionsverhalten geht in Ordnung. Die Tastatur ist für meinen Geschmack recht schwer gewichtet, was zum Üben eher von Vorteil ist. Die Anschlagdynamik kann in drei Stufen eingestellt oder auf Wunsch deaktiviert werden.
Zweifel habe ich allerdings an der Verarbeitungsqualität der Tastatur. Bei unserem fabrikneuen Testgerät trat schon kurz nach dem Auspacken der Fehler auf, dass zwei nebeneinander liegende Tasten manchmal hängen blieben und nicht wieder hoch kamen. Zudem „klebten“ sie aneinander – beim Drücken einer Taste wurde auch die daneben liegende herunter gedrückt, wie im Video zu sehen ist. Zum Glück verschwand das Problem nach einer Weile, aber als Kunde hätte ich dieses Exemplar direkt wieder zurückgehen lassen müssen. Ob das ein Einzelfall oder ein häufiger auftretender Defekt ist, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht beurteilen. Aber es lässt mich doch etwas an der Konstruktion der Tastatur und der Qualitätskontrolle zweifeln.

Lautsprecher

Unter den mit Stoff bespannten Plastikgittern liegen wie beim Vorgängermodell zwei Lautsprecher mit jeweils 10 Watt Leistung. Die Klangqualität gefällt mir aber deutlich besser als beim DP-25 und geht für diese Preisklasse absolut in Ordnung. Auch bei hohen Lautstärken gibt es kaum Verzerrungen und der Klang ist runder und satter als beim Vorgänger. Zudem sollte man sich von der eher geringen Leistung nicht täuschen lassen – das DP-26 kann durchaus sehr laut sein. Es klingt zwar noch deutlich mittiger und flacher als bei den ausgeklügelten Lautsprechersystemen höherklassiger Pianos, aber für ein kompaktes Piano in dieser Klasse kann man sich hier wirklich nicht beschweren.

Sounds

Die beiden Flügelklänge des Thomann DP-26 gefallen mir für dieses Preisniveau recht gut. Wie üblich unterscheiden sie sich hauptsächlich in der Brillanz: Piano 1 ist etwas dumpfer und vornehmer, während sich Piano 2 mit einem helleren, drahtigeren Sound für Rock und Jazz anbietet und sich bei Live-Performances im Mix besser durchsetzt. Beiden Sounds merkt man natürlich an, dass es sich beim DP-26 nicht um ein Premium-Piano handelt – so lassen sie etwas Tiefe und Lebendigkeit vermissen – aber verglichen mit dem Vorgängermodell DP-25 sind sie eine spürbare Verbesserung. Ich zähle drei Velocity-Layer, was zwar im Vergleich zu den meisten höherklassigen Digitalpianos wenig ist, in dieser Preisregion jedoch mehr, als so mancher Mitbewerber zu bieten hat. Auch das Ausklingverhalten ist für diese Klasse gar nicht schlecht – zwar hört man geloopte Samples und der Klang wird etwas statisch, aber noch vor Kurzem war das bei Pianos zu diesem Preis noch viel schlimmer.

Audio Samples
0:00
Piano 1 Piano 1 Ausklang Piano 1 Velocity Layer Piano 2

Das DP-26 verfügt über zuschaltbare Saitenresonanz-Samples, die das Mitschwingen der Saiten bei getretenem Haltepedal simulieren. Die dafür verwendeten Samples scheinen mir etwas zu kurz geraten – der eigentlich schöne Effekt klingt recht schnell ab und dann wird der Klang statisch. Dennoch verleihen die Resonanzen den Flügelsounds Tiefe, Wärme und Natürlichkeit.

Audio Samples
0:00
String Resonance (aus / an) Piano 1 mit String Resonance

Die übrigen 18 Sounds fallen gegenüber den beiden Flügelklängen qualitativ ab. Das ist zwar nichts Außergewöhnliches, aber einige dieser Sounds sind wirklich kaum brauchbar. Die beiden E-Pianos 2 und 3 sollen wohl Rhodes bzw. Wurlitzer imitieren, klingen aber enttäuschend und sind zudem mit sehr ausgeprägten Tremolo-Effekten versehen, die sich nicht abschalten lassen. Da muss man schon Glück haben, damit der Sound zum Song passt. Die Orgeln sind typische Sample-Orgeln und kommen recht flach und statisch daher, könnten für die eine oder andere Orgel-Fläche aber ausreichen. Ähnlich verhält es sich mit den Streichern, die für Piano-Layer ausreichen (und wohl auch ausgelegt sind), alleine aber keinen Blumentopf gewinnen können. Ganz gruselig wird es bei den Gitarrensounds, die man wirklich nur als Füllmaterial bezeichnen kann.

Audio Samples
0:00
E-Piano 1 E-Piano 2 E-Piano 3 Rock Organ Strings Nylon Guitar Clean Guitar

Effekte

Das DP-26 hat je einen Hall- und Chorus-Effekt, die sich jeweils in fünf Varianten hinzufügen lassen. Der Effektanteil ist fest eingestellt, man kann nur das jeweilige Effekt-Preset auswählen. Unter „Reverb“ stehen drei Räume und zwei Delays (mit festen Delay-Zeiten) zur Auswahl. Die Chorus-Sektion bietet verschiedene Modulationseffekte. Wegen der nicht vorhandenen Einstellmöglichkeiten und des nicht überragenden Sounds entsprechen die Effekte keinen professionellen Ansprüchen, aber für ein bisschen Raumeindruck beim Spielen reicht es. Nicht zu gebrauchen ist allerdings der Rotary-Effekt, der sich in der Chorus-Sektion versteckt – falls das wirklich eine Leslie-Simulation sein soll, ist es die schwächste, die ich je gehört habe.

Audio Samples
0:00
Reverb / Delay (aus, Typen 1-5) Rotary (aus / an)
Das Thomann DP-26 Digitalpiano bietet verschiedene Begleitfunktionen
Das Thomann DP-26 Digitalpiano bietet verschiedene Begleitfunktionen

Begleitung

Die 50 Begleitmuster des DP-26 sind Klavierbegleitungen in verschiedensten Stilistiken. Von balladesken Pop-Arpeggios bis hin zum Boogie Woogie ist alles dabei. Die Styles machen Spaß und – vielleicht ihr größter Vorzug – laden zum Improvisieren ein. Manchmal greift die Begleitautomatik zu Voicings, die man als gelernter Pianist wahrscheinlich anders spielen würde, aber insgesamt ist das eine gelungene Funktion. In den nächsten beiden Beispielen ist nur die Begleitautomatik zu hören.

Audio Samples
0:00
Jazz 4 Tango

Entbehrlich erscheint mir hingegen die „Duet“-Funktion. Hier analysiert das DP-26 die gegriffenen Akkorde und klimpert dann munter drauflos. Zum Beispiel werden kleine Arpeggios eingefügt. Das verträgt sich oft nicht mit der gespielten Melodie und wirkt eher störend, als ob jemand auf die Tastatur greift und ungefragt mitspielt. Wenn die Automatik dummerweise gerade die gleichen Töne benutzen möchte, die man selbst spielt, führt das zu abreißenden Noten. Eine Spielerei, die meiner Ansicht nach überflüssig ist. Im Beispiel spiele ich Akkorde in der linken Hand und rechts eine Melodie. Die arpeggierten Akkorde werden von der “Duet”-Funktion hinzugefügt.

Audio Samples
0:00
Duet

Bedienung

Die Bedienung des DP-26 ist erfreulich geradlinig und einfach. Das fängt bei der Auswahl der Sounds an, die dank vieler Taster sehr übersichtlich und schnell ist (jeder der 10 Taster ist jeweils für zwei Sounds zuständig). Auch wichtige Funktionen wie Metronom, Split und Layer sind direkt per Knopfdruck erreichbar – manchmal in Verbindung mit dem Shift-Taster. Für die Details (z.B. Effektauswahl oder Velocity-Kurve) hält man den Shift-Button gedrückt und betätigt dann bestimmte Tasten der Klaviatur, was vom DP-26 mit einem Signalton quittiert wird. Da alle Funktionen aufgedruckt sind, kommt man dabei recht schnell auch ohne die Bedienungsanleitung aus. Durch die vielen Knöpfe sieht das DP-26 zwar nicht so elegant aus wie so manches Konkurrenzmodell, ist dafür aber schneller und schnörkelloser zu bedienen.

MIDI-Modus

Der MIDI-Modus dient zur Ansteuerung externer MIDI-Klangerzeuger. Das DP-26 kann Programmwechselbefehle senden. Außerdem stehen drei programmierbare Buttons zur Verfügung, die mit MIDI-Controller-Befehlen belegt werden können. Für jeden dieser Knöpfe kann man eine CC-Nummer und einen Wert definieren, der beim Drücken gesendet wird. Leider wurde aber der programmierbare Drehregler des DP-25 eingespart. Anders als dieser eignen sich die drei Buttons des DP-26 natürlich nur zum Senden einzelner, fester Werte. Mit der entsprechenden Programmierung kann man also beispielsweise zwischen verschiedenen Einstellungen eines externen Sounds hin und her schalten, aber keine fließenden Veränderungen vornehmen, wie es mit Drehreglern möglich wäre. Also ist dieser Modus eher als Zugabe zu verstehen – echte, praxistaugliche Controller-Features bietet das DP-26 nicht. Als vollwertiges Masterkeyboard ist es aber auch nicht konzipiert.

Kommentieren
Profilbild von Valerie Gillum

Valerie Gillum sagt:

#1 - 18.01.2016 um 18:26 Uhr

0

Can the Pitch wheel be programmed to control Modulation in a VST instrument when the piano is connected to the computer?

    Profilbild von Lasse|bonedo

    Lasse|bonedo sagt:

    #1.1 - 19.01.2016 um 12:14 Uhr

    0

    Hello,
    no, that's not possible. The 3 buttons are the only assignable controllers. The pitch wheel always transmits pitch bend data. But of course, you could always try to change the controller assignment at the receiving end, e.g. in your VST instrument.
    Cheers,
    Lasse (bonedo)

    Antwort auf #1 von Valerie Gillum

    Antworten Melden Empfehlen
Profilbild von Fred

Fred sagt:

#2 - 05.08.2016 um 12:33 Uhr

1

Was würden Sie kaufen, das Thomann DP-26 oder das Casio CDP 230R? Was mich persönlich reizt ist die Übungsfunktion am Casio, da ich ein blutiger Anfänger bin.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.