Unter eigenem Namen vertreibt das Musikhaus Thomann eine Reihe günstiger Digitalpianos, darunter das hier getestete DP-95. Anders als das kompakte SP-320, das wir ebenfalls kürzlich im Test hatten, ist das DP-95 ist ein Digitalpiano im Vollformat, das inklusive Unterbau satte 53 kg auf die Waage bringt. Nach der nicht ganz ernst gemeinten, Thomann-typischen Faustformel von 10 Euro pro kg ergibt sich ein Verkaufspreis von 525 Euro, und das inklusive Versand! Wir haben getestet, was man zu diesem Preis erwarten kann.
Das Thomann DP-95 ist in schwarz und weiß erhältlich und bietet neben 500 Sounds auch eine Begleitautomatik mit 200 Rhythmen und zahlreiche weitere Features. Damit ist es also mehr als ein reiner Klavier-Ersatz und präsentiert sich als klingendes Möbelstück mit zahlreichen Zusatzfunktionen, die das Piano schon fast zu einer Workstation machen. Auch Musikschulen profitieren von Merkmalen wie zwei Kopfhörer-Anschlüssen und Lesson-Funktionen. Wie klingt das Low-Budget-Piano und kann es gegen die wesentlich teurere Konkurrenz bestehen?
Details
Aufbau
Wenn das riesige Paket gebracht wird, muss das Musikmöbel zunächst einmal zusammengebaut werden. Das geht am besten zu zweit, denn das sperrige Digitalpianogehäuse wiegt schätzungsweise über 40 kg und muss mit den übrigen Elementen verschraubt werden. Man benötigt als Werkzeug lediglich einen Schraubenzieher. Nachdem die Seitenteile mit dem Pedalkasten und der Rückwand verbunden sind, wird der Piano-Korpus oben aufgesetzt und mit vier Schrauben fixiert. Das alles klappt dank ausführlicher Aufbauanleitung sehr gut; nach ungefähr 30 Minuten steht das Digitalpiano am gewünschten Platz und ist einsatzbereit.
Die Verarbeitung des gesamten Gerätes ist gut und das Digitalpiano steht stabil. Die Oberfläche unseres Testgeräts ist mattschwarz und wirkt edel, alternativ ist das DP-95 in weiß erhältlich. Das Digitalpiano besitzt ein eingebautes Lautsprechersystem mit vier Speakern (2×20 und 2×25 Watt), die im Korpus untergebracht sind. Unter dem Gehäuse befinden sich zwei runde Aussparungen mit textiler Bespannung, aus denen der Schall nach unten austritt. Der Pedalkasten enthält drei Fußpedale, die über ein Kabel mit dem Korpus verbunden werden. Ein großes, stabiles Notenpult aus furniertem Holz kann hochgeklappt werden und es gibt eine versenkbare Tastaturabdeckung, die leichtgängig auf- und zugeschoben werden kann und das Instrument vor Staub und Beschädigungen schützt.
Anschlüsse
Das DP-95 hat auf der Rückseite des Gehäuses die wichtigsten Anschlüsse für die Verbindung zur Außenwelt. Der USB-to-Host-Anschluss, dient zur Übertragung von MIDI-Daten zwischen dem Digitalpiano und einem Computer. Zusätzlich findet man traditionelle MIDI-IN- und -OUT-Anschlüsse. Externe Audio-Signale z.B. von einem MP3-Player können über den AUX IN Eingang eingespeist und über das Lautsprechersystem des DP-95 wiedergegeben werden, während man gleichzeitig spielt. Den AUX OUT-Ausgang benutzt man, wenn die internen Lautsprecher nicht ausreichen und das Digitalpiano an eine Verstärker-Anlage angeschlossen werden soll. Merkwürdig finde ich, dass die AUX IN- und AUX OUT-Anschlüsse als 6,3mm Stereo-Klinken-Buchsen ausgeführt sind. Das ist nicht gerade Standard und man wird sich mit Adaptern behelfen müssen. Auch sind die erwähnten Anschlüsse allesamt sehr schwer zugänglich, besonders, wenn das Instrument an einer Wand aufgestellt wird.
Die beiden Kopfhöreranschlüsse befinden sich hingegen gut zugänglich links auf der Unterseite der Tastatur. Bei der Verwendung des Ausgangs 2 schaltet dies die Lautsprecher ab und man kann üben, ohne jemanden zu stören.
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Frontpanel
Öffnet man die Schutzhaube des DP-95, fällt der Blick auf die 88 Tasten mit Hammermechanik sowie auf das Bedienfeld direkt darüber, das wegen der vielen Zusatzfunktionen umfangreicher ist als bei vielen anderen Digitalpianos. Links gibt es zwei kleine Drehregler zum Einstellen der Gesamtlautstärke und der Brillanz des Klangs. Dann folgen links vom Display alle Taster, die zur Bedienung der Begleitautomatik benutzt werden. Die obere Reihe dient zur Direktwahl bestimmter Styles und der Einstellung des Tempos. Außerdem liegt hier die wichtige Taste SHIFT, mit der die vielen Funktionen erreicht werden, die in orangener Schrift unter vielen anderen Tastern zu erahnen ist. Die untere Tastenreihe mit START/STOP, SYNC START, INTRO/ENDING, den Variationen A,B,C und D und der Taste CHORD MODE braucht man, um den Arranger zu steuern.
Das für ein Digitalpiano relativ große Display ist eine multifunktionale LCD-Anzeige mit schwarzen Zeichen auf orangener Hintergrundbeleuchtung. Es erleichtert die Übersicht über die gewählten Sounds und Rhythmen und die vielen Funktionen. Rechts davon liegen drei Taster, mit denen zwischen den Hauptfunktionen STYLE, VOICE und SONG umgeschaltet werden kann. Parameter werden über das Endlos-Wählrad oder die Taster YES/+ und NO/- verändert.
Auf der rechten Seite liegen alle Taster, die zur Anwahl von Klangfarben und Speicherplätzen für Benutzereinstellungen verwendet werden. Auch der MIDI-Recorder zur Aufnahme des eigenen Spiels wird mit diesem Tastenfeld bedient. Mit der Betriebsart TWINOWA wird das DP-95 zu einem Lehrer/Schüler-Instrument mit zwei Tastaturbereichen, auf denen man getrennt spielen kann. Mit der gedrückten SHIFT-Taste liegen auf den Tastern der rechten Seite auch Funktionen wie TRANSPOSE, DUAL, TOUCH, METRONOME usw. Ganz rechts außen befindet sich schließlich der Einschaltknopf des DP-95.
pappl sagt:
#1 - 23.11.2017 um 18:48 Uhr
Danke für den Review.
Sind die Tasten denn gut, bzw. besser als beim kleineren Modell DP-33?
Tom sagt:
#1.1 - 26.11.2017 um 15:39 Uhr
Hallo Pappl,
bonedo schreibt: Die 88-Tasten-Hammermechanik-Tastatur lässt sich gut spielen und ist für
ein Instrument in dieser Preiskategorie durchaus akzeptabel. Natürlich
haben teurere Digitalpianos bessere Tastaturen mit einer ausgewogeneren
Gewichtung und einem noch realistischeren Spielgefühl.
Hier muss na zwischen den Zeilen lesen. Das heißt nichts anderes, als die Tatstatur ist nicht hochwertig, läst sich aber gerade noch vernünftig spielen und für so ein Bilkliggerät noch o.K. Wenn du was vernünftiges und langlebiges haben willst, musst du schon ein paar Euronen mehr ausgeben und entsprechendes Material bei Yamaha, Korg, Roland oder Kawei einkaufen...
Antwort auf #1 von pappl
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenpappl sagt:
#1.1.1 - 17.12.2018 um 08:06 Uhr
Falls es noch jemand interessiert:
Habe das DP-95 jetzt (12/2018) seit einem Jahr.
Die Tasten sind wirklich gut und haben mE wenig seitliches Spiel.
Der Tastenanschlag ist sogar leiser als auf meinem Casio 88-Tasten Hammermechanik-Keyboard.
Wir sind sehr zufrieden.
Antwort auf #1.1 von Tom
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