Thomann FetAmp ist ein kleines „Barrel Device“, also ein Gerätchen, das Fassform besitzt und auf der einen Seite einen weiblichen, auf der anderen einen männlichen XLR-Anschluss besitzt.
Die Aufgaben sind von Barrels sind meist simpel, also beispielsweise Hochpassfilter, Vordämpfer oder Phantomspeisung-Blockierer, im Falle des Earthworks KP1 Kick Pad auch mal eine EQ-/Pad-Kombination, mit der ein jedes Allroundmikrofon in ein Bassdrummikro „verwandelt“ werden kann. Der Thomann FetAmp als ein Device, welches zwischen zwei Mikrofonkabel gesteckt wird, gehört aber einer anderen Gattung an: Er nutzt die durch einen Mikrofonvorverstärker bereitgestellte Phantomspeisung, um dem Mikrofonsignal schon vor dem eigentlichen Preamp unter die Arme zu greifen. Er nutzt dazu einen Feldeffekttransistor und generiert eine feste Anhebung um 28 Dezibel. Er arbeitet mit zwei JFETs im Class-A-Verstärkerdesign und sorgt für eine Pegelabweichung, die zwischen 10 Hz und 50 kHz nicht mehr als +/-1 dB beträgt.
Details & Praxis
Made In Germany
Anders als vielleicht erwartet, wird der Thomann FetAmp nicht im Land der Mitte hergestellt, sondern hierzulande: Auf dem Mittenzylinder ist „Made in Germany“ zu lesen. Die Verarbeitung bietet keinen Anlass zu Kritik. Installiert ist der Zusatzverstärker enorm schnell zwischen zwei Kabeln. Viele Mikrofone sind so robust, dass der FetAmp noch vor dem Kabel in die Buchse gesteckt werden kann, an Interfaces sollte man in diesem Fall die Hebelkräfte gut im Blick haben und sich bewusst sein, dass besonders bei preisgünstigen Geräten die Buchsen gerne direkt auf die Platine gelötet werden und die Lötstellen brechen können.
Nichts einzustellen
Statt einer Parameterflut, diversen Settings und Optionen gibt es am Thomann FetAmp genau nichts einzustellen. Lediglich der 48V-Schalter am Preamp (auch 24 Volt wie bei manchem Mobilgeräten sind ausreichend) muss aktiviert sein, dann geht der kleine Verstärker seiner Arbeit nach. Wichtig zu wissen: Die Phantomspeisung gelangt nur bis zum FetAmp und erreicht das Mikrofon nicht. Es können also nur Mikrofone in den Genuss der zusätzlichen Verstärkung kommen, die ohne Phantomspeisung betrieben werden, also in erster Linie dynamische Tauchspulen- oder passive Bändchenmikrofone. Signale extern gespeister Mikrofone wie etwa Röhren- oder batteriebetriebene Mikrofone könnte man thoretisch auch hochverstärken, allerdings sind diese im Regelfall hochpeglig genug, sodass eine zusätzliche Vorverstärkung keinen Gewinn darstellen würde.
Neutrale Zusatzverstärkung
Die wesentliche Aufgabe des Thomann FetAmp ist es, Mikrofonen mit sehr schwachem Output dann mit zusätzlichem Gain zu unterstützen, wenn sie an einfachen und eher schwachen Preamps betrieben werden – besonders, wenn die Signalquellen schwach sind. Es ist sehr sinnvoll, Pegel früh in der Aufnahmekette hoch zu halten. Auch wenn es einige sehr gute und hochwertige Preamp-Designs mit eher wenig Gain gibt (beispielsweise Chandler Ltd. REDD.47 oder Neumann V 402), so sind es doch die Pres in preiswerten Mischpulten und Audio-Interfaces, die im oberen Gainbereich kratzig und zusammengedrückt klingen. Hier ist der Einsatz eines „Vor-Vorverstärkers“ wie des Thomann FetAmps sinnvoll. Wie sich im Test des Triton FetHeads nachlesen lässt, gibt es für den Einsatz eines derartigen Verstärkungsbarrels bei wirklich guten, leistungsfähigen Mikrofonvorverstärkern keine Indikation. Andersherum bedeutet das aber auch: Wer mit dynamischen Mikros wie etwa einem Shure SM7B an einem „normalen“ Audio-Interface aufnehmen will, ist gut beraten, den FetAmp oder ein vergleichbares Produkt zu benutzten. Der Gewinn kann an den Audiobeispielen gut nachvollzogen werden: Zusätzlich mit dem Thomann FetAmp vorverstärkte Signale haben bezüglich der Fein- und Grobdynamik sowie dem Störgeräuschanteil gegenüber einer maximalen Verstärkung leicht die Nase vorn. Ein weiterer positiver Effekt: Nah am Mikrofon positioniert, sind mit einem phantomgespeisten Zusatzverstärker größere Kabellängen verlustärmer übertragbar. Und noch einer: Dadurch, dass die Phantomspeisung nicht zum Mikrofon durchgeleitet werden kann, agiert der FetAmp zudem als Sicherheitseinheit, da es zumindest die theoretische Möglichkeit der Beschädigung bei Bändchenmikrofonen besteht.
Klanglich verhält sich der Thomann FetHead, wie man es erwarten würde, sehr transparent. Der Vergleich mit dem nur unwesentlich teureren Triton FetHead offenbart keine enormen Unterschiede. Der Thomann FetAmp verstärkt geringfügig stärker, löst in den Höhen etwas besser auf und ist in den Tiefen minimal weniger knackig. Allerdings sind meine beiden Triton Audio FetHeads besonders in den Höhen nicht identisch, eines hat einen etwas höheren Pegel als das andere.
Fazit
Wer ein ausgangsschwaches dynamisches Mikrofon an einem nicht sehr hochwertigen und potenten Mikrofonvorverstärker betreiben will, ist mit der zusätzlichen Anschaffung des Thomann FetAmps gut beraten. Die Verstärkung erfolgt neutral und liefert ein hochwertigeres Ergebnis, als es die gleiche Menge Gain an einfachen Preamps oder die spätere digitale Pegelanhebung tun. Zudem erlaubt das kleine Gerät größere Kabellängen ohne Klangverlust und sperrt die Phantomspeisung, was bei der Arbeit mit passiven Bändchenmikrofonen beruhigend ist.
- klein und praktisch
- klanglich sinnvoll bei einfacheren Preamp-Designs
- sperrt Phantomspeisung
- –
- kleiner Barrel-Verstärker mit festem Gain von 28 dB
- zwei JFETs in Class-A-Schaltung
- benötigt Phantomspeisung eines Mic Preamps zum Betrieb (24-48 Volt)
- sperrt die Phantomspeisung gegen das Mikrofon
- Impedanz: 20 kOhm
- Frequenzgang: +/- 1 kHz (10 Hz – 50 kHz)
- Preis: 58,– (Straßenpreis am 31.10.2020)