Praxis
Wie spielt sich die Tastatur des SP-120?
Betrachte ich ein Digitalpiano, sehe ich Klang und Tastatur als Einheit. Nur wenn beides gut aufeinander abgestimmt ist, kann man auch gefühlvoll und ausdrucksstark auf dem Instrument spielen. Die Tastatur des SP-120 ist für diese Preisklasse durchaus brauchbar. Dynamisches Spiel ist gut möglich, die Tasten reagieren exakt und machen keinen billigen Eindruck. Natürlich gibt es bessere Klaviaturen und man sollte sich als Einsteiger fragen, ob man nicht doch auf gewichteten Tasten beginnt. Andererseits muss man sich auch den günstigen Preis des Instruments vor Augen führen, der keine Wunder in puncto der Tastatur passieren lässt.
Wie klingt das SP-120?
Der wichtige Klavierklang liegt beim SP-120 in zwei Varianten vor: „Grand Piano“ ist etwas weicher und dumpfer und empfiehlt sich praktischerweise eher für den Klassik-Bereich. Das „Bright Piano“ besitzt mehr Höhen-Anteile und kann beispielsweise gut für Rock- und Pop-Songs eingesetzt werden. Auch die Kombination von zwei Klängen ist möglich.
Im Folgenden Video zeige ich die Piano-Sounds und den gerne verwendeten Piano-Strings-Layer, die Kombination zweier Klänge, in diesem Fall ein Piano und ein Streicher-Sound. Für das gleichzeitige Spiel zweier Sounds muss man beim SP-120 nur die entsprechenden beiden Sound-Tasten gleichzeitig drücken.
Die beiden E-Pianos sind für mein Empfinden recht ähnlich und repräsentieren zwei FM-Pianos, wie man sie noch aus den Hochzeiten des Yamaha DX7 – den 1980er Jahren – in Erinnerung hat. Schade, dass es keinen Rhodes E-Piano Sound gibt. Die übrigen Sounds fallen gegenüber den gebotenen Pianosounds ab. Sie sind dennoch brauchbar, aber doch eher als Zugabe zu bewerten.
Alle weiteren Sounds des Thomann SP-120 im Video:
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Leider war im Kopfhörer ein permanentes, leises Störsignal zu hören, das im Betrieb mit den Lautsprechern und auf dem Line-Out-Ausgang nicht vorhanden war.
Funktionen
Das SP-120 bietet zwar nur sehr wenige Bedienelemente, trotzdem lassen sich einige Parameter verändern und ein paar davon auch dauerhaft speichern. Um in den FUNCTION Modus zu gelangen, werden die Tasten METRONOME und TEMPO gleichzeitig gedrückt, sodass beide blau leuchten. Anschließend muss eine bestimmte schwarze Taste der Klaviatur betätigt werden.
Welche das ist, hängt davon ab, welchen Parameter man verändern möchte. Will man beispielsweise das Feintuning des Instruments einstellen, muss man dafür das F#2 anspielen. Die eigentliche Parameteränderung geschieht jetzt nicht durch ein Datenrad, sondern wiederum durch das Anspielen der weißen Tasten auf der Klaviatur. Je höher man spielt, desto höher wird auch der Wert des Parameters eingestellt. In unserem Beispiel verstimmt sich das Instrument ganz leicht von -50 Cent (tiefes C0) bis +50 Cent (hohes C6), wobei 100 Cent ein Halbton sind. Nach diesem Prinzip kann das SP-120 viele Parameter justieren. Natürlich muss man dazu die Bedienungsanleitung zur Hand nehmen, denn dort wird das Prozedere mit einer Grafik dargestellt, mit deren Hilfe man ersehen kann, welche schwarze Taste für welchen Parameter zuständig ist. Hier die weiteren Einstellungen:
- Anschlagsempfindlichkeit (3 Stufen)
- Master Tune
- Transpose
- Equalizer (Tiefen und Höhen)
- Metronom (Lautstärke und Taktart)
- Tempo
- Lautstärke der Haupt-Voice
- Lautstärke der Layer-Voice
- MIDI-Kanal
- MIDI Local Off
- MIDI Panic
- Auto Power Off (30 min.)
Einige Parameter, wie z.B. die Lautstärke des Metronoms, bleiben nach dem Ausschalten des SP-120 erhalten, andere, wie die Lautstärke des Layer-Sounds dagegen nicht. Auch die Stärke des Hall- und des Chorus-Effekts kann eingestellt werden. Dazu hält man die REVERB- bzw. CHORUS-Taste länger gedrückt bis sie blinkt. Danach lässt sich über die Tasten der Klaviatur der gewünschte Wert einstellen. Diese Prozeduren sind raffiniert erdacht und ermöglichen ein Konzept mit sehr wenigen Bedienelementen, bzw. mit den Elementen, die sowieso vorhanden sind. Es ist bemerkenswert, dass so viele Einstellungen in dieser Preisklasse überhaupt möglich sind. Allerdings wird eine solche Parameteränderung für Einsteiger relativ schwer zu bewältigen sein, weil sie relativ kompliziert ist.
Im folgenden Video demonstriere ich die Einstellung der Transpose-Funktion, das Metronom und die Änderung der Metronom-Lautstärke sowie des Tempos.
USB-Audio und -MIDI inklusive
Ein interessantes Feature des SP-120 ist das integrierte USB-Audio und -MIDI-Interface. Verbindet man das Instrument per USB-Kabel mit einem Computer, so werden einerseits MIDI-Befehle in beiden Richtungen übertragen. Zum anderen wird aber auch Audio in digitaler Form ausgetauscht. Die gespielten Töne des SP-120 können auf dem Computer auf diese Weise digital aufgenommen werden. So steht es auch in der Bedienungsanleitung. Viel interessanter ist aber die Möglichkeit, Klänge des Computers oder auch z. B. eines iOS-Gerätes im SP-120 hörbar zu machen. Ich habe mein Macbook mit Mainstage angeschlossen und konnte so problemlos die Sounds der Software über die Lautsprecher des SP-120 wiedergeben. Die Klangerzeugung des SP-120 habe ich dabei mit Local Off ausgeschaltet.
Auch ein iPad konnte ich mit einem Camera Connection Kit Adapter (Lightning to USB) mit dem SP-120 verbinden und Garage Band und auch andere Plug-Ins nutzen. Beim Spielen der hochwertigen Klänge des Computers bzw. iPads über das SP-120 gefiel mir die Tastatur richtig gut. Ich sehe hier ganz klar einen praktischen Anwendungsfall: Das SP-120 als USB/MIDI Keyboard Controller verwenden. Mit dem SP-120 im Gepäck hat man ein mobiles System für´s Hotelzimmer. Man kann mit seiner DAW Musik produzieren, mit Anderen eine Session mit coolen Sounds machen, oder alleine zu einem Track proben. Einziger Wermutstropfen: Die USB-Lautstärke kann am SP-120 nicht separat geregelt werden. Im Gegensatz zu herkömmlichen preiswerten USB/MIDI Keyboard Controllern besitzt das SP-120 aber USB-Audio, kräftige eingebaute Lautsprecher und ist class compliant, also auch kompatibel zu iOS-Geräten.
Verstärker/Lautsprechersystem
Das Verstärker/Lautsprechersystem des SP-120 hat Leistung, klingt für den geforderten Preis recht gut, bietet aber leider nur sehr wenig Bass. Dabei erkennt man sogar Bassreflex-Öffnungen neben den Speakern, wenn man durch das Schutzgitter hindurchsieht. Mit dem Bass-Parameter des Equalizers lässt sich da ein wenig nachhelfen, aber viel bringt das nicht.