PRAXIS
Full-Range Piano
Beginnen wir mit dem SP-5500 als Digitalpiano. Nach dem Anschalten ist das Piano (Voice 001: “Stereo Grand Piano 1”) standardmäßig angewählt. Auch der DSP ist normalerweise eingeschaltet und versieht das Piano mit einem Hall. Über das Funktion-Menü kann man mit wenigen Schritten die beiden DSP-Effekte Hall und Chorus einstellen (beide Effekte sind gleichzeitig verfügbar und getrennt regelbar). Für das Klangbeispiel habe ich den DSP allerdings ausgeschaltet und den Audioausgang “Aux Out” benutzt.
Erster Eindruck: Über die Lautsprecher klingt das Piano recht ausgewogen. Hört man sich jedoch das Klangbeispiel aus den Aux-Buchsen an, so klingt es hier ziemlich “dünn”. Es fehlt vor allem der Druck im Bassbereich. Hören wir uns deshalb das Piano nochmals an, diesmal allerdings über den Kopfhörerausgang.
Interessanterweise klingt der Kopfhörer-Ausgang viel besser und ausgewogener. Allen zukünftigen Benutzern sei deshalb ans Herz gelegt, lieber auf den Aux-Out zu verzichten und mit einem entsprechenden Kabel den Kopfhörerausgang zu benutzen. Für alle weiteren Klangbeispiele in diesem Test habe ich deshalb den Kopfhörerausgang benutzt.
Während der Aufnahmen habe ich feststellen müssen, dass die integrierten Lautsprecher des SP-5500 nur beim Einstecken eines Kopfhörers in die rechte Kopfhörerbuchse abgeschaltet werden. Benutzt man den Aux-Out oder die linke Kopfhörerbuchse, so bleiben die Lautsprecher aktiv. Der Pegel des Aux-Out und der Kopfhörerausgänge wird aber vom Volume-Regler kontrolliert. In der Praxis bedeutet dies, dass man für einen vernünftigen Ausgangspegel auch eine entsprechende Lautstärke aus den Lautsprechern in Kauf nehmen muss. Eine Möglichkeit zur Abschaltung der Lautsprecher wäre daher schön gewesen. Der “Brilliance”-Regler hingegen wirkt sich nur auf die Lautsprecher und die Kopfhörerbuchsen aus; das über den “Aux-Out” ausgegebene Signal bleibt hiervon unberührt.
Wir halten also fest: Über die Lautsprecher klingt das Piano des SP-5500 durchaus brauchbar. Für Beschallungszwecke sollte man lieber den Kopfhörerausgang benutzen, denn der Aux-Out klingt ziemlich dürftig.
Dual- und Split-Funktion
Durch das Drücken der Dual-Taste (rechts neben der Voices-Sektion) lässt sich eine zweite Voice aktivieren. Diese kann man aus den 559 Sounds auswählen und so z.B. ein Piano mit einem zusätzlichen Streicherklang kombinieren. Das klingt dann so:
Der Split-Modus unterteilt die Tastatur in zwei Bereiche und lässt sich auch in Kombination mit dem Dual-Modus benutzen. Im folgenden Beispiel ist ein Kontrabass (linke Hand) und ein Grand Piano (rechte Hand) zu hören.
Hören wir uns nun noch ein paar weitere Grundsounds an. Im nächsten Beispiel sind der Reihe nach folgende Instrumente im Einsatz: E-Piano, Hammond-Orgel, Akkordeon, Akustik-Gitarre, Kontrabass, Streicher, Trompete, Bläser-Sektion und Saxofon.
Für dich ausgesucht
Die Qualität der einzelnen Sounds hält sich – meiner persönlichen Meinung nach – sehr in Grenzen. Viele Sounds verfügen über zu wenige Velocity-Stufen und bewegen sich klanglich eher auf dem Niveau der 90er-Jahre. Auch ähneln sich die einzelnen Voices einer Gruppe stark. Bei den E-Pianos gibt es z.B. hauptsächlich DX7-ähnliche Sounds, aber kaum abwechslungsreiche Rhodes- oder Wurlitzer-Klänge. Der sehr günstige Preis macht sich also leider auch bei der Soundqualität etwas bemerkbar. Nebenbei bemerkt: die 64-stimmige Polyphonie reicht zwar für die meisten Sounds aus, zeigt aber im Piano-Betrieb einige Schwächen. Während des Spielens mit gehaltenem Pedal bin ich immer wieder an ihre Grenzen gestoßen. Dieser Effekt zeigt sich noch deutlicher, wenn eine Dual-Stimme aktiviert ist – jetzt ist mir auch klar, warum die meisten aktuellen Keyboards mindestens 128-stimmig sind.
Begleitautomatik
Was wäre ein Arranger-Keyboard ohne die Möglichkeit, Rhythmen verschiedener Stilistiken abzurufen? Das SP-5500 bietet 200 Preset-Styles. Drei weitere Styles können vom Benutzer selbst erstellt werden. Die Bandbreite entspricht dem gängigen Angebot von Achtel-Beat-Rhythmen über Bossa Nova bis Swing. Ähnlich wie bei den Voices gibt es auch hier Kategorie-Buttons mit Doppelbelegung.
Das Arranger-Bedienfeld bietet die üblichen Taster für Start, Stop, Sync, Variation A und B, Ending und Fade. Mit dem “Chord Mode”-Knopf lässt sich einstellen, wie die Arrangerfunktion die gedrückten Akkorde in Rhythmus-, Bass- und Harmonie-Patterns umsetzt. Mit dem Intro-Button aktiviert man ein zwei- bis achttaktiges Vorspiel der Begleitautomatik. Da die Länge der Intros je nach Style variiert, empfiehlt es sich, den gewünschten Style vorher anzuhören. Sobald das Intro beendet ist, beginnt der Rhythmus in der Variation A und man kann mit dem Spielen beginnen. Die Taster für die Variationen A und B dienen neben dem Wechsel der Variationen auch dem Auslösen von Fill-Ins. Am Ende des Songs kann ein Ending zum Einsatz kommen. Alternativ lässt sich der Rhythmus mit dem “Fade”-Taster langsam ausblenden.
Die Bedienung der Arrangerfunktion ist einfach und arbeitet tadellos. Auch recht spät gedrückte Fills und Endings funktionieren ohne Probleme. Während meines Tests ist es nur selten passiert, dass ein Akkord nicht richtig erkannt wurde oder ein Fill-In zu spät kam.
Das folgende Klangbeispiel zeigt die Begleitautomatik in Aktion. Nach dem Intro (in diesem Fall 8 Takte) ist die Variation A, ein Fill-in nach Variation B, ein Fill-in zurück nach Variation A sowie ein Ending zu hören. Die Melodie-Instrumente habe ich beim Spielen mehrfach gewechselt. Das zweite Beispiel zeigt einige weitere Rhythmen.
Auch hier hält sich das klangliche Resultat qualitativ eher in Grenzen. Wie die Voices weckt auch der Sound des Arrangers Assoziationen an Keyboards der 90er-Jahre. Standard-Rhythmen sind im SP-5500 gut abgedeckt, aber es fehlt stellenweise an zeitgemäßeren Grooves. Mit den heutigen Flaggschiffen unter den Arranger-Keyboards kann das SP-5500 klanglich nicht mithalten. Allerdings muss man sich fairerweise vor Augen halten, dass das SP auch nur einen Bruchteil dessen kostet, was für nahezu alle Mitbewerber am Markt bezahlt werden müsste.
Mixer
Für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Voices und Styles steht der Mixer zur Verfügung. Mit dem so gekennzeichneten Taster kann man durch die verschiedenen Sektionen des Keyboards „steppen“ und die Lautstärke der einzelnen Elemente anpassen (Voice R1, Voice R2, Voice L, Rhythm, Bass, Chord1, Chord 2, Phrase 1, Phrase 2, etc.). Die Gesamtlautstärke der Begleitautomatik lässt sich alternativ auch mit den Tasten für “Accomp -/+” einstellen.
Songs
Im SP-5500 befinden sich über 100 Songs, die sowohl die vielseitigen Möglichkeiten des Geräts demonstrieren, als auch für den so genannten Lesson-Modus benutzt werden können. Ist der Song-Modus angewählt, so werden alle Songs der Reihe nach abgespielt. Natürlich kann man aber auch einen beliebigen Song auswählen und anhören.
Wer den Song erlernen möchte, kann den Lesson-Modus aktivieren. Dieser ist in drei Stufen unterteilt und ermöglicht das Mitspielen der jeweiligen Parts (linke bzw. rechte Hand) nach den Kriterien Tonhöhe, Tonalität und schließlich beides zusammen. Zusätzlich ist auch ein Akkord-Verzeichnis eingebaut, das den gedrückten Akkord-Typ anzeigt. oder aber einen Test aktiviert, bei dem man innerhalb einer vorgegebenen Zeit einen vorgegebenen Akkord nachspielen muss.
Darüber hinaus bietet das SP-5500 die Möglichkeit, drei eigene Songs aufzunehmen. Neben einer „Accomp“-Spur für den Style können fünf weitere „Melody“-Spuren aufgezeichnet werden. Recording bedeutet hier natürlich, dass MIDI-Befehle aufgezeichnet werden.
KLaus sagt:
#1 - 30.04.2013 um 17:01 Uhr
Ich bin mit dem Gerät durchaus zufrieden. Sehr beachtlich ist das Preis/Leistungsverhältnis.
Guido sagt:
#2 - 23.12.2022 um 07:21 Uhr
Muss noch ausprobiert werden. scheint ein gutes Einsteigerm oder zu sein!
Eva Kubalek sagt:
#3 - 22.11.2023 um 16:17 Uhr
Diverse Kopfhörer konnten weder auf dem einen noch auf dem anderen Stecker für Phones die Lautsprecher deaktivieren, um den Ton nur in die Kopfhörer zu übertragen. Was tun? (Type SP5500)