ThorpyFX Electric Lightning Test

So klingt der ThorpyFX Electric Lightning OD/Boost in der Praxis

Ich habe mich in letzter Zeit intensiv mit modernen Röhrenverzerrern der neuen Generation beschäftigt und bin von ihrem unglaublichen Facettenreichtum fasziniert. Die Verwendung von Röhren unter hoher Spannung bietet eine beeindruckende Dynamik, wobei die harmonischen Verzerrungen im Vergleich zu Transistoren oder digitalen Schaltungen komplexer und detailreicher klingen. Zu den besten Pedalbauern in diesem Bereich zählt neben Vahlbruch, Friedman und Kingsley nun auch ThorpyFX. Für diesen Test habe ich meinen alten VOX AC 30 und meine 77er-Stratocaster verwendet. Der Amp ist leicht gesättigt eingestellt, aber von einer hörbaren Verzerrung noch weit entfernt. Hier das Referenzbeispiel ohne Pedal:

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Referenzbeispiel ohne Pedal

Der Gain-Regler ist das zentrale Steuerelement des Electric Lightning Overdrives  

Um die Eingangsstufe des Amps nicht weiter in die Sättigung zu fahren, habe ich den Ausgangspegel des Pedals so eingestellt, dass er mit dem cleanen Signal in etwa übereinstimmt. Das Besondere am Electric Lightning OD/Boost ist seine Eigenschaft, in allen Einstellungen eine gleichbleibend hohe Dynamik und Transparenz zu bieten. Das Signal säuft also auch bei sehr geringen Gain-Einstellungen nicht ab. Hier ist eher das Gegenteil der Fall, denn schon mit komplett zurückgedrehtem Gainregler wird das Signal angenehm aufgefrischt und mit glitzernden Obertönen angereichert.

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Minimum Gain, Bass 14 Uhr, Treble und Mid 12 Uhr

Eine hörbare Verzerrung kommt etwa ab der 10-Uhr-Position des Gainreglers ins Spiel. Die Dynamik und der Eigenklang des Verstärkers sowie der Gitarre bleiben dabei vollständig erhalten. Es klingt so, als hätte man die Eingangsstufe am Amp etwas weiter in die Sättigung gedreht.

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Gain 10 Uhr, Bass 14 Uhr, Treble und Mid 12 Uhr
Der ThorpyFX Electric Lightning OD/Boost begeistert mit einem superdynamischen organischen Sound. 

Ab der 13-Uhr-Einstellung des Gainreglers kommt der Amp klanglich allmählich in Deep Purple-Regionen

Das klassische Gespann von Vox AC 30 und Stratocaster ist per se eine ziemliche Macht, besonders dann, wenn man den Amp weit aufreißen kann. Aber wo geht das schon? Natürlich kann der Electric Lightning OD/Boost die spezielle Endstufenverzerrung eines Röhrenamps nicht imitieren, aber ab der 13-Uhr-Einstellung des Gainreglers kommt der Amp klanglich allmählich in Deep Purple-Regionen. In die Zeit von „Machine Head“ aus dem Jahr 1972 also, als Ritchie Blackmoore im Studio noch mit dem AC 30 aufgenommen hat. Übrigens eignet sich das Pedal auch dazu, einem angezerrten Amp einen weiteren Schub zu geben. In dieser Disziplin gefällt er mir sogar besser als der Vahlbruch Kaluna. 

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Gain 13 Uhr, Bass 14 Uhr, Treble und Mid 12 Uhr

Hier noch zwei weitere Beispiele mit der 16-Uhr-Einstellung des Gainreglers und eines mit maximaler Verzerrung. Auch hier bleibt der Ton erstaunlich transparent. Besonders gut gefallen mir dabei die natürliche Röhrenkompression und das tolle Spielgefühl. Der Sound klebt förmlich an den Fingern und setzt sich im Playback sehr gut durch. 

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Gain 16 Uhr, Bass 14 Uhr, Treble und Mid 12 Uhr Maximum Gain, Bass 14 Uhr, Treble und Mid 12 Uhr

Die Klangregelung passt den Electric Lightning an den Amp an

Die Klangregelung arbeitet sehr effektiv, aber man ist auch durchaus in der Lage, einen ziemlich unbrauchbaren Sound einzustellen. Speziell der Treble-Regler klingt bei hohen Einstellungen kratzig und kaputt. Hier ist also Fingerspitzengefühl angesagt. Im Grunde dient die Klangregelung nur der Anpassung an den jeweiligen Verstärker, denn eine komplette Verbiegung des Sounds wie bei einigen aufwendigen Metal-Verzerrern ist hier nicht möglich. Zusammen mit meinem AC 30 hat mir die 12-Uhr-Position von Treble und Mids am besten gefallen. Nur der Bass kam mir etwas zu zahm vor, bei dem ich mich zwischen 13 und 14 Uhr eingeschossen habe. Hier die Wirkungsweise der einzelnen Tonregler im Detail: 

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Wirkungsweise des Bassreglers –  Minimum – 10 Uhr – 14 Uhr – Max Wirkungsweise des Treble-Reglers –  Minimum – 10 Uhr – 14 Uhr – Max Wirkungsweise des Mid-Reglers –  Minimum – 10 Uhr – 14 Uhr – Max  

Der Booster interagiert mit dem Overdrive oder arbeitet separat

Der Booster klingt supertransparent und arbeitet mit der nachgeschalteten Röhren – Zerrstufe symbiotisch zusammen. Die Booster-Sektion hat einen Boost- und einen Lows-Regler und befindet sich schaltungstechnisch vor der Verzerrereinheit. Man kann also nicht nur den Pegel anheben oder abschwächen, sondern auch den Bassbereich „entfetten“, wodurch sich der Verzerrungsgrad auch bei voll aufgedrehtem Gainregler noch weiter erhöhen lässt, ohne den Sound zu vermatschen. Klasse! Der Booster lässt sich bei Bedarf aber auch separat aktivieren. Wenn beide Regler auf 14 Uhr stehen, hat man einen etwa gleichen Pegel und Bassanteil wie beim ausgeschalteten Pedal. Im folgenden Soundbeispiel hört ihr nur den Booster ohne den Röhrenverzerrer. Das Audiobeispiel  besteht aus fünf Teilen:

  • 1.     Booster Off
  • 2.     Booster On, Lows und Boost 14 Uhr
  • 3.     Booster On, Lows 14 Uhr, Boost Max
  • 4.     Booster On, Lows Max, Boost Max
  • 5.     Booster On, Lows Minimum, Boost Max
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Soundbeispiel 10 (Röhrenverzerrer Off)

Im Folgenden hört ihr dieselben Einstellungen noch einmal, nur dieses Mal mit aktiviertem Röhrenverzerrer, wobei der Gainregler voll aufgerissen ist. Richtig interessant wird es im letzten Teil, in dem ich den Bassanteil des Boosters komplett zurückgedreht habe, wodurch sich der Sound luftig wird. 

  • 1.     Booster Off
  • 2.     Booster On, Lows und Boost 14 Uhr
  • 3.     Booster On, Lows 14 Uhr, Boost Max
  • 4.     Booster On, Lows Max, Boost Max
  • 5.     Booster On, Lows Minimum, Boost Max
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Soundbeispiel 11 (Röhrenverzerrer On)
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