Tonabnehmer tauschen – Wenn es darum geht, eine Gitarre zu optimieren, bieten sich diverse Optionen an. Dazu zählen die Modifikationen, die eher im Bereich des Setups angesiedelt sind und sich auf Handling und Spielgefühl auswirken. Dazu gehören die Optimierung von Halskrümmung, Saitenlage, Tremolo oder gleich der Austausch von Bünden oder Stimmmechaniken. Möchte man in den Sound eingreifen, stehen vor allem die Pickups im Fokus. Doch bringt ein Austausch wirklich das gewünschte Ergebnis und wertet meine Gitarre auf?
- Tonabnehmer tauschen – Kann man minderwertige Gitarren aufwerten?
- Tonabnehmer tauschen – Was willst Du erreichen?
- Tonabnehmer tauschen – Pickup-Typen und deren Sound
- Tonabnehmer tauschen – Verschiedene Schaltungen
- Pickups tauschen – Die Wahl des richtigen Potis
- Pickups wechseln – Wie geht ein Austausch vor sich? Die Basics!
- Soundbeispiele
Tonabnehmer tauschen – Kann man minderwertige Gitarren aufwerten?
Wirft man einen Blick auf Budget-Gitarren, die in der Regel zwischen 150 und 400 Euro kosten, bezieht sich der Begriff häufig auch auf die Tonabnehmer. Viele Hersteller setzen in diesem Bereich auf hauseigene Modelle oder lassen sich von preiswerten Zustellern beliefern, um die Gitarre erschwinglich zu halten. Ohne Frage kann man in solchen Fällen durch eine Aufrüstung zumindest eine leichte Verbesserung des Grundsounds erzielen, aber häufig setzen die sonstigen Komponenten der Gitarre natürliche Grenzen. Die Diskussion, wie hoch der Einfluss von Korpus- und Hals-Tonhölzern auf den Klang ist, führt immer wieder zu Grabenkriegen und lässt sich sicherlich nicht abschließend und wissenschaftlich begründen. Meiner persönlichen Erfahrung nach ist das Halsmaterial definitiv ausschlaggebend, dem Korpus wird bei Gitarren mit vollmassiven Bodys etwas zu viel Einfluss zugeschrieben. Fakt ist jedoch: Eine Gitarre, die nicht sonderlich schwingungsfreudig ist und substanziell kein gutes Ausgangsmaterial liefert, kann durch teure Pickups nur begrenzt aufgewertet werden. Tonabnehmer können Klangnuancen nur dann abbilden, wenn sie vom Instrument auch geliefert werden. Hier heißt es, nicht unnötig in ein per se schlecht klingendes Instrument zu investieren, denn die Ergebnisse könnten eher ernüchternd sein.
Dennoch: Haben die Werkstonabnehmer zu viele Höhen und klingen harsch oder ist das Gegenteil der Fall und der Sound ist zu bassig und bedeckt, kann der richtige Austausch-Pickup die Problematik einfangen. Insofern lautet die Antwort auf die eingangs gestellte Frage eindeutig ja, wenn man eine realistische Erwartungshaltung hat. Das Instrument wird definitiv teurer klingen, aber aus einer 150-Euro-Gitarre wird kein 2000-Euro-Instrument. Eine zusätzliche Überlegung ist das Spielgefühl, was eine Größe ist, die man in Audiofiles und Vergleichen nur schwer einfangen kann. Mein Tipp wäre, erst einmal bei anderen Komponenten zu beginnen, wie z. B. die Verwendung besserer Potis, den Austausch des Stegs durch Knochen oder GraphTech oder eine optimale Einstellung bzw. Festsetzung des Tremolos. Das alles ist kostengünstiger und vielleicht erreicht ihr damit schon euer Ziel.
Tonabnehmer tauschen – Was willst Du erreichen?
Die ersten Fragen, die man sich beim Pickup-Austausch einer grundsätzlich gut klingenden Gitarre stellen sollte, sind: Was stört mich eigentlich? Was will ich erreichen? Ein Pickup- und Elektriktausch lohnt nämlich dann, wenn man Klangeigenschaften, Output, Spielgefühl, Brummverhalten und Schaltoptionen den persönlichen Bedürfnissen anpassen will. Singlecoils verhalten sich nun mal anders als Humbucker und passive Tonabnehmer unterscheiden sich von aktiven Modellen.
a) Strat/Tele -Typen
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Besitzt man eine Stratocaster oder Tele, möchte aber für Rhythmsounds einen fetten Rockton, macht es z. B. Sinn, den Steg-Singlecoil gegen einen Humbucker auszutauschen. Hier kann man entweder auf einen Humbucker im Singlecoil-Format setzen, oder aber man tauscht das Schlagbrett gegen ein HSS- bzw. HS-Modell und baut einen volldimensionierten Humbucker ein. Letzteres geht allerdings manchmal auch mit Fräsarbeiten im Korpus einher. Hier gilt es zu bedenken, dass man auch die 4. (bzw. bei einer Tele die 2.) Schaltposition der Gitarre beeinflusst, denn ein gesplitteter Humbucker klingt nicht 1:1 wie ein echter Singlecoil.
Eine weitere Alternative wären aktive Tonabnehmer, worauf wir noch weiter unten zu sprechen kommen. Aber es spricht auch nichts dagegen, bei Standard-Singlecoils zu bleiben und durch die Wahl eines entsprechenden Modells mehr Ausgangsleistung zu erhalten oder bestimmte Frequenzen zu betonen. Auch dieses Thema behandeln wir im nächsten Punkt.
b) Les Paul- Typen
Paula-artige Modelle kommen in der Regel mit zwei Humbuckern. Der Markt bietet hier diverse Tonabnehmer, die mit niedrigem Output in der Klangästhetik der End-50er verwurzelt sind, bis zu High-Gain-Modellen, die man im Rock und Metal findet. Moderne Metaller setzen hier auch häufig auf aktive Pickups, die noch mehr Gain bei niedrigeren Nebengeräuschen und verbessertem Feedbackverhalten an den Tag legen.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass die Idee zu Pickups mit hoher Ausgangsleistung bzw. aktiven Versionen aus einer Zeit stammt, als Amps noch deutlich weniger Gainreserven bereitstellten, als dies heute möglich ist. Oder dass Gitarristen nebengeräuschanfällige Racks in Kühlschrankgröße besaßen. Insofern kann eine mittlere Ausgangsleistung oder eine passive Bauform bei passendem Amp auch vollkommen ausreichen, um sein Klangideal umzusetzen und dennoch stilistisch flexibel zu bleiben. Die Idee, Singlecoils im Humbuckerformat zu entwickeln, wurde natürlich ebenfalls durchdacht und als klanglicher Mittelweg zwischen Humbucker und Singlecoil kristallisierte sich der P90 heraus.
c) Super-Strat Typen
Moderne Superstrat-Modelle kommen in der Regel mit einer HSS-Konfiguration, d. h., man wollte das Spielgefühl einer Strat mit dem fetten Rhythm- und Lead-Tone einer Paula kombinieren. Hier gilt beim Austausch zu beachten, dass man Pickups wählen sollte, die gut miteinander harmonieren. Ein High-Output-Humbucker am Steg kann leicht die ausgangsschwächeren Singlecoils in der Mittel- und Halsposition plattmachen und auch in Position 4 keinen erwünschten Sound erzielen.
Ab den 80ern wurde in Super-Strats auch die HSH-Bestückung populär, wie sie z. B. bei der Ibanez JEM, RG oder den Charvel Guthrie Govan Modellen anzutreffen ist. Auch bei einer Standard HSS-Fräsung lässt sich diese Konfiguration unter Verwendung von Singlecoils im Humbucker-Format gut umsetzen.
Tonabnehmer tauschen – Pickup-Typen und deren Sound
Um den gewünschten Sound zu erhalten, ist es manchmal gar nicht nötig, die Pickup-Gattung von Singlecoils zu Humbuckern oder umgekehrt zu verändern. Auch innerhalb einer Bauart gibt es genug Austauschmodelle mit sehr unterschiedlichen Eigenschaften, die grob in einigen Kategorien zusammengefasst werden können. Hier ist die Fülle an Modellen wirklich uferlos und es gilt zu bedenken, dass es viele feine Zwischenabstufungen und Variationen gibt.
a) Singlecoils
Um zu verstehen, welche Singlecoil-Sounds zur Verfügung stehen, muss man sich die Geschichte dieser Pickup-Gattung etwas genauer anschauen.
Die Singlecoils der frühen 50er- bis Mitte der 60er-Jahre weisen noch eine starke Material-Inkonsistenz bei den Magneten auf. Hier wurden aufgrund der Kobaltknappheit Alnico 2-, Alnico 3- und erst später dann dauerhaft Alnico 5- Magnete verbaut. Die beiden erstgenannten haben einen geringeren Kobaltanteil, was bei den Pickups zu deutlich niedrigerem Output und enormen Klangunterschieden führt.
Der Gleichstromwiderstand (DCR), der oft fälschlicherweise als sehr grober Richtwert der Ausgangsleistung genommen wird, war in 50ern bis in die Mitte der 60er auch nicht konsistent: In den 50er-Jahren konnten Typen zwischen 5,5 und 6,5 kOhm DCR gefunden werden, wohingegen Ende der 50er bis sogar Mitte der 60er-Jahre die Pickups eher am oberen Ende dieses Spektrums angesiedelt waren. Dieser Umstand war mehr dem Zufall als der Planung geschuldet, da es keine Winding-Counter gab und eher nach Augenmaß “befüllt” wurde. Ab Anfang bis Mitte der 60er-Jahren kam es zu niedrigeren Wickelzahlen und damit niedrigeren DCRs, die durchschnittlich bei 5,7 kOhm lagen. Aufgrund dieser Tendenz klingen Pickups aus dieser Zeit eher “wärmer” und etwas mittiger als vergleichsweise typische Vertreter aus den End 50er und frühen 60er-Jahren.
Dazu kommt, dass man ab Mitte der 60er-Jahre von der Wickeldrahtbeschichtung “Formvar” zu “Plain-Enamel” wechselte, die eine dünnere Isolationsstärke aufweist und bei gleicher Wickelzahl eine etwas geringere Induktivität generiert. Ab Mitte der 60er-Jahre klingen die Pickups dann eher etwas “spitz” und der Frequenzgang kommt mit mehr Höhenanteilen. Das sollte auch bis in die 70er noch so bleiben, als die DCRs im Bereich von knapp unter 6 kOhm lagen. Ab Anfang der 80er-Jahre findet man dann bei Fender z. B. den X1 Pickup, der deutlich mehr Wicklung aufweist und im Mittel bei 7,4 kOhm liegt.
Zusammenfassend kann man für die Praxis sagen: Singlecoils, die Alnico 2 bzw. 3 verwenden oder niedrigere Wicklungszahlen aufweisen, liefern einen geringeren Output. Das äußert sich in einem eher schwächeren Mittenbereich, einem glockigen, glasigen, „cleaneren” und in der Regel höhenreicheren Sound. Mehr Wicklungen oder auch die Verwendung von Alnico 5 und fettere oder längere Magneten führen zu einer höheren Induktivität, was in weniger Höhen mündet, sodass das Ohr dies als ein “Mehr” an Mitten empfindet.
Pickups, die sich am 50er-Sound à la Hank Marvin, Eric Clapton oder Buddy Holly orientieren, wären z. B. die Seymour Duncan SSL-1, die Bare Knuckle Apache oder die Leosounds Vintage Player 1956 Classic.
Für den 60er-Sound stehen Gitarristen wie Mark Knopfler, Rory Gallagher oder Richie Blackmore. Typische 60s Singlecoil Modelle wären z.B. die Fender Custom 69, Fender Pure Vintage 65, die LeoSounds Fireball, LeoSounds Vintage Player 66 oder die Seymour Duncan Antiquity II Surfer.
Will man es noch etwas heißer und mit noch mehr Mitten, landet man beim “texanischen Sound”, den man von Playern wie Stevie Ray Vaughan kennt. Hier sind natürlich an vorderster Front die Texas Special von Fender zu nennen, aber auch die Seymour Duncan Antiquity Texas Hot oder die Vintage Player Stevies 59. Texas Special bzw. Overwound-Modelle sind in der Regel Variationen von Standardversionen, die meistens mehr Wicklungen bekommen. Hier gilt zu beachten: Rock mag Mitten, wohingegen funky Sounds eher mit einem zurückhaltenden Mittenbereich besser bedient werden.
b) Humbucker im Single Coil Format
Sucht man nach Humbuckern im Singlecoil-Format, findet man einerseits extrem “heiße” Ausführungen mit hohem Output wie z. B. die Seymour Duncan Hot Rails oder den DiMarzio Fast Track 2. Mit etwas weniger Ausgangsleistung, aber immer noch sehr ausgangsstark wären beispielsweise der DiMarzio Chopper, der übrigens auch einen tollen Splitsound bietet, oder der Seymour Duncan JB Jr. Noch moderater ist der Seymour Duncan Lil 59, der an die PAF-Modelle früherer Gibsons angelehnt ist, sowie der Lil’ Pearly Gates oder die Cool Rails. Ein persönlicher Tipp von mir für alle User, die weniger Output und einen Singlecoil-artigen Humbucker suchen, wäre hier der DiMarzio Cruiser. Dieser Pickup klingt extrem stratig und glasig und wird z. B. gerne von Andy Timmons eingesetzt.
c) Humbucker
Bei Humbuckern kann man ebenfalls ganz grob zwischen frühen Modellen mit niedriger bis mittlerer Ausgangsleistung und bis hin zu High-Gain-Varianten unterscheiden. Die erste Kategorie orientiert sich in der Regel an den frühen Gibson PAFs, was für “patent applied for” steht. Berühmte Modelle sind z. B. der Gibson Classic ’57, der PAF ’59 von DiMarzio, The Mule von Bare Knuckle, der Spirit of 59 von Amber, der HB 59 von Kloppmann oder der ’59 Pearly Gates sowie der Seth Lover von Seymour Duncan. Diese Typen sind herrliche Allrounder und erledigen quer über alle Genres einen tollen Job.
Mit mehr Output kommen unter anderem der DiMarzio PAF Pro, Air Norton, aus dem Hause Seymour Duncan der JB, Custom Custom oder von Bare Knuckle der Holydiver. Diese Auswahl richtet sich an Player, die eine moderne “Hot Rod Marshall“-Soundästhetik bevorzugen und eher im Bereich Hardrock bis 80s Metal zu Hause sind.
Noch eine Ecke heißer wird es dann bei den wirklichen High-Gain-Humbuckern. Diese adressieren primär die Metaller, die eine passive Bauweise der Aktiven vorziehen. Hier wären beliebte Modelle der Painkiller oder der Aftermath von Bare Knuckle, der Invader und Duncan Distortion von Seymour Duncan oder der X2N und Super Distortion von DiMarzio.
d) P90/P94
Der P90 wurde 1946 von Gibson entwickelt und liegt klanglich zwischen Singlecoil und Humbucker, obwohl es sich technisch gesehen um einen Einspuler handelt. P90 Pickups besitzen ein größeres Gehäuse als Singlecoils und generieren einen voluminöseren, volleren und runderen Klang, wobei sie im Unterschied zu Humbuckern mehr Höhen liefern. Die Gehäuse des P90 gibt es in Soapbar- oder Dogear-Ausführung, wer jedoch ohne Fräsarbeiten seinen Standard-Humbucker in der Gitarre ersetzen will, kann auch zur P94 Version greifen. Berühmte User des P90 wären z. B. Bob Marley, David Gilmour, Leslie West von Mountain oder unter den neueren Playern Jared James Nichols.
Vertreter dieser Gattung sind z. B. der Seymour Duncan Phat Cat, von Leosounds der P94 Crosser, von Bare Knuckle der Old Guard oder der DiMarzio Vintage P-90.
Übrigens werden die breiten Jazzmaster-Pickups auch gerne mit P90 verwechselt, aber hier handelt es sich um eine eigene Singlecoil-Gattung.
e) Aktive Tonabnehmer
Diese Modelle benötigen eine Stromquelle, was in der Regel über einen 9-V-Block in einem zusätzlichen Batteriefach realisiert wird. Aktive Pickups haben eine niedrigere Impedanz und besitzen eine Preamp-Schaltung, sodass sie eine deutlich höhere Ausgangsleistung erzeugen als ihre passiven Zeitgenossen. Aufgrund der Konstruktion ist die Anfälligkeit für Brummen und Rauschen geringer und es besteht auch die Option, eine aktive Klangregelung einzubauen, welche die Flexibilität zusätzlich erhöht.
Das aktive Design war gerade in den 80er-Jahren bei Studiogitarristen sehr beliebt, die häufig störanfällige Racks mit -zig 19″ Effekten besaßen. Vor allem Metaller bevorzugten diese Variante, weil sie die Eingangsstufe von Gitarrenverstärkern stärker anfährt als passive Designs. Aber auch Gitarristen wie David Gilmour oder Steve Lukather setzen bzw. setzten auf aktive Pickups. Nachteile dieser Bauart sind zum einen die Stromversorgung, die meist ein zusätzliches Fräsen für das Batteriefach erfordert. Auch der höhere Anschaffungspreis sowie Einschränkungen bei der Dynamik und der Reaktion auf das Anschlagsverhalten müssen häufig in Kauf genommen werden.
Gängige Pickups dieser Gattung stammen z. B. von EMG, wie das 81– oder 85-Modell, aber auch von Seymour Duncan oder Fishman. Gerade der letztgenannte Hersteller hat mit der Fluence-Serie einen aktiven Tonabnehmer auf den Markt gebracht, der klanglich näher an passiven Pickups liegt und mit einer Akku-Backplate ausgestattet ist, die man via USB laden kann.
f) Hum Cancelling Single Coils
Mag man den Grundsound seiner Singlecoils, möchte jedoch das Brummen eliminieren, bietet der Markt auch brummfreie (Hum Cancelling) Singlecoils an, wie den DiMarzio Area ’61 oder die Fender Noiseless-Serie. Diese Tonabnehmer arbeiten meist mit einer zusätzlichen Spule, deren Polarität umgedreht ist, und fallen damit technisch gesehen häufig unter die Rubrik Humbucker. Der Klang ist selten absolut identisch zu echten Singlecoils, bietet aber eine sehr gute Annäherung.
Tonabnehmer tauschen – Verschiedene Schaltungen
Auch durch die Änderung der Schaltung lassen sich Gitarrenmodelle durchaus stärker flexibilisieren bzw. dem gewünschten Klangideal anpassen.
a) Splitting
Die Optionen hierzu sind zum einen das Splitten von Humbuckern, was zwar nicht ganz den Sound eines echten Singlecoils generiert, aber zumindest in dessen Richtung schielt. Dies kann man durch einen Kippschalter oder ein Push/Pull-Poti an der Gitarre umsetzen und ist bei vielen Modellen sogar Standard.
Eine beliebte Modifikation bei Les Paul-Typen ist es, zumindest die Mittelstellung durch einen Splitsound zu ersetzen. Bei alten Paulas kombiniert diese Schalterstellung die Hals- und Steg-Position, die durch einen Splitsound etwas glasiger und weniger wuchtig rüberkommt. Das funktioniert allerdings nicht mit allen Humbuckern gleich gut. Auch hier gilt es, die passenden Modelle zu finden.
b) Seriell/Parallel
Bei Humbuckern sind standardmäßig beide Spulen seriell geschaltet. Eine beliebte Sound-Alternative ist der parallele Modus, in den man z. B. bei der Ibanez Artist schalten kann. Hier fungieren die beiden Spulen prinzipiell wie zwei Singlecoils in der Zwischenstellung, der Hum-Cancelling-Effekt bleibt jedoch bestehen. Die Ausgangsleistung ist um ca. 30 % reduziert und der Sound wirkt transparenter und bassärmer.
Auch der umgekehrte Weg ist bei Singlecoils möglich: Sind z. B. bei einer Strat in der Position 2 Steg- und Mittelpickup parallel geschaltet und ein schöner glasig-knackiger Sound wird generiert, kann eine serielle Verkabelung in einem Humbucker-ähnlichen Klang münden, der nicht brummt. Hier könnte man unter Umständen sogar per Schalter oder Push-Pull-Poti von der Standard-Strat-Schaltung in die serielle Schaltung wechseln, sodass die Ursprungsschaltung als Alternative erhalten bleibt.
c) Out of Phase
Den “Out of Phase“-Sound haben Gitarristen wie Brian May von Queen und Peter Green von Fleetwood Mac berühmt gemacht. Hierzu werden zwei oder mehr Spulen benötigt, von denen eine in Phase und die andere ganz oder halb phasenverschoben eingesetzt wird. Dies kann, wie im Falle von Peter Green, mechanisch durch Drehen der Pickup-Polarität geschehen, aber auch elektronisch durch Drehen der Phase, was sogar schaltbar gemacht werden kann. Das Resultat ist ein sehr hohler, bassarmer und dünner Sound, der jedoch gerade verzerrt einen großen Charme besitzen kann.
d) Coil Tapping
Coil-Tapping bezieht sich primär auf Singlecoils. Hier wird das Signal quasi in der Mitte der Spule abgegriffen, wodurch die Tonabnehmerleistung verringert wird, denn je mehr Windungen, desto mehr Leistung. Auch dies kann man durch Push/Pull-Potis oder Kippschalter realisieren. Vor allem bei High-Output-Singlecoils ergibt diese Variante Sinn, um den Sound eines Vintage-Singlecoils zu erhalten.
Pickups tauschen – Die Wahl des richtigen Potis
In diesem Zusammenhang sollten wir noch kurz und knapp auf das Thema „Potis“ eingehen. Man möge mir an dieser Stelle verzeihen, dass ich nur einige grobe und pauschale Richtlinien geben kann, um den Rahmen des Artikels nicht zu sprengen.
Prinzipiell gilt: Je höher der elektrische Widerstand eines Potis, desto mehr Frequenzen werden durchgelassen. Das heißt, dass höhere Werte für ein brillanteres Signal sorgen, selbst wenn das Volume-Poti voll aufgedreht ist. Das Einheitszeichen für Ohm ist bekanntlich das griechische Zeichen Ω (Omega). Die gebräuchlichsten Potis haben Werte von 25 kΩ, 100 kΩ, 250 kΩ, 500 kΩ und 1 MΩ. Auch wenn rein theoretisch jedes Poti mit jedem Pickup funktionieren würde, setzt man üblicherweise 250-kΩ-Potis bei Singlecoils, 500-kΩ-Potis bei Humbuckern und 1-MΩ-Potis z. B. bei Jazzmaster-Pickups ein. Besitzt man eine Gitarre mit gemischter Pickup-Konfiguration wie z. B. eine HSS-Superstrat, verwenden die meisten Hersteller 500-kΩ-Potis und optieren damit zugunsten des Humbuckers. Zieht man es vor, primär den Hals-Singlecoil einer HSS-Strat zu verwenden und nur gelegentlich auf den Humbucker umzuschalten, könnten hingegen 250 kΩ geeigneter sein.
Pickups wechseln – Wie geht ein Austausch vor sich? Die Basics!
Pickups oder gar eine ganze Elektrik anzulöten ist sicherlich ein uferloses Thema, da es verschiedene Schaltungen und natürlich auch unterschiedliche Pickup-Typen gibt. Aus diesem Grund soll diese Kurzanleitung nur veranschaulichen, mit welchen Arbeitsschritten man einen Singlecoil in einem bereits bestehenden und fertig konfigurierten Pickguard austauscht. Zu diesem Zweck habe ich ein Strat-Pickguard mit drei Singlecoils und Dreiwegschalter hergenommen.
Tonabnehmer tauschen – Schritt 1: Pickguard ausbauen und abfotografieren
Zuallererst wird das Pickguard ausgebaut und die Verkabelung auf der Rückseite mit dem Handy abfotografiert. So lässt sich die ursprüngliche Schaltung später wieder einfach rekonstruieren. Die Elektrik ist für den Pickup-Tausch in der Regel noch mit der Klinkenbuchse und einem Massekabel am Tremoloblock verbunden. Damit beim Verlöten des neuen Pickups kein Schaden an Lackierung und Korpus entsteht, ist es sinnvoll, ein Tuch zwischen Body und Pickguard zu legen.
Tonabnehmer tauschen – Schritt 2: Ablöten des alten Pickups
Nun geht es an das Ablöten des alten Pickups. Sind Humbucker in der Regel vieradrig, besitzen Singlecoils nur zwei Anschlüsse: Das signalführende
„Hot“-Kabel, das am Pickup-Schalter angelötet ist, und das Massekabel, das mit einem Potigehäuse verbunden ist. In der Regel sind die „Hot“-Kabel am Pickup weiß oder rot, während das Masse- bzw. Ground-Kabel schwarz isoliert ist. Allerdings sollte man sich nicht auf die Kabelfarben verlassen und zur Sicherheit die Beschreibung der Pickup-Hersteller zurate ziehen. Sind die Kabel abgelötet, sollte man altes Lötzinn mit einer Entlötpumpe oder Entlötlitze entfernen und die Lötstelle mit Alkohol säubern.
Tonabnehmer tauschen – Schritt 3: Lötpunkt setzen und neuen Pickup anlöten
Nun nehmen wir unseren Austausch-Singlecoil aus der Verpackung und können ihn eigentlich auch schon im Pickguard einschrauben. Zu lange Kabel kann man etwas kürzen, allerdings sollte man vorsichtshalber noch etwas „Reserve“ einrechnen. Dann werden die Kabelenden abisoliert und verzinnt. Nun löten wir das rote „Hot“-Kabel an den Pickup-Schalter, und zwar genau an die Lötöse, an der auch der vorhergehende Singlecoil angeschlossen war.
Das Anlöten der Masseverbindung am Potigehäuse ist dann der vermutlich schwierigste Teil unseres Vorhabens. Da das Potigehäuse viel Hitze ableitet, braucht es hier einen leistungsstarken Lötkolben. Manch einer empfiehlt sogar das Anfeilen des Potigehäuses, damit das Lötzinn mehr „Grip“ hat. Lötkolben mit breiter Spitze sind ebenfalls hilfreich, damit die Hitze besser an die Lötstelle transportiert wird. Hat man den Luxus einer geregelten Lötstation, darf man durchaus Temperaturen von 350-400 °C anwählen. Als Erstes setzt man jetzt einen „Lötpunkt“, also quasi einen Tropfen Lötzinn, auf den man dann das Massekabel des neuen bzw. aller Pickups anlötet. Dazu wird die Lötstelle wieder erhitzt und die Kabel in das heiße Lötzinn geschoben.
Tonabnehmer tauschen – Schritt 4: Anschließen und testen
Bevor man das Pickguard wieder einbaut und neue Saiten aufzieht, sollte man die Schaltung auf Funktion überprüfen. Hierzu reicht es aus, ein Kabel anzuschließen und mit z. B. einem Schraubenzieher kurz und vorsichtig an die Pole zu klopfen und auch mal durch die verschiedenen Pickupstellungen zu gehen.
Soundbeispiele
Die folgenden Klangbeispiele sind natürlich mit einer Prise Salz zu genießen, da ich nicht alle Pickups im gleichen Gitarrenmodell verbauen konnte. Hier soll euch nur ein grober Klangeindruck der Gattungen vermittelt werden. Für die Cleansounds kommt ein Fender Bassman und für die Crunchsounds ein Marshall Plexi zum Einsatz.
a) Single Coils 50s – Fender Strat mit Leosounds Vintage Player 1956 Classic
b) Single Coils 60s – Fender Strat mit Leosounds Fireball
c) Humbucker im 59er Style – Maybach Les Paul mit Amber Spirit of 59
d) Moderne Humbucker – Ibanez AZ mit Seymour Duncan Hyperion
e) P90 – Les Paul mit Leosounds P94 Crosser
f) Aktive Tonabnehmer – Ibanez RG mit Fishman Fluence Modern
Damit wünsche ich euch viel Erfolg bei der Entscheidung, welcher Pickup für euch der Richtige ist!
Holgi sagt:
#1 - 06.06.2023 um 13:49 Uhr
Danke für den wirklich sehr ausführlichen, ja schon fast kompendienhaften Workshop! Ein Argument zum Tonabnehmerwechsel habe ich noch vermisst. Für mich war eigentlich nie ein etwas anderer Klan die treibende Kraft - hier kann ein Links-Dreh am Treble-Button des Amps schneller und billiger spitze Höhen beispielsweise zähmen ;-) Nein, ich hatte häufig Feedbackprobleme, selbst beim gemäßigten Zerr-Einsatz, einfach weil wir in den unterschiedlichsten Bands immer mit hohem Bühnen-Schalldruck angetreten sind. Günstige PUs "schreien" schon recht früh, während sorgfältig, ab Werk gewachste Exemplare schon besser sind. Am besten haben sich allerdings so ab Mitte der 90er Vakuum-vergossene PUs mit entsprechendem Kunststoff erweisen...
Stefan sagt:
#2 - 08.06.2023 um 13:53 Uhr
Ein sehr gelungener Artikel. Was ich mir in dem Zusammenhang noch gewünscht hätte, wäre auf die Wahl der Potentiometer einzugehen. Wenn ich von Single-Coil auf HB wechsel, ist das ja durchaus ein Faktor, den man bedenken muss. Ich habe da nie durchgesehen, was ich wofür benötige.
Haiko (Bonedo) sagt:
#2.1 - 12.06.2023 um 17:52 Uhr
Hallo Stefan, danke für das Lob und den Hinweis! Potis und Caps sind natürlich nochmal ein Riesenthema für sich, aber wir werden einen kleinen Absatz dazu ergänzen! Viele Grüße, Haiko
Antwort auf #2 von Stefan
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAchim sagt:
#3 - 12.06.2023 um 10:39 Uhr
Hochwertiger, detailreicher Artikel, der sicherlich nicht nur vielen Leuten helfen wird, sondern auch erfahrenen Musikern noch etwas beibringt. Besser geht's nicht. Danke. Vom Artikel abgesehen, was mir als "Neuerung" leider gar nicht gefällt, ist das neue Konzept der "gesprochenen Videos". Gerade der "no talk approach" war ein schönes Alleinstellungsmerkmal und viele mochten den Kanal auch u. gerade deswegen. Kann man natürlich auch anders sehen, allerdings meine Meinung ist die obige. ;) Keep rockin'
Joe Gesehen sagt:
#4 - 17.06.2023 um 00:10 Uhr
Fakt ist jedoch: Eine Gitarre, die nicht sonderlich schwingungsfreudig ist und substanziell kein gutes Ausgangsmaterial liefert, kann durch teure Pickups nur begrenzt aufgewertet werden. ... und meine Empfehlung, ein Ausflug in die Wissenschaft... https://youtu.be/E5hnjFgbxFs