Im Genre schwerer Rockmusik ist es in der Praxis weit verbreitet, Teile eines Schlagzeugs anhand von Drum-Triggern oder automatischen Drum-Replacern durch druckvolle Samples zu ersetzen. Der Superior Drummer 2 bietet dazu (nicht zuletzt wegen seiner flexiblen Multichannel-Samples) gute Voraussetzungen – und auch Toontrack selbst hat mit dem Drumkit From Hell schon in den Anfängen der Firmengeschichte eine gewisse Affinität für Metallisches bewiesen. Für Insider war es also nur eine Frage der Zeit, bis die Schweden eine aktualisierte Erweiterung für ihr Flaggschiff herausbringen würden, die sich vorrangig auf die härtere Gangart konzentriert. Natürlich werden hier nicht nur Einzelsounds zum Triggern, sondern ganze Drumsets im stilecht riesenhaften Gewitterburgen-Format bereitgestellt. Im Test erfahrt ihr mehr!
Die Metal Foundry SDX (Superior Drummer eXpansion) ist das Zweite von bislang insgesamt vier Zusatzpacks für den S2 und seit Sommer 2009 erhältlich. Nachdem wir mit The New York Studios Vol. 2 bereits die erste Erweiterung seziert haben, steht nun der Rocker der SDX-Familie auf unserer Testliste. Die noch verbleibenden Kandidaten werden wir euch dann im Laufe der folgenden Wochen vorstellen.
Allgemeines Zunächst einige Facts, die alle bisher erhältlichen Erweiterungen, also The New York Studios Vol. 2, The Metal Foundry, Custom & Vintage und Music City USA betreffen.
Im Falle der Core-Library des Superior Drummer 2 potenziert sich die Anzahl der einzelnen Samples für jedes Instrument im Drumset so weit (verschiedene Spielweisen, Anschlagstärken und Übersprechungen in eine ganze Armada von Mikrofonen), dass am Ende, schlicht gesagt, ein überdimensionaler Berg an Audiodaten steht. Zum gesteigerten Anwenderglück wird all das aber von der stabilen Engine sehr übersichtlich verwaltet.
Dieses grundlegende Konzept, das sich an einem höchstmöglichen Realitätsgrad bei der Simulation natürlicher Drums orientiert und dafür einen ebenfalls vergleichsweise hohen Ressourcenbedarf anmeldet, gilt auch für die Erweiterungen – in der Handhabung entstehen also keine prinzipiellen Unterschiede.
Die vier Erweiterungen zum Superior Drummer 2 Anders ist das beim Sound. Wer mit dem Kauf von einer oder mehreren Erweiterungen liebäugelt, wird möglicherweise auch planen, diese untereinander zu kombinieren, sodass sie sich gegenseitig zu einem allumfassenden Super-Drumset im Raumschiff-Format ergänzen.
Dazu gilt es, einen wichtigen Punkt zu beachten: Was den Klang angeht, orientiert sich die komplette Superior-Familie insgesamt eher an Vielfalt als an Einheitlichkeit. Genauer: Die Drums der vier Erweiterungen wurden alle in verschiedenen Studios aufgenommen, und dabei kamen ganz unterschiedliche Mikrofon-Konfigurationen zum Einsatz.
So wurden die Instrumente der Core-Library beispielsweise zusätzlich von einem trashigen Bullet-Mikrofon eingefangen, die Custom & Vintage SDX bietet einen vorkomprimierten Raum, und um die Snaredrums der Metal Foundry reihten sich im Studio sage und schreibe fünf Close-Mics. Dies wirkt sich neben dem letztendlichen Klang auch direkt auf den Mixer in der Software aus, der für jedes verwendete Mikrofon einen eigenen Kanal in petto hat.
Trotz solch grundlegender Unterschiede macht die Engine eine Integration von Trommeln aus anderen Erweiterungen über die sogenannten X-Drums möglich. Da dies aus den genannten Gründen nicht immer sinnvoll sein muss, ist die Software aber nicht dafür ausgelegt, solche Neukombinationen in die Extreme zu treiben. Das Prinzip der X-Drums und vieles mehr wird in unserem ausführlichen Testbericht zum Superior Drummer 2 erklärt.
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Core-LibraryNew York Studios Vol. 2 SDXThe Metal Foundry SDXCustom & Vintage SDXMusic City SDX
Bevor es nun richtig mit dem Test losgeht, bekommt ihr für eine erste O(h)rientierung ein MIDI-File zu hören, das ohne viel Drehen und Schrauben durch die Standard-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde.
Schon hier wird deutlich, dass sich die vier SDX-Pakete zum Teil durch sehr unterschiedliche klangliche Eigenschaften auszeichnen.
Back To The Roots Mit der Metal Foundry SDX begibt sich das Toontrack-Team gleich in doppelter Hinsicht zurück zu den eigenen Ursprüngen. Zum einen bewegen sich die Schweden im musikalischen Sinne „Back To The Roots“, denn schon 1999 wurde das Drumkit From Hell vor allem für Heavy-Drumsounds konzipiert. Zum anderen kehren sie auch „physisch“ in die Heimat zurück, denn die Aufnahmen für die zweite Erweiterung wurden im Atlantis Studio in Stockholm erledigt. Auf die Gefahr hin, den einen oder anderen Metalhead abzuschrecken: Dort spielte auch schon die Band ABBA einige ihrer Alben ein. Aber keine Sorge! Thomas Haake, seines Zeichens Schlagzeuger der Band Meshuggah, kennt sich bestens mit dem Klangvokabular schwermetallischer Musik aus und hat dafür gesorgt, dass die etwa 300 000 Einzelsamples nicht viel mit der „Money-Money-Ring-Ring“-Ästhetik aus den 1970ern zu tun haben.
Verglichen mit Core-Library und ihrer ersten Erweiterung (New York Studios Vol. 1 & 2) fällt das Ergebnis aus der Metallgießerei völlig aus dem Rahmen. Zunächst einmal müssen wir uns von Toontracks bisheriger Philosophie „Ein Studio – Ein Drumset“ verabschieden, die in der Core-Library und der ersten Erweiterung noch zu erkennen war. Die Metal Foundry vereinigt die Samples von sieben Kits aus den Häusern Sonor, DW, Tama und Ludwig in ihrem Sample-Pool und ist mit einem Datenvolumen von 35 GB größer als alle anderen Erweiterungen zusammen!
Die Oberfläche bietet fünf Sound-Slots für Toms, die von den meisten der Sets auch komplett bestückt werden können. In manchen Fällen offeriert die Library, was die Kesselgrößen angeht, sogar noch einige Alternativen: Das Tama ImperialStar Drumset wurde als Extrembeispiel gleich mit zwei kompletten Tom-Sätzen verewigt und liefert somit eine satte Auswahl von zehn Toms. Hinzu kommen insgesamt 14 verschiedene Snaredrums und zwölf weitere Bassdrums, von denen einige auch als Doublebass-Samples einer echten zweiten Bassdrum vorliegen. Für das Ersetzen von Kick-Sounds im wütenden Zweiundreißigstel-Gewitter ein wahrer Traum!
Das Beckensortiment stammt größtenteils von Sabian und präsentiert sich ähnlich umfangreich. Neben fünf Hihats hat die Metal Foundry 45 verschiedene Cymbals in Form von Rides, Crashes, Splashes, Chinas und Spocks (gestackte Becken, die sich gegenseitig berühren) im Gepäck.
Worauf man allerdings verzichten muss, sind Samples, die mit Besen, Mallets oder Rods eingespielt wurden. Blicken wir den Tatsachen ins Auge, und freuen uns stattdessen darüber zumindest Sidesticks auf der Snaredrum ausführen zu können. Drums werden im Metal eben immer noch mit Stöcken gespielt, und zwar mit möglichst dicken!
Trocken und sauber Im Gegensatz zur Core-Library wurde die Metal Foundry ohne Einsatz von EQ, Kompressor oder sonstiger Vorbearbeitung aufgenommen – und gerade mit diesem Wissen im Hinterkopf macht sich der Grundklang der gesamten Library wirklich unerhört gut. Die Crew im Atlantis Studio hat offenbar sehr sorgfältig an der Auswahl und Positionierung der Mikrofone gearbeitet, denn sonst wäre ein so druckvoller und sauberer Sound ohne Bearbeitung kaum möglich gewesen. Die Bassdrums haben zum Teil einen sehr kraftvollen Punch, und die sehr unterschiedlichen Charaktere der sieben Drumsets zeigen ein weiteres Mal, wie prägend das Zusammenspiel von Kesseln, Fellen, Drumsticks, Tuning und Mikrofonierung auf das letztendliche Ergebnis wirkt (bevor an den Parametern von Effektgeräten geschraubt wird).
Der Sound ist zwar noch nicht „fertig“ und damit auch noch formbar, aber bereits in so durchsetzungsfähiger Form vorhanden, dass man sich nicht übermäßig mit technischen Bearbeitungen herumschlagen muss und den Fokus von vornherein auf die musikalische bzw. klangästhetische Seite richten kann.
Mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften decken die sieben Drumsets verschiedene Epochen des Heavy Metal und seiner Ahnen aus dem Hard-Rock ab. Das älteste und auch kleinste Modell ist ein Ludwig VistaLite (3 Toms), wie es schon der legendäre John Bonham in den späten 1960ern bei Led Zeppelin gespielt hat. Das bereits erwähnte Tama ImperialStar orientiert sich dagegen an einem Klangideal der 1980er, das für eine Weile angesagt war und auf Toms ohne Resonanzfell beruht, die dementsprechend trockener und kürzer klingen. Moderner wird es unter anderem bei den drei verschiedenen Varianten des Thomas Haake Signature Drumsets von Sonor und dem DW Kit.
Die Grooves der Beispiele entstammen der sehr umfangreichen MIDI-Library, die man als Besitzer der Metal Foundry von der Toontrack-Website herunterladen kann. Besonders erfreulich ist, dass hier hoher Wert auf viele und gute Fills gelegt wurde und ein Beat so gut wie nie unmotiviert vor sich hin blubbert. Es rockt!
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JazzyFunky
Aber kann die Metal Foundry eigentlich auch anders? Absolut! Die zweite Erweiterung ist längst nicht auf die Bereiche zwischen Extreme Power Metal und Grindcore beschränkt und kann sogar ganz brave Tanzmusik oder Polka spielen. Und keine Sorge! Auch die leisen Velocity-Zonen, die nicht immer zum aktiven Wortschatz eines Erz-Metallers gehören, wurden mit aufgenommen. Die Grooves in den nächsten Beispielen entstammen diesmal selbstverständlich nicht der Metal-MIDI-Library.
Viele Mikrofone für viele Drums Die Metal Foundry SDX ist nicht nur in Bezug auf die Soundauswahl die vielfältigste der momentan erhältlichen Erweiterungen, sondern bietet auch die meisten Mixer-Channels. Die Drumsets wurden mit insgesamt 29 Mikrofonen aufgezeichnet und, wie beim Superior Drummer 2 gewohnt, liegt jede Trommel und jedes Becken als Sample aus jedem dieser Mikrofone vor. Bei vollständiger Aktivierung der Übersprechungen kann das bei älteren Systemen schon einmal auf Kosten der Performance gehen. Vor allem wenn die Engine trotz Disc-Streaming über 6 GB an Audiodaten in den RAM laden will und noch andere Plug-ins nebenher laufen. Glücklicherweise können die vielfältigen Speicher-Sparmaßnahmen bei eventuell auftretenden Problemen Abhilfe schaffen.
Metall will poliert werden Nachdem die bisherigen Audios mit den Standard-Einstellungen der Engine erzeugt wurden, hört ihr zum Abschluss noch einige weiterbearbeitete Beispiele, die auf den Presets des Pakets beruhen. Im Gegensatz zu manch anderer Erweiterung herrscht auch hier keine Armut. Die Voreinstellungen stammen von verschiedenen Engineers und sind zum Teil nach Bands oder bekannten Stücken benannt. Mit ein wenig Metal-Allgemeinbildung wird es sicher niemandem schwerfallen, die Wortspiele in den Preset-Namen zu entschlüsseln. Aus „Snot Lip“ wird Slipknot, aus „Made of Iron“ wird Iron Maiden und zu “Master of Justice” sind wohl keine Erklärungen nötig.
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SnotLipMade Of IronMaster Of JusticeAndy Sneap: TeutonicAndy Sneap: Atrocity
Die Metal Foundry SDX ist die Erweiterung für den Superior Drummer 2. Alles zur Erzeugung natürlicher Drumtracks Nötige ist im Überfluss vorhanden: Sieben erstklassig klingende Drumsets, tonnenweise MIDI-Grooves mit sehr lebendigen Fills, 29 Mixer-Channels inklusive aller Übersprechungen – und zu guter Letzt viele sehr gute Presets. Meiner persönlichen Meinung nach stellt dieses Paket die Core-Library problemlos in den Schatten – nicht nur, was Vielfalt angeht, sondern auch in Sachen Klangqualität.
Da die Samples nicht vorbearbeitet wurden, aber trotzdem sehr sauber und druckvoll klingen, hat man selbst noch großen Einfluss auf den letztendlichen Klang, ohne sich dabei mit technischer Frickelarbeit wie dem Herausfiltern von unerwünschten Resonanzen auseinandersetzen zu müssen.
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
Breite Sound-Auswahl
Unbearbeiteter und daher variabler, aber sauberer Klang
Echte Doublebass Samples
Nicht nur für Metal geeignet
Umfangreiche MIDI-Library mit vielen authentischen Fills
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