Praxis
Grundklang und Instrumente
Bei einem so eindeutigen Library-Titel und einem so kompromisslos mit den härteren Stilistiken des Metal verbundenen Line-Up dürfte man durchaus erwarten, dass der Grundklang der Metal Machinery SDX ebenso eindeutig und kompromisslos in Richtung Metal geht. Tut er aber nicht! Auch wenn der MIDI-Content zu großen Teilen ungezügeltes Doublebass- oder Blastbeat-Gewitter bietet, sind die unbearbeiteten Samples weit davon entfernt, nur zusammen mit heruntergestimmten Gitarren und Growling, Screaming und Shouting zu funktionieren. Ähnlich wie die Metal Foundry SDX bietet unser Testkandidat einen vielseitig einsetzbaren und kräftigen Rock-Sound, der sich dank der umfassenden Auswahl an Mixer-Channels hervorragend formen lässt.
Konzentrieren wir uns zunächst einmal auf die Instrumente. Insgesamt stehen drei Drumsets mit sieben Snares, drei Hi-Hats und 24 Zildjian-Becken unterschiedlicher Typen zur Auswahl. Dabei sind sich zwei der Drumsets nicht nur klanglich, sondern auch im Modell sehr ähnlich. Beim ersten Kit handelt es sich um eine Limited Edition eines Tama Starclassic Bubinga, die vom Hersteller auch als Exotix III bezeichnet wird. Weltweit gibt es nur 100 Kits dieser speziellen Ausführung, bei der die Kessel aus Bubinga-Holz von einer äußeren Schicht aus seltenem afrikanischen Sapele-Holz umschlossen werden. Das Set besteht aus vier Toms, zwei 22“ Bassdrums und einer zusätzlichen kleineren 20“ Bassdrum, die zum Tom umfunktioniert wurde. Da die Default-Konfiguration bereits in den Vergleichs-Audios verwendet wurde, ist das Kit im folgenden Beispiel mit einer alternativen Snare (Tama Warlord Masai Bubinga) zu hören. Die zwei Bassdrums klingen übrigens recht unterschiedlich, und wer für seine Drum-Performances mit einem einzelnen Exemplar auskommt, der bekommt mit der zweiten Kick eine echte klangliche Alternative. Um die Unterschiede zu zeigen, wurde der erste Track im Player mit der rechten, der zweite Track mit der linken Bassdrum und einer weiteren Snare (Tama Bell Brass) erzeugt.
Der dritte Track bietet eine direkte Gegenüberstellung der beiden Kicks bei jeweils maximaler Anschlagstärke, und bei den klanglichen Unterschieden handelt es sich um eine erfreulich realistische Eigenschaft. Um wirklich ausgewogene Doublebass-Tracks zu erstellen, wird in vielen Fällen allerdings noch ein wenig Kompression auf einem Bassdrum-Submix nötig sein. Der im Vergleich auf der letzten Seite gehörte Klang der Metal Machine EZX macht es vor!
Es wurde schon angedeutet: Das zweite Drumset unterscheidet sich nur geringfügig vom ersten. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass es sich ebenfalls um ein Tama Starclassic Bubinga handelt – allerdings nicht um eine Special Edition, sondern um die Standard-Variante. Die Konfiguration der Kessel entspricht der des ersten Sets, wobei die beiden Standtoms um eine Nummer größer ausfallen (16“ und 18“ statt 14“ und 16“), und auch die beiden Bassdrums statt mit einer Größe von 22“ mit 24“ aufwarten. Wer eine Extra-Portion Tiefbass sucht, der wird hier also fündig. Im ersten Track ist das Kit mit einer Sonor-Snare (Artist Bronze) und Zildjian Prototype Hi-Hats zu hören, der zweite Track verwendet eine Dunnett Titanium Snare, Zildjian Avedis Hi-Hats und eine Vielzahl von alternativen Becken.
Die klangliche Schere hätte an dieser Stelle durchaus etwas breiter sein können, und auch wenn es sich bei den beiden Starclassics um zwei sehr ähnliche Sets handelt, hätte das Team durch die Wahl unterschiedlicher Felle und Stimmungen sicher noch etwas mehr Varianz in den allgemeinen Sound der Library bringen können. Das Ludwig Stainless Steel setzt sich dagegen ganz deutlich von den anderen beiden Sets ab und bietet einen wuchtigen Vintage-Sound à la John Bohnham. Das Set besteht aus einer mächtigen 26“ großen Kick und drei ebenfalls großzügig dimensionierten Toms in 15“, 16“ und 18“. Das „kleinste“ Hängetom ist in diesem Fall also schon größer als so manches Standtom.
Der unbehandelte Sound ist wirklich hervorragend, und in den Beispielen ist das Kit im Zusammenspiel mit einer Ludwig Black Beauty Snare und einer knochentrockenen Ludwig Supraphonic zu hören.
Artikulationen
In Bezug auf Artikulationsvielfalt ist die Roots SDX bisher der unangefochtene Platzhirsch unter Toontracks SDX-Libraries. Als die New York Studios Vol. 3 SDX und danach auch die Rock Warehouse SDX wieder mit einer geringeren Auswahl an Spielweisen herauskamen, ließ sich aber schon erkennen, dass es sich beim Detailreichtum dieser Library nicht um eine dauerhafte Weiterentwicklung handelte, sondern dass die umfangreiche Palette der Nuancen vor allem auf eine Anwendung im Jazz ausgelegt war. So ist nun auch die Metal Machinery SDX wieder „nur“ mit den üblicheren Spielweisen ausgestattet, und der virtuelle Drummer unterscheidet beispielsweise nicht, ob geöffnete Hi-Hats auf der Beckenfläche oder am Rand des Beckens angespielt werden.
Für dich ausgesucht
Nun wollen wir uns nicht in Wehklagen ergehen, denn die Library bietet nicht weniger Detail als die meisten anderen, eine allmähliche Weiterentwicklung wäre nach all den Jahren mit dem Superior Drummer 2 aber sicher angemessen. Eine Kleinigkeit hat sich bei der Metal Machinery SDX aber trotzdem geändert: Die oberen Velocity-Bereiche der Center-Artikulation für die Snare sind nicht wie gewohnt mit Rimshots belegt, sondern bleiben bei gezähmteren Standard-Schlägen. Dies hat einerseits zur Folge, dass viele Grooves aus anderen Erweiterungen zunächst etwas weniger druckvoll wirken, ist an sich aber eine weit logischere Lösung, da es ohnehin schon immer separate Samples für die kräftigeren Kantenschläge gibt. Sollte das bisherige Verhalten der Snaredrums benötigt werden, so lässt sich dies über die MIDI-Nodes des Superior Drummer wiederherstellen, mit denen sozusagen eigene Velocity-Switches für unterschiedliche Artikulationen eingerichtet werden können. In den folgenden Tracks sind alle Artikulationen für Hi-Hats und Snare bei maximaler Velocity zu hören.
Mixer-Channels und Presets
Ähnlich wie die Rock Warehouse SDX bietet die Metal Machinery SDX keine all zu umfangreiche Auswahl an Raummikrofonen. Neben den Direktkanälen der einzelnen Trommeln (Kicks und Snares jeweils dreifach mikrofoniert) und den Overheads finden sich ein Mono-Raum (Neumann CMV3), und zwei Stereo-Räume in mittlerer bis weiter Entfernung (je zwei RCA77 Bändchen-Mikros und Neumann U67). Im Gegenzug sind neben dem Direktkanal für Hi-Hats und Ride noch vier weitere Stützkanäle für die übrigen Becken vorhanden (je ein Neumann KM184), die sich hervorragend dazu eignen, dem Mix ein kleines Extra an Präsenz zu verleihen. Genauso wie auch in der Rock Warehouse SDX sind auch in diesen Kanälen alle Übersprecher aus dem Drumset enthalten. Schade übrigens, dass es diesmal keinen ausgewiesenen Schmutzkanal gibt! Einen Überblick bekommt ihr im folgenden Video.
Natürlich finden sich auch in der Metal Machinery SDX einige Presets, die von Andy Sneap persönlich erstellt wurden. Wie man das bisher von SDX-Libraries gewohnt ist, sind es, gemessen an den klanglichen Möglichkeiten der Library, verhältnismäßig wenige – nämlich genau sechs. Schade, dass auf diesem Weg nicht ein größerer Teil des an sich sehr weitreichenden Potenzials ausgeschöpft wird. Die vorhandenen Presets sind dagegen alle sehr gut gemacht, und eine Analyse der internen Mixer-Settings ist durchaus aufschlussreich. Besonders zu erwähnen ist, dass in einigen Presets auch zusätzliche Samples zum Layern von Kicks, Snares und zum Teil auch von Toms zum Einsatz kommen. Diese sind ebenfalls in der Library enthalten und über das Menü der X-Drums abrufbar.