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Toontrack Music City USA SDX Test

DETAILS

Allgemeines
Zunächst einige Facts, die alle bisher erhältlichen Erweiterungen, also The New York Studios Vol. 2, The Metal Foundry, Custom & Vintage und Music City USA betreffen.
Im Falle der Core-Library des Superior Drummer 2 potenziert sich die Anzahl der einzelnen Samples für jedes Instrument im Drumset so weit (verschiedene Spielweisen, Anschlagstärken und Übersprechungen in eine ganze Armada von Mikrofonen), dass am Ende, schlicht gesagt, ein überdimensionaler Berg an Audiodaten steht. Zum gesteigerten Anwenderglück wird all das aber von der stabilen Engine sehr übersichtlich verwaltet.
Dieses grundlegende Konzept, das sich an einem höchstmöglichen Realitätsgrad bei der Simulation natürlicher Drums orientiert und dafür einen ebenfalls vergleichsweise hohen Ressourcenbedarf anmeldet, gilt auch für die Erweiterungen – in der Handhabung entstehen also keine prinzipiellen Unterschiede.

Die vier Erweiterungen zum Superior Drummer 2
Anders ist das beim Sound. Wer mit dem Kauf von einer oder mehreren Erweiterungen liebäugelt, wird möglicherweise auch planen, diese untereinander zu kombinieren, sodass sie sich gegenseitig zu einem allumfassenden Super-Drumset im Raumschiff-Format ergänzen.
Dazu gilt es, einen wichtigen Punkt zu beachten: Was den Klang angeht, orientiert sich die komplette Superior-Familie insgesamt eher an Vielfalt als an Einheitlichkeit. Genauer: Die Drums der vier Erweiterungen wurden alle in verschiedenen Studios aufgenommen, und dabei kamen ganz unterschiedliche Mikrofon-Konfigurationen zum Einsatz.
So wurden die Instrumente der Core-Library beispielsweise zusätzlich von einem trashigen Bullet-Mikrofon eingefangen, die Custom & Vintage SDX bietet einen vorkomprimierten Raum, und um die Snaredrums der Metal Foundry reihten sich im Studio sage und schreibe fünf Close-Mics. Dies wirkt sich neben dem letztendlichen Klang auch direkt auf den Mixer in der Software aus, der für jedes verwendete Mikrofon einen eigenen Kanal in petto hat.
Trotz solch grundlegender Unterschiede macht die Engine eine Integration von Trommeln aus anderen Erweiterungen über die sogenannten X-Drums möglich. Da dies aus den genannten Gründen nicht immer sinnvoll sein muss, ist die Software aber nicht dafür ausgelegt, solche Neukombinationen in die Extreme zu treiben. Das Prinzip der X-Drums und vieles mehr wird in unserem ausführlichen Testbericht zum Superior Drummer 2 erklärt.

Audio Samples
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Core-Library New York Studios Vol. 2 SDX The Metal Foundry SDX Custom & Vintage SDX Music City SDX

Bevor es nun richtig mit dem Test losgeht, bekommt ihr für eine erste O(h)rientierung ein MIDI-File zu hören, das ohne viel Drehen und Schrauben durch die Standard-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde.
Schon hier wird deutlich, dass sich die vier SDX-Pakete zum Teil durch sehr unterschiedliche klangliche Eigenschaften auszeichnen.
The Big Boy from Sound Kitchen
Zeit, uns wieder auf unseren Testkandidaten selbst zu konzentrieren. Die Music City USA SDX ist natürlich nicht nur nach Nashville benannt, sondern wurde auch dort produziert. Da Toontrack ja bekannt für sehr gute und in der Praxis flexibel einsetzbare Raum-Samples ist, kann man davon ausgehen, dass die Wahl des Aufnahmeraums für die Sessions auch diesmal wieder eine tragende Rolle spielte. Letztendlich entschied man sich für die Sound Kitchen Studios, deren größter Raum die offizielle Bezeichnung „Big Boy Studio“ trägt. Die Referenzliste der „Klangküche“ scheint endlos und schließt neben Faith Hill, den Dixie Chicks oder Earth Wind & Fire auch die Foo Fighters und Großmeister Bruce Springsteen ein.
Irgendwer muss die Drums spielen, wenn sie gesampelt werden sollen (und natürlich hat auch die Wahl eines Trommlers ganz unabhängig von verschiedenen Fellen, Tunings oder Drumsticks einen gewissen Einfluss auf den Sound). Toontrack hat sich in diesem Fall mit Harry Stinson für einen Studio-Drummer entschieden, der fest in der Nashville-Szene verankert ist. Da die Referenzenliste auch beim Tontechniker Chuck Ainlay ellenlang ist, werde ich ab jetzt aber auf weiteres Namedropping verzichten. Feststeht: An der Produktion dieser Library waren offenbar ausschließlich Vollprofis aus dem Big Business beteiligt, die wissen was sie tun, da sie es jeden Tag tun.
Studio und Team könnten übrigens dem ein oder anderen schon aus der Nashville-Erweiterung für den EZ-Drummer bekannt sein. Genau genommen handelt es sich bei der Music City um eine höhere Ausbaustufe der alten Samples, die allerdings weit mehr einzelne Instrumente, Artikulationen, MIDI-Files und nicht zu vergessen eine 24-Bit-Auflösung zu bieten hat. Die Aufnahmen für beide Pakete fanden in der gleichen Session statt und sind sich daher ähnlich – aufgrund des weit höheren Umfangs der SDX aber eben doch zwei Paar Schuhe (bzw. Cowboystiefel).

TT_SDX_MC_06Drumset

Wie im Screenshot zu sehen, ist die Rüstkammer unseres Software-Schlagzeugers im Falle dieser SDX relativ überschaubar gehalten. Wer bisher noch die Hoffnung hegte, dass die grafisch dargestellten Sound-Slots über Kontext-Menüs mit einer dafür umso breiteren Auswahl von Klangalternativen bestückt werden könnten, wird leider enttäuscht. Was die Vielfalt an gesampelten Instrumenten angeht, fällt das vierte Add-on im Vergleich zum S2 relativ mager aus. Insgesamt gibt es zwei Drumsets der Marken PB Drums (drei Toms) und Slingerland (zwei Toms). Für Bassdrums und Snares stehen jeweils fünf Alternativen zur Auswahl, während die verschiedenen Beckenpositionen mit jeweils ein bis drei verschiedenen der bronzefarbenen Metallscheiben bestückt werden können.
Eine erfreuliche Besonderheit ist, dass das PB Drumset neben Besen aus Plastik und Metall auch mit den Händen gespielt gesampelt wurde. Mr. Stinson hat also tatsächlich die Stöcke beiseitegelegt und auf Handarbeit umgestellt. Wie auch bei beiden Besen-Typen wurde leider nur jeweils ein Instrument für jeden Sound-Slot aufgenommen. Auch dieser Bereich hätte ruhig etwas großzügiger präsentiert werden können. Die Vielfalt der Sounds muss allerdings nicht alles sein, und nicht jeder Musikstil verlangt in Bezug auf das Schlagzeug nach einem umfangreichen Instrumentarium. Abgesehen davon ist ein fleißiger Zwerg jederzeit einem faulen Hünen vorzuziehen. Sehen wir also im Praxis-Teil, wie er sich so macht, der Zwerg.

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