Nach dem Debüt mit dem Drumkit From Hell und dem später gefolgten und sehr erfolgreichen EZ-Drummer ist es dem schwedischen Drumsample-Mogul Toontrack mit dem Superior Drummer 2 ein weiteres Mal gelungen, einen echten Hit in den Genre-Charts der Schlagzeug-Libraries zu platzieren. Das Erfolgsrezept der Software wurde inzwischen vielfach von anderen Produkten wie BFD2 (FXpansion), der Abbey Road Drums Reihe (Native Instruments) oder den etwas schlankeren Addictive Drums (XLN Audio) übernommen. Die Grundlage bilden detailliert gesampelte Schlagzeug-Sounds, die über ein integriertes Mischpult mit einer ganzen Palette diskreter Kanäle so bearbeitet werden können – wie es auch bei einer tatsächlichen Aufnahme im richtigen Leben gemacht würde.
Das anwenderseitige Bedürfnis nach mehr Trommeln, Becken und allen anderen Arten von klangkräftigen Krachmachern hat Toontrack inzwischen mehrfach gestillt. Grund genug für uns, den vier momentan erhältlichen Erweiterungen, die als SDX (Superior Drummer eXpansion) bezeichnet werden, in der nächsten Zeit einzeln das Bonedo-Stethoskop auf die Brust zu legen. Den Auftakt zu dieser Testreihe macht der erstgeborene Sprössling der SDX-Familie: The New York Studios Vol. 2.
Allgemeines Zunächst einige Facts, die alle bisher erhältlichen Erweiterungen, also The New York Studios Vol. 2, The Metal Foundry, Custom & Vintage und Music City USA betreffen.
Im Falle der Core-Library des Superior Drummer 2 potenziert sich die Anzahl der einzelnen Samples für jedes Instrument im Drumset so weit (verschiedene Spielweisen, Anschlagstärken und Übersprechungen in eine ganze Armada von Mikrofonen), dass am Ende, schlicht gesagt, ein überdimensionaler Berg an Audiodaten steht. Zum gesteigerten Anwenderglück wird all das aber von der stabilen Engine sehr übersichtlich verwaltet.
Dieses grundlegende Konzept, das sich an einem höchstmöglichen Realitätsgrad bei der Simulation natürlicher Drums orientiert und dafür einen ebenfalls vergleichsweise hohen Ressourcenbedarf anmeldet, gilt auch für die Erweiterungen – in der Handhabung entstehen also keine prinzipiellen Unterschiede.
Die vier Erweiterungen zum Superior Drummer 2 Anders ist das beim Sound. Wer mit dem Kauf von einer oder mehreren Erweiterungen liebäugelt, wird möglicherweise auch planen, diese untereinander zu kombinieren, sodass sie sich gegenseitig zu einem allumfassenden Super-Drumset im Raumschiff-Format ergänzen.
Dazu gilt es, einen wichtigen Punkt zu beachten: Was den Klang angeht, orientiert sich die komplette Superior-Familie insgesamt eher an Vielfalt als an Einheitlichkeit. Genauer: Die Drums der vier Erweiterungen wurden alle in verschiedenen Studios aufgenommen, und dabei kamen ganz unterschiedliche Mikrofon-Konfigurationen zum Einsatz.
So wurden die Instrumente der Core-Library beispielsweise zusätzlich von einem trashigen Bullet-Mikrofon eingefangen, die Custom & Vintage SDX bietet einen vorkomprimierten Raum, und um die Snaredrums der Metal Foundry reihten sich im Studio sage und schreibe fünf Close-Mics. Dies wirkt sich neben dem letztendlichen Klang auch direkt auf den Mixer in der Software aus, der für jedes verwendete Mikrofon einen eigenen Kanal in petto hat.
Trotz solch grundlegender Unterschiede macht die Engine eine Integration von Trommeln aus anderen Erweiterungen über die sogenannten X-Drums möglich. Da dies aus den genannten Gründen nicht immer sinnvoll sein muss, ist die Software aber nicht dafür ausgelegt, solche Neukombinationen in die Extreme zu treiben. Das Prinzip der X-Drums und vieles mehr wird in unserem ausführlichen Testbericht zum Superior Drummer 2 erklärt.
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Core-LibraryNew York Studios Vol. 2 SDXThe Metal Foundry SDXCustom & Vintage SDXMusic City SDX
Bevor es nun richtig mit dem Test losgeht, bekommt ihr für eine erste O(h)rientierung ein MIDI-File zu hören, das ohne viel Drehen und Schrauben durch die Standard-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde.
Schon hier wird deutlich, dass sich die vier SDX-Pakete zum Teil durch sehr unterschiedliche klangliche Eigenschaften auszeichnen.
Core-Library, die Zweite Warum steht da eigentlich ein „Vol. 2“ hinter „The New York Studios“? Diese Frage ist ganz einfach zu beantworten: The New York Studios Vol. 1 ist die Core-Library selbst, die jeder Besitzer des Superior Drummer 2 von vornherein auf seiner Festplatte hat. Mit der ersten Erweiterung wird das Paket also komplettiert, und es ist sicher kein Fehler zu sagen, dass diese SDX im Vergleich zu den anderen momentan erhältlichen Expansions in der Klang-Philosophie am nächsten an die mitgelieferten Sounds des S2 heranreicht.
Kein Wunder! Das hochdekorierte Produzententeam aus Pat Thrall (Beyoncé, Elton John, etc.) und Neil Dorfsman (Sting, Dire Straits, etc.) kümmerte sich hier ebenfalls um die Tontechnik, während mit Nir Z (Genesis, John Mayer, etc.) auch der gleiche Schlagzeuger hinter dem Drumset saß, um die Samples in stundenlanger Ausführung von Einzelschlägen einzuspielen.
Die The New York Studios Vol. 2 SDX nimmt etwa 10 GB an Festplattenspeicher in Beschlag und ist damit etwa genau so groß wie die anderen Expansions (Einzige Ausnahme: The Metal-Foundry SDX mit ca. 35 GB). Die Sound-Bibliothek gliedert sich in zwei große Bereiche und bietet Samples, die in den New Yorker Hit-Factory und Allaire Studios aufgenommen wurden. Beide sind inzwischen geschlossen, weshalb die Librariy auch den Untertitel „The Lost New York Studios“ trägt. Ein Blick auf die Screenshots lässt bereits ganz richtig vermuten, dass die Drumsets etwas kleiner gehalten sind als in der Basis-Ausstattung des S2.
Zwei (Klein)-Laster voller Drums Die Samples der Hit-Factory waren tatsächlich die ersten Aufnahmen, die überhaupt für den Superior Drummer 2 gemacht wurden – noch vor den Sampling-Sessions in den Avatar-Studios. Das grundlegende Shellset ist (genauso wie in der Core-Library) ein Schlagzeug aus der New Yorker Trommelschmiede GMS mit einer Auswahl an sieben Snaredrums.
In den Allaire Studios wurde dagegen ein Schlagzeug der Marke Ludwig aus dem Jahr 1962 gesampelt -echtes Vintage-Equipment also. Neben sechs zusätzlichen Snaredrums werden auch ebenso viele Bassdrums geboten, und dieser Punkt ist besonders erfreulich, da die Core-Library für Bassdrum-Sounds wenige Alternativen bietet.
Alle Instrumente wurden ausschließlich mit „normalen“ Drumsticks eingespielt. Auf Mallets, Besen oder Hot-Rods hat man in diesem Fall verzichtet. Die Bassdrums zeigen mit einer Auswahl zwischen weichem Filz- oder hartem Plastik-Schlägel die größte Variabilität.
Out Of The Box Der Sound aller Erweiterungen für den Superior Drummer 2 ist aufgrund der Vielzahl an Raumsamples und der weiteren Bearbeitungsfunktionen sehr flexibel. Trotzdem gibt es natürlich einen gewissen Grundklang, der in der ersten Erweiterung, genauso wie in der Core-Library, schon deutlich vorbearbeitet wirkt – und der sich ohne komplizierte Einstellungen an EQ und Kompressor gut in einem Mix durchzusetzen weiß.
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Querschnitt HitFactoryQuerschnitt Allaire
Die Sounds aus dem Allaire Studio wirken dabei durchweg etwas giftiger und aggressiver als die vergleichsweise weichen Samples aus der Hit Factory. Die folgenden Audios wurden aus einzelnen Files zusammengeschnitten, bei denen die verschiedenen Bassdrums und Snaredrums aus beiden Studios zum Einsatz kamen.
Der Rest steht vorerst auf „Default“. Das MIDI-Material stammt übrigens aus der mitgelieferten Library, die (wie auch die Samples selbst) von Nir Z eingespielt wurde und insgesamt eine sehr gut verwendbare Grundlage für eigene Bearbeitungen bildet.
Die Anzahl der Velocity-Layers für jedes Instrument ist nicht ganz so üppig wie in der Core Library. Bei den Drums aus der Hit Factory fällt beispielsweise auf, dass der Samplepool der extrem leisen Anschläge auf den Snaredrums reduziert wurde. Die harten Anschläge auf der Bassdrum hat man in beiden Fällen sogar sehr drastisch von bis zu 22 in der Standard-Ausstattung auf maximal 5 Layers ausgedünnt.
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Velocity HitFactoryVelocity Allaire
Auch wenn die Anzahl der vorhandenen Samples noch völlig in Ordnung geht, sind die New York Studios Vol. 2 also in den Extrembereichen der Lautstärke (leise und laut) ein wenig anfälliger für einen angedeuteten Machinegun-Effekt.
Ob dies ein Problem darstellt? Hört euch am Besten die folgenden Audios an und macht euch selbst ein Bild. Solange man den S2 nicht nötigt, eine klassische Snaredrum-Etüde zu spielen, ist der Detailgrad für mich persönlich noch hoch genug.
Mikrofonierung und Mixer-Channels Die großzügige Mikrofonierung und der erstklassige Raumklang der Core-Library zählen für viele Anwender zu den schlagkräftigsten Argumenten für den S2, und die New York Studios Vol. 2 können in dieser Disziplin absolut mithalten. Einen Eindruck vom Klang der in unterschiedlichen Entfernungen zum Drumset positionierten Schallwandler bekommt ihr im folgenden Video.
Bisher haben wir nur den rohen Sound der Library gehört. Natürlich bietet der S2 mit seinem integrierten Mischer und der Effektsuite von Sonalksis aber auch die Möglichkeit, den Klang sehr flexibel zu bearbeiten.
Einen Ausblick auf die Möglichkeiten jenseits des Grundklangs der Library möchte ich euch anhand einiger weiterer Grooves aus der enthaltenen MIDI-Bibliothek geben, die durch verschiedene Presets verbogen werden.
Hit Factory Stereo CrunchAllaire Massive LudwigHit Factory ElectronicaAllaire Crunch LoopFactory SnarekickAllaire Snare Set
In den letzten beiden Tracks kommen auch importierte Trommeln aus anderen Studios (also X-Drums) zum Einsatz, die zum Teil sehr stark bearbeitet sind. So wird beispielsweise im vorletzten Track eine tiefer gestimmte und heftig komprimierte Snaredrum aus dem Allaire Studio zur schnarrenden Bassdrum in der Hit Factory. Im letzten Track werden auch die Toms durch bearbeitete Snares ersetzt.
Mit der New York Studios Vol. 2 SDX erweitert Toontrack ihren Hit Superior Drummer 2 um zwei weitere Drumsets aus geschichtsträchtigen New Yorker Studios. Die Samples wurden (wie auch in der Core-Library) durch eine vergleichsweise hohe Anzahl von Mikrofonen aufgezeichnet, und vor allem die verschiedenen Ambience-Channels im virtuellen Mixer sorgen für einen hervorragend sauberen und druckvollen Raumklang. Trashige Effekt-Spuren wie das Bullet-Mic oder der SansAmp-Channel lassen sich nach Belieben dosieren, und machen es so möglich, ein wenig mehr Schmutz in den Klang zu bringen – der sehr durchsetzungsfähige und vorbearbeitete Toontrack-Sound, der auch schon die Core-Library auszeichnete, bleibt dabei voll erhalten.
Statt auf verschiedene Stockarten wie Besen, Mallets oder Rods zu setzen, konzentriert sich diese erste Erweiterung auf Trommeln und Becken, die mit „normalen“ Drumsticks eingespielt wurden, und beschert so dem Anwender im Gegenzug eine Auswahl von insgesamt dreizehn Snaredrums und sieben Bassdrums.
Eine freie Kombination all dieser Sounds ist zwar umsetzbar, verständlicherweise aber etwas komplizierter als in manchem Konkurrenzprodukt, da die Samples in verschiedenen Studios und mit verschiedenen Mikrofon-Setups aufgenommen wurden.
Zusammen mit der MIDI-Library ist das Paket jedem zu empfehlen, der auch schon die Core-Library des Superior Drummer 2 mochte und sie mit Volume 2 der New York Studios komplettieren will.
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