Toontrack Roots SDX Bundle Test

Über eineinhalb Jahre sind verstrichen, seit Toontrack mit der Music City USA SDX die letzte Erweiterung für den Superior Drummer 2 veröffentlicht hat, und seitdem wurde in Anwenderkreisen lebhaft gerätselt, was die schwedischen Drumsample-Mogule sich wohl als Nächstes einfallen lassen würden. Schon seit längerem brodelte die Gerüchteküche in Richtung einer sogenannten Jazz SDX, die den Detailgrad und die Flexibilität der bereits erhältlichen Jazz EZX für den EZdrummer deutlich anheben sollte. Gemunkelt wird immer viel, aber in diesem Fall haben sich die Orakelsprüche aus Insider-Kreisen größtenteils bewahrheitet.

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Auch wenn die Namensgebung des mittlerweile fünften Zusatz-Packs für den „Obertrommler“ darauf hinweist, dass die Sounds und Samples der Roots SDX nicht ausschließlich auf die Genre-Grenzen des Jazz zugeschnitten sind, handelt es sich im Kern nicht nur um das gleiche Konzept, sondern auch um das gleiche Studio, das gleiche Team und zum Teil auch um die gleichen Instrumente, die schon den Klang der Jazz EZX geformt haben. Dass die Parallelen so ausgeprägt sind, hat einen einfachen Grund: Beide Libraries stammen aus den gleichen Studio-Sessions. Ob diese Erweiterung für euch interessant sein könnte und auch wie sie die neuen Features von Version 2.3 des Superior Drummer nutzt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

DETAILS


Allgemeines

Bei mittlerweile fünf erhältlichen SDX-Paketen möchten wir euch als kleine Orientierungshilfe zunächst einen Überblick zum Grundkonzept hinter der Software und zu den anderen Libraries für den Superior Drummer geben. Bevor wir uns die Roots SDX näher betrachten, werfen wir also noch einmal einen kurzen Blick auf The New York Studios Vol. 1 (Core-Library), The New York Studios Vol. 2, The Metal Foundry, Custom & Vintage und Music City USA.

Im Falle der Core-Library des Superior Drummer potenziert sich die Anzahl der einzelnen Samples für jedes Instrument im Drumset über verschiedene Spielweisen, Anschlagstärken und Übersprechungen in eine ganze Armada von Mikrofonen so weit, dass am Ende, schlicht gesagt, ein überdimensionaler Berg an Audiodaten steht. Zum gesteigerten Anwenderglück wird all das von der stabilen Engine sehr übersichtlich verwaltet. Dieses grundlegende Konzept, das sich an einem höchstmöglichen Realitätsgrad bei der Simulation natürlicher Drums orientiert und dafür einen ebenfalls vergleichsweise hohen Ressourcenbedarf anmeldet, gilt auch für die Erweiterungen – in der Handhabung entstehen also keine prinzipiellen Unterschiede.

Anders ist das natürlich beim Sound. Wer mit dem Kauf von einer oder mehreren Erweiterungen liebäugelt, wird möglicherweise auch planen, diese untereinander zu kombinieren, so dass sie sich gegenseitig zu einem allumfassenden Super-Drumset im Raumschiff-Format ergänzen. Dazu gilt es, einen wichtigen Punkt zu beachten: Was den Klang angeht, orientiert sich die komplette Superior-Familie insgesamt eher an Vielfalt statt an Einheitlichkeit.

Genauer: Die Drums der Core-Library und der fünf Erweiterungen wurden alle in verschiedenen Studios aufgenommen, und dabei kamen ganz unterschiedliche Mikrofon-Konfigurationen zum Einsatz. So wurden die Instrumente der Core-Library beispielsweise zusätzlich von einem trashigen Bullet-Mikrofon eingefangen, die Custom & Vintage SDX bietet einen vorkomprimierten Raum, und um die Snaredrums der Metal Foundry reihten sich im Studio sage und schreibe fünf Close-Mics. Dies wirkt sich neben dem letztendlichen Klang auch direkt auf den Mixer in der Software aus, der für jedes verwendete Mikrofon einen eigenen Kanal in petto hat. Trotz solcher grundlegenden Unterschiede macht die Engine eine Integration von Trommeln aus anderen Erweiterungen über die sogenannten X-Drums möglich. Da dies aus den genannten Gründen nicht immer sinnvoll sein muss, ist die Software aber nicht dazu ausgelegt, solche Neukombinationen in die Extreme zu treiben. Das Prinzip der X-Drums und vieles mehr wird in unserem ausführlichen Testbericht zum Superior Drummer 2erklärt.
Bevor es nun richtig mit dem Test losgeht, bekommt ihr ein MIDI-File zu hören, das ohne viel Drehen und Schrauben durch die Standard-Presets der Core-Library und der verschiedenen Erweiterungen gejagt wurde. Schon hier wird deutlich, dass sich die vier SDX-Pakete zum Teil durch sehr unterschiedliche klangliche Eigenschaften auszeichnen.

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Core-Library New York Studios Vol. 2 SDX The Metal Foundry SDX Custom & Vintage SDX Music City USA SDX Roots SDX

Klang- und Stil-Philosophie
Die Roots SDX ging also aus dem Vorsatz hervor, eine Jazz-Library für den Superior Drummer zu kreieren. Dazu stellen sich zunächst einmal zwei Fragen: Was macht einen klassischen Jazz-Drumsound eigentlich aus, und welche Anwendungsgebiete gibt es dafür?

In Bezug auf den Klang regiert im klassischen Jazz vor allem die Natürlichkeit. Eine Snare Drum wird in der Regel nicht von Kompressoren plattgebügelt und so hochpoliert, dass sie dem Hörer förmlich ins Gesicht springt. Eine Bass Drum hat nur selten den Sub-Bass Anteil, der moderne Pop-Produktionen auszeichnet, und oftmals wird sie sogar vielmehr wie ein weiteres großes Tom behandelt (wie z.B. im Bebop und seinen Abkömmlingen). Die Stimmungen von Toms und Bassdrum sind tendenziell eher hoch, Ride-Becken verzichten bewusst auf einen perlenden „Ping“, und insgesamt scheut sich ein klassischer Jazz-Sound nicht vor singenden Obertönen, sondern verlangt oft sogar nach ihnen, um einen möglichst offenen und dynamischen Charakter zu erlangen.
So viel zu den archetypischen Klangeigenschaften. Aber was fängt man damit nun an? Es gibt wohl kein anderes musikalisches Genre, in dem das Wort „Personalstil“ für Instrumentalisten so groß geschrieben wird wie im Jazz. Die Musik entsteht zumeist aus dem Moment, Musiker gehen spontan aufeinander ein, fassen Ideen auf und entwickeln sie weiter oder kontrapunktieren sie in ihren Improvisationen, und all dies tun sie auf höchst individuelle Weise. Der Musiker selbst und seine musikalische Ausdrucksweise sind dabei mindestens genauso wichtig wie das Stück, das gespielt wird, und natürlich gehört auch der persönliche Sound zu den Facetten einer eigenständigen Klangsprache. Dass in einem solchen musikalischen Kosmos relativ wenig Platz für Drumsamples aus der Dose ist, die dabei auch noch so tun, als wären sie echt, versteht sich eigentlich von selbst. Unter Puristen wird oft schon der bloße Gedanke, eine Jazz-Platte mit Sample-Drums aufzunehmen, als unerhörter Frevel gelten. Eine reine Jazz-Library wäre also höchstwahrscheinlich dazu verdammt, ihre Anwendung hauptsächlich in zweckorientierten Produktionen von jazzigen Weihnachts-Jingles, Soundtracks zu Mafia-Games oder in den traurigeren Fällen sogar von Fahrstuhlmusik zu finden. Diese Problematik hat Toontrack offenbar erkannt und dementsprechend das Feld bedeutend weiter gefasst.

Bigger Than Ever
Die Roots SDX ist die bislang umfangreichste Erweiterung für den Superior Drummer und wurde aufgrund des hohen Datenvolumens von ca. 64 GB in zwei – separat und im Bundle-erhältliche – Parts von etwa 36 GB (Sticks) bzw. 28 GB (Brushes, Rods & Mallets) veröffentlicht. Die Untertitel „Sticks“ und „Brushes, Rods & Mallets“ sind äußerst bezeichnend und beziehen sich auf die Art der Stöcke, mit denen die Trommeln eingespielt wurden. Im leicht vergünstigten Bundle-Angebot erhält man also, gemessen am Speicherumfang, fast das Doppelte der Metal Foundry SDX, die selbst wiederum ein Vielfaches der anderen Erweiterungen auf die Datenwaage bringt. Verglichen mit der Jazz EZX für den EZdrummer beinhaltet die Roots SDX sogar etwa das 85-fache an Samples.

Für das Recording der Library verschlug es das Toontrack-Team ein weiteres Mal nach Nashville, wo auch schon die Drum-Sounds für die Music City USA SDX aufgenommen wurden. Die musikalische Metropole und Hauptstadt der Country-Music im Norden von Tennessee ist bekanntlich ein echter Kulminationspunkt von außergewöhnlich vielen Plattenfirmen und Tonstudios. Der Aufnahmeort der Wahl war diesmal das vergleichsweise junge Blackbird Studio, das 2002 gegründet wurde und sich seitdem eine ansehnliche Klientenliste erarbeiten konnte. Um ein Zentrum der Jazz-Geschichte handelt es sich hier zwar nicht, das verwendete Equipment hat aber trotzdem das Zeug, den audiophilen Musikliebhaber in Ehrfurcht schaudern zu lassen.

Als Herz der Studiotechnik kam ein Neve 8078 Pult zum Einsatz, das seinen Dienst lange Zeit in den geschichtsträchtigen Motown Studios verrichtete und später Privateigentum von keinem Geringeren als Donald Fagen war – seines Zeichens Sänger und Keyboarder der Band Steely Dan. Neben den internen Preamps wurde unter anderem ein RCA OP-6 verwendet, der aussieht wie ein Funkgerät aus dem zweiten Weltkrieg und mindestens genauso alt ist, aber garantiert besser klingt. In Bezug auf die verwendeten Mikrofone fällt auf, dass neben den üblichen Verdächtigen, wie dem Shure SM57, oder gängigen Vintage-Schätzen, wie dem Neumann U47, verhältnismäßig viele Bändchenmikrofone zum Einsatz kamen, die für Natürlichkeit und ein sehr gutes Impulsverhalten bekannt sind und in den letzten Jahren eine echte Wiedergeburt erlebt haben.

Die Stöcke bzw. Besen, Hot-Rods und Mallets schwang Roy “Futureman” Wooten, den der ein oder andere vielleicht von der Fusion-Formation Béla Fleck and the Flecktones kennt, bei der er auf der Bühne oft mit seiner selbst entworfenen Drumitar, einer äußerst merkwürdigen Mischung aus Keyboard, Gitarre und Drum-Pad zu sehen ist. Bei der Aufnahme bediente er aber natürlich die klassischen Varianten des Drumsets, und laut Toontrack bemühte er sich dabei, jeden einzelnen Schlag als Teil eines größeren musikalischen Flusses zu sehen.

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Aufgenommen wurden drei Kits aus den Häusern Pearl, Ludwig (auch in abgedämpfter Form) und Gretsch. Zugang zu einer so extrem umfangreichen Rüstkammer wie in der Metal Foundry SDX erhält man hier also nicht. Die Kits verfügen über jeweils zwei bis maximal vier Toms und können weiterhin mit einigen zusätzlich gesampelten Trommeln kombiniert werden, die nicht zur Standardausstattung gehören. So finden sich beispielsweise ein einzelnes 16“ Tom von Slingerland und eine gigantische 28“ Marching Bass Drum von Camco, die echte Vintage-Gefühle weckt.

Auch die Anzahl von Snare Drums und Becken ist vergleichsweise überschaubar. Die Quantität der enthaltenen Sounds ist in der Library also (vor allem gemessen am vereinnahmten Speicherplatz) gar nicht so hoch, wie man es erwarten könnte. Ob dies für eine andererseits hohe Qualität spricht, werden wir im Praxis-Teil des Tests herausfinden.

PRAXIS


Natürlich und flexibel

Bei den Aufnahmen zur Roots SDX wurde Wert darauf gelegt, einen natürlichen und weitestgehend unbearbeiteten Drumsound einzufangen. Wenn ein Studio so gut ausgestattet ist, wie das bei den Blackbird Studios mit 35 Kanälen Pultec EQ und 24 Fairchild Kompressoren der Fall ist, ist es aber wohl verständlich, wenn es dem Recording-Team schwer gefallen ist, der Versuchung zu widerstehen, dieses Equipment auch einzusetzen. Gemessen am Klang der Library ist dies aber auf einem subtilen Niveau passiert, das eindeutig nicht im Vordergrund steht. Die Library wirkt dementsprechend höchst flexibel und ist damit vor allem für Benutzer interessant, die mehr wollen als mal eben mit drei Mausklicks einen fertigen Drumsound in ihr Arrangement zu ziehen. Die drei Drumsets haben allesamt einen offenen Grundcharakter, der in den einzelnen Fällen mehr oder weniger stark ausgeprägt ist.

Am jazztypischsten geht es beim Pearl Reference zu. Das Set verfügt über eine kleine 18“ Bass Drum mit geschlossenem Resonanzfell und relativ hoch gestimmte Toms mit viel Sustain in den Obertönen. Das Ludwig Psychedelic präsentiert sich dagegen mit einem wuchtigeren und voluminöseren Sound. Toms und Bassdrum sind zwar nach wie vor relativ hoch gestimmt, verglichen zum Pearl-Set aber deutlich größer, und das hört man natürlich. Tiefer und rockiger wirkt das Gretsch USA Custom Set. Ohne den offenen Grundcharakter der Library zu verlassen, sind die druckvolle Bassdrum und die warm ausklingenden Toms schon ohne viel Bearbeitung heiße Kandidaten für akustisch orientierte Pop/Rock-Produktionen. Die Abgedämpfte Variante des Ludwig-Sets fällt dagegen ein wenig aus dem Rahmen und stellt dem Rest der Library einen tighten und knackigen Sound mit kurzen Release-Phasen gegenüber. Die Audiobeispiele wurden mit der umfangreichen Midi-Library erstellt, die man sich als registrierter Benutzer von der Toontrack-Website herunterladen kann. Die Files wirken sehr lebendig, und vor allem die beiden jazzigeren Beispiele scheinen fast ein wenig zu „artistic“ zu sein, um sie direkt in ein Arrangement zu integrieren. Eine Extraportion Backbeat hätte der Midi-Library sicher nicht geschadet

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Pearl Reference (Jazz) Ludwig Psychedelic (Jazz) Ludwig Psychedelic Damped (Funky) Gretsch USA Custom (Funky)

Gerade im Fall der hell und singend klingenden Bass Drums ist es ein schönes Feature der Library, dass alle Kicks in zwei verschiedenen Spieltechniken aufgenommen wurden: Die Standard-Artikulation dämpft das Fell nach dem Anschlag direkt mit dem Beater ab, alternativ kann man den Schlägel aber auch direkt abprallen lassen, was der Trommel etwas mehr Ton und Sustain verleiht. Besonders effektvoll ist dies bei der Bass Drum des Pearl-Sets oder der badewannengroßen Basstrommel von Camco, die ihrer Instrumentengattung alle Ehre macht und bei den offenen Schlägen einen deutlichen Zuwachs an grollendem Sub-Bass gewinnt.

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Camco Kick (Standard-Artikulation) Camco Kick (Open)

In Bezug auf die verschiedenen Snare Drums fiel mir als Erstes auf, dass es sich bei der Roots SDX um eine der wenigen Libraries handelt, die KEINE gesampelte Version der eigentlich obligatorischen Ludwig Black Beauty an Bord hat. Was für eine angenehme Ungewöhnlichkeit! Die Auswahl der Instrumente deckt aber natürlich trotzdem alle Register ab und bietet mehrere 14“-Snares in unterschiedlichen Kesseltiefen und Stimmungen und ein kleineres 12“-Modell. Die Trommeln sind größtenteils aus Holz gefertigt und bieten im Vergleich zu ihren Pendants aus Metall einen warmen Grundklang, wobei beim Tuning in den meisten Fällen offenbar bewusst ein ausgeprägter Obertonanteil erzeugt wurde. Die beiden zusätzlichen gedämpften Snares erzeugen einen ähnlichen Kontrast zum Rest der Library, wie es auch das gedämpfte Ludwig Set tut, und sind dementsprechend Kandidaten für entsprechende Kombinationen. An der Anzahl der Velocity-Layers hat sich im Vergleich zur Core-Library und den anderen SDX-Paketen nicht viel geändert, und dazu sähe ich auch keinen Anlass – das dynamische Verhalten ist nach wie vor hervorragend und der Klangeindruck höchst authentisch.
Transmuting und Multiple Hits Emulation
Die Becken der Roots SDX sind aus dem Medium- bis Thin-Bereich, klingen tendenziell eher dunkel und entsprechen damit den klassischen Klangeigenschaften eines Jazz-Setups. Neben einem Crash- und einem Effekt-Becken bietet die Library fünf Rides und zwei Hi-Hats. Letztere zeichnen sich durch eine Anzahl von verschiedenen Artikulationen aus, die ich in dieser Form in noch keiner vergleichbaren Library gesehen oder gehört habe. Während die Core-Library 14 verschiedene Möglichkeiten anbietet, wie der Drummer das mehr oder weniger geöffnete Beckenpaar mit den Stöcken bearbeiten kann, gibt es in der Roots SDX satte 20 Spielweisen. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass die Sounds der insgesamt sieben Öffnungsgrade jeweils in Bow- und Edge-Sounds vorliegen.
Die Ride- und Crash-Becken nutzen eine der großen Neuerungen von Version 2.3 des Superior Drummer, die von Toontrack hochoffiziell als „Transmuting“ bezeichnet wird. Im Kern geht es dabei um eine Sache, die im Bereich der virtuellen Instrumente eigentlich gang und gäbe ist, in Drum-Libraries aber bisher nicht wirklich angewendet wurde: Release-Samples. Dass man bei Trommeln in der Regel keinen Ton halten kann und dementsprechend keine separaten Samples für die Abklingphase benötigt, ist selbstverständlich. Wenn Becken mit der Hand abgestoppt werden, ist aber genau dies notwendig, um ein natürliches Ausschwingverhalten zu simulieren. Im Vergleich zu den bisher verwendeten Fade-Outs handelt es sich beim Transmuting zwar um einen sehr speziellen, dafür aber ansehnlichen Schritt nach vorne. Neben der Roots SDX nutzt inzwischen auch die Core-Library dieses Feature, und das ist natürlich höchst erfreulich, denn damit radiert Toontrack ganz nebenbei einen der größten verbliebenen Schwachpunkte der Software aus – Cymbal-Mutes waren bis zum jüngsten Update im Superior Drummer und den meisten Erweiterungen nur über einen komplizierten Workaround zu erzeugen.

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Transmuting in der Roots SDX Vergleich ohne Transmuting (Becken aus C&V SDX)

Ebenfalls vor allem für Becken interessant ist das neue Feature der Multiple Hits Emulation (MHE). Realistische Cymbal Swells ließen sich auf Midi-Basis bisher nur schwer simulieren, da ein Becken, das angeschlagen wird, während es schwingt, eben anders klingt als ein Becken, das vorher im Ruhezustand war. Das Script verwendet offenbar eine dynamische Sample-Hüllkurve und kann im Construction Window des Plug-ins stufenlos in seinem Wirkungsgrad angepasst werden. Verfügbar ist es für alle Instrumente, am meisten Sinn macht es neben den Becken aber bei Presswirbeln auf der Snare, die dadurch etwas glatter klingen.

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Cymbal Swell mit aktiver MHE Cymbal Swell ohne MHE Snare Roll mit aktiver MHE Snare Roll ohne MHE

Die „Brushes, Rods & Mallets“ Variante der Roots SDX ist in der Trommel- und Beckenauswahl deutlich eingeschränkt. An den Bass Drums ändert sich im Vergleich zum mit Sticks getrommelten Paket natürlich nichts, für die anderen Slots steht aber jeweils nur ein Instrument zur Verfügung. Da Besen generell oft mit Jazz in Verbindung gebracht werden, hat Toontrack hierfür ganz konsequent die jazzigsten Vertreter der Library gewählt. Vor allem das Programmieren von Swirls auf der Snaredrum ist intelligent gelöst und gestaltet sich höchst einfach. Etwas schade ist, dass die Midi-Library keine konkreten Vorlagen für Mallets liefert.

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Brushes Hot-Rods Mallets

Mixer-Kanäle
Neben der erweiterten Auswahl an Artikulationen und teilweise sehr langen Release-Phasen der Becken ist ein Hauptgrund für den enormen Umfang der Library die Anzahl der verschiedenen Raumkanäle. Mehr als in der Roots SDX gab es bisher nicht. Neben drei unterschiedlich aufgestellten Overhead-Pärchen und drei Raum-Mikrofonierungen in unterschiedlichen Entfernungen zum Drumset (Plus ein Mono-Room) bietet die Roots SDX eine real aufgenommene Hallkammer und einen in Vintage-Tradition aufgestellten Decca-Tree, der aus drei Mikrofonen besteht und in seiner Namensgebung auf die britischen Decca Studios zurückgeht. Im Video könnt ihr euch ein Bild vom Klang der verschiedenen Channels machen.

Wie man sich nun vorstellen kann, ergeben sich aus der Auswahl an verschiedenen Instrumenten, Spielweisen, Stockarten und Mixerkanälen enorme Kombinationsmöglichkeiten. Die Wirkung einer Nachbearbeitung im Mixer des Plug-ins haben wir dabei noch gar nicht mit einbezogen. Um die hohe Flexibilität der anfänglich als reine Jazz-Library geplanten Roots SDX zu demonstrieren, gibt es zum Abschluss also noch eine Auswahl an verschiedenen Combined Presets zu hören. Die Anzahl dieser Presets ist wie in allen Libraries der Superior-Familie relativ überschaubar und im Falle der Roots SDX relativ speziell geraten. Einige weniger extreme Voreinstellungen würden das Paket noch abrunden. Die Midi-Files entstammen diesmal dem gesamten Toontrack-Katalog.

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Close (Sticks) Big Room Chamber (Sticks) Clean Dirty (Rods) Decca Room (Brushes) Trashy (Sticks)

FAZIT

Die Firma Toontrack betont in der zugehörigen Werbekampagne, dass es sich bei der Roots SDX nicht um einen ausschließlichen Spezialisten für Jazz-Drums handelt und äußert, dass es sich dabei sogar um die vielseitigste bisher veröffentlichte Erweiterung für den Superior Drummer handele. Dem kann ich voll und ganz zustimmen. Zwar ist der Klang der gesampelten Drums so ausgerichtet, dass er sich hauptsächlich in akustisch orientierten Produktionen zuhause fühlen wird, die Formbarkeit, die mit der wirklich großen Anzahl verschiedener Mikrofon-Setups einhergeht, ist aber tatsächlich außergewöhnlich. Die Neuerungen in Version 2.3 des Superior Drummer sind dabei äußerst sinnvoll und funktional, und vor allem das Verhalten von Becken wird durch Transmuting und Multiple Hits Emulation realistischer simuliert, als das bisher im Bereich der virtuellen Drums der Fall war. Dass Presets und Midi-Files sehr speziell wirken, kann man der Library dagegen verzeihen. Die Roots SDX ist ein sehr zu begrüßender Zuwachs in der Superior-Familie und ganz nebenbei zu meiner persönlichen Lieblings-Library in Kombination mit E-Drums geworden.

Pro:
  • Natürlicher und offener Klang
  • Große Anzahl verschiedener Ambience-Channels
  • Realistisches Verhalten von Cymbal-Mutes
  • Multiple Hits Emulation für Wirbel
  • Artikulationsvielfalt v.a. für Hi-Hats
  • Vielseitig einsetzbar
Contra:
  • Midi-Library und Presets etwas speziell
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Features:
  • Erweiterung für Superior Drummer 2.3
  • Roots SDX Sticks: 36 GB große Sample-Library
  • Roots SDX Brushes, Rods & Mallets: 28 GB große Sample-Library
  • Minimale Systemanforderungen:
  • PC: Pentium 4 oder Athlon @ 2GHz, 2 GB RAM
  • MAC: G5 @ 2 GHz, 1,5 GB RAM
  • Multi-Core Prozessor und 2 GB RAM für alle Systeme empfohlen
  • DVD-Laufwerk
  • Lauffähige Installation des Superior Drummer 2.3
Preise:
  • Roots SDX Sticks: EUR 159,- (UVP)
  • Roots SDX Brushes, Rods & Mallets: EUR 159,- (UVP)
  • Roots SDX Bundle: EUR 315,- (UVP)
Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Natürlicher und offener Klang
  • Große Anzahl verschiedener Ambience-Channels
  • Realistisches Verhalten von Cymbal-Mutes
  • Multiple Hits Emulation für Wirbel
  • Artikulationsvielfalt v.a. für Hi-Hats
  • Vielseitig einsetzbar
Contra
  • MIDI-Library und Presets etwas speziell
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Toontrack Roots SDX Bundle Test
Für 249,00€ bei
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