Mit der Stockholm SDX für den Superior Drummer 3 begibt sich Toontrack zumindest aus geografischer Sicht an seine Wurzeln. Wie der Name vermuten lässt, fanden die Aufnahmen zur Library in der schwedischen Hauptstadt statt. Anders als bei anderen aktuellen SDXs gibt es hier weder von einem ikonischen Engineer noch von einem legendären Studio zu berichten. Ob sich die Stockholm SDX trotzdem gut auf der Festplatte des Studiorechners macht, klären wir im Review.
Toontrack Stockholm SDX – Das Wichtigste in Kürze
- Erweiterung für Toontrack Superior Drummer 3
- aufgenommen von Linn Fijal im RMV Studio in Stockholm
- Fünf komplette Kits und 12 Snares
- 42 GB Drumsamples
DETAILS & PRAXIS
Überblick: eine schlanke SDX
Mit einem Umfang von 42 GB ist die Stockholm SDX die kleinste Library für den Superior Drummer seit Jahren. Aktuelle SDXs belegen in der Regel deutlich über 100 GB, oft sogar über 150 GB. Wirklich „klein“ ist die Stockholm SDX natürlich trotzdem nicht. Der Speicherbedarf beträgt immer noch das Dreifache des EZdrummer 3 oder der Steven Slate Drums 5. Von den noch viel schlankeren XLN Addictive Drums 2 wollen wir da gar nicht anfangen. Und klar, Größe ist nicht alles, gibt aber gerade bei Drum-Libraries Aufschluss über Realismus und Flexibilität.
Wo liegen nun die Unterschiede zu den größeren aktuellen Releases? Die gute Nachricht zuerst: Am Detailgrad der SDX-Libraries hat Toontrack nicht gespart. Die Stockholm SDX beinhaltet den vollen Satz an Artikulationen aktueller SDXs. Damit sind ultra-realistisches Drum-Programming oder auch E-Drumming auf höchstem Niveau möglich.
Für den geringeren Umfang der Stockholm SDX gibt es zusammengefasst drei Gründe: weniger Becken, weniger Mixerkanäle und keine Extras wie Besen oder Mallets. Und diese Punkte müssen nicht zwangsweise auf der Minusliste landen. Die ebenfalls sehr überschaubare Groove-Library könnte dagegen wirklich etwas umfangreicher ausfallen. Da haben andere SDXs eindeutig mehr zu bieten. Wie immer habe ich alle Audiobeispiele für diesen Test mit den verfügbaren Grooves erzeugt.
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Aufgenommen im RMV Studio in Stockholm
Der Titel der Stockholm SDX ist passend gewählt: Das für die Aufnahmen gebuchte Studio liegt auf einer Insel im Herzen der schwedischen Hauptstadt. Es trägt den zungenbrecherischen Namen Riksmixningverket (kurz: RMV Studio) und ist in den Räumlichkeiten eines alten Lagerhauses untergebracht.
Der Aufnahmeraum ist mittelgroß und kombiniert Oberflächen aus Holz und Mauerwerk mit einer großen Fensterfront. All das hat natürlich Einfluss auf die Akustik. Wie man später hören wird, wirkt der Raumklang recht knackig und kontrolliert. Das Kernstück der Studiotechnik ist ein Neve 8068 Pult.
Hinter dem Neve-Pult saß Studioleiterin und Engineer Linn Fijal. In ihrer Zeit im RMV Studio arbeitete sie mit den unterschiedlichsten Bands aus den verschiedensten Genres. Die Liste der Klienten umfasst Cat Stevens, Nils Landgren, The Hives, Ghost und viele kleinere schwedische Acts. Auch mit Coldplay gab es eine Zusammenarbeit.
Neutraler Grundklang
Der Grundklang der Stockholm SDX wirkt weitgehend clean und naturbelassen. Beste Voraussetzungen zum Formen eines eigenen Klangcharakters! Die fünf enthaltenen Kits tragen dabei plakative Namen wie Pop, Rock, Heavy, Punchy und Tight Kit.
Die Kits enthalten zwischen drei und sechs Toms. Dabei kann man maximal vier Toms gleichzeitig verwenden. Für alles, was kein Metal ist, sollte das aber auch ausreichen. Bei den Becken gibt’s insgesamt drei Beckensätze, die jeweils aus Hi-Hat, Ride und zwei Crashes bestehen. Ein paar zusätzliche Effektbecken wie Chinas der Spashes hätten es meiner Meinung nach schon sein dürfen. Da Becken viel länger ausklingen als Trommeln, ist die geringere Anzahl auch ein Hauptgrund für den geringeren Speicherbedarf der Library. Im Hinblick auf verschiedene Snares ist man mit 12 Modellen gut versorgt.
Der warme und natürliche Grundklang gefällt mir bereits ohne Effekteinsatz ausgesprochen gut. Man sollte sich allerdings dessen bewusst sein, dass man für einen fertigen Sound noch ein wenig mischen muss. Oder man nutzt eines der Presets als Startpunkt.
Vielseitige Presets
Die mittlere Anzahl von 30 Presets zeigt, wie vielseitig die neutral aufgenommenen Kits mit ein wenig Mixing klingen können. Wie üblich gibt es zwei Kategorien für Presets von Linn Fijal und Toontrack. Der Hersteller kombiniert Instrumente der verschiedenen Kits miteinander und packt tendenziell etwas mehr zu.
Überschaubarer Mixer
Mit insgesamt 17 Kanälen gehört der Mixer der Stockholm SDX zu den nicht ganz so umfangreichen Vertretern seiner Art. Viele SDXs liegen deutlich jenseits der 20 Kanäle und eröffnen damit zusätzliche Farben, die man beim Mixing super effektiv einsetzen kann. Spezielle Surround-Kanäle gibt es in der Library auch keine.
Trotzdem fällt die Stockholm SDX fraglos in die Kategorie umfangreicher Schlagzeugaufnahmen. Bei vieren der 17 Kanäle handelt es sich um Stereo-Pärchen, womit man auf 21 beteiligte Mikrofone kommt. Unter den Close-Mics befinden sich doppelt mikrofonierte Kick und Snare sowie Stützmikros für alle Becken. Neben den Overheads gibt es außerdem vier Raumkanäle. Und natürlich enthält die Library wie immer auch die Übersprecher aller Instrumente in alle Mikrofone. Das ist ein Realismus, von dem man bei anderen Herstellern nur träumen kann.
Was mir persönlich sehr gut gefällt: Ich höre keine auffällige Kompression. Meiner Ansicht nach ist es bei Sample-Instrumenten immer sinnvoller, die Performance in einem Kanal erst nachträglich zu komprimieren. Wer bereits beim Recording einzelne Samples komprimiert, lässt keine Interaktion zwischen den Instrumenten entstehen. Genau das macht aber einen Teil vom Vibe stark komprimierter Raumkanäle aus.
Einen Überblick zu den einzelnen Mixerkanälen der Stockholm SDX gibt es im zugehörigen Video von Toontrack:
FAZIT – Toontrack Stockholm SDX
Die Stockholm SDX ist eine ungewöhnlich schlanke Erweiterung für den Superior Drummer – und das merkt man auch. Mit der Vielfalt einer Fields of Rock SDX oder Stories SDX kann es die Library nicht aufnehmen. Ein paar zusätzliche Becken (v.a. Effektbecken) und eine größere Groove-Library wären eine feine Sache gewesen.
Was für die Library spricht, ist der Punkt, dass sie eben nicht nach einem ikonischen Engineer oder einem Millionen-Dollar-Studio klingt. Auch solche Libraries bringen aber einen formbaren Klang und die Stockholm SDX sogar noch einmal mehr. Wer nach neutralen Rock-Pop-Drums sucht und selbst mischen will, wird hier gut bedient.
Features
- Erweiterung für Superior Drummer 3
- aufgenommen von Linn Fijal im RMV Studio in Stockholm
- 42 GB große Sample-Library, fünf Drumsets, 30 Presets
- Website: www.toontrack.com/product/stockholm-sdx/
- Preis: € 179,– (Stand: 01/2024)
- neutraler Grundklang
- schlanke und übersichtliche Library
- ideal zum Formen eines eigenen Drumsounds
- wenige Becken
- kleine Groove-Library