Toontrack veröffentlicht die dritte Version des Drumsample-Schwergewichts Superior Drummer und fährt dabei nicht nur mit unerhörten 230 GB an neuen Sounds auf, die von Engineer-Legende George Massenburg in den belgischen Galaxy Studios aufgenommen wurden, sondern präsentiert eine von Grund auf neu programmierte Software, die voller neuer Features steckt. Nachdem sich der Vorgänger seit Veröffentlichung im Jahr 2008 ohne ein Major-Update als einer der Meister seines Fachs halten konnte, wird es also besonders spannend!
Wer die Entwicklung der Produkte von Toontrack in den letzten Jahren mitverfolgt hat, der weiß, dass der EZdrummer 2 (eigentlich die kleine Version des Superior Drummer) bereits einem Update unterzogen wurde und seinem großen Bruder seitdem durchaus einiges voraushatte. Toontrack geht beim Superior Drummer 3 allerdings bedeutend weiter, als nur die neuen Features des EZdrummer auf die größere Plattform zu übertragen. Das Update ist wirklich ausgesprochen umfassend. Auf den nächsten Seiten sehen wir uns an, was die Software in ihrer dritten Inkarnation zu bieten hat.
Toontrack hat den offiziellen Release der finalen Version für den 12. September 2017 angekündigt. Getestet wurde somit eine Vorabversion des Superior Drummer 3.
Details
Umfang, Installation und Systemvoraussetzungen
Der Superior Drummer 3 läuft als Plug-in im VST-, AU-, und AAX-Format oder als Standalone-Anwendung auf 64-Bit-Systemen (Windows und macOS) und ist trotz seines stattlichen Umfangs als direkter Download (in sieben Teilen) über den Toontrack Product Manager erhältlich. Auch die Boxed-Version enthält standardmäßig einen Download-Code, wobei auch eine weitere Version auf einer externen SSD verfügbar ist, die entsprechend teurer ist. Sofern man über eine breitbandige Internetverbindung verfügt, ist der Product Manager eine feine Sache. Downloads laufen in der Regel flüssig und die Installation, die Aktualisierung über Updates und die Autorisierung der Software erfordern jeweils nur wenige Mausklicks. Ein wenig Wartezeit wird man für den Download der 230 GB großen Library aber ganz sicher einplanen müssen.
Der Superior Drummer 3 kann genauso wie alle anderen Produkte von Toontrack für zwei Systeme gleichzeitig autorisiert werden. Im Fall eines Updates bleibt eine bestehende Installation des Superior Drummer 2 unangetastet auf der Festplatte, um zu gewährleisten, dass man mit alten Projekten weiterarbeiten kann. Da es sich bei Version 3 um eine von Grund auf neu programmierte Software handelt, ist eine direkte Übernahme von alten Sessions nicht vorgesehen. Die Samples aus der Core-Library des Vorgängers und der zugehörigen Erweiterungs-Packs (SDX-Libraries) lassen sich in der neuen Version aber genauso nutzen wie die Sounds des EZdrummer und dessen Erweiterungen, wobei zuvor jeweils kleine Updates nötig sind.
Super Superlativ: Die neue Library
Für das Recording des Superior Drummer 3 verschlug es das Toontrack-Team in die Galaxy Studios in Belgien. Ein beeindruckender Studio-Komplex, der zur akustischen Entkopplung frei schwingend auf etwa 400 Federn gelagert ist. Aufgenommen wurde im 330 Quadratmeter großen Live-Room, der mit seiner Deckenhöhe von acht Metern und seiner perfektionistischen akustischen Behandlung für wahrhaft großen Klang sorgt. Zudem handelt es sich in dieser Größenordnung um den „leisesten“ Aufnahmeraum, den man auf diesem Planeten finden kann.
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Hinter dem Mischpult saß kein Geringerer als George Massenburg, der durchaus als lebende Tontechniker-Legende bezeichnet werden darf. Er war in seiner Laufbahn nicht nur an unzähligen Produktionen namhafter Künstler beteiligt, sondern darf sich ganz nebenbei auch der Erfindung des parametrischen Equalizers rühmen. Seine jahrzehntelange Erfahrung brachte er unter anderem bei der Positionierung von insgesamt 17 Raummikrofonen plus zwei Paaren Overheads ein, wobei elf dieser Kanäle grundsätzlich für Surround-Mischungen bis 11.1 vorgesehen sind. Laut eigener Aussage hatte Massenburg beim Positionieren dieser Mikrofone aber durchaus im Sinn, dass sie auch als „gewöhnliche“ Raummikros für Stereo-Mischungen verwendet werden können. Schon alleine in dieser Hinsicht stellt die neue Library also alles Bisherige in den Schatten.
Auch bei der Anzahl der verfügbaren Drumsets und Zusatzoptionen setzt der Superior Drummer 3 neue Maßstäbe. Es ist eine wahre Materialschlacht! Die Core-Library bietet sechs Drumsets von den Herstellern Gretsch, Ayotte, Ludwig, Pearl, Premier und Yamaha, die zum Teil nicht nur mit gewöhnlichen Drumsticks, sondern auch mit Besen, Hot Rods oder Mallets bzw. mit gelöstem Snare-Teppich bearbeitet wurden. Wenn man diese Variationen ebenfalls als eigene Drumsets zählt (was sie in der Praxis sind), dann kommt die Library auf 14 große Kits, die ein breites stilistisches Spektrum abdecken.
Weiterhin bietet die Library 26 Snaredrums mit neun zusätzlichen Variationen und eine stattliche Anzahl unterschiedlicher Bassdrums und Becken. Das Wort „viele“ soll an dieser Stelle ausreichen. Sehr zu begrüßen ist zudem, dass der Superior Drummer 3 ein kleines Extra in Form von rund 350 Electro-Samples mitbringt, die sich vor allem zum Stacking mit den akustischen Drums anbieten. Im Player gibt es zur Orientierung einen ersten Überblick über die verschiedenen Kits, wobei die etwa 1600 von Norman Garschke eingespielten Grooves verwendet wurden. Der Grundklang ist warm und naturbelassen und man muss sagen, dass die Library wirklich phantastisch aufgenommen wurde. Ich hatte die Ehre, George Massenburg persönlich fragen zu dürfen, ob im Nachhinein an der Phasenlage der Samples gearbeitet wurde, um einen saubereren Sound zu erzeugen oder ob sonst „getrickst“ wurde. Die Antwort war ein klares „Nein“. Der Klang des Superior Drummer 3 entspricht exakt dem, was im Studio aufgenommen wurde.
Die Anzahl der unterschiedlichen Spielweisen pro Instrument wurde ebenfalls an vielen Stellen erweitert. Die meisten Becken können nicht nur „gecrasht“, sondern auch auf unterschiedliche Arten auf der Beckenfläche und der Beckenglocke angeschlagen werden. Die Hihats stechen in dieser Hinsicht besonders heraus und bieten eine beeindruckende Anzahl von 27 Artikulationen. Gerade bei den Hihats, die im echten Leben mit dem Öffnungsgrad der beiden zugehörigen Becken sehr variabel klingen und von zentraler Bedeutung für den Groove oder das Feeling eines Songs sein können, überträgt sich das akribische Detail der Samples direkt auf den gefühlten Realismus. Allerdings sind viele der Artikulationen in den Default-Presets nicht aktiviert – sie lassen sich aber separat laden.
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Frank Weber sagt:
#1 - 18.08.2017 um 07:15 Uhr
Schade das die Samples wieder mal nur in 44.1 khz aufgenommen wurden.
96 khz hätte zwar die Datenmenge empfindlich erhöht, aber das stört ja viele bei BFD auch nicht. Im Endergebnis macht sich das schon bemerkbar.
Darüber hinaus kann man nur hoffen, das Toontrack das Problem der Sidesticks
mal angegangen ist. In den Hörbeispielen ist leider keine einziges Demo davon zu hören. Ich fürchte das ist so geblieben.
Dafür muss man aber sagen, das endlich einmal eine Library geschaffen wurde, wo es vernünftige Toms zu hören gibt.
Alexander Aggi Berger (bonedo) sagt:
#1.1 - 18.08.2017 um 18:03 Uhr
Hi Frank, danke für deinen Kommentar! Zu dem Thema mit der Samplerate kann ich dir direktes Feedback von Toontrack anbieten. Die Library wurde in einer Auflösung von 24Bit/192 kHz aufgenommen, und es stand offenbar schon zur Debatte, eine Version in 96 kHz verfügbar zu machen. Man hat sich vorerst dagegen entschieden, um die ohnehin immense Datenmenge halbwegs kontrolliert zu halten. Es könnte aber durchaus sein, dass es noch eine solche Version geben wird - eben wenn Anwender so wie du ihr Feedback in dieser Richtung hinterlassen und diesen Wunsch klar äußern. Kannst du das Sidestick-Problem genauer erklären? ;) Liebe Grüße!
Antwort auf #1 von Frank Weber
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFrank Weber sagt:
#1.1.1 - 20.08.2017 um 12:32 Uhr
Das lässt ja hoffen :-)
Danke für die Antwort.Das Sidestickproblem besteht darin, das diese Spielweise bei allen Toontrackprodukten sehr weit "hinten" im Raumklang plaziert ist, und dynamisch in einem Gesamtarrangament stark abfällt bzw untergeht.
Da ich alle Versionen von Drumsoftware von Toontrack besitze, war es immer schwierig einen richtig schönen knackigen Sidestickklang zu realisieren.
Ich kann mir nur vorstellen das es eine konzeptionelle Entscheidung ist diese Spielart unartifiziell und "zu" akustisch zu belassen.
Allerdings gibt es ja zahllose Aufnahmen die diesen Klang akustisch halten aber doch laut genug und knackig umsetzen.
Bei Toontrack ist aber genau dieser Klang immer, für mich persöhnlich, unbefriedigend.
Antwort auf #1.1 von Alexander Aggi Berger (bonedo)
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAlexander Aggi Berger (bonedo) sagt:
#1.1.1.1 - 20.08.2017 um 19:36 Uhr
Hi Frank, ich persönlich hatte damit (so weit ich mich erinnere) noch nie ein Problem, und ein Vorsatz des Superior Drummer ist ja, möglichst authentisch zu klingen. Du weißt, dass sich die Lautstärke einzelner Artikulationen schon in Version 2 anpassen lässt? Ganz einfach im Instrument-Bereich rechts unten auf der Drums-Page. Eine separate X-Drum für einen speziell bearbeiteten Sidestick wäre auch jederzeit möglich, aber vielleicht geht es dir ja einfach um eine ganz spezielle Klangvorstellung, und vielleicht suchst du nach Sounds, die schon stärker bearbeitet sind oder eher aus dem Electro-Bereich kommen. Klar, da bietet es sich jetzt an, auf die neuen Electro-Sounds hinzuweisen, aber prinzipiell ist es ja auch kein Problem, einen trockenen In-Your-Face-Sidestick aus einem anderen Plug-in kommen zu lassen. Die Sidesticks aus dem Superior Drummer finde ich jedenfalls vollkommen okay :)
Antwort auf #1.1.1 von Frank Weber
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenAndy Franke sagt:
#1.1.1.2 - 24.08.2017 um 12:21 Uhr
Also das Sidestick/Rimclick "Problem" löse ich, wenn es nötig ist, mit einem zusätzlichem Sample auf einer separaten Spur. Einfach die entsprechenden Midi Noten auf die extra Spur kopieren. Der Aufwand hält sich in Grenzen. War bisher aber nur selten nötig.
Antwort auf #1.1.1 von Frank Weber
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenFrank Weber sagt:
#1.1.1.2.1 - 27.08.2017 um 19:48 Uhr
Es geht ja nicht darum das wir alle mit allen möglichen Tricks alles aufpeppen, sondern das bei Toontrack das Sidestick deutlich abfällt zum Rest. Es ist aber auch kein Drama. Jede Library hat ihre Stärken und Schwächen. Wichtiger wäre, das die neue Library in 96 khz erhältlich wäre.
Antwort auf #1.1.1.2 von Andy Franke
Melden Empfehlen Empfehlung entfernenPaul sagt:
#2 - 21.07.2018 um 12:57 Uhr
Ich finde nur schade dass Toontrack kein Demo des SD 3 gemacht hat...