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Top 10 Acts am Modularsystem

Das Musikmachen mit modularen Synthesizern ist eine tolle, aber auch kniffelige Angelegenheit. Hier haben wir es nicht nur mit unterschiedlichen Komponenten in Form von Modulen und deren komplizierten physischen Verbindungen und Anordnungen zu tun, sondern auch mit den nahezu unendlichen Möglichkeiten, wenn es um Sound Design, komplexe Rhythmen und flexible Arrangements geht. Wer damit Musik macht, muss sein Equipment sehr gut kennen, um Patches zu bauen, die klanglich, wie auch rhythmisch überzeugen und ein Händchen dafür haben, dass die Performance szenisch vielseitig und mitreißend ist. Das ist schon eine Kunst, die beherrscht werden will. Auf diesem Gebiet gibt es echte Könner, die mit eigener Stilistik begeistern. Wir präsentieren euch hier zehn der besten und einflussreichsten Künstler, die mit ihren Performances die Messlatte hoch gesetzt haben und zeigen, was mit einem Modularsystem im Livekontext möglich ist, wobei jeder dieser Künstler eine eigene Herangehensweise hat und in unterschiedlichen Aspekten überzeugt.

Top 10 Acts am Modularsystem (Shutterstock/von Divisual Jo)
Top 10 Acts am Modularsystem (Shutterstock/von Divisual Jo)

Inhalte
  1. Richard Devine
  2. Venetian Snares [Aaron Funk]
  3. Alessandro Cortini
  4. Surgeon [Anthony Child]
  5. Steevio
  6. Keith Fullerton Whitman
  7. Lichens [Robert Aiki Aubrey]
  8. Kaitlyn Aurelia Smith
  9. Scanner [Robin Rimbaud]
  10. Instant [Matthias Millhoff & Joe Steyer]
  11. Wertvolle Tipps zur Vorbereitung auf die eigene Performance

Die Acts in der Übersicht

Richard Devine

Der in Atlanta beheimatete Künstler ist der Rock-Star der Modular-Szene. Richard Devine hat mit seinem Sounddesign Karriere gemacht und ist mittlerweile in alle möglichen Soundarbeiten für große Firmen wie Google, Nike, McDonald’s oder BMW und Jaguar involviert. Fast jedes neu erhältlich Plug-In, welches auch nur ein wenig in eine experimentelle Richtung zeigt, enthält Presets von diesem Synthesizer-Fetischisten. Seine Inspiration zieht er vor Allem aus seinem riesigen Modularsystem. Des Weiteren war und ist er ausschlaggebend dafür, Modular-Synthesizer-Musik als eigenes Genre zu etablieren. Sein in 2018 veröffentlichte Album ‚Sort/Larve‘, welches ausschließlich mit modularen Synthesizern erstellt wurde, landete somit auch gleich auf Platz vier der amerikanischen Billboard Dance Charts. Das ist außergewöhnlich, denn seine Musik ist sehr experimentell und erweitert das Verständnis der Definition von Musik an sich. Richard Devine legt großen Wert auf seine Live-Auftritte, welche zum größten Teil improvisiert sind, aber über eine umfangreiche Vorbereitung und clevere Konzepte verfügen. Richard investiert hier sehr viel Zeit seine Patches ständig weiter zu entwickeln und so sind seine Darbietungen auch immer ein Erlebnis. Die sich ständig verändernden Rhythmen und Sounds ziehen eine unglaubliche Faszination auf sich, welche durch die sehr anspruchsvolle Klangqualität weiter unterstrichen wird.  

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Venetian Snares [Aaron Funk]

Aaron Funk heißt dieser, aus Canada stammende, elektronische Künstler, welcher vor allem für die Innovation und Etablierung des Breakcore Genres bekannt ist und oft im Zusammenhang mit Aphex Twin genannt wird. Sein Musikstil geht, ähnlich Richard Devine’s, in die experimentelle Richtung und besteht aus akribisch komplizierten Beats mit eklektischen Samples und ungeraden Zeitsignaturen. Aaron Funk ist ein sehr tüchtiger Musiker und hat lange Zeit mehrere Alben pro Jahr veröffentlicht. Diese zielstrebige Arbeitsweise investiert er nun in seine Live-Performances, die er seit einigen Jahren ausschließlich mit modularen Synthesizern und einigen Elektron Geräten bestreitet. Auch hier unterscheidet sich sein Sound bei Live-Auftritten kaum von seinen Veröffentlichungen. Leider gibt es im Netz nicht so viele Mitschnitte von seiner Konzerte, daher sei es jedem Modular-Fan empfohlen sich diesen Modular-Act einmal anzuschauen, wenn Möglichkeiten geboten werden.

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Alessandro Cortini

Allesandro Cortini ist schon dafür berühmt, Synthesizer in der Band ‚Nine Inch Nails‘ zu spielen. Er wurde vom Nine Inch Nails Sänger Trent Reznor rekrutiert, als dieser seine Hingabe für Synthesizer gesehen hat. Cortini verwendet einige ausgewählte Synths, doch zum größten Teil Vintage Synthesizer, darunter Instrumente vom Kult-Hersteller ‚Buchla‘. Cortini sagt, dass er viel Inspiration aus Systemen schöpft, die von einem einzigen Hersteller bestehen und somit bestimmte Einschränkungen aufweisen. Seine Live-Präsentationen unterscheiden sich sehr von einander und glänzen hauptsächlich durch interessante Ideen, wie er seine Synthesizer spielt. Obwohl er nicht immer mit modularen Synthesizern Auftritt, so gehören seine Modular-Auftritte zu den Besten. Durch seinen Bekanntheitsgrad spricht Cortini ein großes Publikum an, was wiederum interessante Kollaborationen hervorruft. Diese Symbiose hat auch zu mehr Interesse an experimenteller Musik beigetragen und das Modularsynth-spezifische Gerne weiter etabliert.

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Surgeon [Anthony Child]

Anthony Child aka Surgeon ist ein etablierter Techno-Künstler aus England. Er gehörte zu der ersten Welle an DJs, welche Ableton Live und Final Scratch (Heute: Traktor Scratch) in ihre DJ-Sets eingebunden haben und war somit immer an der Front, wenn es darum ging mit neuen Technologien in Live-Darbietungen zu experimentieren. Heutzutage fügt er kleine Eurorack-Systeme in seine DJ Sets ein. Anthony ist stark von ‚Krautrock‘ und industrieller Musik, wie z. B. ‚Coil‘, beeinflusst, was sich auch stark in seinen Auftritten wiederspiegelt. Dabei bleibt seine Musik aber immer Dancefloor orientiert und sehr tanzbar. Er verwendet zwar relativ wenig Hardware wenn er spielt, aber weiß diese bis auf die letzten Möglichkeiten auszuschöpfen. Auch hier bieten die Einschränkungen von Hardware viel Inspiration für seine Produktionen, als auch Live-Performances. Mittlerweile gibt es so einige Techno DJs, die versuchen das Eurorack in Ihre DJ-Sets einzubinden. Wenigen gelingt das Unterfangen aber so gut wie Surgeon, was unter anderem auch dazu führte, dass er mit seinem Euroracksystem als Vorgruppe für ‚Lady Gaga‘ aufgetreten ist.

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Steevio

Auch Steevio gehört zu der alten Techno Schule aus England und hat das berühmte ‚Freerotation Festival‘ ins Leben gerufen. Da er seit sehr langer Zeit mit modularen Synthesizern arbeitet, gehört er sozusagen auch zur alten Schule des Euroracks. Er hat sich schon sehr früh ein sehr großes Euroracksystem zusammengestellt, was aus vielen Doepfer Modulen besteht, wobei er oft die gleichen Module bis zu fünf Mal verwendet. Früher gab es im Eurorack-Bereich nicht so viel Auswahl wie heute, und so brauchte man eben auch viele von den, für heutige Verhältnisse, eher einfachen Modulen, um ganze Tracks über längere Zeit damit zu spielen. Bedingt durch die Größe seines Systems ist Steevio selten außerhalb des ‚Freerotation Festivals‘ aufgetreten. Heutzutage kann man Steevio etwas öfters mit kleineren Systemen erwischen. Sein heutzutage fast mystisches System hat Ihm auch geholfen seinen einzigartigen Stil zu finden, und so sind viele seiner Veröffentlichungen One-Take Aufnahmen von Jam-Sessions in seinem Studio. Seine Auftritte sind improvisiert, obwohl auch gut vorbereitet. Steevio bringt sein System völlig fertig gepatcht zu seinen Performances, welche stark von Jazz und Funk beeinflusst sind. Es ist immer ein schönes Erlebnis seine Free-Jazz Improvisationen auf seinem großen Euroracksystem zu sehen.

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Keith Fullerton Whitman

Keith Fullerton Whitman‘s klangliche Forschung nimmt Gestalt in Musik vieler verschiedener Genres an, aber seine Arbeit mit Eurorack-Systemen ist unumstritten das umfangreichste Unterfangen des amerikanischen Künstlers. Fullerton verzeichnet Veröffentlichungen auf vielen hochangesehenen Labels, wobei er oft detaillierte Beschreibungen über seine Prozesse und Erkundungen hinzufügt. Oft sind seine Tracks auch nach Hardware benannt, welche verwendet wurde. Seine Auftritte konzentrieren sich oft auf minimale klangliche Bausteine, wie Rauschen oder Sinuswellen. Die Musik, die dabei entsteht, ist oft generativer Natur, was bedeutet, dass ineinander greifende Rhythmen sich immer weiterentwickeln, ohne dabei zu chaotisch zu werden. Seine Live-Sets sind unter eingefleischten Modular-Fans enorm begehrt, da hier viele Praktiken und Ideen zum Einsatz kommen, die komplett auf modularen Synthesizern basieren und deren Möglichkeiten einen enormen Nutzen demonstrieren. Bei Whitman’s Auftritten wird man nie einen Computer sehen und die entstehende Musik lässt einen das auch hören.

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Lichens [Robert Aiki Aubrey]

Robert nennt sich als Solo-Künstler ‚Lichens‘ und seine Auftritte sind oft improvisierte, spontane Arrangements mit Gesang und modularen Synthesizern. Nach vielen interessanten und angesehen Veröffentlichungen, konzentriert sich Robert schon 2007 auf Performances mit Eurorack-Systemen. Hierbei hat er einen sehr experimentellen Ansatz, wenn es um die Auswahl von Modulen und seine Patches geht. Robert schafft es außergewöhnliche Ideen und Module, wie z. B. die Einbindung von Pflanzen, um Steuersignale zu generieren, in seine Sets einzubinden und diese dann auch musikalisch wertvoll zu nutzen. Oft fängt Robert auch mit einem ‚leeren‘ System ohne Patches an und verbindet die Module während des Auftritts. Diese Vorgehensweise bietet ihm Möglichkeiten seine Darbietungen ganz nach seiner Stimmung, und der des Publikums anzupassen und zu spielen. Wenn man keine Möglichkeit hat Robert live spielen zu sehen, so kann man Ihn oft im Kult-Modular-Laden ‚Control‘ in New York antreffen, da er Teil des Control Teams ist.

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Kaitlyn Aurelia Smith

Kaitlyn Aurelia Smith ist eine amerikanische Komponistin, welche Komposition und Tontechnik am Berklee College of Music in Boston studiert hat. Zu Beginn wollte Kaitlyn ihre Stimme als Hauptinstrument nach Ihrem Studium nutzen, ist dann aber auf klassische Gitarre und Klavier umgestiegen. Nachdem ein Nachbar ihr ein Buchla 100 System zeigte und für eine Weile ausgeliehen hat, nutzt sie seitdem den modularen Synthesizer ausschließlich, neben Ihrer Stimme, als Instrument für Veröffentlichungen und Auftritte. Bei Ihren Darbietungen erzeugt sie live sehr reiche Flächen und Klanglandschaften, welche einen warmen und natürlichen Klang bilden, der wiederum von Ihrer Stimme regelrecht ummantelt wird. Dabei entstehen Klänge, die man zwischen Ambient und experimenteller elektronischer Musik einordnen würde. Ihre klassische Ausbildung ist auch immer in Ihrem Sound beim Spielen wiederzuerkennen. Auch wenn Kaitlyn relativ frisch unter den Modular-Live-Acts ist, ist es immer ein Erlebnis sie spielen zu sehen.

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Scanner [Robin Rimbaud]

Robin Rimbaud’s Künstlername ‚Scanner‘ kommt daher, dass er im Beginn seiner Karriere oft Handys und Polizei-Scanner bei seinen Live-Auftritten verwendet hat. Die aufgegriffenen, unbestimmten Klänge von Radiowellen nutzte er regelrecht als Instrumente in seinen Darbietungen. In letzter Zeit hat Scanner sich dem Eurorack-Format gewidmet. Hierbei ist die unbestimmte Natur der entstehenden Sounds eine große Inspiration für den englischen Künstler. Oft verwendet er Sampels, ohne deren genauen Inhalt zu kennen und beruft sich dabei auf John Cage. Auch Robin trägt viel dazu bei das Modular-Genre zu etablieren, da er sich in viele Projekte involviert, wie Design, Mode, oder Film. Es macht besondere Freude zu sehen, welche musikalisch hochwertigen und improvisierten Sets hier zu Stande kommen. Oft kann man sich gar nicht vorstellen, dass hier viel durch Zufall entsteht. Scannerhat sein Modularsystem eben sehr im Griff.

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Instant [Matthias Millhoff & Joe Steyer]

Matthias Millhoff und Joe Valentin Steier sind Instant, Newcomer im Bereich der Eurorack Live-Acts und kommen aus Deutschland. Obwohl dieses Modular-Duo sehr neu in der Szene ist, sollte man trotzdem ein Auge, bzw. Ohr, auf die beiden Jungs werfen. Matthias ist ein begnadender Pianist und Tontechniker, was man bei Instant Auftritten auch spürt. Das Duo liefert frei improvisierte Live-Sets, die trotz des sehr freien Ansatzes immer tanzbare und Club-taugliche Ergebnisse liefern. Joe kontrolliert die Drums, welche durch den Einsatz mit vielen Controllern aus Ableton kommen. Den Rest erzeugt Matthias mit einem Eurorack-System und einigen ausgewählten Desktop-Geräten. In Clubs, wo die beiden Musiker den Löwenanteil ihrer Auftritte bestreiten, merkt das Publikum oft gar nicht, dass es sich hier um Live-Musik, geschweige denn Improvisationen handelt, denn die Klangqualität und das Arrangement dieser Performances unterscheidet sich nicht von produzierten Tracks, die sonst in Clubs laufen. Hier wird nicht einmal alles akribisch vorher gepatcht, sondern Matthias steckt Verbindungen oft während des Spielens. Möchte man gute Modular-Performances einmal live erleben, so ist dieser deutsche Modular-Act wohl am zugänglichsten aus dieser Liste, denn Instant kann man regelmäßig in verschiedenen Clubs Europas, besonders in Deutschland antreffen.

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