Traben Phoenix 5 Test

Praxis

Obwohl der Traben Phoenix mit seiner extravagenten Metal-Optik eher „ungemütlich“ rüberkommt, hängt er relativ bequem am Körper. Der Bass hat einen leichten Hang zur Kopflastigkeit, was bei preiswerteren Bässen mit geschraubtem Hals auch eher die Regel als die Ausnahme ist – und durch die lange 35“-Mensur des Phoenix zusätzlich begünstigt wird. Hier hilft nur ein breiter, rutschsicherer Gurt, damit sich das knapp 4,3 kg schwere Instrument in einer passablen Spielposition einpendelt. Dann lässt es sich aber komfortabel spielen. Der Hals hat nur ein dünnes, mattes Finish und fühlt sich bei Lagenwechsel geschmeidig an. Das mitteldicke D-Profil liegt gut in der Hand und stellt einen guten Kompromiss dar, der für eine tolle Bespielbarkeit und ausreichend Stabilität sorgt.
Ich persönlich mag auch den etwas engeren Saitenabstand von 18 mm an der Brücke, weil ich eher kleine Hände habe und mit der rechten Hand so kürzere Wege zurücklegen muss. Viele Bassisten bevorzugen allerdings einen größeren Abstand, damit sie zum Beispiel beim Slappen besser zwischen die Saiten kommen.
Sound-mäßig präsentiert sich der Phoenix wesentlich braver, als ich es von einem dermaßen selbstbewusst auftretenden Bass erwartet hätte. Der Rocker aus Florida liefert einen eher modernen Sound mit gesundem Fundament und ausreichend Definition, ohne aber bestimmte Frequenzbereiche zu sehr in den Vordergrund zu schieben. Ich vermisse ein wenig den Punch eines Basses mit Schraubhalskonstruktion. Der Phoenix verhält sich eher wie ein Instrument mit durchgehendem Hals, er spricht zwar schnell an, klingt aber leicht komprimiert und reagiert nicht sehr dynamisch.
Vom Humbucker an der Brückenposition hätte ich etwas mehr Hochmitten und Höhendefinition für die Durchsetzungskraft erwartet, der Phoenix könnte ruhig eine Spur aggressiver daherkommen und sein Image als Rockbass auch klanglich deutlicher untermauern. Aber Traben hat dem schwarzen Flammen-Bass nicht umsonst einen Preamp spendiert, mit dem man dem etwas blassen Grundsound in der Tat auf die Sprünge helfen kann. Die Frequenzen der drei Bänder sind gut gewählt, der Höhenregler öffnet das Klangbild wirkungsvoll nach oben, und der Mittenregler greift bei einer Center-Frequenz von schätzungsweise 800Hz-1kHz, womit sich der Sound gut nach vorn schieben und mit ordentlich Biss versorgen lässt. Auf diese Weise gewinnt der Phoenix deutlich an Charakter, setzt sich besser durch und klingt zudem für meinen Geschmack ausgewogener.
Mit voll aufgedrehtem Höhenregler rauscht der Preamp allerdings leicht. Für eine Elektronik dieser Preisklasse sind die Nebengeräusche aber durchaus im Rahmen. Auch für den Bass-Regler hat Traben eine für die Praxis sinnvolle Centerfrequenz gewählt. Er featured keine ultratiefen Frequenzen, sondern einen Bereich um 100-120Hz, was bestens für dicke Vintagesounds funktioniert und der Performance einen Hauch mehr Tiemittenwärme gibt – die der etwas kühl klingende Phoenix auch durchaus vertragen kann. Mit dem EQ geht wirklich einiges. Der Traben Phoenix ist klangtechnisch sicherlich nicht der charakterstärkste Bass, dank des Preamps lassen sich ihm aber eine ganze Menge praxistauglicher Sounds entlocken, mit denen man sich auch jenseits des Rock-Genres sehen lassen kann.

Audio Samples
0:00
Flat Plek Hals PU Steg PU
Traben_Phoenix_031FIN
Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.