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Trace Elliot Transit B Test

Praxis

Steckt man das Netzteil an und aktiviert alle Funktionen, wird man von einer beeindruckenden Lightshow begrüßt. Jeder Fußschalter besitzt seine eigene Farbe: Pre Shape = Gelb, Drive = Rot, EQ = Grün, Kompressor = Blau. Somit ist immer sehr deutlich erkennbar, was gerade in Betrieb ist Leider wurde dieser Farbcode nicht auch gleich für die Regler übernommen, denn diese werden allesamt in Trace-typischen Grün beleuchtet. Liegt der Transit B am Boden und nicht direkt vor einem auf dem Schreibtisch, so lässt sich mitunter etwas schwer erkennen, welcher Regler zu welcher Funktion gehört, wenn davon mehrere aktiviert sind. Auch “überstrahlt” die Beleuchtung etwas die Beschriftung und die Markierung der Regler. Man muss dem Gerät schon nahe kommen, um hier den Überblick zu behalten. Hat man erst einmal eine Weile mit dem Transit B gearbeitet, wird man sicherlich intuitiv wissen, welcher Regler wohin gehört. Die Konkurrenz zeigt aber mit einheitlichen Farben für Funktion und zugehörigen Reglern (plus transparenten Knöpfen für bessere Anzeige des Reglerstandes), dass es auch anders geht.
Sehr gut gelöst ist die Tuner-Funktion. Aktiviert man diese, wird der Transit B stummgeschaltet und alle elf Regler dienen als komfortable Lichterkette. Der mittlere Regler signalisiert, wenn die Saite richtig gestimmt ist und leuchtet dann rot auf. Die anderen rechts und links davon zeigen jeweils an, ob das Tuning noch zu hoch oder zu tief ist. In einem Mini-Display ist zusätzlich der gespielte Ton ablesbar. Der Transit B mutiert somit zu einem 31 cm breiten Tuner, der selbst auf den dunkelsten Bühnen der Welt absolut perfekt ablesbar ist. Das Stimmgerät ist zudem chromatisch, es lassen sich also problemlos alle Tunings realisieren.

Der Transit B lässt einen definitiv nicht im Dunklen stehen!
Der Transit B lässt einen definitiv nicht im Dunklen stehen!

Aber genug geredet, jetzt wollen wir mal hören, wie der Transit B so klingt! Dafür habe ich stilecht ein paar Licks im Stile des britischen Superbassisten und langjährigen Trace-Elliot-Endorsers Mark Kings ausgewählt. Zunächst lasse ich den Transit B flat, alle weiteren Möglichkeiten zur Klangbeeinflussung sind deaktiviert.

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Flat-Stellung, Finger Flat-Stellung, Slapping

Hier die gleichen zwei Grooves mit aktiviertem Pre Shape. Dieser boostet die Bässe bei 55 Hz und die Höhen bei 2-5 kHz und senkt gleichzeitig die Mitten bei 400 Hz ab.

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Pre Shape aktiviert, Finger Pre Shape aktiviert, Slapping

Widmen wir uns nun dem umfangreichen Equalizer. Hier hört ihr einen Fingerstyle-Groove, einmal ohne EQ, und danach mit leicht geboosteten Bässen, Mitten (nur “Mid”-Band) und Höhen.

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Fingergroove, EQ flat Fingergroove, leichter Bass-, Mid- und High-Boost

Das Gleiche noch einmal mit einem geslappten Groove: erst wieder ohne EQ, dann mit angehobenen Bässen, Low Mid und Höhen. Den mittleren Regler der drei Mittenbänder (Mid) habe ich außerdem etwas abgesenkt.

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Slapgroove, EQ flat Slapgroove, Bass- und High-Boost, Mid-Cut

Beim folgenden Beispiel kommt der Kompressor ins Spiel. Ich habe die beiden Bänder so eingestellt, dass sie nur bei Pegelspitzen eingreifen und den Slapgroove auf diese Weise dynamisch im Zaum halten. Wenn der Kompressor zupackt, blinkt die Beleuchtung des entsprechenden Bandes. Das ist angenehm, gibt es doch eine gute optische Rückmeldung bei der Suche nach der idealen Einstellung.

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Kompressor, Slapgroove

Der Kompressor erledigt seinen Job ganz wunderbar und bleibt dabei klanglich neutral. Sein “Sweet Spot” ist zwar relativ gering, man braucht also etwas Fingerspitzengefühl und Geduld, um das richtige Setting zwischen “inaktiv” und “ständig aktiv” zu finden. Danach wird man aber belohnt und muss dank der zwei Bänder auch keinerlei Verluste im Bassbereich hinnehmen – klasse!

Einst der Inbegriff von "Britishness" im Bassbereich, gehört Trace Elliot heute zum Peavey-Konzern aus den USA.
Einst der Inbegriff von “Britishness” im Bassbereich, gehört Trace Elliot heute zum Peavey-Konzern aus den USA.

Jetzt hören wir uns den Drive an. Hier ist der Effekt erst einmal “nackig”, also ohne Equalizer:

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Drive, EQ flat

Und hier mit dem Drive- und Blend-Regler auf Maximum:

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Drive und Blend auf 100%

Nun aktiviere ich zusätzlich den EQ mit etwas geboosteten Tief- und Hochmitten:

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Drive mit Mid-Boost

Wie der Name “Drive” bereits andeutet, geht es in Richtung Overdrive – der Charakter entspricht eher der milderen Verzerrung einer Endstufe. Von der 12-Uhr-Stellung beider Regler (Drive, Blend) bis zum Rechtsanschlag ist der Unterschied im Sound nicht drastisch. Ich finde das klasse, da man hier sehr feinfühlig seine persönliche Einstellung finden kann und nicht zwei Millimeter weiter im Regelbereich plötzlich ein gänzlich neues Effektgerät erhält.
Will man auch das letzte bisschen Drive aus dem Transit B herauskitzeln, kann man den Gain noch weiter aufdrehen. Da passiert noch einmal richtig was! Allerdings bringt die Aktivierung des Drives (egal ob mit oder ohne erhöhten Gain) einen beachtlichen Pegelsprung im Vergleich zum cleanen Signal mit sich. Bei den Soundbeispielen habe ich das per Hand ausgeglichen, um euren Fokus lediglich auf den Klang zu legen. Um diese Unterschiede wirkungsvoll ausgleichen zu können, wäre hingegen ein zusätzlicher Volumen-Regler für die Drive-Sektion notwendig. So ist diese auch gleichzeitig Booster, was sicher nicht immer gewünscht ist. Will man nämlich während eines Songs einfach zwischen cleanen und verzerrten Signal ohne Lautstärke-Sprung wechseln, müsste man per Hand am Transit B das Output-Level nachregeln. Über den Post D.I. Out würde dann aber trotzdem noch das Signal mit geboosteten Drive laufen. Das ist in der Praxis nicht sehr komfortabel!

Vielseitige kleine Kiste - doch Thomas Meinlschmidt stieß auch auf "Kinderkrankheiten".
Vielseitige kleine Kiste – doch Thomas Meinlschmidt stieß auch auf “Kinderkrankheiten”.

Ein Wort noch zur Bass-Enhancement-Funktion: Sie ist eine Eigenentwicklung von Trace und klingt wie eine Mischung aus Bassboost und Octaver. In der Bedienungsanleitung wird gewarnt, dass dieses Feature Equipment, welches nicht zur Bassverstärkung gedacht ist, beschädigen kann. Also Vorsicht beim Recorden über Monitore etc.! In der Livepraxis mit Amp erwies sich die Funktion für mich als leider untauglich. Die hinzugefügten subharmonischen Frequenzen brachten selbst meine analoge Mono-Endstufe für Bass mit 750 Watt bei “nur” gehobener Zimmerlautstärke ins Schwitzen. Der Ton sackte oft einfach weg, von Impulstreue keine Spur mehr. Hier wird viel zu viel Leistung abgezogen, um diese kaum mehr hörbaren Subfrequenzen zu verstärken. Mit einer digitalen Endstufe möchte ich das lieber gar nicht erst versuchen!

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Profilbild von OhBoy

OhBoy sagt:

#1 - 26.02.2023 um 14:12 Uhr

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Und mit "digitale Endstufe" meinen Sie sicher Class-D? ;)

Profilbild von TP Bass

TP Bass sagt:

#2 - 24.03.2024 um 18:49 Uhr

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Sehr hilfreich. Hat mir bei der Kaufentscheidung geholfen und... ja, ich hab mir den Transit B bestellt, auch wenn der Drive keinen Volumenregler hat. Irgendwie wird sich sicher ein Mittelweg finden lassen ;0)

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