Tracklib aus Schweden ist ein neuer Online-Service, der es Musikern ermöglichen möchte, Samples anderer Künstler legal zu nutzen und bei Bedarf zu lizensieren. Die Originalkünstler sollen fair bezahlt werden und die lizenznehmenden Künstler deren Werke kreativ weiterverwerten dürfen.
Pär Almqvist, CEO und Mitgründer von Tracklib sagt dazu: „Tracklib ist ein neues Lizenz- und Umsatzmodell, das allen nützt. Wir glauben, dass es die Musikindustrie komplett revolutionieren wird. Was iTunes für Downloads und Spotify für das Streaming ist, wird Tracklib für das Sampling sein.”
Viele Musiker sampeln Songs anderer Musiker. Hip Hop und Drum’n’Bass wären ohne Drum Breaks und Sounds aus Funk und Soul kaum denkbar gewesen. Allein der berühmte Amen-Break und der Funky Drummer wurden tausendfach gesampelt.
Die Edit-Szene auf Soundcloud hat wohl mittlerweile jeden halbwegs brauchbaren Dance-Track der 70er- und 80er-Jahre in Ableton geradegerückt und mit einem fetteren Beat unterlegt. Oft und gern wird Sampling als das illegale Aneignen fremden kreativen Eigentums gegeißelt.
Aber das Sampling bekannter Musikpassagen ist auch das Verorten in einem musikalischen Umfeld und das Zitieren von künstlerischen Vorbildern, wie es z.B. aktuell The XX auf ihrem Album „I See You“ zelebrieren. Auf „On Hold“ bauen sie prominent ein Sample aus Hall & Oates „I Can’t Go For That“ ein, aber nicht den ebenfalls bereits oft genutzten leerstehenden Intro-Groove, sondern eine kurze Gesangspassage aus der Strophe, die im Refrain von The XX eine völlig neue Bedeutung gewinnt. Madonna gelang 2005 mit „Hung Up“ ein weltweiter Megahit. ihr Produzent Stewart Price hatte das Stück auf dem Loop von ABBAs „Gimme Gimme Gimme“ komponiert.
Nun haben sowohl Madonna wie auch The XX oder andere erfolgreiche Musiker eine Armada von Anwälten an der Hand, die sich genau um solche Lizensierungsdeals kümmern. Meistens geht es nur darum, wer wie viel für die Nutzung eines Samples zu zahlen hat. Denn ein aktueller Hit mit einem Sample einer möglicherweise vergessenen Platte zahlt sich sowohl für Lizenznehmer wie auch Lizenzgeber aus. Weniger bekannte Musiker bewegen sich beim Sampling anderer Künstler aber stets in einer rechtlichen Grauzone. Ohne klare Lizenzdeals laufen sie Gefahr, verklagt zu werden, ihren Song einstampfen oder aber zumindest sämtliche Tantiemen abgeben zu müssen.
Tracklib möchte das ändern und ähnlich wie Anbieter kommerzieller Samplepacks einen Katalog bereits veröffentlichter Musik anbieten, die zum Sampeln lizensiert werden können. Nach Stand der Dinge kann ein Musiker ein Stück für 1,99 Euro kaufen und in seiner Produktion verwenden. Will er den entstandenen neuen Track dann herausbringen, kann er das Sample mit wenigen Mausklicks zu einem festgelegten Betrag lizensieren und damit clearen.
Zurzeit ist außer einem kurzen Video mit Testimonials von Prince Paul (Producer von De La Soul und Stetsasonic), Hank Shocklee (Producer von Public Enemy) und Tom Silverman (Tommy Boy Records) noch nicht viel auf der Website von Tracklib zu sehen. Aber man kann sich mit seiner E-Mail-Adresse registrieren, um unter den ersten zu sein, die exklusiven Zugang zu Tracklib erhalten. Die Schweden versprechen eine große Library voller Hits und unbekannter Perlen.
Wie viel eine Lizensierung kosten wird, ist bislang noch nicht bekannt. Wie viele Tracks im Startangebot sein werden und ob es sich um coole Classics oder Aufnahmen des Baden-Badenschen Kurorchesters handeln wird, ebenso noch nicht. In jedem Fall ist Tracklib eine frische neue Idee, Originalautoren und Lizenznehmer direkt und auf Augenhöhe zusammenzubringen, ohne Musikanwaltskanzleien oder halbseidene Lizenzverwalter als Mittelsmänner. Wir bleiben dran.
Kleines Nerd-Fact: als Soundtrack für das Video nutzt Tracklib einen Funk-Klassiker der Honeydrippers: „Impeach The President“. Auch so kann man Meinungsäußerung betreiben – durch Sample-Zitate.
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