Tracktion Sinee Chop Suey Test

Tracktion und Sinee sind die Corperations, Peter V und Björn Torwellen die Creatives dahinter. Und Chop Suey das Ergebnis einer Kooperation: ein Plugin-Tool für fette Kicks und Rumbles, mit innovativem Layering bzw. Chopping-Ansatz, gepaart mit toller Usability.

Tracktion Sinee Chop Suey Test

Die Zutaten stimmen: Peter V aka Dawsome, Musiker und Software-Entwickler mit künstlerischem Gespür für Visuals auf der einen Seite, – mit Abyss schuf er bereits einen „visuellen Synthesizer“ und zeigte, dass eigentlich niemand mehr Vintage-GUIs braucht – und Björn Torwellen auf der anderen Seite. Der wiederum verkörpert die solide Konstante deutschen Technos: ein pragmatischer Producer und, mit seiner Kölner Producer-School Sinee, auch erfolgreicher Video-Mentor. Mit Kikzilla hat er bereits ein Plugin für die Rumble-Nische veröffentlicht. Mit Tracktion geht es nun Hand in Hand auf internationales Terrain. 

Details

Kickdrum Drive-Thru

Chop Suey ist ein 64-Bit-Plugin für die Formate VST3 und AU, lauffähig ab Windows 10 oder macOS 10.15 (Intel und Silicon). Es handelt sich um einen funktionalen Kickdrum-Sampler, der sich in drei serielle Parts aufteilt. Das Plugin spielt bis zu drei Samples flink nacheinander ab – und zwar in dieser Reihenfolge: Transient, Body und Tail. Oder wie ich es nenne: Knack, Druck und Rumms – schön klein geschnippelt oder gehackt also, auf Englisch “chopping”.

Tripple-Sampler Deluxe

Die typischen Parameter modifizieren alle drei Parts unkompliziert. Man kann sie mit unterschiedlichen Samples bestücken oder unterschiedliche Abschnitte desselben Samples abspielen. Eigene Samples zieht man per Drag-and-drop direkt aus der DAW ein, wobei man das kurze Konsolidieren nicht vergessen sollte. 

Tracktion Sinee Chop Suey GUI
Die Farben der drei Parts grenzen sich gut ab. Eine Minute Kennlernzeit reichte und ich wusste, wie man jeden Parameter bedient.

Aus der gut sortierten Library bedient es sich ebenfalls hervorragend. Die mitgelieferte Sammlung enthält „ganze“ Kicks, darunter sehr gute Aufnahmen und Variationen von Classics wie 808 und 909, aber auch Fragmente wie Transienten oder Grundwellenformen. Jede Menge Presets gibt es ebenfalls – allesamt „production-ready“ sozusagen. Man kann also direkt loslegen, ohne auch nur einen Parameter anfassen zu müssen.

Fade and Automate

Die Parts – Transient, Body und Tail – kann man zunächst mit unterschiedlichem Pitch und Gain versehen und durch Phase und Offset zeitlich verschieben. Mit den Crossfades blendet man die Parts dann geschickt ineinander, mit einem dritten Fade lässt man sie grazil enden. Das „Choppen“, das. „serielle Stückeln“, von Samples hat im Gegensatz zum parallelen Layering den Vorteil, dass es Phasenauslöschungen umgeht.

Chop Suey Automation/Modulation
Fotostrecke: 2 Bilder Pitch lässt sich mittel Hüllkurve modulieren, genau wie die anderen Effekte: Cutoff, Beef, Resso, Glue & Gain

Hinzu kommen pragmatische 1-Parameter-Effekte wie Filter/Resonanz, BEEF-Saturation, GLUE-Verzerrung und ein Global-Pitch. Allesamt sind sie mit Hüllkurven und beliebig vielen Ankern komfortabel modulierbar. Das „analoge“ Lowpass-Filter bietet mit Punch-Protect einen zuschaltbaren parallelen Weg, damit Bassanteile bis 150 Hz trotz Filtereinsatz erhalten bleiben und mehr Druck erzeugen. Gain kennt außerdem einen Hard-Clip.

Praxis

Layer me good?

Eigentlich ein alter Hut, aber aktueller denn je: Layering, das systematische Schichten von Sounds für dichte Strukturen und interessante Bewegung; mehr Druck, mehr Punch, mehr fett – mehr von allem! Die Grundessenz von Sounddesign. An dieser Stelle muss ich meinen Lieblings-Insta-Channel Wikisound empfehlen, auch wenn Kickdrum-Schnitzen dort nur marginal auftaucht.

Haar in der Suppe

Aber zurück zu Chop Suey, unsrem heutigen Tagesgericht für „Kickdrum-Layering“. Wobei: Layering ist eigentlich nicht zu 100% richtig, weil es parallele Sounds hier ja nicht wirklich gibt. Die Parts einer Kick werden hier kurz und knackig nacheinander abgefeuert, wodurch man Phasing schon mal grundsätzlich vermeidet. Aus diesem Grund hält man Bass-Schichten, die sich überschneiden, beim traditionellen Layering auch so kurz wie möglich. Insofern wisst ihr jetzt Bescheid.

Einmal hin, alles drin

Insgesamt ist die Zutatenliste von Chop Suey für Kick-Veteranen nichts Neues und mit jeder DAW prinzipiell nachzubauen – allerdings mit Aufwand und niemals wirklich übersichtlich. Und genau das ist der USP von Chop Suey. Der „vielschichtige“ Prozess des „Choppens“ ist hier jedenfalls überschaubar zusammengefasst.

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Mehr Informationen
Ein bisschen browsen, fummeln – und man hat ne dicke Kick!

Chop Suey stellt die Wellenform einzelner Parts luxuriös-groß dar und visualisiert die Auswirkung der integrierten Effekte genauso wie die minutiösen Verschiebungen von Phase und Offset. Die flüssigen Zoom-Features lassen einen grob und fein arbeiten sowie flink wechseln. SKEW staucht beispielsweise die Zeitachse, sodass für das Präzisions-Editing im Transientenbereich eine besonders feine Optik entsteht. AUTO wiederum skaliert die Zeitachse automatisch.

Schön und nicht selbstverständlich: Es gibt keine Bugs bei den Ankern oder sonstige strubbelige Maus-Manöver. Fine-Tuning mit Cmd oder Strg ist ebenso gut möglich, Crossfades werden via Mausrad weicher. Und alles geschieht in einem Fenster, ohne nervige Tabs und damit im Schnellzugriff. Sogar an einen Marker für die nächste Viertelnote gibt es im Time-Grid zu bestaunen! Das Plugin-Fenster selbst ist ebenfalls frei skalierbar. 

Schön mitgedacht

Fertige Sounds kann man zur weiteren Verwurstung aus dem Plugin in die DAW exportieren. Dazu zieht man das fertige Sample einfach aus dem Chop Suey Logo in die DAW. Ein interner „Sequenzer“ holzt via PLAY mit eigenem BPM oder zu externer Sync in 4/4 los, sodass man Sounds schrauben kann, ohne vorher „Stütznoten“ gemalt zu haben. 

Chop Suey Presets Library

Das Triggern von Chop Suey via MIDI-Notes ist ebenfalls möglich. Schlauerweise entstehen dabei keine Überlappungen, weil Chop Suey monophon arbeitet und eine Kick erst ausblendet, bevor die nächste losrollen kann. Velocity steuert bei Bedarf den Pegel, Tonhöhensensitivität via MIDI-Nots gibt es indes nicht. Ob Björn einfach keinen Trap mag?

Klang

Grundsätzlich ist Chop Suey ein Sample-Tool, und damit ist alles möglich – wenn man entsprechende Samples verfüttert. Also auch Snares, Hats, Vogelgezwitscher und modulare Blähungen. Aus Neugier hab ich das zwar alles mal ausprobiert, mangels fehlender „Boombastizät“ der Audiobeispiele hab ich mir deren Darbietung hier allerdings geschenkt. Ihr probiert besser selbst einmal mit der Demo, ob sich die Verbiegemöglichkeiten für den eigenen Kreativprozess rentieren. 

Die funktional-abgestimmte Library (44,1 kHz, 24 Bit) des Chefkochs schmeckte vorgekaut tatsächlich am besten. Man wird hier keine Walnuss-Slingerland von 1942 finden, da Vintage bei einer Linndrum aufhört – aber wen juckt das?! Für echte Bio-Drums sind Kaliber wie der Superior Drummer 3 da, und hier gibt’s konsequent „Holz aufs Maul“, wenn auch öfters mit leicht prolligem Tendenzen und überzeichnetem Click-Ton. Ein wenig erinnerte mich das hin und wieder an Microtonic von Sonic Charge. Die eine oder andere Kickdrum hat es mir allerdings sehr angetan, weswegen das Investment sich allein auch deswegen lohnen kann – je nach den individuellen Maßstäben.

Was in Verbindung mit Ableton-Live noch auffiel, war, dass das Tool beim häufigen Springen im Arrangement hin und wieder micro-timing-mäßig kurz etwas nachlief. Das irritierte zunächst, störte aber nicht weiter. Ein Freeze und gut war. Das Finden relevanten Parts innerhalb eines Samples mit dem kleinen Offset-Feld war indes öfters mal umständlich, hier wäre zusätzlich eine Art “Finde erste Nullstelle” und “lege sie an den Crossfade-Point” denkbar. Nervig war für mich nur der Umstand, dass das Plugin mit einem Init-Patch öffnet und man die Library nicht direkt über Vor-/Zurück-Pfeilen erreicht, sondern erst die Unterkategorien explizit öffnen und auch wieder verlassen muss, falls man in die nächste Kategorie will. So viel Liebe zum Detail muss schon sein!

Fazit

Chop Suey ist ein recht spezielles Tool für Kickdrum-Nerds, die gern Samples schnippeln oder schnippeln wollen. Hiermit wird dieser Prozess deutlich einfacher, insbesondere für Einsteiger. Selber choppen schmeckt allerdings nicht jedem, deswegen ist es umso besser, dass es eine gut sortierte Library mit Fertigrezepten dazu gibt. Vorgekaut lassen sich die Sounds nochmals besser und vor allem flinker anpassen. Insofern sehe ich das Ganze vor allem als sehr gute Preset-Library mit überdurchschnittlichen Anpassungsmöglichkeiten. Die Presets und Samples liefern genretypische Sounds, die zugunsten von „Processed-Techno“ definiert und damit keine Allrounder sind – ein Umstand, der gleichzeitig Pro wie Contra ist. 4 Sterne.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • pragmatische Tool zum Choppen von Kicks und mehr
  • viele durchsetzungsfähigen Kick-Samples
  • 3 Parts: Transient, Body, Tail
Contra
  • Stilistik etwas nischig
Artikelbild
Tracktion Sinee Chop Suey Test

Features

  • Kickdrum Sampler mit Library
  • inkl. Library mit guten Kick-Samples
  • 3 Parts: Transient, Body, Tail
  • Preis: 89,- Euro
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