Tracktion bringt mit Theia einen günstigen Synth-Preset-Player mit der Engine von Wavesequencer aka Paul Carter unter die Leute. Tatsächlich ist der Entwickler selbst großer Fan von Wave Sequencing und Vectorsynthese. Seine Begeisterung für bewegte sphärische Pads, cineastische Soundscapes und hypnotisierende Sequencer-Passagen gibt er nun an sein Plugin Theia weiter. Es basiert auf dem modularen Synthesizer Hyperion.
Theia ist mit regulären 65 US-Dollar ziemlich erschwinglich. Trotzdem beherbergt es die gesamte Preset-Offerte vom Hyperion, der gut doppelt so teuer ist. Für weitere 65 US-Dollar bekommt man den nämlich als Crossgrade. Für die meisten User genügt wahrscheinlich allerdings schon die Player-Version. Weil Tracktion uns mit den Synthesizern Novum und F.’em schon einmal positiv überrascht hat, sind wir gespannt, ob dies auch mit Theia gelingt!?
Checkliste zum Kauf von Tracktion Theia
- Preset Synth mit umfangreicher Engine
- Mindestens vier Macro-Regler pro Preset
- Ansprechende Benutzeroberfläche
- Sound Layers Editor
- Inspirierende Library
- Upgrade auf Tracktion Hyperion
DETAILS & PRAXIS
Theia spricht in Bildern
Der modulare Software-Synth Hyperion von Tracktion ist zwar mächtig, hat aber einen Haken: Die Benutzeroberfläche wirkt komplex und verleitet die User so dazu, mit den Presets vorlieb zu nehmen und die vielen Synthese-Features einfach liegen zu lassen. Wieso also nicht gleich eine Preset-Version mit einer optisch ansprechenden GUI herausbringen? Diese Frage scheint Paul Carter wohl zum Release von Theia bewegt zu haben.
Steppt man sich hier nämlich durch die einzelnen Sounds, fühlt man sich schon allein von den optischen Eindrücken inspiriert. Die Presets bringen jeweils echte Bilder zum Vorschein, die man sogar animieren kann. Meist sind es Naturlandschaften, fremde Galaxien oder Studioansichten. Eigentlich könnten viele andere Plugins ebenso bildlich sprechen. Bei Theia dauert ein Presetwechsel übrigens ein bisschen länger, extrem ungeduldige User können da schon leicht zappelig werden. Zudem spürt man, dass Theia ein wenig CPU-hungrig ist.
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Mehr als ein Preset Player
Tracktion Theia kann mehr als fertige Sounds abspielen. Jedes Preset umfasst mindestens vier Macro-Regler. Fast immer wirken sie auf Filter, LFO und Hüllkurven ein, wodurch man den Sound ordentlich formen und einfach automatisieren kann. Einen Dry/Wet-Regler gibt es auch. So umgeht man die internen Effekte komplett und bindet stattdessen die besten externen FX-Plugins ein.
Sehr praktisch ist der Sound Layers Editor. In diesem Bereich schaltet man einzelne Teilklänge eines Presets stumm oder varriiert ihre Lautstärke. Sogar auf den Arpeggiator hat man ein wenig Zugriff: Wer möchte, kann hier die Range oder die rhythmische Auflösung eines Arpeggios verändern. Theia stellt auch fürs One-Finger-Play verschiedene Akkorde bereit. Wer gerne kreativ ist, bewegt schon mit kleinen Eingriffen einiges und lenkt beispielsweise ein Preset in eine bestimmte musikalische Richtung.
Hinter den Kulissen
Theia basiert auf Hyperion und ist daher zu 100% preset-kompatibel mit dem Plugin. Die Klangerzeugung lässt einen den Duft von Freiheit schnuppern. Tracktion Hyperion ist ein modularer Multi-Layer-Synthesizer. Neben Virtual-Analog beherrscht er auch die FM-Synthese, für die er vier Operatoren und Physical Modeling nutzt. Das Sample-Playback erlaubt den Import von Audio-Material (SFZ) und natürlich gibt es auch Wave-Sequencing mit bis zu 32 Schritten. Es sind zwar bis zu 16 Layer möglich, etliche Presets überzeugen aber bereits mit nur einer Klangebene.
Effekttechnisch bietet Hyperion beziehungsweise Theia auch recht viel. Neben Standards wie Reverb und Delay bekommt man einen Granulator und andere modernere Effekte fürs Sounddesign. Allerdings will die enorme Flexibilität dieser komplexen Engine auch in der Praxis sinnvoll genutzt werden – wie gut, dass man da auf Presets zurückgreifen kann.
Der Sound von Tracktion Theia
Beim Anspielen der Factory Library mit rund 600 Presets hat man immer wieder Vangelis, Jean Michel Jarre und andere Größen vor Augen. Es ist viel Retro-Kost dabei, doch die präsentiert sich dafür ziemlich kreativ und bietet sich wunderbar für sphärische Tracks an.
Ob man Theia mag oder nicht, liegt eindeutig am Sound: Das Plugin klingt vor allem bei klassischen Analogsounds tendenziell digital und eher spitz. So einen Charakter muss man schon mögen, auch wenn der nicht immer ganz so drastisch ist, wie ihr an unseren zahlreichen Stichproben hören könnt. Übrigens liefen die Macro-Regler bei den meisten dieser Audio-Demos automatisiert.
Theia kann und wird weder eine Korg Wavestate noch eine klassische Wavestation ersetzen, doch kann das Plugin beide Synthesizer durchaus sinnvoll ergänzen. Beim Produzieren kann man da ruhig etwas kreativer sein und bestimmte Layer eines Presets herausgreifen, um sie im Song-Arrangement mit Elementen anderer Synths zu kombinieren. Wie auch immer man die Presets nutzt, richtig langweilig wird dieser Synthesizer von Tracktion wohl kaum.
Zukunftsmusik
Ein großer Wunsch sind freilich optionale Preset Packs, die gerne genauso preiswert sein dürfen wie Theia selbst. Auch wenn das Soundangebot jetzt schon üppig ausschaut, hat dieses Plugin sicherlich noch einiges mehr in petto. Sobald Expansions kommen, werden wir sie euch an dieser Stelle vorstellen.
Die Random-Funktion könnte künftig nicht nur ein zufälliges Preset aufrufen, sondern auch auf Tonerzeugung oder Effekte eingehen und ein paar überraschende Klänge hervorzaubern. Falls der Sound Layer Editor aktualisiert wird und einige zusätzliche Parameter hinzukommen, freuen wir uns noch mehr.
FAZIT: Tracktion Theia Test
Tracktion Theia ist mit seinem spezifischen Klang eine verlockende Abwechslung zu den verbreiteten Synth-Giganten. Mit dem Layer Editor und den Macro-Reglern lassen sich einzelne Presets schon gehörig abwandeln. Nur, wer tief in die Materie abtauchen möchte, braucht den doppelt so teuren Software-Synth Hyperion.
Ein Plugin mit kosmischem Chill-Faktor: Theia ist ein kleiner bunter Planet für Fans von Pads, Soundscapes, Texturen und anderen sphärischen Klängen. Letztlich ist dieser smarte Player nicht nur ein günstiger, sondern auch rentabler Kauf. Daher unser Tipp: eine schöne Woche mit der Demo-Version verbringen!
Features
- Preset-Player-Variante des modularen Software-Synths Hyperion
- Bis zu 32 Stimmen
- Interne Effeksektion
- Individuelles Macro-Setting per Preset
- Animiertes GUI mit verschiedenen Images
- Sound Layers Editor
- Factory Library mit rund 600 Presets
- Demo-Version (für 7 Tage)
- Systemvoraussetzungen
- Ab Windows 8
- Ab Mac OS X 10.11 (M1 Support)
- Online-Aktivierung
- VST3, AU
- PREIS: 39 USD (Einführungspreis), 65 USD (regulär und als Upgrade-Preis für Hyperion), 129 USD (Hyperion)
- Eigenständiger Sound
- Gute Inspiration für Ambient und Soundtracks
- Einfacher Zugriff auf wichtige Parameter
- Große und gelungene Library
- Kostengünstig
- Für Hyperion-Besitzer gratis
- kein Contra