Worum es mir in diesem Crashkurs geht, ist eine schrittweise Annäherung an das Thema, um eine gelegentliche Nutzung der Tastatur nicht mehr kategorisch abzulehnen und zukünftig womöglich zuerst zuhause und später beim Aufbau/Soundcheck erste Schritte zu wagen. Auf diese Weise verliert man seine Berührungsängste, sodass man im Havarie-Fall (sprich: wenn das Setup eines DVS-Deejays nicht ans Laufen zu kriegen ist, weil Massekabel Wackelkontakte aufweisen oder die vormontierten Nadeln nix taugen oder das externe Netzteil deines Lieblings-Controllers gerade das letzte Lebenszeichen qualmend von sich gegeben hat), schon ein wenig vorbereitet ist. Die Liste der potentiellen Fehlerquellen vor einem digitalen DJ-Gig ist lang und somit die Gründe, sich hier einzuarbeiten und sich ein eigenes Mapping zu erstellen, tatsächlich vielfältig! Und wenn du professionelle Ansprüche an dein Deejay-Dasein hast und wirklich eine DJ-Karriere einschlagen willst, musst du dich zwangsläufig mit Backup- und Havarie-Lösungen auseinandersetzen.
Einrichtung des Systems
Zunächst solltest du dich darüber informieren, wie dein Betriebssystem (in meinem Fall Mac OS X 10.10.4) hinsichtlich der Shortcuts konfiguriert ist. Hierfür navigierst du zu den Systemeinstellungen. Dort angelangt klickst du auf das Tastatur-Symbol und anschließend auf den Reiter „Tastatur“, wenn dieser nicht eh schon vorausgewählt ist. Hier erfährst du, ob deine Funktionstasten F1-F12 von OSX belegt sind oder als Standardfunktionstasten für die installierten Applikationen fungieren. Ich habe das bei mir so eingestellt, dass sie grundsätzlich den Programmen überlassen werden. Wenn ich nun die OSX-Funktionen, die auf den F-Tasten abgebildet sind (Screen heller/dunkler | Ton an/aus/lauter/leiser) benötige, löse ich diese in Kombination mit der Taste „fn“aus. Natürlich werden diese Funktionen bei einem Medienrechner oft benötigt und der Griff zu einer zweiten Taste erscheint zugegebenermaßen gelegentlich ziemlich lästig, aber auf diese Weise gewinnst du bei komplexen Programmen, die ein freies Tastatur-Mapping erlauben, zwölf zusätzliche Tasten!
Traktor ist ein extrem flexibles Programm, bei dem man bei der Erstellung eines logisch stringenten Mappings ohne die Funktionstasten F1-F12 nicht auskommt!
Auf zum „Controller Manager“
Nachdem du Traktor gestartet hast, klicke rechts oben auf das Einstellungsrädchen, woraufhin sich die Voreinstellungen öffnen. Wähle anschließend aus der linken Liste den „Controller Manager“ aus. An den Rändern kannst du den „CM“ mit der Maus anfassen und größer ziehen, aber der gezeigte Ausschnitt aus dem Assignment Table kann leider nicht vergrößert werden, was bei ausgiebigen Mappings mit vielen Befehlen ziemlich nervt. Aber gut.
„Default Mapping“ deaktivieren
Zuerst empfiehlt es sich, das „Default Mapping“, welches bei der Erstinstallation automatisch vom Traktor-Installer initialisiert wird, zu deaktivieren. Ansonsten ist es immer parallel zu deinem Mapping aktiv und du kannst gar nicht richtig kontrollieren, ob deine gerade erstellten Kurzbefehle Früchte tragen oder nicht. Hierfür wählst du das Traktor Default Mapping oben im Device Setup aus und stellst den In-Port von „Keyboard“ auf „None“.
„Focus Select“ oder „Zwei Decks, zwei Kommandos“?
Bevor du nun deine ersten Befehle erstellst, müsstest du dir vorab noch eine, dennoch sehr wichtige, Frage stellen: Möchtest du grundsätzlich Fokus-basiert oder mit verschiedenen Befehlen für verschiedene Decks arbeiten? Wenn du Fokus-basiert arbeitest, hast du nur einen Satz Befehle, die Track Decks betreffend, weil du vor jeder deiner geplanten Aktionen den Deck Fokus wechseln musst, was grundsätzlich auch die Gefahr in sich birgt, versehentlich das Online-Deck zu bearbeiten.
Beim Prinzip „2 Decks – 2 Kommandos“ ist der Programmieraufwand erheblich höher und du musst dir auch deutlich mehr Gedanken darüber machen, ob das für dich alles noch logisch und gut zu behalten ist. Dafür hast du aber später ein idiotensicheres Setup. Diese Wahl kannst allein nur du treffen.
In unserem Fall hier gehe ich von einem bewusst einfach gehaltenen Tastatur-Setup aus, da es ja sowieso nur rudimentäre Bedienungen ermöglichen soll und nur im Havarie-Fall zum Einsatz kommt, sprich wenn der Controller ohne Vorwarnung den Geist aufgegeben hat oder die Club-Turntables auf deinem Gig unerwarteter Weise unbrauchbar sind. Aus diesem Grund beschränken wir uns an dieser Stelle auf das Laden, Cuen und Abspielen der Decks und fügen dem Mapping noch Fokuswechsel hinzu, so dass man grundsätzlich erst mal mit zwei Decks ohne Hickhack auflegen kann.
Ein neues Mapping erstellst du, indem du im Device Setup auf „Add“ klickst und dann Generic Keyboard“ auswählst. Daraufhin brauchst du nur noch den In-Port auf „Keyboard“ stellen und fertig.
Gehe im „Assignment Table“ auf „Add“, dann auf „Deck Common“ und wähle anschließend den Befehl „Load Next“ aus. (Der Befehl setzt nur voraus, dass eine Playlist geladen ist.) Anschließend müssen wir noch den Befehlssatz einer Taste zuordnen. Hierfür habe ich die Taste „L“ vorgesehen, die wir jetzt noch „anlernen“ müssen.
Klick bitte nun im „Device Mapping“ auf „Learn“, woraufhin jener Button hellorange aufleuchtet. Nun betätige „L“ und deaktiviere die Learn-Funktion wieder. Die L-Taste sollte nun den Ladevorgang für das selektierte Deck starten. Probiere es doch einfach direkt mal aus.
Nun erstellen wir einen Fokus-basierten Play-Befehl, was uns wieder ins Assignment Table zurückführt. Klicke hier bitte wieder auf „Add“, dann auf „Deck Common“ und wähle den Befehl „Play/Pause“ aus. Auch dieser Befehl muss gemappt werden, was wir dann direkt in Angriff nehmen. Es soll die Taste „Space/Leer“ werden, angelehnt an diverse OSX-basierte Mediaplayer wie Quicktime oder VLC, aber auch professionelle Programme wie Final Cut Pro oder Soundforge Pro for Mac arbeiten standardmäßig mit diesem Satz.
„Cue to Marker 1“ wäre noch ne dufte Sache. Deswegen klicke wieder auf „Add“ und gehe dieses Mal auf „Track Deck“, dann auf „Cue“ und zu guter Letzt auf „Select/Set + Store Hotcue“. Lerne für diesen Befehl die Zifferntaste „1“ über die Learn-Funktion an. Nun muss nur noch in den „Button Options“ unter „Set to Value“ der „Hot Cue 1“ ausgewählt werden.
Um mit diesem Mapping ganz rudimentär und ohne jeglichen Schnickschnack wirklich auflegen zu können, benötigen wir nur noch einen Befehl für den Fokuswechsel. Gehe wieder über „Add“ auf „Layout“ und dann auf „Deck Focus Selector“. Anschließend noch via „Learn“ der Taste „A“ zuordnen und den Interaktions-Modus für diesen Befehl von „Inc“ auf „Direct“ ändern. Mit dieser Änderung geht dann auch die automatische Änderung in den Button Options im Feld „Set to Value“ auf „Deck A“ einher.
Da wir aber auch von Deck A auf Deck B wechseln wollen, benötigen wir noch einen Befehl für den umgekehrten Fokuswechsel. Hierfür bedienen wir uns eines etwas anderen Weges. Der letztgeschaffene Befehlssatz wird ausgewählt und anschließend über „Duplicate“ eine Kopie erstellt. Weise über „Learn“ der Taste „B“ diese Funktion zu und ändere danach in den Button Options im Feld „Set to value“ das Ziel auf „Deck B“ ab.
Nun hast du ein Mapping erstellt, mit dem man rudimentär auflegen kann. Das hat auch einen eigenen Namen verdient, den wir jetzt vergeben wollen. Gehe zu diesem Zweck oben auf das „Device Setup“ und wähle aus dem Dropdown-Menü den Eintrag „Edit Comment“ aus. Nun kannst du deinen Namen für das Mapping vergeben. Wer dieses Mapping dann noch für die Nachwelt verewigen oder zumindest ein Backup davon haben will, exportiert dieses dann noch als separates .tsi-File auf einem externen Datenträger. Fertig.
Ich hoffe, du bist nun für den DJ-GAU gerüstet und wünsche auch weiterhin viel Spaß bei unseren Crashkursen und natürlich auch beim Erstellen deiner individuellen Notfall-Shortcuts und Mappings.
Bis bald
Daniel Wagner