Praxis
Aufbauarbeit
Machen wir den Deckel also gleich mal wieder auf und beginnen mit der Verkabelung. Das Flight Case legt einem dabei keine Steine in den Weg: Einfach die frontalen und hinteren Querstreben nach oben aus der Führungsnut herausziehen und die Vorder- und Rückseite liegt halb offen da, sodass ihr einerseits die PA, Monitoranlage und potenzielle Zuspieler problemlos anschließen könnt und andererseits bequem an die Kopfhörer- und Mikrofonbuchsen gelangt. Nach hinten raus sind gut 70 Millimeter Platz, was auch für dicke XLR-Strippen taugt. Curve-Control und Faderswitch sind ebenfalls gut zu erreichen. Mitgedacht.
Ich halte fest: Das Case ist an seinem Bestimmungsort innerhalb von nur 5 (!) Handgriffen bereit für die Verkabelung, der S8 kann dabei locker im Case bleiben und es ist genug Luft da, um alles zu stecken. Auch die Knöpfe sind gut zugänglich und die Polsterung ist angemessen. Im Case kommt der S8 ungefähr auf die gleiche Bedienhöhe wie ein DJ-Mixer oder Turntables. Wer es noch höher braucht, kann den Controller zur Not auch auf den Deckel stellen. Keine Bange vor intensiveren Tastenkloppereien – das hält das Material schon aus, da bin ich ziemlich zuversichtlich.
Eintüten oder aufbocken?
Dies im Hinterkopf sei noch einmal erwähnt, dass im Gegensatz zum S4-Case kein Schlitten vorhanden ist. Ergo muss das Notebook entweder an der Seite geparkt werden oder auf einem Ständer. Aufgrund der Standfüße am Boden, die das Case vor dem Verrutschen schützen und obendrein schwingungsdämpfend wirken, ist es überhaupt kein Problem, einen Crane Stand wie den CV3 drunter zu schieben. Jedoch werden dann nach hinten heraus gut 30 Zentimeter zusätzlicher Platz benötigt, die mitunter nicht an jedem Veranstaltungsort zugegen sind. Widmen wir uns also der Frage, ob das Notebook kurzerhand während der Performance im Koffer verweilen darf, wo der S8 doch schon über Displays verfügt und den „Notebook blicklosen“ Workflow propagiert.
Doch bevor ich mich dieser Thematik zuwende, möchte ich auf den Laptop-Transport direkt im Case zu sprechen kommen. Für diesen Zweck gibt es ein flexibel steckbares Innenfach, gebildet aus bis zu drei Formteilen mit Klett-Befestigungen. Ein wenig Spiel ist, zumindest bei der Fixierung meines 13“ MacBooks, immer dabei, es sei denn, ich wäre gewillt, die Formteile mit dem Tapeziermesser millimetergenau zuzuschneiden. Auch wäre eine dünne Schaumstoffmatte im Lieferumfang nicht schlecht gewesen, die man zwischen Laptopdeckel und Controller-Unterseite legen kann, damit die Teile nicht aneinander reiben, sollte man mal wieder über Kopfsteinpflaster oder Feldwege fahren müssen. Aber okay, die kann ich mir aus dem Onlinehandel besorgen, wo eine 3-4 Millimeter starke Moosgummimatte kaum 5 Euro kostet. Oder ich lege halt ein möglichst fuselfreies Tuch dazwischen. Jedenfalls besser, als noch eine extra Laptop-Tasche mitzuschleppen. Etwas anders verlief der Test mit dem 15“ Lenovo-Winbook der G-Serie, das quer gar nicht mehr hineinpasste, längs schon, aber aufgrund der Bauhöhe keine passgenau Auflage des S8 auf den Polstern zuließ. Ab 20 Millimeter wird schwierig.
Apropos Polster: Wer auf die Idee kommt, die 40 Zentimeter langen und 25 Millimeter hohen Moosgummi-Pads aufeinander zu stapeln und als hintere Stütze für den S8 einzusetzen, sodass er im Winkel zum DJ steht: Gebt den Ecken ein wenig acht, denn wenn ihr richtig kraftvoll draufdrückt, ist es schon ein klein wenig kippelig. Und wenn ihr sie unentwegt in den Koffer einsetzt und herausnehmt, lösen sich mitunter die aufgeklebten Klettbänder, so wie es bei mir nach einiger Zeit der Fall war. Grundsätzlich ist das Aufbocken durch die Formteile dennoch machbar.
Das Notebook im Case?
Je nach Veranstaltungsort kann es in der Kanzel natürlich schon mal „heiß her gehen“ und so freut es mich zu berichten, dass „Kühlung von unten“ hinreichend gegeben ist, da der Abstand des S8 zum Boden adäquate 30 Millimeter beträgt. Und wie stellt sich das dar, sollte man tatsächlich erwägen, seinen Laptop beim Auflegen im Case zu lassen. Probieren geht über studieren, doch zunächst sind dafür einige Vorbereitungen zu treffen. Mein MacBook wechselt nämlich, selbst wenn die Energieeinstellungen auf „standby nie“ stehen, in eben diesen Modus, sobald das Display zugeklappt wird und kein externer Bildschirm angeschlossen ist. Um dies zu umgehen, gibt es spezielle Apps wie beispielsweise InsomniaX oder NoSleep. Außerdem müssen für die USB-Stecker Aussparungen im Moosgummi ausgeschnitten werden.
NoSleep ist gestartet, ebenso Traktor. Der Laptop sitzt unter dem S8 und ich kann mit dem Controller arbeiten, ohne den Rechner im Blickfeld zu haben. Nach einiger Zeit beginnt jedoch der Lüfter des zugegebenermaßen betagten 2009er-MacBooks mit seiner HDD und dem integrierten Superdrive ordentlich zu drehen. Treffen die beiden „Wärmequellen“ ergo direkt aufeinander, wird’s schwierig mit der Wärmeableitung. Der Laptop-Ständer ist für mich eindeutig die bessere Wahl.