Praxis
Schon ein bisschen merkwürdig: Man hat das Gefühl, beim Spielen durch eine 2D-Brille zu schauen. Der Sound der Toms erinnert mich an Rototoms, die ja heute ein wenig aus der Mode gekommen sind. Dem naturgemäß recht dünnen Sound der Toms fügen die Remo-Felle aber ein gutes Stück Klangfülle hinzu. Wie gesagt: ich bin überrascht, was sich mit dem puren Fellsound schon alles erreichen lässt. Es würde mich brennend interessieren, was andere Felle z.B. Remo-„Emperor Coated“ aus den kessellosen Trommeln rausholen könnten. Die Bassdrum fühlt sich alles andere als fett an, erfüllt aber ihre Rolle im Gesamtkontext hervorragend. Die Snaredrum begeistert mich, wie schon erwähnt, am meisten. Der Sound ist sehr artikuliert, die Teppichansprache ziemlich sensibel und die kleine Granate setzt sich hervorragend durch. Fast schon zu gut. Im Zusammenspiel ist die Snaredrum nämlich sehr laut. Man muss ein wenig Gefühl beweisen, um sie im Zaum zu halten und sie nicht einfach nur brachial knallig klingen zu lassen.
Das Bassdrum-Pedal und das HiHat-Stativ sind eine echte Enttäuschung. Zwar wurde bei den Hardware-Teilen größtenteils auf Plastik verzichtet, die funktionalen Teile, also die Pedale, sind aber instabil und minderwertig. Es würde also durchaus Sinn machen, sich für die „nh“- Konstellation zu entscheiden und lieber das eigene Fußmaterial zu benutzen – vor allem, weil man das A-400 wahrscheinlich nicht als Hauptset benutzen wird. Wesentlich problematischer finde ich die Instabilität der Bassdrum. Diese ist zwar wie vorgesehen fest an den beiden Senkrechstangen verankert, verdreht sich aber beim Spielen recht leicht. Wie bei allen anderen Klemmen des Sets lässt sich das natürlich beheben, indem man die Halterungen so fest dreht, dass man jeden Augenblick mit einem „Knack“ rechnen muss. Zusätzlich drehe ich noch die Dornen des Pedals raus. Das hilft. Dass man aber auch hier erst mal Maßnamen treffen muss, damit sich die Bassdrum nicht bewegt, ist schade. Da hätte sich der Hersteller etwas Besseres einfallen lassen können.
Nach einigen Minuten verliert sich dann das 2D-Gefühl, und man denkt nicht mehr darüber nach, dass man auf einem doch sehr speziellen Set trommelt. Zwar wird man am Traps nicht dazu verleitet, fette Rock-Balladen-Grooves zu spielen, sondern ist eher versucht, eine filigranere Sprache zu sprechen und die interne Dynamik so an die kleinen Trommeln anzupassen – man denkt mehr an JoJo Meyer als an John Bonham. Aber was soll ich sagen – es macht großen Spaß! Während ich so vor mich hin groove, denke ich darüber nach, wie wohl ein kleiner Unplugged-Gig mit diesem Drumsound funktionieren würde. Viel besser gefällt mir allerdings die Vorstellung, wie der Techniker aus der Wäsche gucken würde, liefe man mit diesem Set bei einem Stadion-Konzert auf…
Wie kann so ein kesselloses Set schon aufgenommen klingen! Ich bin fest davon überzeugt, dass ich über das Aufnahme-Ergebnis nur müde lächeln werde. Ich nehme das Set ab, wie jedes andere auch. Da ich darauf verzichtet habe, das Bassdrum-Resonanzfell mit einem Loch zu versehen (ich mag halt offen klingende Bassdrums gerne), positioniere ich das Bassdrum-Mikrofon mittig direkt vor dem Resonanzfell. Im Zusammenklang mit dem Raummikrofon dürfte das so funktionieren. Jedes Tom bekommt ein Clip-Mikrofon, was nicht ganz einfach zu bewerkstelligen ist, da die Clips an den Rahmen nicht so richtig halten wollen. Die Snaredrum „belausche“ ich von oben mit einem Mikrofon und los geht’s.
Für dich ausgesucht
Beeindruckend! Immer mehr gerate ich über die Tatsache ins Grübeln, das selbst bei einer Aufnahme von (zugegebenermaßen hauptsächlich) Direktsignalen, die so viel diskutierten Kessel eine eher untergeordnete Rolle zu spielen scheinen. Bei den Aufnahmen zeigt sich bei den Overhead-Signalen auch deutlich das dynamische Hervorstechen der Snaredrum. Mann, ist die laut!
Ich finde schnell einige Grooves, bei denen mich das flache Traps ziemlich überzeugt. Dort, wo man im Studio oder auf der Bühne auch zu kleinen Kesseln gegriffen hätte, funktionieren auch die kessellosen Trommeln bestens. Natürlich erhält man, gerade was die Toms angeht, einen sehr charakteristischen Klang, der vor allem dadurch nicht immer einfach zu verarbeiten ist, weil man die Tonhöhen ganz klar heraushört und man im Zweifel darauf achten muss, dass die Stimmung zum aktuellen Song passt. Nicht, dass das nicht auch bei herkömmlichen Drums gerade im Studio ratsam ist, jedoch wird es nicht so störend auffallen, wie bei den singenden Traps-Toms. Aber Alles in Allem hätte ich Lust, noch viel mehr mit dem Winzling auszuprobieren. Wie z.B. würden sich andere Felle auf den Toms machen? Wie würde der Bassdrum ein Evans E-Mad stehen? etc… Ich bin froh, diese für mich neue Gattung kennengelernt zu haben.