Die Traveler Guitar Ultra-Light Acoustic GWH zählt zu den Produkten eines Herstellers, an dem man beim Thema Reisegitarre nicht vorbeikommt. Traveler Guitar produziert seit 1992 – zunächst unter der Ägide des Gründers Leon Cox – kleinformatige Elektro- und Akustikgitarren, aber auch Bässe, die unterschiedlich ausstaffiert sind und für verschiedene Situationen konzipiert wurden. Im Portfolio der Akustikabteilung finden wir aktuell neben Reisegitarren aus der Redlands- und der Escape-Serie auch Akustikgitarren aus der Ultra Light-Serie, die sich besonders klein und leicht machen und auch in der Gepäckablage Platz nehmen können. Die Full-Scale-Mensur ist aber bei allen Modellen “gesetzt”.
Nicht nur Backpacker, Busker oder Camper schätzen die Produkte von Traveler Guitar, längst haben auch Profis das Potenzial dieser Instrumente entdeckt. Angeblich stießen die Musiker von U2 erstmals am Flughafen auf die Reisegitarren aus Redlands und auch Emilio Castillo (Tower Of Power), Andy Summers, Mike Score (A Flock Of Seagulls) und viele andere können sich für die Produkte der Kalifornier erwärmen.
Details
Die Ultra-Light Acoustic GWH wurde nach der Devise “die Funktion bestimmt die Form” konstruiert. Eine gewisse Ähnlichkeit mit der Steinberger-Gitarre, die schon in den 80er-Jahren die Fachwelt verblüffte und seitdem auch unter der Bezeichnung “Paddel” firmiert, kann man nicht von der Hand weisen.
Um Stauraum zu gewinnen, hat man auch die Ultra-Light Acoustic GWH auf ihre Grundfunktionen reduziert, und zwar bis an die Grenze des optisch Zumutbaren. Schließlich musste sie nicht nur auf die Kopfplatte, sondern auch auf ihren Klangkörper verzichten, Maßnahmen, die bei einer Akustikgitarre dann doch Fragen aufwerfen. Deshalb interessiert uns natürlich, wie viel Akustikgitarre noch in der Ultra-Light Acoustic GWH steckt. Aber beruhigend ist schon mal die Tatsache, dass sie auch einen Tonabnehmer an Bord hat.
Korpus
Mit einer Gesamtlänge von nur 711 mm und einer Breite von 13,5 cm nimmt die Ultra-Light Acoustic GWH nicht einmal den Raum eines Tennisschlägers ein. Auch das Gewicht (1,3 kg) dürfte den Träger kaum belasten.
Korpus und Hals wurden aus einem Stück ostamerikanischem Ahorn gefertigt. Der Hals läuft bei dieser sogenannten Neck-Through-Body-Konstruktion durch den kompletten Korpus, bei dem der rechteckige Grundriss auffällt. Ob die beiden äußeren Seitenteile dort wie bei der Steinberger angeleimt sind, kann man nicht sehen, denn die deckend hochglänzend weiße Lackierung verhindert weitere Einblicke. Ohne Resonanzkammer erinnert die Acoustic GWH doch dann mehr an eine Solidbody – mit einem fulminanten Naturton darf man bei dieser “Akustikgitarre” deshalb erst gar nicht rechnen.
Für dich ausgesucht
Will man sich deshalb beim Auswärtsspiel von einem ansprechenden Sound inspirieren lassen, müsste man den gerade eingesparten Platz mit einem Akustik-Amp, Mini-Stack, einem Tisch- oder einem Kopfhörerverstärker besetzen. So gesehen wirkt die Konstruktion kontraproduktiv. Ansonsten dient das Instrument auch komfortabel dazu, den Urlaub zu überstehen, ohne einzurosten.
Der aufgeleimte Steg hat seine eigentliche Funktion als Saitenhalter verloren, da die Saiten dort nicht mehr mit Pins befestigt werden. Der Steg kann weder in der Länge noch in der Höhe eingestellt werden, wobei der piezokeramische Untersatteltonabnehmer unsichtbar unter der längenkompensierten Stegeinlage parkt.
Bei einer “kopflosen” Konstruktion stellt sich die Frage, an welcher Stelle die Stimmmechaniken am besten aufgehoben sind. Da die Gitarre – konzeptionell bedingt – ohnehin nicht von einem volltönenden Resonanzkörper profitiert, können die Stimmflügel aus Chrom in zwei ausgefrästen Hohlräumen im Korpus Platz nehmen. Diese leisten außerdem einen Beitrag zur Gewichtsreduktion des Instruments. Mit einer Übersetzung von 14:1 lassen sich die Stimmflügel leichtgängig bedienen.
Es können im Übrigen herkömmliche Akustikgitarrensaiten (hier: D’Addario EJ15) eingespannt werden. Die Saiten werden am Griffbrettende (noch hinter dem Sattel) durch geschlossene Führungen gefädelt und mit den Ball-Ends an der Saitenhalterung arretiert. Am Korpusende werden die Saiten mit einem U-Turn über bewegliche Rollen umgelenkt, um an die rückseitigen geschlossenen Mechaniken anzudocken. Dort werden sie an entsprechenden Vorrichtungen aufgewickelt. Vorher laufen sie aber noch über eine Lage Flauschband, das verhindert, das der Lack des Instruments durch die andauernde Saitenspannung beschädigt wird.
Hals und Griffbrett
Hals und Griffbrett nehmen nicht an der Verzwergung des Korpus teil und mit der kurzen Gibson-Mensur (628 mm) kommt eine ausgewachsene Gitarristenhand in der Regel klar. Ein eingelegter justierbarer Spannstab gibt dem dünnen Hals die nötige Stabilität, die Halskrümmung lässt sich mit einer Stellschraube am Griffbrettende einstellen, dort wo sich normalerweise die Kopfplatte befindet. Das aufgeleimte Griffbrett mit einer sanften Wölbung besteht aus unbehandeltem Schwarznussholz, eine Einbindung benötigt der Hals nicht. 22 Medium-Bünde sind korrekt rundgefeilt, ordentlich abgerichtet, poliert und treten an den Seiten nicht aus. Den letzten Bund kann man problemlos (auch ohne Cutaway) erreichen. Damit kommt unsere Probandin auch dem hauptamtlichen E-Gitarristen ein Stück entgegen. Griffbrett und Sichtkante sind mit kleinen Punkteinlagen aus Kunststoff strukturiert, die als Bundmarkierer dienen. Den Oktavbund heben zwei Punkteinlagen optisch hervor.
Ein vergleichsweise breiter Sattel (44,45 mm) bietet ausreichend Spielraum. Dem entspricht ein Halsumfang von 12 cm am Sattel, der im Prinzip dem einer normal dimensionierten Westerngitarre entspricht.
Pickup
Ein Untersatteltonabnehmer befindet sich unter der eingelegten Stegeinlage, die Eingangsbuchse am Korpusende. Einen Preamp hat man der Ultra-Light Acoustic nicht geschenkt, weshalb unser Testmodell auch keine Lautstärke- oder Klangregler bietet. Aber an welcher Stelle sollte man diese auch montieren? Geregelt wird am externen Amp, der sich natürlich nicht im Lieferumfang befindet. Dazu unten mehr.