Aktuelle Zahlen zeigen, dass der Verkauf von Schallplatten in den USA und England im Jahr 2018 im Vorjahresvergleich gewachsen sind. Sogar die Verkaufszahlen von Kassetten stehen auf Wachstum! Das ist doch eine super Nachricht, oder? Naja, das hängt vom Blickwinkel ab. Sehen wir uns die Daten mal genauer und im richtigen Kontext an.
Die Verkäufe von Vinyl haben in den USA laut dem BuzzAngle Music 2018 Year-End Report im Jahr 2018 um 11,9 Prozent zugelegt. Das entspricht ungefähr 9,7 Millionen verkauften Schallplatten. Im Vorjahr waren das 8,6 Millionen. Auch für die Kassette sehen die Zahlen „nicht schlecht“ aus.
Mit einem Zuwachs von 18,9 Prozent und etwas über 118000 Verkäufen stehen Tapes so gut da, wie schon lange nicht mehr. Da wird der Cassette Store Day bestimmt einen gewissen Beitrag geleistet haben. Vor dem Hintergrund der gesamten Verkäufe von physikalischen Tonträgern und Audiofiles trübt sich aber der Eindruck. Der Verkauf von physikalischen Alben ist insgesamt um 15,3 Prozent geschrumpft, bei den digitalen Verkäufen beträgt der Rückgang sogar 21,8 Prozent. Das Geld macht die Industrie also auch wie im Vorjahr mit Streaming. Da ist ein satter Aufwärtstrend mit einem Zuwachs von 41,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen! Bestes verkauftes Album ist übrigens der Soundtrack „Guardians of the Galaxy: Awesome Mix Vol.1“. Auch wenn diese Platte „nur“ von 2014 ist, gehört sie doch zu den neueren Bestsellern. 66 Prozent der Vinyl-Verkäufe werden von Platten generiert, die älter als drei Jahre sind. Das wird besonders deutlich, wenn wir einen Blick auf die Fakten aus England werfen.
In England gingen 2018 knapp 4,2 Millionen Schallplatten über die (oftmals ja virtuellen) Ladentheken. Das sind 100.000 mehr als im Vorjahr und entspricht einem Zuwachs von 1,6 Prozent. Im Jahr 2007 wurden laut Music Week nur 205.000 Schallplatten verkauft – was bis zu den aktuellen Zahlen eine Steigerung von 2000 Prozent bedeutet. Da soll mal einer sagen, Vinyl liegt nicht im Trend!
Die erfolgreichste Schallplatte des Jahres ist in England „Tranquility Base Hotel & Casino“ von den Arctic Monkeys, den zweiten Platz belegt der Soundtrack zu „The Greatest Showman“. Danach im Prinzip das gleiche Bild wie in den USA: Klassiker wie Fleetwood Mac Rumours, Queen Greates Hits und Pink Floyd Dark Sides Of The Moon dominieren die Verkaufscharts. Interessant ist im Königreich die zunehmende Wiederentdeckung der Kassette.
Hier wurden 2018 mit 50.000 Einheiten die besten Verkäufe seit 2004 erzielt und im Vergleich zum Vorjahr 2017 sogar ein Zuwachs von 125,3 Prozent verzeichnet. Die CD rutscht nach wie vor ab, durch aufwendige Box-Sets von Megastars wie Ed Sheeran, Kate Bush, David Bowie oder The Beatles viel der Verlust mit einem Fünftel zum Vorjahr nicht ganz so schwer aus.
Die Verkäufe von physikalischen Medien und Files schrumpfen immer weiter. Den Rückgängen bei CDs und Downloads stehen leichte Zuwächse bei Schallplatten und „Artefakten“ wie Kassetten gegenüber. Nicht alle Musikkonsumenten scheinen sich mit Streaming (weiter auf Erfolgskurs) zu begnügen und wollen nach wie vor etwas in den Händen halten. Dabei sind bis auf Ausnahmen nicht aktuelle Titel gefragt, sondern die Klassiker. Mal schauen, wie die Zahlen im nächsten Jahr aussehen.
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