PRAXIS
Trinnov Nova – französische Extravaganz
Ein bisschen mehr französische Eleganz hätte den Grafiken des neuen GUI-Design durchaus gutgetan – dennoch ist die Assistenz-geführte Oberfläche ein Quantensprung gegenüber der alten ST-2-BIOS-Ästhetik. Der Einrichtungsprozess wird damit einfacher, ist aber nach wie vor noch nicht völlig idiotensicher.

So führen I/O-Konfigurationen zur Neuberechnung des Optimizers, was unter Umständen nochmal den fachgerechten Einsatz des Mics verlangt. Vorher wissen, was man will – ist zwar nie ganz einfach, hier aber besonders notwendig. Software-seitig ist der komplexe Prozess aber auf alle Fälle strukturierter und besser nachvollziehbar geworden.

Ohnehin darf man von Nutzenden solch elitären Spezial-Werkzeuges auch ein gewisses Maß an technischem Verständnis erwarten – insofern: alles richtig gemacht. Zumal die Software nach der einmaligen Einrichtung im Idealfall kaum wieder in Erscheinung tritt.
Luft nach oben
Einige Aspekte des Produkterlebnisses lassen sich jedoch sicherlich verbessern: Das korrekte Platzieren und damit das präzise Einmessen der Lautsprecher – darunter das exakte Aufstellen des Messmikrofons – erfordern weiterhin viel Sorgfalt und Hingabe.
Ohne diese Grundlagen bleibt das Optimizer-Ergebniss hinter den Möglichkeiten zurück. Markierungen am Mic, passende Schablonen für die Laser-Einrichtung – all das kostet nicht viel und würde es Einsteigern sicherlich leichter machen!

Wichtig ist es beispielsweise, die Distanz des Trios aus Speaker-Mic-Speaker identisch zu halten, sodass unnötige Laufzeitausgleichungen vermieden werden. Rotationen um die Mittel-Achse des Mics sind indes zu vernachlässigen, weil sie auch keinen Einfluss auf die tatsächliche Messung liefern.
Um es deshalb noch mal ganz deutlich zu sagen: Ein Trinnov macht aus einem akustisch problematischen Raum noch lange kein High-End-Studio. Er veredelt das Fundament – er ersetzt es aber nicht.
Weniger ist mehr
Zunächst sollte das klassische Akustik-Maßnahmenpaket zur Optimierung im Vordergrund stehen – der Trinnov kommt erst danach ins Spiel, als „Icing on the Cake“, zur finalen Feinabstimmung von Frequenz, Zeit und Phase. Genau dann entfaltet er seine volle Magie!




Bereits die reine “offensichtliche” Frequenzgang-Korrektur beeindruckt, aber erst die Phasen und Zeitkorrektur heben gute Lautsprechersysteme aber auf neues Top-Niveau – und das gibt es auch nur bei ganz wenigen Korrektursystemen. Der Begriff „bombenfeste Stereomitte“ bekommt hier also auch eine ganz neue Bedeutung.
Der Trinnov Optimizer ist und bleibt damit in seiner Disziplin unangefochten – kein anderer Optimizer restauriert die Bühnenabbildung nämlich kompromissloser. Kein Sonarworks, kein IKM – nur Trinnov geht so weit, sogar Erstreflexionen zu eliminieren!

Bemerkenswert ist deshalb auch der Teil-Bypass: So lassen sich die einzelnen Bearbeitungsschritte gezielt untersuchen – etwa Frequenzgang-Korrektur, Timing-Optimierung sowie die Pegelanpassung, jeweils separat aktivier- bzw. deaktivierbar. In der neuen Software wurde das sehr gut umgesetzt.
Ebenso gelungen sind die Schnell-Zeichnungsfunktionen für individuelle „Custom“-Target-Curves. Denn ich möchte keinesfalls linear hören – der Bass darf gerne betont sein. Und die Eigenheiten meiner Abhöre um die 10 kHz herum will ich auch erhalten.

Kleinere Signalfluss Einschränkungen
Grundsätzlich gilt: Entweder analog oder digital – und das in vielfältigen Formaten, allerdings nicht unbedingt gleichzeitig. Zur Verfügung stehen AES, SPDIF, ADAT sowie DANTE – also reichlich Auswahl. Ergänzt wird dies durch Konfigurationsmöglichkeiten für Downmixes und Direct-Outs.
Cue- und Talkback-Szenarien sind hingegen nicht vorgesehen. Auch auf echte Parallel-Outs bzw. oder „Paralleles Processing“ muss verzichtet werden. Weitere Einschränkungen – meiner Meinung nach völlig unnötig – ergeben sich durch das Stereo-Lizenzmodell des Optimizers.
Jedoch gibt es einen Trick, den Trinnov flexibler zu machen: In den man auf den Monitor-Controller-Part einfach bei der ersten Einrichtung verzichtet und so die I/Os im folgenden über eine einfachere Matrix verschaltet. Allerdings ist auch hier wieder bei sechs Kanälen Schluss. Alle andere I/OS bleiben nutzlos. Nicht so magnifique.

Fake it until you make it
Allerdings konnte ich mit diesen kleine Kniff nun auch endlich die Monitoring-Sektion meiner Konsole (Sources, Pre/Post-Tape, Solo, Trinnov On/Off etc.) mit dem Trinnov besonders elegant nutzen. Ferner nutze ich dazu auch meine geliebten Apogee Wandler. Der Trinnov ist damit vollständig digital und ohne Verluste über Dante bei voller Auflösung inseriert. I like – geil wäre jetzt noch, die Clock vernünftig verteilen zu können. Muss der ADAT-In für Clock herhalten, naja …


Auflösungsprobleme bei analoger Nutzung von Pegelstellern in den Trinnov sind so natürlich auch ebenfalls ausgeschlossen, selbst wenn der Prozessor intern mit 64-Bit arbeitet – die Wandler tun es nur mit 24-Bit.
Der D/A-Sound der neuen Trinnov-Wandler ist übrigens sehr gut, allerdings sind meine Apogee Symphony IO-Wandler noch besser. Anders gesagt: Trinnov ist auf dem üblichen Profi-Niveau – wie RME, UA, MOTU und Co – allerdings auch nicht allerfeinstes Feinschmecker-Zeugs.

Ferner musste ich Tinnov mein eigentliches Stereo-Setup als Vierkanal-Setup verkaufen, damit ich zwei Stereo-Signale gleichzeitig entzerren kann. Einmal aus der DAW direkt heraus – sowie einmal hinter dem rein analogen Master des Pultes.
Den dritten External-In meines Pult konnte ich mit dem Bypass des Optimizers belegen – sodass in kritischen Fällen auch die “Echtzeitfähigkeit” ohne Optimizer gewährleistet werden kann. Denn ja, der Trinnov mach schon auch hörbare Latenz bei seinem delikaten Zauber!

Was weiterhin nicht geht – oder zumindest konnte ich mir keinen Workaround in der Schnelle herleiten: zwei unabhängigen Räumen gleichzeitig betreiben. Es würde ja Sinn machen, falls man sich den Maschinenraum teilt und ein paar Euros sparen möchte. Das Nadelöhr des NOVA bleibt somit der Optimizer.
Eine Umgehung der teils unnötigen Restriktionen bietet die Nutzung unterschiedlicher Presets, wobei verschiedene Szenarien besser jongliert werden können als mit dem Monitor-Controller selbst – beispielsweise für Umschaltungen zwischen einem 5.1 und dem Stereo-Setup.
Beides geht gleichzeitig nicht, da Trinnov unverständlicherweise nicht die maximal gleichzeitig verwendeten Lizenzen zählt, sondern die Speaker insgesamt – selbst wenn man die ja gar nicht gleichzeitig hören kann. Ich will La Révolution!
