Der kleine Rote im Desktop-Format
Die Verbindungen mit der Studioperipherie lassen sich größtenteils auf der Rückseite des Preamps einrichten. Ein Mikrofon wird über einen symmetrischen XLR-Stecker eingestöpselt und selbige Schnittstelle steht auch als Ausgang zur Verfügung. Alternativ lässt sich der P-SOLO Ribbon über ein symmetrisches Klinkenkabel mit einem Mischpult oder Audio-Interface verbinden. An der Qualität des Signals ändert die Wahl zwischen Klinke und XLR nichts, und prinzipiell können auch beide Outputs gleichzeitig verwendet werden. Auf der Frontseite findet sich darüber hinaus noch ein Instrumenteneingang – der Preamp ist also auch mit der zusätzlichen Funktion einer DI-Box bedacht worden. Sobald sich ein Stecker in dieser Buchse befindet, wird der Mikrofoneingang automatisch abgeschaltet. Insgesamt ein sinnvolles Feature für Gitarristen, Bassisten, Keyboarder oder alle anderen, die mit einem unsymmetrischen Signal direkt in eine DAW gehen möchten.
Das bereits angesprochene Fehlen von Phantomspeisung für den Mikrofoneingang macht den Preamp für Kondensatormikrofone uninteressant, denn diese gieren natürlich nach den üblichen 48 Volt. Hier lässt sich die Spezialisierung auf Bändchenmikrofone erkennen, die in der Regel keine Versorgungsspannung benötigen – im schlimmsten Fall kann sie sogar zu Schäden am Mikro führen. Mit dem P-SOLO Ribbon kann man sich also in Sicherheit wiegen, denn ein solcher Unfall wird ganz sicher nicht passieren. Einzig und allein die Anwender von selteneren Bändchen-Mikros mit aktiver Schaltung bleiben dadurch auf der Strecke.
Ein Regler und zwei Knöpfe
Was Bedienelemente angeht, zeigt sich der P-SOLO Ribbon äußerst klar strukturiert. Der Preamp ist so einfach gehalten, wie es nur geht, und konzentriert sich ohne viel Klimbim auf seine Hauptaufgabe: Das Verstärken eines Signals. Den Grad der Verstärkung regelt man über den großen Pegelregler auf der Vorderseite. Um dabei Verzerrungen zu vermeiden, funktioniert die Aussteuerungsanzeige in Form von vier LEDs tadellos, und selbst wenn das rote Lämpchen einen Overload signalisiert, bleiben noch 5 dB Headroom, bis der Preamp an seine Grenzen stößt. Ohne die zusätzliche Verstärkungs-Stufe lässt sich ein Signal um Werte zwischen 15,5 dB bis zu 70 dB anheben. Wenn der Regler im Linksanschlag einrastet, ist das Gerät nicht etwa aus, sondern in einem Modus mit einer geringeren Verstärkung von nur 6 dB. Im Zusammenhang mit dem niedrigen Output von Bändchenmikros müsste ein Signal bei dieser Einstellung allerdings in die Kategorie „Detonation eines Marschflugkörpers in Nahabnahme“ gehören, um hinter dem Preamp noch viel Aufsehen zu verursachen. Das Mikrofon wäre dann natürlich kaputt.
Für dich ausgesucht
Neben Pegelregler und LEDs gibt es nun noch zwei kleine Knöpfe. Einer davon aktiviert ein Highpass-Filter, das alles unterhalb von 80 Hz abschneidet – für Preamps absolute Standardausstattung, weil damit Trittschall oder ähnliche tieffrequente Störsignale entfernt werden können. Wesentlich ungewöhnlicher ist da der High-Gain-Knopf. Sobald dieser aktiviert ist, kann man allen Werten aus dem letzten Absatz weitere 6 dB hinzufügen. Natürlich könnte man jetzt anfangen zu diskutieren, ob dieser Knopf wirklich nötig ist oder ob es sich dabei um einen simplen marketingstrategischen Hinweis auf den erhöhten Verstärkungsbereich handeln könnte. Viel wichtiger ist aber, dass der Preamp unabhängig von dieser philosophischen Frage insgesamt auf ein Plus von bis zu 76 dB kommt. Gekoppelt mit der hohen Eingangsimpedanz von 10 kOhm liefert das Datenblatt des P-SOLO Ribbon also hervorragende Werte. Wenn er bei extremen Einstellungen wirklich leise bleibt und dabei das Signal nicht verfärbt oder schwammig macht, dürfte dieser Preamp tatsächlich DAS Ding für Bändchenaufnahmen sein. Warten wir also ab, was im Praxistest passiert.