Das Truetone V3 Jekyll & Hyde Overdrive- und Distortion-Pedal ist die dritte Ausgabe eines echten Klassikers, der von seinem Schöpfer Bob Weil bereits 1997 unter dem Markennamen Visual Sound vorgestellt wurde. Das nach eigenen Angaben erste echte Doppelpedal für Gitarristen war damals recht erfolgreich und die aktuelle Version kann zumindest laut Datenblatt mit einigen bemerkenswerte Details aufwarten.
Mittlerweile nennt sich der Hersteller Truetone und wir wollen natürlich wissen, ob dieser vielversprechende Name tatsächlich auch Programm ist.
Details
Optik/Verarbeitung
Geliefert wird die dritte Version des Jekyll & Hyde Pedals in einem weißen Pappkarton, in dem sich neben dem Verzerrer ein Bedienungsfaltblatt, ein Zettel mit Einstelltipps, vier kleine Gummifüße sowie ein Aufkleber mit Firmenlogo befinden. Mit seinem Metallgehäuse von 130 x 54 x 119 mm (B x H x T) und einem Gewicht von 671 Gramm kann man das in China gefertigte Pedal gerade noch als handlich bezeichnen, das übrigens in einem schwarzen Samtbeutel verstaut ist.
Auf der Bedienfläche des tadellos rot lackierten Pedals versammeln sich eine ganze Reihe Potis und Schalter, die wir uns etwas näher anschauen wollen. Die obere Reihe ist von links betrachtet mit Drive, Tone und Volume für die Overdrive-Sektion zuständig, während sich High Gain, Treble und Volume um den Distortion-Kanal kümmern. Der Tone-Regler im Overdrive-Kanal kann aber mehr, als nur Höhen hinzuzufügen, er verändert auch die Gainstruktur. Zumindest sagt die Bedienungsanleitung, dass desto mehr Gain hinzukommt, je weiter er aufgedreht wird. Die Regler in der oberen Reihe besitzen allesamt schwarze Kunststoffkappen mit einem weißen Strich, durch den die Reglerstellung auch aus größerer Entfernung und dunkleren Sichtverhältnissen gut ablesbar ist. Die Potis in der zweiten Reihe fallen kleiner aus und regeln im Overdrive-Kanal den Bass und den Clean-Mix. Mit Letzterem lässt sich das cleane Signal der Gitarre (wenn sie direkt mit dem Pedal verbunden wird) dem Effektsignal zumischen. Auch diese Potikappen bestehen aus schwarzem Kunststoff, besitzen aber lediglich einen kleinen weißen Punkt zum Ablesen der Position. Der Distortion-Kanal kann an dieser Stelle noch mit einem Bass- und einem Mid-Regler beeinflusst werden sowie mit zwei Bright A-B und Voice beschrifteten Kippschaltern. Wie die Bedienungsanleitung sagt, agiert Bright A im Vergleich zu B mit weniger Kompression, dafür aber mit mehr Höhen, und der Voice-Schalter soll in Stellung A an den Soundcharakter der bisherigen Jekyll & Hide Pedale anknüpfen, während B für neue, offenere und lautere Klänge zuständig ist. Der Praxistest wird zeigen, wie sich diese Parameter im Einzelnen auswirken. Zwei Fußschalter aktivieren den jeweils gewünschten Effekt, wobei beide durch eine blaue LED (warum eigentlich zwei gleichfarbige LEDs?) gekennzeichnet werden. Overdrive und Distortion können aber auch gleichzeitig betrieben werden!
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Die Anschlüsse für Gitarre, Amp und Netzteil liegen allesamt an der Stirnseite, wobei Letzteres nicht zum Lieferumfang gehört. Zwar ist der Betrieb mit einer 9-Volt-Blockbatterie möglich, aber auch der Hersteller rät in seinem Bedienungsfaltblatt davon ab und empfiehlt das Original Truetone 1 Spot Netzteil. Auch wenn bei lediglich 22-30 mA Stromaufnahme eine Batterie tatsächlich eine Zeitlang durchhält, gehört auch meiner Ansicht nach eine zentrale Spannungsversorgung auf jedes Pedalboard. Und wer hat schon Lust, sich bei jedem Batteriewechsel mit den vier Schrauben auf der Unterseite des Pedals beschäftigen zu müssen? Für einen Blick ins Innere des Zerrers müssen besagte vier Schrauben allerdings weichen. Auf den ersten Blick fallen mir drei kleine Kippschalter auf, von denen die ersten beiden zwischen True Bypass und Pure Tone Buffered Bypass wählen lassen, und zwar individuell für jede der beiden Effektsektionen. Wer jedoch, laut Faltblatt, ein True Bypass Switching bevorzugt, sollte beide Schalter in die OFF-Position bringen. Der Pure Tone Buffered Bypass macht vor allem bei längeren Kabelwegen Sinn, weil er aktiv das Signal aufbereitet, während der True Bypass es bei ausgeschaltetem Effektpedal ungehindert passieren lässt und nicht in den Signalfluss eingreift. Letztendlich ist es grundsätzlich eine individuelle Entscheidung, welche der beiden Verfahren man bevorzugt, und jenseits aller Glaubensfragen sollte am Schluss immer das Ohr entscheiden, was dem Gitarrenton am meisten zugute kommt.
Ich lasse jedenfalls beide Effekte in der Pure Tone Buffered Bypass-Stellung und werfe einen weiteren Blick in die Anleitung, um Näheres über den dritten Kippschalter zu erfahren, der im Gegensatz zu den erstgenannten in Weiß erstrahlt. Dieser Schalter aktiviert ein Noisegate für den Distortion-Kanal, eine fantastische Idee, wie ich finde! Ansonsten befinden sich im Inneren zwei reichlich bestückte Platinen, die durch die aufgelöteten Buchsen am Gehäuse festgehalten werden. Ein suboptimales Unterfangen, wie ich finde, aber auch hier muss man sich den Preis noch einmal vor Augen führen.
Anschlussseitig gibt es im Gegensatz zu den Vorgängerpedalen für jeden der beiden Effekte Ein- und Ausgänge! Und das bringt diverse Vorteile mit sich, denn so lässt sich das Gerät auf drei verschiedene Weisen betreiben.
1) Ganz normal. Dazu wird die Gitarre in den Eingang der Distortion-Abteilung gestöpselt und über den Output des Overdrives wieder herausgeschickt.
2) Aber es lässt sich auch die Reihenfolge der beiden Kanäle vertauschen, wobei die Gitarre zuerst den Overdrive durchläuft, aus dessen Ausgang in den Eingang des Distortion gepatcht wird und schließlich das Signal den Distortion-Out in Richtung Amp verlässt.
3) Das Jekyll &Hyde wird wie zwei separate Pedale benutzt.
Damit lässt Truetone dem Benutzer die freie Wahl über das Einsatzgebiet. Stellt sich nun die Frage, was sich im Vergleich zu den Vorgängern geändert hat. Und das sind zuerst einmal, wie gerade erwähnt, die beiden separaten Ausgänge. Dazu kommen Voice-Switch und Bassregler im Distortion-Kanal. Der Overdrive Kanal wurde laut Hersteller komplett überarbeitet und mit Bass- und Clean-Mix Regler erweitert.