Tutorial: Antares Auto-Tune Pro X – Auto Mode & Graph Mode Workshop

Antares Auto-Tune Pro XGraph Mode

Ein kleines Vorwort: Einige Begriffe, Parameter und Funktionen von Auto-Tune Pro X betreffen sowohl den Auto Mode als auch den Graph Mode. Daher haben wir euch verschiedene Features, die auch für den Graph Mode relevant sind, bereits auf der ersten Seite unseres Workshops gezeigt und erläutert.

Bevor wir zum den Graph Mode kommen, schauen wir uns eine weitere Workflow-Verbesserung der Pro X-Version von Auto-Tune an: 

Multi-View Instance List

„Multi-View“ ist eine kleine, aber feine Workflow-Verbesserung. Sie schaltet von einem Plugin-Fenster in sämtliche Auto-Tune-Instanzen des DAW-Projekts und erspart euch somit das lange Suchen in Spur- und Plugin-Listen, etwa wenn ihr von der Leadvocal in eine Dub-Spur wechseln möchtet. Die gemeinsame graphische Darstellung des eingelesenen Audiomaterials, wie man es von Melodyne Studio kennt, ist allerdings (noch?) nicht möglich.

Multi View in Auto Tune
Neu in Antares Auto-Tune Pro X: Multi View

Graph Mode – Import

Damit ihr Gesangs- oder monophone Instrumentenspuren im graphischen Modus bearbeiten könnt, muss das Plugin sie zunächst einlesen bzw. aufnehmen. Dieses „klassische“ Vorgehen kennt man bereits von Plugins wie Melodyne, sofern man ohne ARA-Schnittstelle arbeitet. Antares hat die ARA2-Kompatibilität für kommende Auto-Tune Pro X-Versionen bereits angekündigt!

Derzeit jedenfalls funktioniert der Import noch über zwei (!) Record-Buttons mit der Beschriftung „Pitch“ und „P + Time“. Sich vor der Bearbeitung entscheiden zu müssen, ob man nur die Tonhöhe oder auch das Timing berücksichtigen möchte, wirkt auf Melodyne-User vielleicht etwas ungewöhnlich. Aus meiner langjährigen Erfahrung im Bereich Vocal-Production kann ich sagen, dass es in den meisten Fällen sinnvoll ist, Zugriff auf beides zu haben.

Weitere Einstellungen
Entweder oder: Pitch oder P + Time

Interessant ist hingegen die Möglichkeit, dass man in den Preferences festlegen kann, was genau nach dem Import passieren soll. Ein Beispiel: Unmittelbar nach dem Import wird der Gesangs-Take gemäß den Auto-Settings korrigiert. Anschließend steht er für den Feinschliff im Graph Mode zur Verfügung – klasse!

Weiterhin eröffnet der Graph Mode vielseitige Darstellungsoptionen – zum Beispiel, ob Tonhöhen nach dem Import als Notenblock, Linie oder in Kombination erscheinen. Bei der weiteren Bearbeitung könnt ihr das je nach Bedarf immer wieder ändern. Die folgende Abbildung zeigt meine persönlich bevorzugte Darstellung mit Noten in Blockdarstellung inklusive der exakten (roten) Input-Tonhöhen- und der (grünen) Output-Tonhöhenkurve!

Graph Mode
Noten und Tonhöhenkurven im Graph Mode

Ich möchte an dieser Stelle nochmal betonen, dass die Bearbeitungen im Graph Mode nicht destruktiv sind. Auto-Tune arbeitet durch den Importvorgang quasi mit Kopien der ursprünglichen Audiofiles. Laut Bedienungsanleitung macht es beim Datenmanagement einen Unterschied, ob man per Pitch- oder P+-Time-Button importiert. Beim P+-Time-Button kann man den Speicherpfad in den Preferences festlegen, sofern man sein Projekt mitsamt der Graph-Mode-Bearbeitung archivieren oder an Kollegen schicken möchte.

Mein Tipp: Fertige Bearbeitungen (Melodyne, Auto-Tune, Re-Pitch etc.) sollte man immer auch als neues Audiofile rendern! 

Speicherpfad
Speicherpfad beim P + Time-Import beachten!

Graph Mode – Tools

Oberhalb der Tonhöhengrafik findet ihr eine Auswahl an Buttons und Reglern. Sie manipulieren ausgewählte Noten oder Bereiche der importierten Spur. Der Reihe nach:

Create Curves (Normal / Auto) 

Die Bearbeitung erfolgt anhand einer feinen Tonhöhenkurve. Während „Normal“ das unbearbeitete Signal als Startpunkt nimmt, dient bei „Auto“ die automatische Korrektur als Ausgangspunkt. Sofern ihr dies in den Preferences angewählt habt, seht ihr beide Tonhöhen (Input Pitch / Output Pitch).

Create Notes from Audio / MIDI

Diese Darstellungs-/Bearbeitungsvariante (Noten in Blockdarstellung) entspricht dem mittlerweile „gewohnten“ Bild, das man beispielsweise von Pianorollen-Editoren kennt. Diese Darstellung besitzt eine insgesamt viel bessere Haptik. „Audio“ generiert eine automatische Analyse, die man mit dem Density-Regler verfeinern kann. Höhere Werte interpretieren Vibrato-Ausreißer eher als separate Noten. 

„MIDI“ steuert erwartungsgemäß die Zieltonhöhe über Notenbefehle. In Apple Logic müsste man Auto-Tune hierzu als Software-Instrument öffnen (siehe erste Seite Workshop ), was für gewöhnliche Korrekturen eher unüblich bis ungeeignet ist. 

Tipp: „Create Notes from Audio“ sollte für die meisten Anwendungen im Graph Mode die optimale Wahl sein!  

Korrektureingaben Auto Tune
Tools (gelb) und Data Selection Tools (rot) zur Bearbeitung von Korrektureingaben

Draw (Line / Curve / Note)

Draw bietet drei unterschiedliche Optionen zum Zeichnen der gewünschten Tonhöhe. Während „Line“ individuelle lineare Zielnoten, vergleichbar mit einem Skalenwert, generiert, zeichnet man per „Curve“ die tatsächlich hörbare Ausgangstonhöhe – und das sogar freihändig! Neben ungewöhnlichen Resultaten bereinigt ihr sich damit tonale Glitches. Das Draw-Note-Tool ist von seiner tonalen Auswirkung her vergleichbar mit „Line“, wobei die Übersichtlichkeit und Haptik etwas besser ist. Außerdem eignen sich Note-Objekte für Timing-Korrekturen, sofern das Audiomaterial entsprechend importiert wurde.

Tipp: Alle Draw-Tools können je nach Bearbeitungsbedarf flexibel kombiniert werden! 

Curve (rot), Line (gelb), Note (grün)
Draw im Einsatz: Curve (rot), Line (gelb), Note (grün)

„Tools“

Diese unter dem Begriff „Tools“ zusammengefassten Werkzeuge (Multi, Range, Split, Zoom, Scroll) sind überwiegend selbsterklärend. 

Das Multi-Tool erweist sich bei der Bearbeitung in Notendarstellung als besonders praktisch: Je nach Positionierung innerhalb des Notenblocks bearbeitet ihr damit sowohl die Tonhöhe als auch die Start- und Endposition. Doch Obacht! – Längenbearbeitungen mit diesem Tool verändern lediglich den Bereich der Zieltonhöhe, nicht (!) die Länge des Audiofiles.

Mit dem Range-Tool selektiert ihr die Bereiche, in denen ihr beispielsweise von der Notes- in die Curves-Bearbeitung wechseln möchtet. Dies kann auch innerhalb kontinuierlicher Töne sein.

Tipp: Alternativen zum Zoom-Tool findet man übrigens in diversen Zoom-Presets („Zoom States“) bei aktivierter Info-Zeile und konfigurierbaren Tastaturbefehlen (siehe „Key Bindings“). 

Timing (Point / Region)

Der Tracking-Modus „P + Time“ ermöglicht Timing-Korrekturen, wie man sie unter anderem von Melodyne kennt. Die beiden Tools „Point“ und „Region“ bieten hierzu zwei Optionen: Während „Point“ einen selektierten Bereich rechts und links von Punkten zeitlich dehnt oder staucht, tut das Region-Tool dies außerhalb einer Region innerhalb einer Bereichsauswahl. Seht euch hierzu auch die folgende (erleuchtende) Abbildung und das Video am Ende dieses Workshops an.  

Timing-Region-Tool
Korrektur mit dem Timing-Region-Tool

Nudge

Zwei Pfeil-Buttons dienen der Tonhöhen-Feineditierung selektierter Bereiche oder Noten. Einzelne Klicks erhöhen bzw. verringern den Pitch um 4 Cent – hält man einen der Buttons gedrückt, gleitet die Tonhöhe (fast) stufenlos nach oben oder unten. Selektiert man einen Bereich, werden „berührte“ Noten auch außerhalb der Selektion bearbeitet.

Tipp: Alternativ führt ihr stufenlose Tonhöhenänderungen auch bei gleichzeitig gedrückter Shift-Taste durch sofern eine skalierte Rasterung (Preferences) dies erfordert!

Per Object Controls (Retune Speed, Vibrato, Formant)

Diese Parameter sind bereits aus dem Auto Mode bekannt. Man kann sie selektiv auf angewählte Bereiche oder Noten anwenden. 

Data Selection Tools

Bei den Funktionen Select All, Clear, Copy, Cut und Paste müsst ihr beachten, dass ihr hier (fast) ausschließlich Bearbeitungsdaten und keine Audiodaten löscht oder kopiert. Einzige Ausnahme: Clear > All Data. Dieser Befehl kann nicht rückgängig gemacht werden und erfordert ein erneutes Importieren der Gesangsspur in Auto-Tune Pro X. 

Das folgende Video zeigt eine exemplarische Zusammenfassung der wichtigsten Funktionen des Graph Mode von Antares Auto-Tune Pro X:

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Mehr Informationen

Key Bindings

Abschließend möchte ich noch erwähnen, dass ihr viele der aufgeführten Funktionen mit Auto-Tune Pro X auch als Key Command (bei Antares: „Key Bindings“) in den Preferences konfigurieren könnt. Das begünstigt natürlich einen flüssigeren Workflow. Dazu dienen euch die Tasten 1 bis 0 im Hauptblock der Tastatur.  

Fotostrecke: 2 Bilder „Key Bindings“ in den Preferences
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