Verwendetes Test-Setup
Für die Audiobeispiele im Praxistest habe ich einen passiven Fender Precision Bass und einen passiven Fodera Emperor J-Classic verwendet. Das Signal ging direkt vom symmetrischen Ausgang in mein Audio-Interface. Ihr hört also den unverfälschten Sound, den der Preamp beispielsweise bei der Verwendung in einer Studioumgebung produziert.
Auch beim Thema Boxensimulation entschied ich mich für den puristischen Weg und nahm lediglich für einige Beispiele die integrierte, analoge Ampeg SVT-810E Simulation hinzu.
Arbeiten mit dem Classic Clean Channel des Two Notes Revolt Bass
Direkt zu Anfang wollen wir hören, was der sogenannte Classic-Clean-Kanal zu bieten hat. Two Notes hat sich nach eigenen Angaben vom legendären Röhrenboliden Ampeg SVT ’76 inspiriren lassen. In der Tat liefert der cleane Kanal bereits mit neutraler EQ-Einstellung einen warmen und fetten Röhrensound mit deutlich ausgedünnten Mitten, der an Ampeg-Amps erinnert.
Eine exakte Nachbildung sollte man hier allerdings nicht erwarten. Etwas schade finde ich, dass sich der Obertongehalt bei höheren Gain-Pegeln nicht wirklich verändert, wie es ja schließlich bei einem echten Röhren-Boliden der Fall wäre – der Kanal bleibt tatsächlich immer clean.
Arbeiten mit der Onboard-Cabsim des Two Notes Revolt Bass
Der Effekt der analogen Boxensimulation auf den cleanen Sound ist eher subtil. Ich denke, es handelt sich hier um eine Art Low-Pass-Filter zur Abmilderung der Höhen und einem dezenten Tiefmitten-Push, der für etwas mehr Fülle sorgt. Mal sehen, wie sich die Cabsim bei den verzerrten Sounds macht.
Prinzipiell finde ich es schade, dass der Two Notes Revolt Bass lediglich eine Boxensimulation an Bord hat, die zudem nicht ausgewechselt werden kann. Wer die 8x10er nicht einsetzen möchte, ist im Livebetrieb leider auf eine zusätzliche externe Lösung angewiesen.
Für die Anwendung in der DAW liefert Two Notes immerhin zehn Simulationen und die passende Software gratis mit. Viel schöner wären allerdings drei oder vier Speicherplätze für Impulsantworten auf dem Gerät, die nach Belieben bestückt werden könne. Damit wäre man auch für den Livebetrieb deutlich flexibler aufgestellt.
Arbeiten mit dem Zweiband-EQ des Clean Channels
Zur Anpassung des Basssounds hält das Two Notes Revolt Bass beim Clean-Kanal einen zweibandigen Equalizer bereit, der ohne Frage tolle klangliche Resultate zu liefern vermag. Dreht man beide Regler deutlich auf, so erntet man beispielsweise einen knackigen Slapsound. Darüber hinaus geht es mit einer ordentlichen Höhenabsenkung im Handumdrehen in die Vintage-Sound-Richtung, wie ihr in den beiden als nächstes folgenden Klangbeispielen hören könnt.
Viel mehr ist dann allerdings auch nicht drin, denn Two Notes hat sich an dieser Stelle leider gegen einen flexibleren Equalizer entschieden – etwa mit einem zusätzlichen Mittenregler oder gar einem halbparametrischen Filter. Ich bedauere diesen Umstand sehr, denn der cleane Kanal klingt prinzipiell wirklich klasse und wäre mit einem aufwändigeren Equalizer noch deutlich vielseitiger einsetzbar!
Arbeiten mit dem Vintage Dirt Channel des Two Notes Revolt Bass
Der Vintage-Dirt-Kanal präsentiert sich hier auf Anhieb deutlich flexibler und stellt für mich das Highlight des Two Notes Revolt Bass dar. Insbesondere die leicht angezerrten Sounds mit niedrigem Gain-Pegel finde ich absolut überzeugend. Mit dem Gain-Regler auf 10h wird der Fender Precision Bass leicht angeknuspert und klingt wie durch einen echten Röhren-Amp gespielt – herrlich!
Für die stärker verzerrten Beispiele habe ich die Boxensimulation aktiviert – der Filter glättet hier wunderbar den oberen Bereich und sorgt für etwas mehr Räumlichkeit. Mit dem Mittenregler lässt sich dann noch sehr schön der Klangcharakter beeinflussen.
Komplett aufgedreht treten die Obertöne stärker in den Vordergrund und der Sound wird deutlich ungehobelter. Ich habe zugegebenermaßen keine Ahnung, wie ein Marshall 1992 JMP Super Bass Mark klingt, aber der Vintage-Dirt-Kanal liefert definitiv coole Overdrive-Drive-Sounds im Stil der 70er-Jahre und ist dank des 3-Band-Equalizers flexibler einsetzbar als der Classic-Clean-Kanal – hier kommt wirklich Freude auf!
Arbeiten mit dem Modern Drive Channel des Two Notes Revolt Bass
Bei der Bezeichnung „Modern-Drive“ denken die meisten vermutlich an brutale Sägesounds im Stile der finnischen Effektschmiede Darkglass. Der moderne Kanal des Two Notes Revolt Bass verfügt allerdings weder über die Vehemenz, noch über die ungeheure Transparenz der Darkglass-Zerren.
Die Verzerrung findet hier eher im oberen Bereich statt und klingt dadurch in meinen Ohren eher harmlos im Vergleich zu dem, was man heutzutage mit dem Begriff verbindet. Für andere User:innen passt der Sound aber möglicherweise wie die Faust aufs Auge … das ist natürlich wie immer Geschmacksache!
Aber immerhin: Mithilfe des gut abgestimmten 3-Band-Equalizers und mit etwas geduldigem Experimentieren mit dem Blend-Regler konnte ich dem Two Notes Revolt Bass durchaus auf die Sprünge helfen. Das Ergebnis sind durchsetzungsstark-aggressive Zerrsounds, die sich sicherlich gut bei moderneren Rock oder Metal-Songs machen!
Two Notes Revolt Bass – das sind die Alternativen
Features | Two Notes Revolt Bass | EBS Microbass 3 | Darkglass Alpha Omega Ultra V2 |
Röhre | Ja | nein | nein |
Effektweg | Ja | Ja | nein |
Symmetrischer Ausgang | Ja | Ja | nein |
Kompressor | nein | Ja | nein |
Preis | 399,- Euro | 369,- Euro | 459,- Euro |
Bewertung im Test | 4 Punkte | 5 Punkte | 4,5 Punkte |
Produkt bei Thomann | Two Notes Revolt Bass kaufen (Affiliate) | EBS Microbass 3 kaufen (Affiliate) | Darkglass Alpha Omega Ultra V2 kaufen (Affiliate) |
SVT sagt:
#1 - 05.07.2023 um 18:52 Uhr
Wie immer ein toller, ausführlicher Test aber nachdem ich über ein halbes Jahr auf das Pedal gewartet hatte, hat mich der Klang dann doch eher enttäuscht. Der Clean Channel ist ganz ordentlich aber beide Drivekanäle klingen für mich einfach nur Grütze. Und wie die bei dem Ding keine IR cabsim einbauen konnten ist mir auch schleierhaft, genau dafür ist die Firma doch bekannt geworden! Für mich ein Kardinalsfehler. Klar wollen die ihren Torpedo Kram auch noch verkaufen aber zumindest eine abgespeckte Version hätte klanglich ganz andere Dimensionen möglich gemacht. So ist es leider mal wieder nur eine weitere "Furzkiste" die in der Praxis hinter ihrem eigenen Hypetrain zurückfällt. Im Vergleich dazu klingt z.B. das Effectrode Blackbird Pedal mit seinen drei(!) 12AX7 Röhren wie ein richtig fetter Röhrenamp und hat zwei MEGA gute Drives an board (symmetrisch und unsymmetrisch verzerrt aka. vintage und modern). Das kostet auch nur die Hälfte mehr, für 1000% Zugewinn an Klangqualität. Hier wurden vielleicht zwischen Prototyp und Produktionsmuster zu viele Kompromisse gemacht, das Pedal wirkt so einfach noch nicht ausgereift und käme für mich nichtmal im Privatbetrieb zum Einsatz. Dabei las es sich auf dem Papier sooooo gut :D
Mitsch sagt:
#2 - 11.03.2024 um 17:15 Uhr
Also ich finde den Revolt Bass super. Der Sprung von "keine Röhre" zu Revolt mit Röhre war ein Quantensprung. Ich kann jetzt "leider" nie wieder ohne Röhre spielen... Ich hätte nicht gedacht, dass es so geil klingt und sich so geil spielt. Vor allem das Spielgefühl ist völlig neu und einfach unnachahmlich. Das gilt sicherlich für alles was mit Röhre funzt, aber der Revolt Bass macht das echt gut für mein Empfinden.