Mario Gebhardt, seines Zeichen Gründer und Mastermind der noch jungen Firma Tube Workshop (TWS), kann auf eine erfolgreiche Karriere im Audiosektor zurückblicken – er war unter anderem Produktentwickler bei Beyerdynamic! Seine Leidenschaft galt allerdings schon früh dem Gitarrenspiel und der Restaurierung alter Röhrenamps aus den 40er-, 50er- und 60er-Jahren, die er mit Begeisterung zu Gitarrenamps umfunktionierte. Als sich dem sympathischen Diplom-Ingenieur die Gelegenheit bot, aus seiner Liebe zu Röhrenamps einen Hauptberuf zu machen, zögerte er nicht lange und gründetet die Firma Tube Workshop. Das offizielle Debüt seiner Company feierte Mario Gebhardt schließlich auf der „Guitar Summit“ im Jahr 2022. Damals beschränkte sich Angebot zwar noch auf extrem hochwertige Gitarrenamps, doch nur ein Jahr später präsentierte Mario Gebhardt auf der Mannheimer Messe schon ein edles Vollröhren-Top und eine passende Box für die tieftönende Kundschaft. Wir hatten den TWS BassBoy und die TWS Bass-Cab 1×12“-Box in unserem Testlabor und sind extrem gespannt auf das kompakte Highend-Röhrenstack aus dem schwäbischen Leingarten. Los geht’s!
TWS BassBoy/TWS Bass Cab 1×12 – das Wichtigste in Kürze
- TWS BassBoy:
- vom legendären Ampeg B15-Basscombo inspiriertes Vollröhren-Topteil
- 30 Watt (früher B15) / 50 Watt (später B15) umschaltbar
- weiterentwickelte Baxandall-Klangregelung mit Character-Regler (modern/vintage)
- “Ultra-High”-Funktion (Höhen-Boost)
- hochwertiger XLR-Di-Out (trafosymmetrisch)
- kürzeste Signalwege mit „Point-to-Point“-Verdrahtung
- Handmade in Germany
- 1×12″ Eminence Kappa-12A-Lautsprecher
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- TWS Bass-Cab 1×12“:
- kompakte Bassreflex-Box
- 450 Watt Belastbarkeit
- 8 Ohm Impedanz
- Handmade in Germany
TWS BassBoy
Mario Gebhardt hat sich für seinen ersten Bassamp vom legendären Ampeg B15 inspirieren lassen, der dem Großteil unserer geneigten Leserschaft sicherlich ein Begriff sein wird. Dabei handelt es sich um einen überaus populären 30 Watt starken Basscombo aus den 60er/70er-Jahre, der damals wie heute bevorzugt für Recordings in Studios verwendet wurde bzw. wird.
Dementsprechend handelt es sich beim TWS BassBoy eben auch nicht um einen brachialen, mehrere Hundert Watt starken Röhrenboliden zur Beschallung von Hallen, sondern um einen edlen Vollröhren-Amp, der mit 50 Watt ausreichend Leistung für kleinere Gigs und zum Aufnehmen im Studio bietet.
Guter Transportfaktor
Der TWS BassBoy fällt mit seinen Maßen von 530 x 260 x 260 mm vergleichsweise kompakt aus und ist mit einem Gewicht von 14kg durchaus als transportfreundlich zu bezeichnen. Das Gehäuse besteht aus 18 mm starkem Kiefern-Multiplex und wurde mit schwarzem Tolex überzogen – der Amp ist also extrem stabil gebaut und hält ohne Frage auch dem harten Touralltag Stand. Zum Tragen gibt es an der Oberseite einen ausreichend dimensionierten Koffergriff und für den rutschfesten Stand sorgen große Gummifüße auf dem Boden.
Übersichtliches Cockpit
Mit Blick auf die Front im klassischen Design wird schnell klar, dass der TWS BassBoy ein recht spartanischer Amp mit einfacher Handhabung ist – den üblichen Schnickschnack moderner Basstops sucht man hier vergebens!
Stattdessen gibt es einen Klinkeneingang zur Verbindung mit dem Bass, gefolgt vom Preamp-Regler (Gain), einem Dreiband-Equalizer mit den entsprechenden Reglern und dem Master-Regler für die Endlautstärke. Ganz rechts finden wir den Standby-Schalter und den Netzschalter inklusive großer Betriebs-LED – fertig!
Ampeg-inspirierte Baxandall-Klangregelung
Hinter dem Dreiband-Equalizer des TWS BassBoy verbirgt sich eine ebenfalls vom Ampeg B15 bekannten Baxandall-Klangregelung, die Mario Gebhardt allerdings für mehr Flexibilität modifiziert und mit einem sehr speziellen Mittenregler erweitert hat. „Speziell“ deshalb, weil damit gleich mehrere Parameter (wie die Einsatzfrequenz, die Bandbreite und die Anhebung oder Absenkung) kontinuierlich über den gesamten Reglerweg verändert werden. Auf diese Art kann man stufenlos zwischen modernen und Vintage-Sounds hin- und herblenden, weshalb Mario Gebhardt den Regler folgerichtig mit der Bezeichnung „Character“ versehen hat.
Ein weiteres Feature, dass Mario Gebhardt in abgewandelter Form vom legendären B15 übernommen hat, sitzt hinter dem Preamp-Regler: Durch Ziehen am Regler wird ein Höhen-Boost aktiviert, der die Anschläge verstärkt und für mehr Transparenz im Sound sorgt. Den Namen „Ultra-High“ hat Mario Gebhardt aus nostalgischen Gründen zwar vom B15 übernommen, die Schaltung unterscheidet sich jedoch vom Original.
Rückseite
Ähnlich übersichtlich wie die Front ist auch das rückseitige Layout des kleinen Vollröhren-Amps. Wir finden hier natürlich den Netzanschluss, einen hochwertigen trafosymmetrischen XLR-Ausgang (inklusive Groundlift) zur Weiterleitung des Signals zum Pult oder zum Recording-Equipment, sowie zwei Klinkenbuchsen für die Verbindung mit den Boxen. Mithilfe eines Wahlschalters kann die Impedanz je nach Boxenbesteck auf 4, 8 oder 16 Ohm geschaltet werden.
Auf der Rückseite parkt aber außerdem noch ein weiterer Schalter, mit dem sich das Verhalten der Endstufe beeinflussen lässt. In der 30-Watt-Stellung geht der TWS BassBoy nach dem Vorbild der früheren B15-Amps etwas schneller in die Sättigung, und in der 50-Watt-Stellung performt die Endstufe stabiler, so wie es bei den späteren B15-Topteilen aus den 70er-Jahren der Fall war.
100% Röhrenbetrieb!
Durch die Öffnung im unteren Bereich erhält man einen Blick auf das Innenleben des Amps und die Röhren, mit denen der BassBoy ausgestattet ist. Für die Vorstufe kommen zwei 6SL7 und eine GZ34 als Gleichrichterröhre zum Einsatz, während die Endstufe mit zwei Röhren des Typs 6L6 bestückt ist. Mario Gebhardt legt bei seinen Amps größten Wert auf hohe Qualität und verwendet nur handverlesene Premium-Bauteile.
Gleiches gilt auch für die Verarbeitung: Die Amps werden in Leingarten komplett von Hand gefertigt. Platinen oder wacklige Steckverbindungen sucht man hier vergebens, stattdessen wird alles oldschool-mäßig Punkt-zu-Punkt von Hand verdrahtet, was kürzeste Signalwege garantiert. Diese Herangehensweise wird sich vermutlich auch im Sound des Bassboy bemerkbar machen – mehr dazu dann im Praxisteil!
TWS Bass-Cab 1×12
Auch die Bassbox aus dem Hause TWS kommt natürlich im klassischen Look und passt allein daher schon mal rein optisch hervorragend zum Bassboy. Das geschlossene 595 x 400 x 300 mm messende Gehäuse besteht aus 15 mm dickem Birken-Multiplex und wurde mit schwarzem Tolex verkleidet.
Zum Tragen des TWS Bass-Cab 1×12 gibt es auf der Oberseite einen Schlaufengriff, auf dem Boden sitzen dicke Gummifüße, und die unteren vier Ecken werden von Chromkappen gegen Rempler beim Abstellen geschützt. Eine Frontbespannung in Schwarz/Silber macht den Old-School-Look der 1x12er komplett.
Speakerbestückung
Hinter dem Frontgrill sitzt der einzige Lautsprecher der kompakten Box, denn auf einen Hochtontöner hat Mario Gebhardt zugunsten eines weicheren und wärmeren Sounds verzichtet. Zum Einsatz kommt ein 1×12“ Eminence Kappa-12A-Lautsprecher, der mit 450 Watt belastbar ist.
In der rechten, unteren Ecke befindet sich die Öffnung des Bassreflexrohrs, welches die Tiefbasswiedergabe der kompakten Box optimieren soll. Die solide Konstruktion des Gehäuse und der Eminence-Lautsprecher bringen zusammen einiges auf die Waage, sodass die TWS 1x12er mit ihren 15,5 kg nicht zu den Leichtgewichten ihrer Spezies zählt. Optional bietet TWS ohne Aufpreis aber auch die Ausstattung mit einem Jensen Bass Smooth 12 Neodym-Zwölfzöller an, der eine Gewichtsreduzierung um gute 4kg ermöglicht und den Transportfaktor somit durchaus verbessert.
Was vergessen? Ach ja: Auf der Rückseite der edlen 1x12er parkt eine Klinkenbuchse zur Verbindung mit dem BassBoy oder einem anderen Topteil.