Praxis
Der Marshall JMP 2203 ist kein Sound-Chamäleon, hier sind in erster Linie britische Rocksounds mit kräftigen Mitten im Angebot, bei zurückgenommenem Pre-Amp-Volume lassen sich auch unverzerrte Töne umsetzen. Die Klangregelung dient eher dazu, den Sound auf ein entsprechendes Instrument abzustimmen und weniger, das Frequenzbild total zu verbiegen. Diese Charakteristik ist auch im Plug-In gut umgesetzt. Ihr hört nun drei unterschiedliche Beispiele, die in etwa die Bandbreite des Amps darstellen. Einmal ein Cleansound mit der Strat, bei dem ich den Low-Sensivity-Input benutzt habe. Dann ein Crunchsound mit einer Les Paul Melody Maker und zum Abschluss Vollgas mit der Les Paul bei maximalem Pre-Amp-Volume.
Das alles macht einen guten Eindruck, vor allem, wenn das Plug-In über ein Apollo Audio-Interface angesteuert wird, weil dann auch das Spielgefühl und die dynamische Ansprache passt. Hierzu habe ich zwei weitere Beispiele aufgenommen. Zuerst kommt die Variante mit der Anschlagsdynamik – im ersten Durchgang wurde mit dem Daumen angeschlagen, dann leicht mit dem Pick und abschließend hart mit dem Pick. Das Plug-In reagiert genau so dynamisch wie ein knackig eingestellter Röhrenamp – Respekt!
Als nächstes steht die Arbeit mit dem Volume-Poti der Gitarre im Fokus. Das Herunterregeln des Zerrgrades funktioniert tatsächlich sehr gut. Ihr hört jetzt zuerst den Steg-Pickup der SG voll aufgedreht, dann wird auf den Hals-Pickup umgeschaltet und Volume von 10 auf 6 zurückgedreht. Der kräftige Mid-Gain-Sound ist nun fast clean.
Hier noch ein Beispiel mit etwas höherem Gain und nur mit Fingeranschlag gespielt.
Wir werfen nun noch einmal einen Blick und ein Ohr auf die unterschiedlichen Möglichkeiten und Sounds, die mit den verschiedenen Mikrofonierungen erzielbar sind. Im nächsten Beispiel habe ich nur ein Mikrofon benutzt und ihr hört nun die Möglichkeiten A bis E direkt hintereinander.
Für dich ausgesucht
Nun kommt eine Auswahl beider Mikrofone, leicht nach links und rechts gelegt (11 und 13 Uhr). Zuerst die beiden C414 Mikrofone (A & B), dann ein SM 57 und SM 7B und in der dritten Runde hört ihr SM 57 und SM 7B hart nach links und rechts im Panorama verteilt (7 und 17 Uhr).
Durch die unterschiedlichen Mikrofonierungen kann der Sound noch etwas spezieller auf den Anwendungsbereich zugeschnitten werden. Meine Lieblingskombination hierbei ist das SM57 und SM7B. Das 57er sorgt für den schneidenden Ton, der sich (wie so oft mit diesem Mikrofon) gut durchsetzt und auch mit dem Charakter des Zerrsounds gut harmoniert. Das SM 7B sorgt für die nötige Wärme. Aber da hat jeder unterschiedliche Präferenzen. Ich finde das Angebot und die Einstellmöglichkeiten ausgezeichnet, man kann selbst Hand anlegen, ohne dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sieht.
Unter der Lupe betrachtet und wenn man sich die Sounds einzeln anhört, dann erscheint der Gitarrenton mitunter etwas harsch, mit den Höhen sollte man daher vorsichtig umgehen. Diese Klangcharakteristik ist allerdings vielen Plug-Ins eigen und bei einigen zeigt es sich auch sehr extrem. In unserem Fall ist das aber nicht weiter problematisch, denn prinzipiell soll ja mit dem Plug-In nicht allein gespielt werden. Ich schätze, dass in 98% aller Anwendungen der Marshall selbstverständlich im Bandkontext eingesetzt wird und sich dort der leicht spitze Sound auch recht positiv bemerkbar macht, weil er sich einfach gut gegen die anderen Signale durchsetzt. Hier ist ein Beispiel mit drei Gitarrenspuren, Bass und Drums. Die Rhythmusgitarren sind im Panorama hart nach links und rechts eingestellt (identische Einstellung des Plug-Ins), die Lead-Gitarre kommt durch die Mitte.