Willkommen zum ersten Teil meiner Workshop-Serie “Ukulele für Gitarristen”. Heute möchte ich euch zeigen, wie einfach es eigentlich ist, offene Moll- und Dur-Gitarren-Akkorde, aber auch Barré-Griffe auf die Ukulele zu übertragen. Und keine Sorge: auch die Praxis wird nicht zu kurz kommen.
Doch bevor wir uns den Details widmen, möchte ich erst einmal die Frage klären, welche Ukulele sich am besten als kleine Alternative zur Gitarre eignet.
Das Instrument meiner Wahl (mit dem ich auch alle Klangbeispiele erstellt habe) ist eine Tenorukulele, deren Saiten von oben nach unten auf g, c’, e’ und a’ gestimmt sind.
Meine Argumente für den Kauf einer Ukulele dieses Typs waren folgende:
Die Tenorukulele zeichnet sich dadurch aus, dass ihr Griffbrett auch für gitarristische Gewohnheiten groß genug ist. So lassen sich selbst komplexere Akkorde in höheren Lagen noch problemlos greifen. Bei kleineren Ukulelen wie den Sopran- und Konzertmodellen hatte ich hingegen Bedenken, es könne auf dem Griffbrett eng werden und der kleine Korpus würde nicht genügend Klangfülle bieten – gerade wenn es um das solistische Spiel geht. Eins zu null für die Tenorukulele!
Gegen die größere Baritonukulele sprach für mich, dass ihr Sound dem einer kleinen Gitarre ähnelt. Das liegt sowohl an der Größe des Korpus als auch an der Tatsache, dass man sie exakt wie die unteren vier Saiten einer Gitarre stimmt (d, g, h, e’). Der freundliche höhere Klanganteil, den man mit der Ukulele verbindet, ist bei der Baritonukulele dadurch nicht mehr so ausgeprägt. Zwei zu null für die Tenorukulele.
Für dich ausgesucht
Unterm Strich stellt die Tenorukulele für mich also einen optimalen Kompromiss aus guter Bespielbarkeit und typischem Ukulelenklang dar – und wird somit zum idealen Zweitinstrument für uns Gitarristen. Die Beispiele dieses Workshops sind aber im Prinzip auf jeder Ukulele spielbar.
Damit war der Entscheidungsprozess aber noch nicht beendet. Kommen wir zur Stimmung.
Für die tiefe g-Saite entschied ich mich, weil sie der gitarristischen Gewohnheit gerade beim Spielen von Melodien mehr entgegenkommt als die traditionell verwendete hohe g’-Saite. Damit ist die tiefste Saite oben und nach unten wird der Klang immer höher, genau wie bei der Gitarre. Zwar klingt eine Ukulele mit hoher g’-Saite noch eigenständiger, allerdings stellt vor allem das Melodiespiel dann für Gitarristen eine große Umstellung dar. Zugunsten der Einfachheit entschied ich mich für die Stimmung, die uns Gitarristen vertrauter ist, also mit tiefer g-Saite. Um das Ganze in die Tat umzusetzen, besorgte ich mir einen speziellen “low-g”-Saitensatz, denn ab Werk war (zumindest bei meiner Ukulele) eine hohe g’-Saite aufgezogen.
Der Workshop
Im Praxisteil soll es nun in der ersten Folge um die Frage gehen, wie wir unter Verwendung bekannter Gitarrengriffe jeden denkbaren Dur- und Moll-Akkord auf die Ukulele übertragen können, ohne dass wir dafür alles komplett neu lernen müssen.
Wie schon erwähnt, verwende ich folgende Ukulelenstimmung:
Das Verhältnis der einzelnen Saiten zueinander ist dabei dasselbe wie bei den unteren vier Saiten der Gitarre. Jede Saite ist jedoch exakt eine Quarte (= 5 Halbtöne) höher gestimmt. Wollen wir auf der Ukulele also beispielsweise klingend C-Dur spielen, so müssen wir den Gitarrengriff G-Dur greifen (eine Quarte tiefer). Dabei fallen natürlich die fünfte und sechste Saite der Gitarre weg.
Wir können daher im Prinzip alle uns bekannten Gitarrenakkorde auf die Ukulele übertragen. Beginnen wir mit den einfachsten Griffen, den offenen Akkorden, also solchen, die Leersaiten beinhalten. In meinem ersten Beispiel habe ich unsere bekannten Gitarrengriffe so bearbeitet, dass wir sie für die Ukulele verwenden können. Wir beginnen mit den Akkorden in Dur.
Bevor ich euch ein PDF mit den wichtigsten Akkorden übereigne, möchte ich euch anhand von zwei Gegenüberstellungen zeigen, wie sich das Verhältnis zwischen einem Gitarren- und einem Ukulelen-Akkord in der Praxis darstellt. Das erste Bild zeigt, welchen Teil aus einem normalen, offen gespielten Gitarren-C-Dur Akkord man benötigt, um auf der entsprechend gestimmten Ukulele einen F-Dur Akkord zu erzeugen (die Saiten der Ukulele sind, wie eben schon erwähnt, ja eine Quarte höher gestimmt). Man kann sehr schön erkennen, dass man einfach nur den unteren Teil des Gitarren-C-Dur auf die Ukulele übertragen muss. Noch einfacher geht es beim zweiten Beispiel in dieser Galerie. Hier nehme ich das offen gespielte “Gitarren-D-Dur” und übertrage den Griff eins zu eins auf die Ukulele. Das Ergebnis ist ein G-Dur Akkord – also, entsprechend der Stimmung der Ukulele wieder einfach eine Quarte höher.
Kommen wir jetzt zum angekündigten PDF.
Genau wie in den beiden Beispielen zuvor, haben wir die Akkorde auch in dem PDF wieder so gegenübergestellt, dass sehr schön zu erkennen ist, welche Teile des Gitarren-Akkords auf die Ukulele übertragen werden.
“Umrechnen” der Tonarten
Um eine Abfolge von Akkorden (z.B. aus einem Liederbuch, Leadsheet, etc.), klingend spielen zu können, müssen wir sie für die Ukulele umrechnen. Die folgende kleine Übersicht soll helfen, in diesem Fall schnell die passenden Griffe zu finden. Oben steht der gewünschte Akkord (klingend), unten der entsprechende Gitarrengriff. Auch die Transponierscheibe zum Downloaden und Basteln möchte ich an dieser Stelle empfehlen (siehe Videoworkshop Rigk Sauer).
Kommen wir zu einem ganz einfachen Songbeispiel, um die ersten Ukulelenakkorde praktisch anzuwenden. Der Anschlag kann mit Zeigefinger, Daumen oder Plektrum ausgeführt werden. Die Griffbilder sind hier schon mit der korrekten, klingenden Bezeichnung versehen.
Offene Moll-Akkorde
Als Nächstes schauen wir uns die Gitarrengriffe für die offenen Mollakkorde an, die ich wieder auf dieselbe Art für Ukulele bearbeitet habe.
Und hier als Tabelle:
Das folgende Beispiel zeigt einen Ausschnitt aus einem Klassiker von den Beatles. Die Begleitung von “Let It Be” ist mit den Fingern gezupft. Für eine flüssige Spielweise ist es dabei wichtig, jedem Finger der Anschlagshand eine bestimmte Saite zuzuordnen:.
- Saite Ringfinger
- Saite Mittelfinger
- Saite Zeigefinger
- Saite Daumen
Barré-Akkorde
Jetzt wollen wir uns anschauen, wie sich die wichtigsten Barré-Akkorde von der Gitarre auf die Ukulele übertragen lassen. Das Ganze wieder im PDF-Format zum Downloaden.
Die gebräuchlichsten Barré-Akkorde werden von den Gitarren-Griffbildern für E-Dur, E-Moll, A-Dur und A-Moll abgeleitet.
Drückt der 1. Finger alle sechs Saiten herunter und die restlichen Finger formen einen E-Dur-Griff, bezeichnen wir diesen Barréakkord als E-Dur-Typ. Greift der 1. Finger fünf Saiten und die anderen Finger formen einen A-Dur-Griff, bezeichnen wir diesen Barré-Akkord als A-Dur-Typ.Dieses Prinzip lässt sich auf die Griffe für E-Moll und A-Moll übertragen.
Übrigens: Ein praktisches Tool, das den eben beschriebenen Sachverhalt interaktiv umsetzt, ist der bonedo-Akkord-Finder.Ihr findet ihn hier.
Beim Übertragen dieser Griffe auf die Ukulele fällt auf, dass nun der 1. Finger aufgrund der geringeren Saitenzahl bei E-Dur-Typ nur zwei, beim E-Moll-Typ drei Saiten herunterdrücken muss. Beim A-Dur und A-Moll-Typ wird hier im Gegensatz zur Gitarre keine Barrétechnik benötigt. Da diese Akkorde nur aus gegriffenen Tönen bestehen, lassen sie sich wunderbar verschieben und damit ebenso vielfältig einsetzen wie die Gitarrenakkorde, von denen wir sie abgeleitet haben.
Alle uns noch fehlenden Dur-und Moll-Akkorde können wir mit diesen Griffen bilden, indem wir sie an die richtige Stelle verschieben. Im Folgenden habe ich E-Dur-Typ und E-Moll-Typ als E-Typen sowie A-Dur-Typ und A-Moll-Typ als A-Typen zusammengefasst. Soll der klingende Akkord ein Dur-Akkord sein, nimmt man den entsprechenden Durtyp, für einen Moll-Akkord den entsprechenden Molltyp.
Um beispielsweise einen klingenden C#-Dur-Akkord zu spielen, müssen wir, wie in der Tabelle zu sehen, einfach den E-Dur-Typ-Griff in die vierte Lage schieben. Benötigen wir z.B. einen Eb-Moll-Akkord, greifen wir den A-Moll-Typ-Griff in der ersten Lage.
Natürlich gibt es für alle Dur- und Moll-Akkorde auch auf der Ukulele noch viele weitere Griffe. Ich beschränke mich für den Anfang aber aus Gründen der Übersichtlichkeit ganz bewusst auf eine einzige Griffmöglichkeit für jeden Akkord. Mit den bisher gelernten 24 Akkorden lassen sich die allermeisten Songs begleiten. Für jeden denkbaren Dur- oder Moll-Akkord kennen wir jetzt einen Griff.
Im folgenden Ausschnitt des Songs “Killing Me Softly” benötigen wir gleich eine ganze Reihe der gelernten Akkorde. Der Song wurde von vielen berühmten Musikern gespielt, unter anderem von Roberta Flack und den Fugees.
“What A Wonderful World” ist uns vor allem in der Version von Louis Armstrong bekannt. Auch eine Ukulelenversion des Songs enterte vor wenigen Jahren die Charts. Israel Kamakawiwo’ole verpackte den Song in ein Medley mit “Somewhere Over The Rainbow”.
Ich orientiere mich hier weitgehend an der Louis-Armstrong-Version. Diese steht im 6/8-Takt. Die arpeggierten (gebrochenen) Akkorde lassen sich am besten mit Zupftechnik spielen, wobei wieder jeder Finger der Anschlagshand nur für eine bestimmte Saite zuständig ist (vgl. “Let It Be”).
Auf dieselbe Art und Weise können wir auch alle möglichen anderen Akkordtypen von der Gitarre auf die Ukulele übertragen. Wie wäre es z.B. mit sus-, add- oder Dominantsept-Akkorden?
Den Erweiterungen der Dur- und Moll-Akkorde werden wir uns im Laufe der nächsten Folgen noch widmen. Die folgende Transponiertabelle zeigt abschließend noch einmal alle in dieser Folge gelernten Akkorde.
Das war es von mir für dieses Mal. Viel Spaß beim Ausprobieren und Begleiten, bis zur nächsten Folge!
Christoph sagt:
#1 - 26.03.2013 um 17:37 Uhr
Prima, gut gemacht, danke! Endlich Schluß mit der Umrechnerei.
Kunar sagt:
#2 - 24.08.2013 um 00:15 Uhr
Kleine Korrektur zum PDF mit den Dur-Akkorden: Die Finger bei D-Dur (Ukulele) sind verrutscht. Man muss die oberste Saite greifen und dafür die unterste leer lassen.