Praxis
Nachdem ich mir das schillernde Sechserpack ausgiebig angeschaut habe, juckt es mich natürlich schon in den Fingern, diese schmucken Teile auch mal anzuspielen. Normalerweise bin ich eher Minimalist, was die Quantität der Kupfer-Zinn-Fraktion am Schlagzeug betrifft. Umso mehr freue ich mich nun meiner ersten Tage als Trommelheini zu frönen, als einfach gar nicht genug Blech vor meiner Nase baumeln konnte! Los geht’s!
Der erste Eindruck auf der klanglichen Ebene deckt sich schon mal komplett mit dem auf der visuellen: Die Dinger passen wirklich gut zusammen! Die Klangeigenschaften der einzelnen Becken harmonieren makellos miteinander. Man kann von Glück sprechen, wenn willkürlich zusammengestellte, handgefertigte Becken zueinander passen. Aber in diesem Fall ist mein Eindruck, dass man auch bei einem übermütigen Kauf “von der Stange” klanglich keine bösen Überraschungen zu befürchten hat, dafür sind diese Becken einfach zu brav behandelt worden. Neben dem homogenen Gesamtsound fällt mir zudem ein sehr angenehmes Spielgefühl auf. Das mag daher rühren, dass jedes Becken einen sehr eindeutigen Klangcharakter besitzt, von dem es – egal ob sanft oder härter gespielt – partout nicht abweichen will. Böse Zungen würden an dieser Stelle vielleicht kritisieren, die Becken hätten nichts zu erzählen! “So mancher sagt jedoch mit wenigen Worten umso mehr”, denke ich und lasse mich gerne auf diesen eindimensionaleren Plausch ein.
Das Ride besticht in erster Linie durch einen sehr klaren Anschlag, der für meine Ohren trotz des tendenziell flachen Profils eher hell als dunkel wirkt, was wohl der relativ hohen Masse des Beckens geschuldet ist. Die Kuppe setzt sich im Klang sehr deutlich vom Body ab, was schnell zu wilden Patterneskapaden einlädt. Gibt man dem Becken etwas mehr “Pfund”, so entfaltet sich ein angenehm dunkles Grundrauschen, ohne den eigentlichen Anschlagston zu überrumpeln. Wer allerdings das Ride auch mal gerne für längere Strecken in Deftones-Manier zum Crash umfunktioniert, der sollte sich entweder nach einem sehr guten Gehörschutz, überaus toleranten Mitmusikern oder gleich nach einem etwas dünneren Modell umsehen.
Die beiden Crashes verstehen sich sowohl äußerlich als auch klanglich nahezu perfekt. Das 18″-Modell besitzt einen tiefen Grundton und einen gesunden Crash-Charakter. Logischerweise besitzt das 16″-Modell einen durchaus helleren Grundton, kommt aber insgesamt nicht so ausgewogen wie sein größerer Bruder daher. Im direkten Vergleich wirkt es sogar etwas schüchterner und ich bin drauf und dran, es zu ermutigen: “Na komm schon!”.
Die 14″-Hi-Hat hat durch ihre zwei relativ dicken Becken ordentlich Saft. Den Grundcharakter würde ich als sehr projizierend, eher hell und – wie heißt es noch so schön… – “crisp” beschreiben. Dieses relativ massige Pärchen verschluckt auf jeden Fall keinen einzigen Schlag, lässt einem dadurch aber auch bei wilderen Figuren keinerlei Ausrutscher durchgehen, wie es größere und dünnere Modelle manchmal tun. Man sollte noch hinzufügen, dass diese Hi-Hat leider nicht nur gewichtstechnisch ein echter “Brummer” ist: Bei einer geschlossenen bis halboffenen Spielweise mischt sich – wenn auch leise – oft eine undifferenzierte, tiefe Frequenz unter die sehr klaren Anschlagsounds, was im Studio wohl jeden Engineer sofort zum EQ greifen lassen würde.
Für dich ausgesucht
Das 10″-Splash bedarf nicht nur aufgrund seiner Größe weniger Worte. Es bringt für mich alles mit, was man von einem Becken dieser Art erwartet: schnelle Ansprache, klarer Sound, genügend Biss.
Wie schon vermutet, ist das 18″-China klanglich gesehen natürlich der Klassenclown in dieser Riege. Ich hänge es zunächst aus Gewohnheit mit der Krempe nach oben zeigend auf das Stativ und ignoriere einfach, dass das “Ultimate”-Logo nun auf der Unterseite gedruckt steht. Die ersten Anschläge entlocken dem güldenem Zauberhut vor allem eins: “GOOOOONG”. Dieser tiefe Ton klingt in meinen Ohren latent penetrant und weniger angenehm. Natürlich ist auch ganz klar das für Chinas typisch bissige Fauchen wahrzunehmen. Gerade dies könnte für meinen Geschmack jedoch in diesem Fall gerne dominanter sein. Daraufhin drehe ich das Becken und hänge es nun verkehrt herum – oder richtig rum?! – auf das Stativ. Plötzlich scheint das Verhältnis zwischen tiefem Ton und dem gewünschten Fauchen ein stückweit ausgewogener zu sein. Ich schaue hinab auf das “Ultimate”-Logo, und bilde mir nun ein zu wissen, warum es genau auf dieser Seite des Beckens zu finden ist.