Ultimate Ears UE 6 PRO Test

Praxis

Gesagt, getan! Natürlich war der nächste Schritt, beim Akustiker eine Otoplastik (individuelle Abformung der Gehörgänge) erstellen zu lassen. Ein sehr zeitnaher Termin bei einem örtlichen Geschäft war schnell gemacht; hier reicht ein Blick in die “Gelben Seiten”, um einen geeigneten Akustiker zu finden. Da eine gute Ohrabformung allerdings die Grundlage für einen gut sitzenden Hörer ist, sollte man hier durchaus auf Qualität achten. Die Kosten für die Abformung belaufen sich auf ca. 30,- Euro, und der gesamte Vorgang ist absolut unproblematisch und vollkommen schmerzfrei. Zur Abformung wird einem vor Ort eine schnell aushärtende silikonartige Masse tief in die Gehörgänge gespritzt. Zuvor wird pro Seite ein kleines Watte-Pad, an welches ein dünner Faden gebunden wurde, bis zum Trommelfell ins Ohr gesteckt.
Die Aushärtung der Masse dauert nur wenige Minuten, und anschließend bekommt man die fertigen Stücke in einem Behältnis ausgehändigt. Die Otoplastiken habe ich danach an die Firma Fischer Amps geschickt, die zeitnah alles weitere erledigt hat: ca. 14 Tage später erhielt ich mit der Post meine neuen In-Ear-Hörer. Der Zeitraum ist insofern bemerkenswert, als dass meine Otoplastiken in dieser Zeit ja über den “großen Teich” geschickt wurden, dann die Hörer in den USA gebaut wurden, um schließlich wieder nach “good ol’ Germany” zurückgesendet zu werden. Auf Nachfrage erklärte man mir, dass man in der Tat größten Wert auf diese ultraschnelle Abwicklung lege. Zwei bis drei Wochen seien die Regel, und auch bei eventuellen Reklamationen bzw. Reparaturen sei man vergleichbar schnell. Wow!

Fotostrecke: 7 Bilder Bei Bestellung erhält man einen Info-Bogen mit Hinweisen und wichtigen Tipps für eine gelungene Ohrabformung.

Zuvor hat man freilich noch Mitspracherecht beim äußeren Erscheinungsbild seiner In Ears. Zwar besteht jeder UE-Hörer grundsätzlich aus transparentem Acryl und wird in einem 3D-Drucker gefertigt, aber die aus dem Ohr heraus sichtbare Seite (die sogenannte Face Plate) ist völlig frei gestaltbar. Hier hat man auf der Homepage der Company die sprichwörtliche Qual der Wahl aus unzähligen Farb- und Designmustern. Von “ganz durchsichtig” über “normal einfarbig” bis hin zu kombinierten oder ineinander laufenden Neonfarben, edler Holzoptik oder gar einem Bezug mit Swarovski-Steinen ist hier alles möglich. Ich persönlich habe mich für ein edel wirkendes, schickes transparentes Weinrot entschieden.

Nur eine kleine Auswahl: Bei der Gestaltung der Face Plates ist nahezu nichts unmöglich. Hier einige Beispiele von der UE-Homepage.
Nur eine kleine Auswahl: Bei der Gestaltung der Face Plates ist nahezu nichts unmöglich. Hier einige Beispiele von der UE-Homepage.

Zum Lieferumfang gehört ein sehr stabiles Aufbewahrungskästchen mit dem aufgedrucktem Namen des Users, eine Bedienungs- bzw. Pflegeanleitung, zwei stylische Firmen-Aufkleber, sowie natürlich das Kabel, mit welchem man die Hörer mit dem sogenannten Bodypack verbindet, welches das Signal des Mischpultes empfängt. Natürlich kann man die Hörer aber auch zum Produzieren an der DAW benutzen oder ganz einfach zum Musikhören in sein Smartphone stecken! Das ganze Package wird in einem hochwertig wirkenden aufklappbaren schwarzen Karton ausgeliefert.
In diesem Zusammenhang ist noch interessant, dass die Company seit einiger Zeit völlig neue Kabel sowie ein neu entwickeltes Stecksystem verwendet. Modellübergreifend gibt es bei der PRO-Serie von Ultimate Ears nun ein neu entwickeltes Monitoring-Kabel mit runden Steckern. Das Kabel ist deutlich dünner, dabei aber sogar robuster als seine Vorgänger. Durch den wirklich intelligent gemachten Arretierungsmechanismus kann man die von den Ohren kommenden Kabel fest im Nacken zusammenführen und dort fixieren. Dieses Prinzip funktioniert so gut, dass sogar auf den typischen im Kabel eingearbeiteten Biegedraht verzichtet werden kann!

Fotostrecke: 5 Bilder “Sie sind da, sie sind da!” Der Pappkarton enthält …

Und wie klingt’s nun?

Zunächst einmal war ich erleichtert, dass meine Ohrabformung offensichtlich absolut fehlerfrei vonstatten gegangen war – die Hörer ließen sich mit einer leichten Drehbewegung tief in die Gehörgänge stecken und saßen absolut perfekt und sicher tief in den Ohren.
Das erste Ausprobieren erfolgte mithilfe meines iPhones und förderte Erstaunliches zutage: die Bässe der Songs, die ich mir anhörte, waren derart druckvoll, konkret und sauber, dass ich mir kaum erklären konnte, wieso ich es so lange mit meinen alten Hörern ausgehalten habe. Nicht, dass die mies klingen, aber die Abbildung im Tiefbassbereich der UE 6 PROs ist derart tight und knackig, dass ich bis heute fast das Gefühl habe, eine Art “Körperschall” zu empfinden – was ja eigentlich unmöglich ist! Aber natürlich besteht das Signal nicht nur aus Bass! Auch der Mittenbereich des neuen UE 6 PRO ist absolut sauber und akkurat. Hier gibt es kein Plärren, keine Topfigkeit – einfach nichts, was nervt. Und auch die Höhen sind super sauber und kristallklar.

Fotostrecke: 2 Bilder Die alte Einstellung am Monitor-Pult kann man auf jeden Fall vergessen – die UE 6 PRO-Hörer drehen …

Das absolute Aha-Erlebnis erwartete mich dann freilich beim ersten Gig, denn so sauber und im wahrsten Sinne “nah am Ohr” hatte ich mein Basssignal noch nie gehört. Jede Feinheit meines Spiels sowie alle übrigen Bandsignale waren deutlich hörbar, was ohne Frage auch ein entspannteres Spiel meinerseits zur Folge hatte. Natürlich war aufgrund der neuen Gegebenheiten eine komplette Neu-Justierung des Monitor-Sounds vonnöten – aber diesen überschaubare Aufwand nimmt man natürlich gerne in Kauf. Bleibt noch zu erwähnen, dass man seine Hörer nach jedem Einsatz mit dem mitgelieferten Pinselchen von Schweiß und Cerumen säubern sollte, um möglichst lange Freude an ihnen zu haben!
All dies führte mich zu dem Schluss: Ja, meine alten Hörer sind gut – ziemlich gut sogar! Sicherlich hätte ich sie noch über Jahre weiter benutzen können. Aber die Aussage, dass die Entwicklung im In-Ear-Bereich in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht hat, ist ohne Frage ebenso richtig. Es geht eben doch immer noch besser!

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Feliks Weber sagt:

#1 - 04.07.2018 um 09:27 Uhr

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Hallo Lars,
welches IN Ear System hattest du vorher? Mich würde die Marke interessieren!
Gruß

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #1.1 - 08.07.2018 um 09:05 Uhr

    0

    Hallo Feliks!Das ist ein alter LivePro 3 von der Firma InEar - damals ne echte "Wucht in Tüten" in Sachen Tiefbass aufgrund der Verwendung von zwei Basstreibern je Seite, und auch aus heutiger Sicht sicher immer noch ein toller Begleiter. Inzwischen geht die Produktrange bei InEar allerdings auch schon bis zum LivePro 5 mit satten fünf (!) Wegen pro Seite, was auch sehr interessant klingt. Es hat sich also auch bei dieser Company seit damals unglaublich viel getan.Viele Grüße, Lars

    Antwort auf #1 von Feliks Weber

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    +1
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Andreas Aeberhard sagt:

#2 - 18.11.2019 um 21:04 Uhr

0

HiHat jemand Erfahrungen mit dem Ultimate Ears UE11Pro? Soll laut
Hersteller auch speziell Bassisten beglücken...Cheers

    Profilbild von lars.bonedo

    lars.bonedo sagt:

    #2.1 - 19.11.2019 um 07:13 Uhr

    0

    Hi Andreas!Die 11 Pros sind mir leider nicht bekannt. Aber die 6er sind - immer noch - wirklich toll!Viele Grüße, Lars

    Antwort auf #2 von Andreas Aeberhard

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Mehmet T sagt:

#3 - 03.12.2019 um 15:55 Uhr

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Ich test gerade die HL4310, die ich mit den HL4210 vergleiche. Wie würde dieser sich zu dem 3 Wege-System von UE vergleichen. Diese In ears könnten meinen AKG K712 Over Ear ersetzen und nutze es für Gaming und Musik (lofi,Hip Hop, Rock, Instrumental, Hybrid-Rock etc.). Da es aktuell ein Angebot bei Hörluchs gibt will ich mir diese Maß anfertigen lassen was daraus eine HL5-Serie wird und es könnte dann zum Kauf sogar eine HL5410 oder HL5430 sein.

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