ANZEIGE

Ultrasone Pro-2900i Test

Praxis

Verwendungszweck und Tragekomfort

Durch die offene Bauweise des Ultrasone Pro-2900i sind die Einsatzmöglichkeiten von Natur aus begrenzt. Die Einstreuungen aus der Umwelt sowie das Übersprechen nach außen schließen ihn als DJ-Kopfhörer sowie für den Einsatz im Aufnahmeraum bei lauterer und beat-lastiger Musik quasi aus. Bei der Arbeit im Zug zog ich bei höheren Abhörlautstärken missmutige Blicke auf mich, bei niedrigem Pegel waren die Umgebungsgeräusche zu laut und machten konzentriertes Mischen unmöglich. Während der Gesangsaufnahmen leiserer Akustik-Stücke ohne Klick fühlte sich eine Sängerin allerdings gerade durch den offenen Charakter sehr wohl. Auch im Regieraum konnte der Kopfhörer durchaus Punkte sammeln. Ich fühlte mich deutlich weniger eingeengt und freier, als bei der Verwendung des geschlossenen Pro-900. Das offene Modell lässt einen luftigen Eindruck entstehen und ermöglicht auch aufgesetzt eine gute Kommunikation mit dem Umfeld. 

Dank des Faltmechanismus lässt sich der Kopfhörer auf Minimalgröße zusammenlegen und ist dadurch leicht zu transportieren.
Dank des Faltmechanismus lässt sich der Kopfhörer auf Minimalgröße zusammenlegen und ist dadurch leicht zu transportieren.

Am Tragekomfort gibt es nichts auszusetzen. Trotz vergleichsweise geringem Anpressdruck sitzt der Kopfhörer nicht wackeliger als ähnliche Modelle. Die Polster scheuern nicht, liegen nur da auf, wo sie sollen und der Bügel sitzt bequem. Die Anpassung an die Kopfform geht sowohl von den Schienen zur Größenverstellung bis hin zur Drehung der Ohrmuscheln stets gut von der Hand. Dank des einfachen Handlings und des angenehm offenen Charakters stellt auch längeres Arbeiten kein Problem dar.

Klang

Hier fällt die Verwandtschaft zum Pro-900 sofort auf, jedoch ohne den massiv überrepräsentierten Bassanteil seines Bruders. Zwar kommt dieser immer noch etwas zu kräftig, doch hier greift er längst nicht mehr so massiv ins Klanggeschehen ein. Jedoch fördert der Pro-2900i einen nasalen Charakter zutage. Die Darstellung im Druckbereich von Gitarren zwischen 300 und 500 Hz erscheint mir unbefriedigend und lässt so rockige Musik ein wenig fad, zuweilen auch etwas bissig erscheinen. Die gute Auflösung in den Höhen stellt Details glockenklar heraus. Becken gewinnen dadurch an Glanz, werden aber auch schnell zu präsent und wirken spitz. Auf Konsonanten wirkt sich dieser Effekt weniger stark aus. Diese wirken, wie Stimmen im Gesamten, verhältnismäßig rein und natürlich.
Trotz einiger Unzulänglichkeiten im Frequenzgang verfügt der Kopfhörer über ein sehr gutes Impulsverhalten über den gesamten Frequenzverlauf. Höhen, Mitten und Tiefen sprechen sauber an und fangen auch bei steilen Transienten nicht an zu schwimmen. Auch bei höheren Lautstärken gibt sich der Pro-2900i pegelfest und kann sich mit Verzerrungsarmut und Detailreichtum behaupten.

Weist ein gutes Impulsverhalten auf: offener Ultrasone
Weist ein gutes Impulsverhalten auf: offener Ultrasone

Die Panoramastaffelung gelingt ihm ohne weitere Probleme. Auch die Lokalisation von Elementen im Stereo-Bild ist ohne größere Schwierigkeiten möglich. Dennoch hält die S-Logic-Technologie nur bedingt, was sie verspricht: Die Schallquelle scheint nur geringfügig nach vorn versetzt. Mittige Elemente erscheinen jedoch immer noch im Kopf platziert und auch eine Tiefenwirkung konnte von mir nur bedingt wahrgenommen werden.
In der Produktionspraxis schlägt sich der Kopfhörer durchwachsen. Gerade beim Mischen fördern Aufnahmen aus metallischen und rockigen Gefilden einen ziemlichen Biss zutage. Dieser strengt das Gehör schon nach kurzweiliger Arbeit an. Bässe lassen sich hingegen gut einschätzen, durch die ausgeprägte Präsenz neigt man allerdings dazu, diese etwas schwächer als nötig zu dosieren. Beim Editing geht kaum ein Detail verloren. Hier hat der Biss auch Vorteile, denn Schwachstellen im Schnitt von E-Gitarren werden schnell offenbart. Akustische Passagen oder generell Material mit „natürlicher“ Instrumentierung lassen sich deutlich angenehmer auch auf Dauer bearbeiten und dank des transparenten Obertonverhaltens, lassen sich auch Räume gut dosieren. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.