Universal Audio 1176 Classic Limiter Collection Test

Praxis

Die grundsätzlichen Einsatzmöglichkeiten und Klangeigenschaften des 1176 dürften anno 2013 kein Geheimnis mehr sein (ließen sich aber hier nachlesen). Deswegen möchte ich ich an dieser Stelle vor allem auf die speziellen Neuheiten und die erwähnenswertem Aspekte der Classic Limiter Collection konzentrieren. Zunächst einmal fällt auf, dass alle drei Plug-Ins tatsächlich einen eigenen Charakter haben. Es gibt Situationen, in denen das nicht so ins Gewicht fällt und solche, bei denen die Unterschiede sogar recht drastisch ausfallen.

Die Kompression des Bluestripe ist für 1176-Verhältnisse recht vornehm, wohingegen der Blackface krasser, muskulöser und auch „lauter“ klingt. Das Blackface-Plug-In hat mich tatsächlich auf Anhieb an den typischen Crunch meines Vintage-Blackface erinnert, gerade bei schnellen Attackwerten auf Raummikrofonen. Vermutlich liegt dieser Unterschied daran, dass der Bluestripe stärker programmdaptiv arbeitet und deswegen Impulse nicht so heftig plattbügelt. Diese bisweilen ziemlich stoische Autorität, mit der der Blackface durch das Audiomaterial pflügt, ist im neuen Plug-In toll umgesetzt. Das „alte“ UAD-Plug-In klingt da im Vergleich deutlich „flatteriger“ und unruhiger. Und dabei ist diese Unbedingtheit, diese deutliche Decke, gegen die man ein Signal schieben kann, eines der tollen Phänomene beim Hardware-1176, zumal bei guten Vintage-Exemplaren wie meinem. Toll, dass dieser Schlüsselaspekt jetzt auch in der Software richtig gut funktioniert!
Neben diesen Differenzen, welche das reine Kompressionsverhalten betreffen, unterscheiden sich die drei Plug-Ins auch in der Klangfärbung, die sie den Signalen mitgeben. Am meisten fällt dies beim Bluestripe auf – dieses Plug-In hat einen deutlich mittigen Charakter, er bringt das Signal lebendig in einem Frequenzbereich zusammen, der insbesondere für Instrumente wie Gitarren oder Keyboards wichtig ist. Dagegen drückt der 1176LN Blackface mehr im Bass, und er klingt auch etwas mehr „edgy“ in den Höhen. Man könnte es auch so formulieren: Der Bluestripe ist insgesamt etwas „sweeter“, der Blackface hingegen wuchtiger und aggressiver, ohne dabei aber plärrig zu werden. Die Anniversary Edition klingt von allen drei Exemplaren zunächst am saubersten. Langweilig wird dieses Plug-In trotzdem nie, was auch an den erweiterten „Hot-Rod“-Features des Plug-Ins liegt. Mit der 10ms-Attack werden Signale wunderschön knallig, auch die verschiedenen vom All-Button-Modus abgeleiteten Ratio-Presets erweitern die sattsam bekannte 1176-Soundpalette um neue, nette Facetten.
Bass, langsamste Attack, schnellste Release, 4:1, 7 dB Pegelreduktion:

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Original 1176 Bluestripe 1176LN Blackface 1176AE Anniversary Edition 1176LN (Legacy)

Drum Room: schnellste Attack, schnellste Release, 4:1, ca. 15 dB Pegelreduktion:

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Original 1176 Bluestripe 1176LN Blackface 1176AE Anniversary Edition 1176LN (Legacy)

Den Härtetest, was die Line-Amp-Färbungen betrifft, führen wir schließlich mit deaktivierter Kompression durch. Das Konzept ist nicht ganz neu: Schon der Led-Zeppelin-Gitarrist Jimmy Page erzeugte einige seiner bissigsten Zerrsounds mittels zweier in Reihe geschalteter 1176-Modelle, die ohne Kompression als übersteuerte Line-Amps die Gitarre anrauhten. Laut Engineer-Legende Andy Johns ist beispielsweise das Riff von „Black Dog“so entstanden. Unser Klangbeispiel zeigt, dass sich auch die neuen Plug-Ins hevorragend als Sättigungstool einsetzen lassen. In letzter Konsequenz mag die Vintage-Hardware noch etwas griffiger und dreidimensionaler klingen, aber dass Plug-Ins mittlerweile überhaupt so gut klingen können ist schon eine tolle Sache! Es geht hier jedenfalls nur noch um Nuancen und nicht mehr um wahre Klassenunterschiede.
Vocals, Kompression deaktiviert, nur die Line-Stufen im Signalweg:

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Original 1176LN Blackface (Plug-In) 1176LN Blackface (Vintage Hardware)
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