Praxis
Ihr hört das Astra Pedal im Praxisteil in Stereo, die Konfiguration ist folgendermaßen: Die Gitarre ist an einen unverzerrt eingestellten Sovtek MIG-50 angeschlossen, bei Bedarf sind außerdem diverse Overdrive- oder Distortion-Pedale zwischen Gitarre und Verstärker geschaltet. Das Ampsignal geht dann an ein Universal Audio OX, der die Cab-Simulation übernimmt, von dort in das Astra-Pedal und dann in Stereo ins Audio-Interface und auf die Festplatte. Die einzelnen Effekttypen werden nun nacheinander besprochen.
Brigade Chorus
Beim digitalen Replikat des Boss CE-1 ist die Belegung der Regler dem Original ähnlich, es gibt vier Regelmöglichkeiten, die am Astra folgendermaßen aussehen:
Speed – Modulations-Tempo (nur Vibrato – Mode B)
Depth – Modulations-Stärke (nur Vibrato – Mode B)
Intensity – Effekt-Intensität (nur Chorus – Mode A)
Shade – Output Level
Shape – nicht verfügbar
Ich habe den Sound des Brigade Chorus mit meinem alten CE-1 verglichen, und die Wärme und Tiefe von Chorus und Vibrato ist wirklich sehr gut gelungen. Von allen Modulationspedalen, die sich den CE-1 als Vorbild nehmen und die ich bisher in der Hand hatte, kommt der Brigade-Chorus nach meinem Empfinden dem Sound des Originals am nächsten. Bis auf ein winziges Detail: Das Astra rauscht nicht! Mein CE-1 sorgt für saftige Nebengeräusche, weshalb er auch nicht allzu oft zum Einsatz kommt- ein klarer Vorteil für die digitale Nachbildung. Mit dem Mode-Drehschalter wird beim Brigade Chorus zwischen klassischem Stereobild (Effekt links, Direktsignal rechts) und normaler Stereoverteilung (Dual Stereo) des Effekts umgeschaltet. Je nach Einsatzbereich ist man damit gut bestückt. Die Einstellungen des Mode-Drehschalters habe ich in den Audiodateien mit 1 und 2 beschrieben. Zu Beginn hört ihr die vier Kombinationsmöglichkeiten mit dem Effekt-Mode-Kippschalter (A, B) und dem Mode-Drehschalter (1, 2). Dann folgen diverse Beispiele mit Chorus- und Vibrato-Sounds.
Flanger Dblr
Beim Effekt-Typ Flanger Dblr ist der MXR Flanger Doubler als Vorbild herangezogen worden, ein Effekt im Rackformat, der nur in relativ kleiner Stückzahl hergestellt wurde und auf dem Gebrauchtmarkt sehr gefragt ist, nicht zuletzt wegen des bestechenden Sounds. Die Reglerbelegung ist beim Astra wie folgt:
Speed – Modulations-Tempo
Depth – Modulations-Stärke
Intensity – Feedback
Shade – Wet/Dry Mix
Shape – Manual Sweep
Mit dem Kippschalter können die Modes Flanger (A) und Doubler (B) ausgewählt werden, wobei der Flanger für die etwas dezenteren Sounds sorgt und der Doubler etwas beherzter zur Sache geht. Aber das ist auch immer eine Frage der Reglerstellung. Klanglich gibt es hier wirklich nichts zu beanstanden, der Flanger Dblr erzeugt satte Flanging-Sounds und auch hier merkt man die Güte der Nachbildung. Der Effekt klingt immer füllig, hat keine Frequenzbereiche, die zu drastisch hervorstechen, auch nicht bei hohen Effekt-Settings. Von dezenten Flanging-Sounds bis zum Jet Plane-Brett mit High-Gain-Overdrive lässt sich mit ihm eine Menge anstellen.
Trem 65
Für den Trem 65 Algorithmus stand der Tremoloeffekt aus den 60er Jahre Fender Amps Pate. Laut Hersteller ist der Trem 65 eine exakte Emulation jenes Effektschaltkreises, der am Amp lediglich mit Speed und Intensity eingestellt werden kann, während das digitale Nachbild noch ein paar Optionen mehr in petto hat. Hier ist die Mannschaftsaufstellung:
Speed – Modulations-Tempo
Depth – Modulations-Stärke
Intensity – LFO Shape
Shade – Input Drive
Shape – nicht verfügbar
Interessant ist die Einstellung des Shade-Reglers, mit dem man den Tremoloeffekt noch etwas in die Übersteuerung fahren kann. Mit dem Mode-Kippschalter wählt man zwischen Sinus- (Sine) und Rechteckwelle (Square) bei der Modulation, und der Drehschalter bestimmt den Stereomodus. Hier gibt es entweder Dual Mono (1) oder Stereo (2), sodass der Effekt im Panorama hin- und herwandert. Auch bei diesem Effekt gibt es klanglich nichts zu meckern, und mit der Option der beiden unterschiedlichen Wellenformen und dem Stereomodus ist man wieder sehr breit aufgestellt. Das Tremolo klingt angenehm Vintage-mäßig.
Phaser X90
Der Sound des MXR Phase 90 ist bei diesem Algorithmus angesagt. Den gibt es, wie bereits erwähnt, per Download, wenn man das Gerät bei Universal Audio registriert hat. Klanglich wurde auch hier wieder bis ins Detail gearbeitet, der leichte Hub in den unteren Mitten ist klar hörbar und man hat bei diesem Algorithmus einige Parameter mehr zur Verfügung als beim Original.
Speed – Modulations-Tempo
Depth – Modulations-Stärke
Intensity – nicht verfügbar
Shade – Input Drive
Shape – nicht verfügbar
Beim Effekt-Mode-Kippschalter stehen die beiden Versionen des Phase 90 mit Script Logo (A) und Block Logo (B) zur Verfügung, wobei der Script-Mode etwas dünner im unteren Mittenbereich klingt. Mir persönlich gefällt der Effekt (wie das Original auch) am besten in Verbindung mit angezerrten oder stärker verzerrten Sounds. Die Steuerung des Input Drive mit dem Shade-Regler bietet außerdem die Möglichkeit, den Phaser Soundnoch etwas zu “überfahren”, was bei dreckigen Sounds eine gute Figur macht. Mit dem Drehschalter kann zwischen Dual Mono (1) und 180° Stereo Offset (2) gewählt werden. Letztgenannter erzeugt einen schön wandernden Phaser-Sound im Panoramabild.
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Dharma Trem 61
Dieser Algorithmus erzeugt einen Tremolo/Vibe-Sound mit der Möglichkeit, die Effektgeschwindigkeit per Anschlagsdynamik zu steuern. Damit lassen sich sehr interessante Sounds erzeugen, die man in Echtzeit beeinflussen kann. In Verbindung mit einem dynamisch reagierenden Overdrive lassen sich so sehr spannende Sounds generieren. Der Dharma Trem hat einen normalen Tremoloeffekt (Mode A) im Angebot und zum anderen beim zweiten Effekt-Mode einen Modulationssound, der an den Klang eines Uni-Vibes erinnert. Mit den Reglern wird Folgendes eingestellt:
Speed – Modulations-Tempo
Depth – Modulations-Stärke
Intensity – Crossover
Shade – Dynamic Speed Threshold (Schwellenwert)
Shape – Dynamic Speed Amount (Stärke)
Mit dem Drehschalter wird zwischen Dual Mono (1) und LFO Stereo-Phase (2) umgeschaltet. Je nach Einstellung wird dann bei hartem Anschlag ein langsamer und bei leichtem Anschlag ein schneller Tremoloeffekt erzeugt – und umgekehrt. Ihr hört im zweiten Beispiel die erstgenannte Variante, bei der der Vibe-Effekt beim ausklingenden Akkord schneller wird. Im dritten Beispiel ist das Tremolo bei hartem Anschlag schnell und bei leichtem Anschlag langsam.
Zwischenfazit und Alternativen
Beim Astra Pedal werden keine halben Sachen gemacht, das Motto, “weniger ist mehr”, hat hier Bestand. Man hat sich auf einige wenige Modulations-Legenden konzentriert und diese sehr akkurat digital nachgebildet. Ein Tap-Tempo wäre auch für Modulationseffekte (vor allem Tremolo) eine feine Sache, und wer für den Bühnenbetrieb mehrere Sounds auf Knopfdruck parat haben möchte, wird mit dem Astra schnell an seine Grenzen stoßen. Wenn man vielleicht auch noch ein paar andere Sounds (z.B. Rotary) parat haben möchte, dann könnte ein Strymon Mobius, Eventide Mod Factor oder H9 doch eine Alternative sein. Aber man weiß auch nicht, was die Entwickler bei Universal Audio noch aushecken werden, denn für die grüne LED gäbe es noch einen Platz für ein weiteres Effektmodul, und andere Farben gibt es ja auch noch ;-). Bestätigt wurde zwar vonseiten des Herstellers nichts, aber man weiß ja nie … Trotz allem sehe ich die eben genannten Features nicht als zwingendes Muss für ein Modulationspedal, vor allem, wenn man die Konzeption der Originaltreue als oberstes Gebot gewählt hat.