Praxis
UAD Dream ’65 Reverb Amplifier
Der UAD Dream ’65 Reverb Amplifier basiert auf einem Fender Deluxe Reverb. Allerdings verfügt dieses Modell (so wie auch das UAFX Pedal) über zwei weitere schaltbare Modifikationen – das Lead und D-Tex Mod. Neben dem Standard Tonestack, bestehend aus Volume, Bass und Treble, gibt es noch ein Brightswitch, einen Federhall und ein Tremolo. Ein regelbarer Boost steht ebenfalls bereit.

So klingt der UAD Dream ’65 Reverb Amplifier
Kenner des Fender Deluxe Amps schätzen den sagenhaft US-amerikanischen Cleansound, den man bei Bedarf in einen schönen Break-up fahren kann. Genau diesen Charakter fängt UA hier authentisch und mit direktem Spielgefühl ein. Parkt man den Volume-Regler unterhalb der 10:00-Marke, erhält man je nach Pickup glasklare Cleans, die aufgrund ihres leicht gescoopten Mittenbereichs eine angenehme Wärme ausstrahlen.
Egal ob Funk, Jazz oder Blues – der Dream ‘ 65 überzeugt. Dreht man Volume auf, folgt ein angenehm dynamischer Crunch, der durch die Boostfunktion verstärkt wird. Für Texas-Blues und Mid-Gain-Rocks eignen sich besonders der Lead- und D-Tex-Channel – mit leicht betonter Mittenstruktur und spürbaren Gainreserven. Es lohnt sich, das Volume-Poti voll aufzudrehen, denn die Zerre klingt sagenhaft. Da sich das Tonestack an der Originalvorlage orientiert, kann man das Basspoti bedenkenlos runterdrehen, um den typisch twangigen Deluxe Sound zu erhalten.
Die den verschiedenen Boxentypen könnt ihr den Grundsound nochmal gezielt in eine ganz neue Richtung lenken. Bei diesem Amp-Modell sagt mir persönlich der Oxford Speaker mit dem SM57 am meisten zu. Obendrauf bekommt ihr hier eine Federhall- und eine Tremolo-Emulation – sie punkten mit authentischen und natürlichen Klangergebnissen. Dadurch entfällt allerdings der Room Reverb, den die anderen drei Plugins alle haben.
UAD Lion ’68 Super Lead Amp
Beim UAD Lion ’68 Super Lead Amp hat man gleich drei ikonische Marshalls emuliert: den Super Lead Plexi, den Super Bass und das „Brown Modell“, ein modifizierter Marshall für den klassischen 80s Sound. Die Inputs lassen sich frei verkabeln und patchen. Darüber hinaus verfügt der Lion ’68 über ein regelbares Noise Gate, einen Boost und ein schaltbares Bright Cap. Der „Ghost Notes“-Switch emuliert sowohl das Brummen, aber auch spezielle Obertöne alter Trafos.

So klingt der UAD Lion ’68 Super Lead Amp
Auch der Lion ’68 bildet den Marshallsound authentisch nach. Im Vergleich zum UAFX Lion Pedal, das ich ebenfalls testen durfte, höre ich hier keine großen klanglichen Unterschiede heraus. Das Super Lead Modell liefert das klassische britische Brezeln mit einem durchsetzungsfähigen Mittenbereich. Dynamische Low-Gain-Sounds mit schönem Break-up – aufgedreht reicht das Spektrum von Blues Rock bis Mid-Gain-Hardrock. Wirklich „Clean“ kann dieses Modell nicht.
Daher erfreut es umso mehr, dass mit dem „Bass“-Modell eine Marshall Variante vertreten ist, die sich ausschließlich glasklaren Sounds widmet. Hier muss man wissen, dass die Originalvorlage ursprünglich für Bassisten gedacht war. Das heißt, ihr solltet den Bassregler ziemlich weit herunterdrehen und mit dem Volume-2-Poti sparsam umgehen.
Das Brown-Modell kommt mit einer höheren Dichte, mehr „Sagging“ und mehr Zerre. Das macht ihn zwar immer noch nicht High-Gain-tauglich, doch sind getunte 80s Rocksounds dafür kein Problem. Die sechs Cabinet-Modelle decken ein breites Klangspektrum ab – besonders überzeugt hat mich das 30W-Greenback-Modell. Das Noise Gate erweist sich bei höheren Gainwerten als äußerst sinnvoll und arbeitet sehr effektiv.
UAD Woodrow ’55
Beim Woodrow ’55 stand der Fender Tweed Deluxe Pate. Wie beim Original fallen die Potis mit einem Tone- und zwei Volume-Reglern spartanisch aus. Dafür habt ihr die Wahl aus drei verschiedenen Boostertypen, unter denen sich auch die legendäre Echoplex Vorstufe befindet. Die Inputs lassen sich, ähnlich wie beim Lion ’68, frei bestimmen.

So klingt der UAD Woodrow ’55
Der Tweed Deluxe zählt definitiv zu den charakterstärksten Amps – und das trifft auch auf das Woodrow Plugin zu. Wer einen vielseitigen Amp sucht, wird hier allerdings nur begrenzt fündig. Steht man hingegen auf den warmen, rauen Sound der Vorlage, bekommt man hier ein ziemlich gelungenes Abbild. Der Woodrow beherrscht vollmundige Cleans, die aber ganz schön am Gas hängen und schnell in den Break-up übergehen.
Dreht man die Volumenpotis höher, entfaltet sich der charakteristische, mittenbetonte und saturierte Zerrsound, der diesen Amp ausmacht. Aufgrund dieser Eigenschaften empfehle ich das Plugin eher Freunden von Blues, Classic Rock, Indie oder Punk. Die Dynamik ist vorbildlich und das Spielgefühl überzeugt mich auf ganzer Linie. Dass die Potibestückung ziemlich rudimentär ausfällt, stört nicht weiter, weil die integrierten Speakersimulationen den Grundklang nochmal immens verbiegen. Auch die drei Boostermodelle erzeugen leicht unterschiedliche Ergebnisse, wobei vor allem der KP3K und Echoplex Boost den Sound nochmal gehörig andicken.
UAD Ruby ’63 Top Boost Amplifier
Der Ruby ’63 liefert den „chimey“ 60s-Sound der Vox AC30-Modelle, bekannt durch die Beatles, U2, Brian May oder Rory Gallagher. Hier gibt es drei Kanäle: Der Normal Channel beruht auf einem 61er Modell und kommt mit cleanem Headroom daher.

Im Brillant Channel wird es etwas heißer. Hier hat ein 63er Top-Boost-Modell als Vorlage gedient – so wie beim „Vib-Trem“-Modell. Der Unterschied liegt darin, dass sich hier noch ein kombinierter Vibrato- und Tremolo-Effekt hinzugesellt und das Ampvoicing leicht abweicht.
So klingt der Ruby ’63 Top Boost Amplifier
Auch der Ruby ’63 setzt die typischen Vox AC30-Charakteristika sehr gut um. Im Brillant Channel erhält man bei niedrigen Volumesettings den höhenreichen und funkelnden „Jangle“-Sound, der nie zu spitz oder aufdringlich wirkt. Dreht man das Gain auf, entfalten sich Classic-Rock-Zerrsounds, die durch ihren prägnanten Mid-Punch besonders durchsetzungsfähig klingen.
Insgesamt bin ich ziemlich überrascht von der ungeheuren Direktheit des Plugins und der feinfühligen Reaktion auf Spielnuancen. Ähnlich wie der Woodrow fährt auch der Ruby relativ früh in einen leichten Break-Up, der jedoch mit einem gewissen Charme und einer tollen Dynamik begeistert. Will man es etwas dunkler und cleaner, ist der Normal-Channel die bessere Wahl.
Der Vib-Trem-Kanal erzeugt einen sehr musikalisch klingenden Tremoloeffekt, der sich durch eine ausgewogene Tonhöhenmodulation ergänzt. Die Cabinet Auswahl ist auch hier breit aufgestellt. Hier sagen mir persönlich das „Blue“- und „Silver“-Modell am meisten zu. Der nasale Eigenklang der Blue Bulldog Speaker ist hier sehr gut getroffen.